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2003 | Book

Netzwerkstrukturen und -effekte in Organisationen

Eine Netzwerkanalyse in internationalen Unternehmen

Author: Andreas Wald

Publisher: Gabler Verlag

Book Series : mir-Edition

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About this book

Die hier vorgelegte Monographie ist aus einem interdisziplinären Forschungsprojekt hervor­ gegangen. Herr Prof. Dr. Manfred Perlitz, Inhaber des Lehrstuhls fiir Allgemeine Betriebs­ wirtschaftslehre und internationales Management an der Universität Mannheim, und ich als Politikwissenschaftler an derselben Universität haben bei der Volkwagen-Stiftung dieses Projekt beantragt und bewilligt erhalten. Für die Förderung dieses Forschungsvorhabens bedanken wir uns bei der Volkswagenstiftung. Dieses Projekt hat es einem jungen Wissen­ schaftler erlaubt, eine ebenfalls interdisziplinäre Dissertation zu schreiben. Dem Autor, Andreas Wald, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit vielleicht leichter gefallen als den Antragstellern, weil er im Magisterstudiengang Betriebswirtschaftslehre und Politikwissen­ schaft als gleichberechtigte Hauptflicher studiert hat. Konkret stellt Herr Wald in dieser Monographie drei Fragen, die er mit Hilfe einer vergleichenden Fallstudie beantwortet. 1. Wie kann man auf die Führungsentscheidungen eines internationalen Unternehmens das Konzept der Netzwerkorganisation übertragen und konkret operationalisieren? 2. Hat man die fiir Führungsentscheidungen wichtigen Beziehungen zwischen den Unter­ nehmensteilen empirisch erfasst, wie lässt sich dann die formale von der informellen Struktur des Unternehmens unterscheiden? 3. Und schließlich als Hauptfrage, wie wirken sich bestimmte Arten von Netzwerkstrukturen auf die Führungsentscheidungen aus? Herr Wald setzt sich zunächst mit dem Begriff der Netzwerkorganisation auseinander und greift dabei auf die in der Politikwissenschaft entwickelt Theorie der strukturellen Einbettung von Tauschbeziehungen zurück.

