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2018 | Book

Musikhören im Zeitalter Web 2.0

Theoretische Grundlagen und empirische Befunde

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About this book

In Anschluss an aktuelle Erkenntnisse soziologischer und sozialpsychologischer Musikrezeptionsforschung erläutert der Band, welche gesellschaftlichen Funktionen das Musikhören heute erfüllt, und welche Rolle hier die neuen Rahmenbedingungen im Web 2.0 spielen. Auf Basis repräsentativer empirischer Erhebungen werden musikalische Einstellungen und Verhaltensweisen illustriert sowie klar abgrenzbare Musikhörtypen charakterisiert, die in je besonderer Weise mit den aktuellen Möglichkeiten und Herausforderungen der digitalen Mediamorphose umgehen. Besondere Berücksichtigung findet dabei die Frage nach der Bedeutung primärer Sozialisation als Gegengewicht zur musikalischen Selbstsozialisation im Internet. Vor allem Alter, Schulbildung und Wohnortsgröße der Menschen zeigen sich als entscheidende Einflussgrößen der individuellen musikalischen Praxis in Österreich.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Aus Digitalisierung und der Entwicklung des Internet erwachsen neue Möglichkeiten und Herausforderungen im Umgang mit Musik. Wer in dieser Situation wie agiert und reagiert, das ist eines der zentralen Themen dieses Buches. Die technologische Entwicklung der Verbreitungs- und Rezeptionsmedien hat zu einer stetigen Erleichterung und Demokratisierung des Zugangs zu Musik geführt. Mit Smartphone und Web 2.0 ist hier ein (vorläufiger?) Höhepunkt erreicht, mit beträchtlichen Auswirkungen auf die musikalischen Einstellungen und Verhaltensweisen der RezipientInnen. Welche Rolle das Musikhören im Zeitalter Web 2.0 spielt, welche Funktionen es erfüllt und wie sich diese Tatsachen vor dem Hintergrund des heutigen Überangebots an Übertragungsmusik darstellen, das wird hier in Anschluss an neue Erkenntnisse musiksoziologischer und sozialpsychologischer Rezeptionsforschung erläutert.
Michael Huber
Kapitel 2. Zur sozialen Ungleichheit des Musikhörens
Zusammenfassung
Welche Musik wann wo und von wem gehört wird, das kann als Hinweis auf soziale Ungleichheit interpretiert werden. Im Zeitalter Web 2.0 ist weniger der prinzipielle Zugang zu Musik ungleich verteilt, es sind vielmehr die sozialen und lokalen Rahmenbedingungen der Rezeptionssituation. Gleiche Musik kann verschieden gehört werden, und die Wurzeln dieser Verschiedenheiten liegen in zentralen Prägungen durch Eltern und Geschwister. Pierre Bourdieu hat umfassend dargestellt, wie die verschiedenen Erscheinungsformen von kulturellem Kapital auf die sozialen Positionen jener verweisen, die mehr oder weniger über dieses Kapital verfügen. Reproduktion sozialer Ungleichheit manifestiert sich vor diesem Hintergrund vor allem in Distinktionsbestrebungen von Angehörigen der herrschenden Klasse. Diesem Befund wurde von vielen Seiten entschieden widersprochen, ebenso wie der Orientierung an einer legitimen Kultur und deren Homologie mit der herrschenden Klasse. Alternative Beschreibungen der Zusammenhänge von sozialer Lage und Musikrezeption erfolgen in verschiedenen Konzeptionen von Jugendkultur oder Szenen.
Michael Huber
Kapitel 3. Neue Rahmenbedingungen im Web 2.0
Zusammenfassung
