Die anthropogen verursachte Schadstoffbelastung der Fließgewässer, Seen und Meere stellt weltweit nicht nur für aquatische Lebewesen ein potenzielles Risiko dar (Malaj et al.
2014). Durch die Belastung von Trinkwasserressourcen und die Akkumulation von Schadstoffen in Fischen gelangen diese unter anderem auch in den Nahrungskreislauf des Menschen (Järup
2003; Shinn et al.
2009). Die europäischen Mitgliedstaaten haben deshalb in der EU-Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) Zielzustände definiert, um eine nachhaltige Nutzung von Oberflächengewässern sicher zu stellen. Mit der Novellierung der Richtlinie 2008/105/EG wurden 33 prioritäre Stoffe und 8 weitere Schadstoffe festgelegt, mit denen der gute chemische Zustand eines Gewässers festzustellen ist. Jedoch können deutlich mehr Stoffe in der aquatischen Umwelt festgestellt werden, die übergeordnet als
Spurenstoffe organische Substanzen umfassen. Diese können bereits in sehr geringen Konzentrationen (ng/l bis µg/l) negative Wirkungen auf Menschen und Tiere haben (ÖWAV
2013). Als wesentliche Quellen finden sich in publizierten Studien unter anderem Bergbauaktivitäten, die Schwerindustrie, Kläranlagenabläufe sowie Substanzen aus der intensiven Landwirtschaft (Garcia-Ordiales et al.
2017; Zessner et al.
2019; Zoboli et al.
2019). Der Eintrag in die aquatische Umwelt kann hierbei direkt (punktuell) oder diffus erfolgen (Clara et al.
2014; Schwarzenbach et al.
2010). Im Gewässer angelangt, werden Spurenstoffe und Schwermetalle in der Wassersäule gelöst und partikulär oder an gelöste organische Substanz gebunden transportiert (Haitzer et al.
1998; Inostroza et al.
2017). Die hohe Anzahl an Spurenstoffen und Schwermetallen, geringe Konzentrationen und unterschiedliche Bindungsaffinitäten stellen hierbei eine besondere Herausforderung bei der Bestimmung dar (ÖWAV
2013). Für die Ermittlung der Schadstoffe in Fließgewässern können unterschiedliche Medien (z. B. Wasser, Sediment, Schwebstoffe etc.) untersucht werden, wobei sich Limitierungen über eine generelle Aussage der vorherrschenden Schadstoffbelastung aus dem jeweiligen Konzept der Probenahme ergeben. Wasserproben aus der fließenden Welle eines Fließgewässers stellen eine Momentaufnahme dar und erfassen als solche die Schadstoffkonzentration nur zu einem bestimmten Zeitpunkt. Für eine repräsentative Erfassung der eingebrachten Spurenstoffe und Schwermetalle ist es jedoch notwendig, abhängig vom jeweiligen Niederschlagsereignis automatisch mengenproportionale Proben zu entnehmen, um die Variabilität der Belastung zu erfassen (Clara et al.
2014). Die Entnahme einer abgelagerten Sedimentprobe repräsentiert die Akkumulation von Schadstoffen über einen nicht näher definierbaren Zeitraum, wodurch Umwandlungs-, und Abbauprozesse einen schwer zu quantifizierenden Faktor darstellen (z. B. Quecksilber-Methylierung; Avramescu et al.
2011; Ouddane et al.
2014). Des Weiteren zeigt sich eine (hohe) Variabilität der Belastung in Abhängigkeit vom Entnahmepunkt aufgrund morphologischer und hydrologischer Einflüsse (Förstner
2004). Für die Erfassung der an Schwebstoffe gebundenen (und transportierten) Schadstoffe gibt es unterschiedliche passive Probensammler (u. a. Draxler et al.
2012; Phillips et al.
2000), die sich insbesondere für mittlere bis große Fließgewässer eignen. Hierbei zeigen sich jedoch bei der Beprobung von Schwebstoffen in Fließgewässern mit geringen Fließgeschwindigkeiten und hoher organischer Belastung Probleme durch (biologische) Kolmation. Auch im Zuge des Interreg-Projekts zur
Förderung der natürlichen Umwelt und des Vorkommens der Flussperlmuschel im Maltsch-Einzugsgebiet führte die biologische Kolmation zu Problemen bei der ursprünglich geplanten Geschiebesammlung. Auf Basis erster Beobachtungen und Messungen sollte untersucht werden, ob die eingesetzten Sammler für die Erfassung von organischem und anorganischem Material bei geringen Durchflüssen verwendet werden können und somit für die Ermittlung von Spurenstoff- und Schwermetallkonzentrationen in den Schwebstoffen einsetzbar sind. In diesem Beitrag werden erste Erkenntnisse und Erfahrungen im Einzugsgebiet der Maltsch vorgestellt und potenzielle Anwendungsgebiete für die Beurteilung von Nähr- und Schadstoffbelastungen in kleinen Fließgewässern aufgezeigt.