2013 | OriginalPaper | Chapter
Occupy Wall Street. Erster Indikator für eine moralische Revolution?
Author: Irina Kummert
Published in: Strategien der Moral am Kapitalmarkt
Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden
Die Ereignisse im Verlauf der Finanzmarktkrise haben die Wahrnehmung der Menschen bezüglich der Angreifbarkeit und potenziellen Instabilität unserer Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme zwangsläufig beeinflusst und die Grenzen des bis dahin für möglich Gehaltenen verschoben. Diese Verschiebung könnte ein Auslöser für die Entstehung nicht nur einer systemischen, sondern darüber hinaus einer zunehmenden emotionalen Dysbalance in unserer Gesellschaft sein. Insbesondere auch die 2011 unter dem Slogan
Occupy Wall Street
bekannt gewordenen, aus der Bevölkerung kommenden, Protestbewegungen gegen das Bankensystem könnten ein Indiz dafür gewesen sein, dass sich durch die Finanzmarktkrise sowie deren Folgen etwas in der mentalen Verfassung der Menschen verändert hat und diese Veränderung mittelfristig Konsequenzen für die Architektur unserer Gesellschaft haben könnte. Thierry Paternot, unter anderem Mitglied des Aufsichtsrats bei Henkel, antwortete in einem Interview auf die Frage, welche Folgen die Kapitalmarktkrise und der damit einher gehende Vertrauensverlust nach seiner Ansicht haben wird: „Wenn die Menschen kein Vertrauen mehr in die geschäftliche Elite haben, und das ist der Fall, dann werden sie die Konsequenzen nicht lautlos akzeptieren.Erste Unruhen haben wir bereits in Griechenland und Frankreich gesehen, und das ist noch längst nicht das Ende.“