Table of Contents

Frontmatter
1. Netzwerkeffekte in Unternehmen
Zusammenfassung
Internationale Großunternehmen gehören zu den komplexesten Organisationsformen überhaupt.1 Neben der Organisationsgröße sind es insbesondere die hohe Anzahl organisatorischer Einheiten, die kulturelle Unterschiedlichkeit der Zielmärkte sowie die breite Produktpalette, welche die Komplexität bedingen. Unternehmen wie ABB, IBM oder Fujitsu beschäftigen jeweils weit über 100.000 Mitarbeiter, sind mit mehreren hundert Tochtergesellschaften sowie Niederlassungen weltweit tätig und bieten eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte und Dienstleistungen an. Dabei agieren viele internationale Unternehmen in einem sogenannten “transnationalen” Wettbewerbsumfeld, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass zwei sich in einem gewissen Maße ausschließende Anforderungen vorliegen: Einerseits muss eine flexible Anpassung an lokale Besonderheiten in den bedienten Märkten geleistet werden. Andererseits ist eine unternehmensweite Koordination der einzelnen Aktivitäten erforderlich, um die Realisierung von Skaleneffekten sowie Synergien zu ermöglichen und die Ausrichtung auf ein übergeordnetes Gesamtziel zu gewährleisten (vgl. Bartlett/Ghoshal 1989; White/Poynter 1989a; Ghoshal/Nohria 1993: 26–27; Osterloh/Weibel 1996: 127–130; Rall 1997: 665–673; Westney 1999: 61). Auch in Bezug auf die Organisation von Unternehmen in transnationalen Wettbewerbsumfeldern liegen zum Teil widersprüchliche Anforderungen vor. Während sich Flexibilität und Marktnähe durch Dezentralisierung herstellen lässt, wird die Erzielung weltweiter Skaleneffekte und Synergien eher durch Zentralisierung ermöglicht. Traditionelle Organisationsstrukturen von Unternehmen berücksichtigen in der Regel nur eine der beiden Anforderungen und sind deshalb unzulängliche Antworten auf dieses Problem.2
Andreas Wald
2. Die Netzwerkorganisation und der Netzwerkeffekt
Zusammenfassung
In den folgenden Abschnitten werden die drei Idealtypen der Organisation ökonomischen Tauschs — Markt, Hierarchie, Netzwerk — besprochen. Es wird argumentiert, dass grundsätzlich alle empirisch beobachtbaren Formen ökonomischer Organisation, d.h. insbesondere auch vermeintliche Hierarchien und Märkte, Netzwerke darstellen. Dies ist der Fall, da einerseits Märkte und Hierarchien in ihrer Reinform nur analytische Kategorien darstellen, welche so in der Realität nicht anzutreffen sind (vgl. Bradach/Eccles 1989: 97–99) sowie andererseits, bei allen Organisationsformen davon auszugehen ist, dass die strukturelle Einbettung der Tauschpartner das Handeln derselben beeinflusst und somit Netzwerkeffekte vorliegen.
Andreas Wald
3. Die Modellierung des Netzwerkeffektes
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird das Modell von Henning (2000a) vorgestellt, welches die Abbildung des strukturell eingebetteten Ressourcentauschs ermöglicht. Das Tauschmodell basiert auf dem Grundmodell Colemans (1966a/b, 1973, 1986), berücksichtigt jedoch explizit Transaktionskosten, die sich abhängig von der jeweiligen Position der Akteure in der Netzwerkstruktur für diese ergeben. Mit dem Modell lässt sich der in Abschnitt 2.2.1 erläuterte Netzwerkeffekt operationalisieren. Sowohl der relationale als auch der strukturelle Effekt der Einbettung werden abgebildet. Das Tauschmodell stellt die “Netzwerktheorie” in dieser Studie dar.
Andreas Wald
4. Eine komparative Fallstudie in internationalen Unternehmen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird das Design der Studie vorgestellt. Dabei ist zunächst der Aufbau als komparative Fallstudie begründungsbedürftig. Im Gegensatz zu den in der empirischen Sozialforschung üblichen Auswahlverfahren ist die Stichprobentheorie auf relationale Daten nur sehr begrenzt anwendbar. Da bei Stichproben nur die Beziehungen zwischen den in der Stichprobe vorhandenen Einheiten erhoben werden können, entfallen sowohl die Beziehungen zwischen den nicht berücksichtigten Einheiten als auch die Beziehungen zwischen den nicht berücksichtigten Einheiten und den Einheiten innerhalb der Stichprobe. Einer Schätzung Butts (1983: 100–102) zufolge beträgt der Informationsverlust bei Stichproben relationaler Daten (100-k) Prozent, wobei k der Stichprobengröße entspricht. Eine Stichprobengröße von 5% würde beispielweise 95% der Beziehungen zwischen den Einheiten der Grundgesamtheit vernachlässigen (vgl. Scott 1991: 63). Die Stichprobentechnik für netzwerkanalytische Studien erlaubt bislang nur die Schätzung einfacher Netzwerkeigenschaften wie der Netzwerkdichte oder der durchschnittlichen Anzahl der Nennungen eines Akteurs bei gegebener Netzwerkgröße (Wasserman/Faust 1994: 34). Für eingehende Strukturanalysen, bei denen neben den direkten auch indirekte Beziehungen berücksichtigt werden sollen, sind Stichproben gänzlich ungeeignet (vgl. Burt/Ronchi 1994: 93; Jansen 1999: 83). Für die Analyse der Führungsstrukturen in Organisationen sowie den Vergleich formaler und informeller Strukturen ist daher eine Vollerhebung notwendig. Insofern kann der Aufwand bezüglich der Datenerhebung als außerordentlich hoch eingestuft werden.
Andreas Wald
5. Formale Strukturen und realisierte Netzwerke
Zusammenfassung
In diesem Kapitel erfolgt die empirische Netzwerkanalyse für beide untersuchten Unternehmen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich der tatsächlich existierenden informellen Strukturen mit der formalen Organisation. Dabei werden vor allem die Hypothesen bezüglich der Netzwerkdichten, der Muster der Ressourcenflüsse zwischen den Einheiten, der Segmentierung der Netze und dem Vorliegen von Zentrum-Peripherie-Strukturen überprüft. Die Frage nach der Ressourcenallokation vor dem Tausch, d.h. welche Akteure in welchem Maße Anbieter von Information und Unterstützung sind, wird anhand von Zentralitätsmaßen untersucht. Ausmaß und Wirkungsrichtung des Netzwerkeffektes kann erst im Rahmen der tauschtheoretischen Modellierung in Kapitel 6 näher analysiert werden. Hier wird der Wert der Ressourcen sowie die Allokation derselben im Gleichgewicht bestimmt.
Andreas Wald
6. Die Auswirkung des Netzwerkeffektes: Anwendung des Modells
Zusammenfassung
Hinsichtlich der Operationalisierung des Modells liegt eine relativ große Anzahl von Varianten vor, wobei für jede Version eine Reihe von Gründen angeführt werden kann. Die unterschiedlichen Versionen ergeben sich aufgrund von Variationen bezüglich der angenommenen Verteilung der formalen Entscheidungsmacht, aufgrund unterschiedlicher Segmentierung der Tauschmärkte sowie abhängig davon, wie der empirisch erhobene Anteil der Ressource Information berücksichtigt wird, welcher von außerhalb des Unternehmens kommt.
Andreas Wald
7. Bewertung der Ergebnisse
Zusammenfassung
Wie von Weyer (2000: 25–26) angemerkt, gehört es “...fast zu einem Ritual in der Netzwerkforschung, eine Theorielücke zu identifizieren bzw. ein Theoriedefizit zu beklagen” (vgl. auch Emirbayer/Goodwin 1994: 1412–1414; Trezzini 1998a: 512–514). Aus soziologischer Perspektive wurde insbesondere das Fehlen einer Theorie bemängelt, die sowohl die Auswirkung der strukturellen Einbettung auf das Handeln individueller Akteure erklärt, als auch die Verbindung des Handelns auf individueller Ebene mit der Makroebene herstellt (vgl. Burt 1982; Wellman 1988).
Andreas Wald
Backmatter
Metadata
Title
Netzwerkstrukturen und -effekte in Organisationen
Author
Andreas Wald
Copyright Year
2003
Publisher
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-663-10887-0
Print ISBN
978-3-409-12395-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-10887-0