Skip to main content
Top

09-11-2017 | Motorräder | Schwerpunkt | Article

Das Geschäft mit Motorradtechnik wächst

Author: Christiane Köllner

5 min reading time

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
loading …

Sicher, komfortabel und emissionsfrei: Das ist die Vision der Mobilität der Zukunft. Und darin spielt auch das Motorrad eine wichtige Rolle. Experten erwarten mittelfristig einen Umsatz von einer Milliarde Euro mit Motorradtechnik.

Ob als Luxusgefährt, als Teil des multimodalen Verkehrs in Städten oder in Schwellenländern als Massenfortbewegungsmittel: Die Nachfrage nach motorisierten Zweirädern steigt. Studien zufolge werden 2021 weltweit mehr als 160 Millionen Zweiräder jährlich produziert. Das treibt auch bei Bosch das Geschäft an. Der Produktbereich Two-Wheeler und Powersports des Unternehmens konnte seinen Umsatz 2016 im Vergleich zum Vorjahr um über 20 Prozent steigern. 2020 will Bosch eine Milliarde Euro Umsatz mit Motorradtechnik erzielen. 

Editor's recommendation

01-07-2014 | Entwicklung

Fahrzeug-zu-X-Funktionen für mehr Sicherheit bei Motorrädern

Die Europäische Kommission hat am 28. März 2011 das Weißbuch Verkehr 2011 mit dem Titel „Fahrplan zu einem einheitlichen europäischen Verkehrsraum - Hin zu einem wettbewerbsorientierten und ressourcenschonenden Verkehrssystem“ [

"Megatrends wie Urbanisierung und Nachhaltigkeit werden die Mobilität der Zukunft und das Motorrad grundlegend verändern", sagt Dr. Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung bei Bosch. "Wir müssen das Motorrad zukunftsfähig machen: Zum einen, indem wir es sicherer machen, zum anderen, indem wir den Antrieb effizienter machen."

Mehr Sicherheit auf zwei Rädern 

Eines der Ziele der Motorradentwickler: unfallfreies Fahren auf zwei Rädern. 

Obgleich die Marktdurchdringung von Fahrdynamikregelsystemen bei Motorrädern im Vergleich zu Personenkraftwagen noch eher gering ist, haben Akzeptanz und Ausstattungsraten in den vergangenen Jahren stark zugenommen", schreiben die Springer-Autoren Kai Schröter, Raphael Pleß und Patrick Seiniger im Kapitel Fahrdynamikregelsysteme für Motorräder aus dem Handbuch Fahrerassistenzsysteme

Pionierarbeit leistete hier vor allem das Motorrad-ABS, das seit 2016 für neuentwickelte Modellreihen und seit Januar 2017 für alle neu verkauften Motorräder mit mehr als 125 Kubikzentimeter Hubraum in der Europäischen Union Pflicht ist. Für die kostensensitive Hubraumklasse, die unter 125 Kubikzentimeter beginnt, hat Continental ein Ein-Kanal-ABS für leichte Krafträder im Angebot, das in den Vespa-Modellen Primavera und Sprint der italienischen Piaggio-Gruppe zum Einsatz kommt. Laut Bosch-Unfallforschung könnte ungefähr jeder vierte Motorradunfall mit Toten und Verletzten verhindert werden, wenn alle Zweiräder mit einem ABS ausgestattet wären. 

Heute greift serienmäßig eine große Zahl weiterer "Assistenten" regelnd ein, noch bevor kritische Situationen überhaupt entstehen. Zu den Systemen gehören etwa die Überwachung des Toten Winkels, die vorausschauende Kollisionswarnung, der Notbremsassistent, Scheinwerferassistent, der intelligente Tempomat mit Abstandsautomatik oder die Verkehrszeichenerkennung. Mehr Sicherheit auf die Straße zu bringen, das schaffen Assistenzsysteme jedoch nicht alleine, dazu braucht es die Vernetzung. 

Motorrad und Umwelt kommunizieren

Aus diesem Grund hat Bosch vernetzte Systeme entwickelt, die es dem Fahrer ermöglichen, mit anderen Fahrzeugen, der Infrastruktur und anderen Verkehrsteilnehmern zu kommunizieren, wie beispielsweise der digitale Schutzschild. Damit kann eine der häufigsten Unfallursachen vermeiden werden: das Übersehen von Motorradfahrern an Kreuzungssituationen. Durch diese "digitale Sichtbarkeit" wird der Motorradfahrer von Pkw-Fahrern erkannt.  Und so funktioniert es: Fahrzeuge im Umkreis von mehreren hundert Metern tauschen bis zu zehn Mal pro Sekunde Informationen zu Fahrzeugtyp, Geschwindigkeit, Position und Fahrtrichtung aus. Das heißt: Lange bevor ein Motorrad für Autofahrer und fahrzeugeigene Sensoren in Sicht kommt, wissen sie mithilfe der Technik: Achtung, ein Motorrad nähert sich.

