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2015 | Book

Nachhaltiges Facility Management im Wohnungsbau

Lebenszyklus - Zertifizierungssysteme - Marktchancen

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About this book

Dieses Fachbuch führt in die Thematik des nachhaltigen Bauens ein und setzt dabei den Schwerpunkt auf die Bewirtschaftung von Wohngebäuden. Welche Kriterien sind aus Sicht des Facility Management zu beachten, damit ein Gebäude einer Nachhaltigkeitsbetrachtung standhält? Als Methode zur Messbarkeit werden verschiedene Zertifizierungssysteme beleuchtet sowie Lebenszyklusabschnitte und Lebenszykluskosten definiert. Anhand eines sanierten Beispielgebäudes werden Wirtschaftlichkeitsaspekte untersucht und praxisnah dargestellt.

Table of Contents

Frontmatter
1. Nachhaltiges Bauen
Zusammenfassung
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wurde erstmalig in der deutschen Forstwirtschaft vor über 300 Jahren formuliert. Der Gedanke war, nicht mehr Bäume zu schlagen als nachwachsen können, um die langfristige Nutzbarkeit des Waldes zu erhalten. Dieser Grundgedanke der Nachhaltigkeit lässt sich bis heute auf alle Lebensbereiche übertragen (BMUB 2014, S. 5).
Das heutige nachhaltige Denken wurde durch die Rio‐Konferenz zusätzlich angeregt. Dort wurde die Agenda 21 beschlossen. Das Wort Agenda heißt „was zu tun ist“. Die Zahl 21 steht für das 21. Jahrhundert (Kirsch et al. 1998, S. 3).
1992 wurde in Rio de Janeiro die UNO‐Konferenz geführt. Um die im Brundtland‐Report angehobenen Forderungen in international verbindliche Verträge umsetzen zu können, wurden die Vereinten Nationen tätig. Auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung trafen sich 179 Länder und unterschrieben fünf Vereinbarungen. Die Vereinbarungen gelten heute als erster internationaler Grundstein einer nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung (Waibel 2010, S. 6).
Eine der fünf Vereinbarungen war die Agenda 21. Die Basis der Agenda 21 beruhte auf nachhaltiger Entwicklung. Die Schwerpunkte lagen insbesondere auf der ökologischen, ökonomischen und sozialkulturellen nachhaltigen Entwicklung. Dieses „Drei‐Säulen‐Konzept“ wird als ein ineinander verzahntes System verstanden. Die darin enthaltenen Nachhaltigkeitsdimensionen haben dabei viele Abhängigkeiten und Wechselwirkungen untereinander (Kirsch et al. 1998, S. 38 f.).
Oksana Litau
2. Nachhaltigkeitsdimensionen
Zusammenfassung
Allgemeine Definition
Das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit ist die Erhaltung und die Erhöhung der natürlichen Ressourcen. Das Ziel kann z. B. eine Minimierung der Ressourcennutzung sein. Weitere Aspekte sind beispielsweise gesteigerte Energieeffizienz, Nutzung der erneuerbaren Energien und Rohstoffe. Außerdem soll z. B. durch die Minimierung der Gefahrstoffe und Nutzung von umweltfreundlichen Produkten zum ökologischen Gleichgewicht beigetragen werden. Die Risiken für Mensch und Umwelt sollen bestmöglichst reduziert werden (Braun und Reents 2013, S. 105). Für die ökologische Dimension sind Ziele vorgegeben. Diese sollen zur Erhaltung, zum Schutz der vielfältigen Funktionen der Natur und dem Nutzen der Menschen dienen (Waibel 2010, S. 8).
Oksana Litau
3. Facility Management
Zusammenfassung
Die Tätigkeiten des FM sind abhängig von dem jeweiligen Auftraggeber z. B. Institutionen, Immobilienverwalter als Eigentümer oder Betreiber. Zu den allgemeinen Kompetenzen eines FM gehört strategisches und ganzheitliches Agieren. Der FM betrachtet Vorgänge und deren Abhängigkeiten untereinander, dabei wird die Schnittstelle optimal gestaltet und die Prozesse aufeinander abgestimmt.
Zu den weiteren Kompetenzfeldern eines FM zählen z. B. Methodenkompetenzen (Analyse‐ und Managementfähigkeiten), Steuerungsaufgaben, Anpassungsfähig, Sozialkompetenzen (kommunizieren und kooperieren), Selbstständigkeit, Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein. Zu den FM‐Dienstleitungen gehören Projektsteuerung, Bedarfsanforderung und Betreiberverantwortung. Hierzu zählen auch rechtskonforme Ausführungen, entsprechende Dokumentation und Kontrolle (Hirschner et al. 2013, S. 8 f.).
