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06-10-2021 | Nachhaltige Geldanlagen | Gastbeitrag | Article

ESG-konforme Anlagen gegen Börsenturbulenzen sichern

Author: Leo Willert

3:30 min reading time
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Aktien und andere Wertpapiere, die ökologische, soziale und governancebezogene Kriterien erfüllen, boomen nicht erst seit Greta Thunbergs "Fridays For Future"-Bewegung. Doch diese Anlagen bergen auch Risiken, die sich begrenzen lassen.

Noch immer weisen die Mittelzuflüsse in nachhaltige Fonds eine starke Dynamik auf. So legten nach Zahlen des Forums für nachhaltige Geldanlagen (FNG) im Jahr 2020 besonders in Deutschland nachhaltige Fonds um rund 70 Prozent zu. In Österreich betrug der Zuwachs 30 Prozent und in der Schweiz 48 Prozent. Auch wenn diese dynamische Entwicklung im ESG (Environment, Social, Governance)-Bereich begrüßenswert ist, wird gerne darüber hinweggesehen, dass nachhaltige Investments – wie jede andere Anlageform auch – Risiken bergen. 

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01-09-2021 | Strategie

Was die grüne Produktwelt bringt

Obwohl der rechtliche Rahmen noch nicht komplett steht, treiben Geldhäuser und Fondsgesellschaften das Thema Green Finance voran. Vor allem Fonds mit den Kriterien Environment, Social und Governance (ESG) verkaufen sich gut.

Zum einen sind da die Marktrisiken. Vor allem nachhaltige Fonds sowie ETFs, die lediglich Indizes passiv nachbilden, sind Kursstürzen schutzlos ausgeliefert. So verlor beispielsweise der MSCI World ESG Leaders Index im Zuge der Finanzkrise im Zeitraum vom 9. Oktoger 2007 bis 9. März 2009 rund 54 Prozent an Wert. Während des Corona-Crashs büßte er zwischen dem 19. Februar 2020 und dem 23. März 2020 fast 34 Prozent ein. Das belegt, dass in gewissen Marktphasen auch im Nachhaltigkeitsbereich mit hohen Marktschwankungen und Verlusten zu rechnen ist.  

Zu wenig Streuung erhöht das Risiko

Da die Messung von Nachhaltigkeit bei Finanzanlagen durch Regularien wie die EU-Taxonomie-Verordnung immer mehr Gestalt annimmt, erhöht sich auch die Gefahr zur Bildung von Klumpenrisiken. Denn die Regulatorik legt fest, welche Branchen als ESG-konform gelten und welche nicht. So wird derzeit zum Beispiel darum gerungen, ob die Atomkraft als ESG-konform eingestuft werden soll. Solche Festlegungen führen dazu, dass in Zukunft, nur noch in bestimmte Branchen investiert werden darf, wodurch die Diversifikation abnimmt und das Risiko in der Veranlagung steigt. Dadurch können  Kurseinbrüche in einer Branche kaum mehr durch Gewinne anderer Branchen ausgeglichen werden. 

"Lege nicht alle Eier in einen Korb" ist eine alte Börsenweisheit und hat auch bei nachhaltigen Investments seine Gültigkeit. Denn mit dem Nachfrageboom sowie der zunehmenden Einschränkung durch Regularien steigt auch die Gefahr, dass sich die Portfolios vieler Nachhaltigkeitsfonds immer mehr ähneln. Dieser Effekt verstärkt sich weiter, wenn immer höhere Anlagesummen sich auf immer weniger Assets verteilen. Es entsteht die Gefahr einer Blasenbildung.

Der Blase bei ESG-Investments vorbeugen

Um das Ziel, ein nachhaltiges aber ausgewogenes Portfolio zu erreichen, müssen einerseits kritische Branchen, wie die Rüstungsindustrie oder die Nutzung fossiler Brennstoffe, im Vorhinein ausgeschlossen. Andererseits muss auf eine möglichst breite Streuung geachtet werden. Das Best-in-Class-Prinzip stellt zusätzlich sicher, dass in jeder Branche mindestens 50 Prozent der am schlechtesten abschneidenden Unternehmen in puncto ESG herausgefiltert werden. Dieser Auswahlprozess kann entweder über den Fondsmanager selbst erfolgen oder extern über die Expertise eines ESG-Providers, etwa einer spezialisierten Ratingagentur.

Um eine möglichst breite Streuung zu erreichen, kann ein trendfolgender, quantitativer Handelsansatz hilfreich sein. Dabei wertet ein Computermodell kontinuierlich Millionen von Kursdaten aus, um die trendstärksten Branchen beziehungsweise ESG-Einzeltitel zu identifizieren. Ein Algorithmus wählt dann automatisiert jene Aktien mit dem höchsten Momentum – also dem größten Kurssteigerungspotential – für das Anlageportfolio aus.

Risikomanagement mit flexibler Aktienquote

Beim Risikomanagement orientiert sich der quantitative Handelsansatz an der globalen Marktentwicklung und steuert flexibel die Aktienquote des Fonds. Zeigen die Daten eine gute Marktlage an, kann die Aktienquote zu 100 Prozent voll ausgeschöpft werden. Deutet sich ein Marktcrash an, fährt das System die Aktienquote bis auf null Prozent herunter. Zur weiteren Risikoabsicherung können Stop-Loss-Limits eingesetzt werden. Unterschreiten die Aktien im Portfolio einen bestimmten Kurs, wird automatisch der Ausstieg vollzogen und in konservativere Veranlagungsformen, wie Anleihen oder geldmarktnahe Anlagen, umgeschichtet. Gleiches gilt auch für den ESG-Bereich. Denn auch eine nachhaltige Anlagestrategie ohne systematisches Risikomanagement ist zu kurz gedacht. Wenn der Markt abstürzt, hilft auch der strengste ESG-Ansatz nicht gegen Verluste. 

Über ein technisches Handelssystem mit eingebautem Risikomanagement kann somit ein deutlich krisenresistenteres und gleichzeitig nachhaltiges Portfolio aufgestellt werden, dem auch der stärkste Börsensturm nicht viel anhaben kann. Denn Nachhaltigkeit beinhaltet auch, nachhaltig Risiken zu reduzieren.

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