Zusammenfassung
Nach einer anfänglich eher institutionell und schulbezogen geführten Diskussion um die Bildungslandschaften, als Erweiterung bestehender Schullandschaften, hat insbesondere der Deutsche Verein durch seine Stellungnahme aus dem Jahr 2009 sowie die Aachener Erklärung des Deutschen Städtetags (2007) dazu geführt, dass Bildungslandschaften jetzt auf der Grundlage eines breiteren Bildungsbegriffs diskutiert werden. Über eine bessere Kooperation und Vernetzung vorhandener Bildungsinstitutionen verweist der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge auch auf Bereiche der informellen Bildung. „Denn Bildungsförderung kann nur dann für alle erfolgreich sein, wenn sie über die Schule hinaus den Blick auf die Vielfalt der non-formalen und informellen außerschulischen Bildungsorte öffnet und diese einbezieht“ (Deutscher Verein 2009, S. 1). Damit kommen auch Bereiche und Institutionen in den Blick, die weniger oder kaum schulisches Lernen in den Vordergrund ihrer Aktivitäten stellen: „Eine gut ausgebaute, konzeptionell aufeinander bezogene und verlässlich miteinander verknüpfte Bildungsinfrastruktur, die über die formalen Bildungsinstitutionen des Lernens hinaus (z. B. Kindertageseinrichtungen, Schule, Ausbildung, Universität etc.) auch die Familie, Cliquen, Jugendclubs, den Umgang mit neuen Medien, freiwilliges Engagement in Vereinen und Verbänden, Weiterbildungsangebote, Musikschulen, Bibliotheken, Jugendkunstschulen, Museen als Orte kultureller Bildung etc. einbezieht, kann zur gesellschaftlichen Teilhabe der Bürger/innen eines Gemeinwesens und zu mehr Chancengerechtigkeit beitragen“ (Deutscher Verein 2009, S. 1). Der immanenten Kritik an der zu engen Diskussion um Bildungslandschaften des Deutschen Vereins schließt sich auch Werner Lindner an: „Die bisherigen Überlegungen zu Bildungslandschaften sind institutionell verengt; bislang kommen nur die anerkannten und bekannten Institutionen vor: Kita, Schulen, Bibliotheken, Museen, Jugendkunstschulen etc. Es ist aber typisches Kriterium gerade der informellen Bildung, dass sie ohne Pädagogen/innen stattfindet. Vielleicht könnte es ab einem bestimmten Punkt auch darauf ankommen, die „Bildungslandschaft“ nicht flächendeckend und lückenlos zu pädagogisieren, sondern auch noch „unpädagogische“ Freiräume zu erhalten. Vor diesem Hintergrund wäre es wichtig, die eigenen Informationen und Erkenntnisse über die jugendlichen Adressaten permanent zu qualifizieren und als Hintergrundwissen in das eigene Bildungsverständnis zu integrieren“ (Lindner 2008, S. 9).