Oksana Litau
4. Lebenszyklusbetrachtung in der Nachhaltigkeit
Zusammenfassung
Die frühzeitliche Betrachtung stellt die Weichen für die spätere nachhaltige Qualität des Gebäudes. Die Nachweisführung für die Bewertungskriterien wird in der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI 2013) nicht direkt als Leistung benannt. Es ist zu prüfen, welche Leistungen über die Grundleistungen der HOAI (2013) hinaus zu erbringen sind. Damit soll eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung durchgeführt werden (BMVBS 2011, S. 46, 48). Grundleistungen im Leistungsbild Gebäude und Innenräume, besondere Leistungen und Objektlisten sind der Anlage I HOAI (2013) zu entnehmen. Das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) hat die Nachhaltigkeitsbereiche in der HOAI (2009) unterteilt. Diese Tabelle ist der Anlage II HOAI (2009) zu entnehmen.
Seitens Architekten und Fachplanern sind Leistungen im Rahmen der Beauftragung vertraglich zu regeln. In der HOAI (2013) werden die Grundleistungen beschrieben, diese werden von Architekten erfüllt (BMVBS 2011, S. 46, 48). Die besonderen Leistungen der HOAI (2013) müssen zusätzlich vertraglich geregelt werden bzw. zusätzlich vom Architekten geplant (zusätzliche Dokumentation) und dementsprechend vom Auftraggeber bezahlt werden.
Das Leben der Immobilie wird durch Phasen definiert. Unter dem Begriff Zyklus, ist eine wiederkehrende gleichartige Periode zu verstehen (Gromer 2012, S. 98–100). Die ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus eines Gebäudes ist der Abb. 4.1 zu entnehmen. Der Lebenszyklus erfordert eine frühzeitige Betrachtung eines Gebäudes. Dabei wird die Lebenszyklusbetrachtung auf mehrere Jahre einer Immobilie angelegt.
Oksana Litau
5. Lebenszykluskosten (LzK) einer Immobilie
Zusammenfassung
Eine konventionelle Bauweise, ein Gebäude was der heutigen EnEV (2014) und EEWärmeG (2014) entspricht, ist zwar günstiger in der Herstellung als ein Passivgebäude, dieses erweist sich aber in der Lebenszykluskosten als unrentabel (Gromer 2012, S. 98–100). In der Abb. 5.1 wird dieser Vergleich verdeutlicht. Es ist erkennbar, dass sich die wirtschaftlichen Vorteile der Nachhaltigkeit mit der Länge des Betrachtungszeitraumes und dem höheren Standard der Nachhaltigkeit erhöhen.
Die erhöhten Investitionskosten bei der Passivbauweise werden durch die geringeren Ausgaben während der Nutzungsphase, speziell im Bereich der Energiekosten und der Instandsetzungskosten nach ca. 30 Jahre, kompensiert. Nachhaltiges Bauen lohnt sich also für die Nutzer der Immobilie (Gromer 2012, S. 99 f.). Welche Lebenszykluskosten in der Nachhaltigkeit betrachtet werden, ist Abschn. 5.4 Lebenszykluskostenrechnung zu entnehmen.
Die Aufgabe eines FM ist es die gesamte Lebensdauer (beim Neubau) eines Gebäudes zu berücksichtigen. Nur so kann eine erfolgreiche Umnutzung des Gebäudes garantiert werden. Diese Aufgabe wird bereits in der Konzeptphase (Planungsphase) berücksichtigt. In der Lebenszyklusbetrachtung fließen z. B. die Bewirtschaftungskosten (Energie‐, Instandhaltungs‐, Reinigungskosten und Nutzungsentgelte) und Nachinvestitionskosten (z. B. Modernisierung, Lebensdauer bestimmter Bauteile, Austauschbarkeit einzelner Bauelemente) ein (Käding 2011, S. 13).
Oksana Litau
6. Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme
Zusammenfassung
Nachhaltigkeit ist schwer messbar und dementsprechend schlecht greifbar. Anders als bei einem Gebäude, welches einfacher zu messen ist z. B. durch den Energieverbrauch. Daher wurden verschiedene Zertifizierungssysteme bzw. ‐arten entwickelt, um Nachhaltigkeit greifbar, messbar und transparenter zu machen. Ein Gebäude zertifizieren zu lassen, ist freiwillig.
Die Zertifikate können alle Gebäudetypen auf Nachhaltigkeit messen. Die Systeme für die Bewertung eines Gebäudes sind meistens in den Nachhaltigkeitsdimensionen (ökologische, ökonomische, sozialkulturelle und funktionale Dimensionen) einheitlich, bei den Querschnittsdimensionen werden unterschiedliche Instrumente eingesetzt. Die Zertifikate messen die Nachhaltigkeit nicht nur bei Neubauten, sondern auch bei Bestandsgebäuden.