Eine weitere Lösung, die die Sicherheit und den Komfort beim Motorradfahren erhöht, ist der vernetzte Horizont. Fahrer können damit um die nächste Kurve sehen und so mögliche Gefahren frühzeitig erkennen. Kommt es jedoch zu einem Unfall, kann ein fahrzeugintegriertes Notrufsystem, der sogenannte E-Call, helfen. Ab diesem Jahr bietet zum Beispiel BMW Motorrad E-Call als Sonderausstattung für Motorräder an. Mit dem System sollen Notdienste 40 bis 50 Prozent schneller am Unfallort sein.

Konnektivität und funktionale Sicherheit 

Wie digitale Konnektivität beim Motorrad künftig aussehen kann, soll das BMW Motorrad Concept Link zeigen. Inspiriert vom BMW Motorrad Vision Next 100 vernetzt es Fahrer, Fahrzeug und Umwelt. Die Studie eines Elektrorollers kann zum Beispiel Informationen mit anderen Fahrzeugen und der Verkehrsinfrastruktur austauschen. Das Fahrzeug kennt unter anderem den Kalender und damit die nächsten Ziele des Fahrers, die schnellste oder schönste Route dorthin und auf Wunsch sogar die passende Musik dazu.

Neben Komfortsteigerung und Unfallvermeidung ist auch die Betriebssicherheit von Zweirädern von zentraler Bedeutung. Denn für den Kunden ist es selbstverständlich, dass sein Motorrad nach dem Stand der Technik entwickelt wurde und keine Gefahren von dem Produkt selbst ausgehen. Um dies zu gewährleisten, entwickelt BMW Motorrad elektrische und elektronische Systeme (E/E-Systeme) sowie Funktionen konform zum für den Pkw-Bereich geltenden Sicherheitsstandard ISO 26262 und realisiert so die funktionale Sicherheit.

Elektromobilität auf zwei Rädern 

Nicht nur die Vernetzung, auch die Elektromobilität nimmt weiter Fahrt auf. In den nächsten Jahren soll der Markt für leichte Elektrofahrzeuge wie E-Scooter um 40 Prozent wachsen. Laut Studien werden bis 2020 rund 100 Millionen Fahrzeuge produziert. "Kleine Elektrofahrzeuge haben weltweit eine große Zukunft. Wir sind der Meinung, urbane Elektromobilität wird vor allem in diesem Segment durchstarten", sagt Hoheisel. 

Speziell dafür hat Bosch ein aufeinander abgestimmtes System mit Motor, Steuergerät, Batterie, Ladegerät, Display und App entwickelt – für zwei, drei oder vier Räder. Das System ist für alle Fahrzeugklassen zwischen 0,25 und 20 Kilowatt einsetzbar und treibt beispielsweise die E-Schwalbe von Govecs und den E-Scooter von Aima an. Da es aus bereits entwickelten Automotive-Komponenten besteht, entstehen für die Autohersteller geringe Entwicklungsaufwendungen. 

Sauberes Motormanagement

Bosch treibt aber nicht nur die Elektromobilität auf zwei Rädern voran, sondern optimiert auch weiterhin den Verbrennungsmotor durch Lösungen fürs Motormanagement. Damit sollen Zweiräder und Powersport-Fahrzeuge Emissionsvorgaben wie Euro 5 und BS 6 (Indien) erfüllen. 

Auch Continental arbeitet am sauberen Motormanagement und hat dazu die "Air Module Engine Control Unit" entwickelt. Als Version "M4L" zunächst für Einzylinder-Viertakt-Motorräder und -roller von 50 bis 250 Kubikzentimeter Hubraum entwickelt, kommt dieser Drosselklappenstutzen mit integrierter Motorsteuerelektronik, Aktuatorik und Sensorik ohne aufwändige Verkabelungen aus. Das Motormanagement-System soll die für 2020 in Europa erwartete Abgasnorm Euro 5 unterschreiten.

Ein weiterer Baustein für einen effizienten Motorlauf ist Continentals "Fuel Supply Unit" (FSU), zunächst entwickelt für Einzylinder-Viertaktmotoren bis 150 Kubikzentimeter Hubraum. Diese elektronisch gesteuerte Kolben-Einspritzpumpe soll extrem reibungsarm arbeiten. Die FSU liefert ohne zusätzlichen Regler einen konstanten Druck unter allen Betriebsbedingungen und in allen Geschwindigkeitsbereichen.

Related topics

Background information for this content

Premium Partner