Das Web 2.0 ist jene Erscheinungsweise des Internet, in der die NutzerInnen aktiv in die Gestaltung der Inhalte einbezogen werden. Die Entwicklung verläuft hier sehr dynamisch, wichtige Dienste der ersten Jahre, wie etwa die Peer-to-Peer-Filesharing-Netzwerke, haben heute nur mehr geringe Bedeutung. Die Tendenz zum Echtzeit-Streaming, und damit auch die Erfolgsgeschichte von YouTube, wurden mit der Marktdurchdringung internetfähiger Mobiltelefone stark beschleunigt. Kontrolle der Verbreitung von Musik und der Information darüber, zuvor weitgehend in den Händen der Tonträgerindustrie, ist nach der digitalen Mediamorphose nicht mehr möglich. Die Folge ist ein Überangebot in Tiefe und Breite, das bisweilen zu Überforderung und Ablehnung von neuem führt. Anforderungen an die MusikhörerInnen entstehen außerdem aus ihrer neuen Rolle als Prosumer. Die zuvor dominierende Einweg-Kommunikation von MusikerInnen zu HörerInnen ist mit dem Web 2.0 für Interaktion über Musik und Weiterverarbeitung von Musik geöffnet. Mit der jederzeitigen Verfügbarkeit über Smartphone stellt Musikstreaming den Download immer mehr in den Schatten. Gleichzeitig erlebt der Vinyltonträger eine Renaissance als alle Sinne ansprechendes, hoch qualitatives Medium.
Michael Huber
Kapitel 4. Aktuelle empirische Befunde zum Musikhören in Österreich
Zusammenfassung
Auf Basis von quantitativ ausgewerteten Repräsentativbefragungen konnten umfangreiche empirische Befunde zur Bedeutung des Musikhörens in der österreichischen Bevölkerung sowie zum Einfluss sozialstruktureller Merkmale auf die musikalische Praxis gewonnen werden: wie oft und in welchen Zusammenhängen Musik rezipiert wird, über Medien, im Livekontext oder als selbst Ausübende/r; welche Funktionen und Qualitäten von Musik wie sehr geschätzt werden; welche Abspielgeräte wie oft verwendet werden; wieviel Musik (analog und digital) jemand besitzt; welche Rolle das Internet bei der Musikrezeption spielt; wieviel Zeit und Geld in Musikrezeption investiert wird; wie intensiv gesungen und musiziert wird; welche Musik wie oft, wie gerne und am liebsten gehört wird. Durch die Berücksichtigung zweier Erhebungsphasen kann die Entwicklung von 2010 bis 2015 nachgezeichnet werden, vom Höhepunkt des Downloadzeitalters bis zu dessen Ablösung durch das Musikstreaming. All dies wird in Zusammenhang gebracht mit der Bedeutung von Geschlecht, Alter, Bildung, Einkommen, Migrationshintergrund, Haushaltsstruktur und Wohnortgröße, wobei die Generation Web 2.0 mit ihren neuen Verhaltensmustern eine eingehende Betrachtung erfährt. Mittels höherer statistischer Verfahren ermittelte Rezeptionstypen werden vorgestellt, die sich unterschiedlich charakterisieren lassen, je nach Musikstilpräferenz, Einstellungs- und Verhaltensweisen sowie Zugang und Mediengebrauch. Und nicht zuletzt wird auf die Frage eingegangen, welche Rolle nach der digitalen Mediamorphose die Musiksozialisationsinstanzen Eltern/Familie bzw. Medien/Internet spielen.
Michael Huber
Kapitel 5. Wozu Musik? Zentrale Tendenzen und mögliche Konsequenzen
Zusammenfassung
Das österreichische Musikleben zeigt sich sehr heterogen. Unterschiede in den Einstellungen und Verhaltensweisen zur Musik wurden durch die digitale Mediamorphose verstärkt. Bei Kenntnis der Merkmale Alter, Bildung, Wohnortgröße und Internet-Affinität lassen sich relativ verlässliche Rückschlüsse auf die musikalische Praxis der Menschen schließen. Die Generation Web 2.0 ist in ihren Verhaltensmustern weitgehend von den Älteren abgekoppelt, woraus sich für Musikpädagogik und Kulturpolitik eine Reihe von Herausforderungen ergibt. Wollen die Schulen als ernst zu nehmende Kompetenzvermittlerinnen gesehen werden, kommen sie nicht umhin, auf die neuen Alltagsrealitäten der SchülerInnen im Internet einzugehen. Will Kulturpolitik dem Anspruch auf nachhaltigen Einsatz öffentlicher Mittel gerecht werden, kommt sie nicht umhin, sich verstärkt mit jenen auseinander zu setzen, die nicht im traditionellen Kulturbetrieb verwurzelt sind.
Michael Huber
Backmatter
Metadata
Title
Musikhören im Zeitalter Web 2.0
Author
Prof. Dr. Michael Huber
Copyright Year
2018
Electronic ISBN
978-3-658-19200-6
Print ISBN
978-3-658-19199-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-19200-6