Bei den Bewertungen spielen unter anderem auch die Kosten‐Nutzen‐Analysen, Gewinn an menschlichem Wohlbefinden und Umweltbelastung eine große Rolle (Bartelmus 2014, S. 57, 67). Allerdings erweist sich der Nachweis als sehr schwierig. Hier gilt es kritisch zu hinterfragen bzw. zu prüfen, in wie weit die Bewertungen und ihre Kriterien realistisch sind.
Oksana Litau
7. Für den deutschen Markt angepasste Nachhaltigkeitszertifikate
Zusammenfassung
Das englische Green Building Label Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM) ist das älteste Label und am weitesten verbreitete Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen (Wallbaum et al. 2011, S. 182). Das deutsche Beurteilungssystem heißt BREEAM DE und wurde 2012 eingeführt. Das System basiert auf einem einfachen Punktesystem, dabei werden der gesamte Lebenszyklus und die veränderte Gewichtung der Umweltauswirkungen einer Immobilie bewertet (Herzog und Wildhackt 2013, S. 20). Je nach Nutzungsart eines Gebäudes werden die 9 Kriterien zusammengestellt und sortiert (Bauer et al. 2011, S. 163). Die BREEAM DE Kriterien ist der Abb. 7.1 zu entnehmen.
Das BREEAM DE‐System konzentriert sich auf Bestandsgebäude und differenziert diese in drei Teilen. Hierzu zählen die Bewertung des Gebäudes und seiner Anlagen (Gebäude), des Gebäudebetriebs (Betrieb), von Nutzerverfahren und Managementprozessen des Nutzers (Mieter). Die 9 Kriterien werden den drei Kategorien zugeordnet und somit bestimmte Zielgruppen (Besitzer, Betreiber und Nutzer) angesprochen. Die Gewichtung der BREEAM DE Kategorien ist unterschiedlich (Houssam 2010, S. 85–88). Die BREEAM DE Kategorien ist der Abb. 7.2 zu entnehmen.
Oksana Litau
8. Überblick und Gegenüberstellung der zertifizierten und nicht zertifizierten Gebäude
Zusammenfassung
Vorteile der Zertifizierungssysteme
Die Zertifikate sind ein Tool, welches zur Risikominimierung und Qualitätssicherung bei einem Gebäude beitragen soll. Weiterhin soll die Nachhaltigkeit greifbarer und transparenter dargestellt werden. Im Rahmen der Zertifikate soll dem Kunden der Nachweis der Dienstleistungsqualität ermöglicht und die Optimierungspotenziale aufgedeckt werden, um hierfür neue Lösungen zu fördern.
Oksana Litau
9. Beispielgebäude
Zusammenfassung
Das freistehende Einfamilienhaus aus dem Baujahr 2000, wurde in Hude (Oldenburg) als Holzrahmenbauweise schlüsselfertig gebaut. Das Gebäude ist nicht unterkellert, eingeschossig und mit ausgebautem Dachgeschoss. In dem Objekt wohnen zwei Erwachsene und zwei Kinder. Die Gebäudenutzfläche beträgt 193,30 m² mit einer gesamten Grundstücksfläche von ca. 1600 m². Der Lageplan ist der Abb. 9.1 zu entnehmen.
Die Bauherren haben sich an schwedischer Bauweise und Stil orientiert. Laut Bauherren wurde die schwedische Bauweise gewählt, weil diese zu der damaligen Zeit fortgeschrittener war als in Deutschland. So wurde z. B. der Wärmeschutz und die angewendeten Techniken (Luftwärmepumpe), einschließlich aktiver Maßnahmen der Gebäudelüftung mit Wärmerückgewinnung des Hauses, berücksichtigt. Nach ca. 8 Jahren wurde von den Hausbesitzern festgestellt, dass sich die Luftwärmepumpe mit Wärmerückgewinnung als ungeeignet erwies. Daher wurde die Luftwärmepumpe durch eine Gas‐Brennwert‐Wärmezentrale (E‐Gas Befeuerung) ersetzt. Das Gebäude wird weiterhin auf beiden Ebenen belüftet, allerdings ohne Wärmerückgewinnung.
Für die Beurteilung des Einfamilienhauses wurde eine Energieberaterin hinzugezogen. Mit Hilfe der Energieberaterin ist ein Energieausweis nach Bedarf erstellt worden. Hierzu wurde das Programm der Energieberater 18599 3D PLUS 8.0.5 angewendet.
Oksana Litau
Backmatter
Metadata
Title
Nachhaltiges Facility Management im Wohnungsbau
Author
Oksana Litau
Copyright Year
2015
Electronic ISBN
978-3-658-11352-0
Print ISBN
978-3-658-11351-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-11352-0