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06-06-2017 | Ottomotor | Nachricht | Article

Jaguar baut die Ingenium-Motoren auch in einer Ottoversion

Author: Michael Reichenbach

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Bisher stand der Begriff Ingenium bei Jaguar für Dieselmotoren. Ab dem Modelljahr 2018 wird dies anders. Nun kommen Sie auch in einer Ottomotor-Version für die Limousinen XE und XF sowie den SUV F-Pace zum Einsatz.

Jaguar ist seiner Zeit voraus. Schon in diesen Tagen wurden den deutschen Journalisten die Pkw-Baureihen des Modelljahres 2018 mit neuer Motorisierung vorgestellt. So konnte die ATZ-Redaktion am 1. Juni 2017 die neue Ottomotoren-Variante der Ingenium-Baureihe in drei Fahrzeugen – dem XE, dem XF und dem F-Pace – auf den Landstraßen im Albtal testen, wobei einem die Ingeniums aus der Dieselvariante schon bekannt vorkommen. Als Ort der Begegnung suchten sich die Verantwortlichen den Heilquellen-Kurort Waldbronn-Reichenbach nahe Karlsruhe aus. Für die Fahrvorstellung standen die Limousine XE und der 28,2 cm längere XF sowie der F-Pace als Sport Utility Vehicle (SUV) zur Verfügung, der von Jaguar in die Fahrzeugklasse Crossover eingruppiert wird.

Ingenium steht für Temperament und Begabung

Bereits im Herbst 2016 waren erste Informationen zu den Ottomotoren bekanntgegeben worden. Erste Auslieferungen der Ottomotoren für die Marken Jaguar und Land Rover sollten 2017 erfolgen, und dies vom 2014 neu eröffneten Motorenproduktionswerk in Wolverhampton. Rund 634 Millionen Euro hatte Jaguar Land Rover (JLR) in die Fertigung investiert. Die Bänder laufen nun an, erstmals seit einer Generation produziert der britische Automobilhersteller damit wieder Motoren im eigenen Haus. Das Wort Ingenium stammt aus dem Lateinischen, wo es laut Wörterbuch Pons für Temperament, Genie und Begabung steht. Das passt schon gut zum Markenimage der Briten, aber die Engländer dichten etwas frei übersetzt auch noch das Wort "Motor" in ihren Unterlagen hinzu.

Neue 2,0-l-Ottomotoren in zwei Leistungsstufen

Die neuen Ingenium-Ottomotoren basieren auf den bekannten Ingenium-Dieselmotoren, haben also auch vier Zylinder und zwei Liter Hubraum. Es gibt die Ottos in zwei Leistungsstufen: Wahlweise haben sie eine Höchstleistung von 147 kW (200 PS) und von 184 kW (250 PS) bei jeweils 5500/min Drehzahl. Ihr maximales Drehmoment von 340 respektive 365 Nm steht zwischen 1200 und 4500/min an.

Dafür sind die Ingenium-Dieselmotoren von 2014 die Basis. Sie werden seit 2015 produziert und in zwei Varianten angeboten: mit 120 kW (163 PS) und 132 kW (180 PS). Die von JLR selbst entwickelten Ingenium-Motoren sind auf eine reibungsarme Bauweise, hohe Effizienz und eine gediegene Laufkultur ausgelegt. Den Auftakt machte Anfang 2015 der erste Dieselmotor der Familie, der als E-Performance mit einem Kraftstoffverbrauch von nur 3,8 l pro 100 km (CO2: 99 g/km) im Jaguar XE aufwartet.

Zu den besonderen Eigenschaften der neuen Ottomotoren, auf die speziell hin entwickelt worden sei, zählen geringes Gewicht, niedrige Reibung, Unterhaltskosten und eben die Jaguar-typische Leistungsentfaltung. Andreas Latt, Technical Manager bei JLR, der für die Homologation und Konformität der britischen Fahrzeuge in Deutschland zuständig ist, stellte zudem fest, dass dank Voll-Aluminium-Bauweise die intern AJ20 genannten Motoren durch exzellente thermische Eigenschaften und konsequenten Leichtbau glänzen können. In dieser Position sei er seit letztem Jahr aktiv, aber bereits seit 2003 im Hause JLR tätig. Die Ottomotoren wurden von Jaguar Land Rover selbst entwickelt; sie können zudem mit minimiertem Kraftstoffverbrauch und "gediegene Laufkultur" aufwarten.

Die neuen Ingenium-Ottomotoren profitieren von einem Twin-Scroll-Abgasturbolader. Bei diesem nicht mit zwei parallel angeordneten Ladern zu verwechselnden Ladungsverfahren werden die Abgaskanäle von jeweils zwei Zylindern im Abgaskrümmer getrennt und erst direkt vor dem Turbinenlaufrad wieder zusammengeführt. Weil sich die Zylinder so beim Ladungswechsel nicht gegenseitig negativ beeinflussen, sinkt der Abgasgegendruck, was wiederum den Werten von Kraftstoffverbrauch, Leistung und Ansprechverhalten bei niedrigen Drehzahlen zugutekommt. Der Turbolader wird von BorgWarner zugeliefert.

Als weitere Technikpremiere in einem Jaguar debütiert ein im Zylinderkopf integrierter und mit einem Wassermantel umhüllter Abgaskrümmer. Durch Anbindung an das motorseitige Kühlsystem werden die Abgastemperaturen gesenkt und so die Warmlaufphase verkürzt, was wiederum den Verbrauch und die Emissionen senkt. Der zweigeteilte Kühlkreislauf sorge seinerseits für ein schnelles Aufheizen des Motorblocks. Denn dieser wird während der Kaltstartphase vom System abgekoppelt, während der obere Teil des Triebwerks von Beginn an ausreichend gekühlt wird.

Die Ottomotoren von JLR nutzen zudem eine vollvariable Ventilsteuerung von Schaeffler, das UniAir-System, um die Ladungswechselverluste zu minimieren. Diese Technik wurde von Fiat Powertrain Technologies und der Schaeffler-Gruppe entwickelt; sie wird seit 2009 produziert und kam als erstes unter dem Namen MultiAir in einem Alfa Romeo Mito zum Einsatz. Mit den neuen Reihenvierzylindern nutzt JLR dieses elektrohydraulische Steuersystem nun auch, aber nicht nur für die Einlass-, sondern auch für die Auslassventile. Es lassen sich durch diese Technik signifikante Reduzierungen des Kraftstoffverbrauchs und der Abgasemissionen erreichen wie auch deutliche Verbesserungen der Drehmomentverläufe erzielen.

Der Einsatz des elektrohydraulischen und vollvariablen Ventiltriebs in Verbindung mit einer Phasenverstellung der Nockenwellen ermöglicht eine kontinuierlich variable Steuerung des Ventilhubs auf der Einlassseite – mit dem Resultat einer über den gesamten Drehzahlbereich fülligen Leistungs- und Drehmomentkurve. In Zahlen: Die Drehmomentspitzen von 340 beziehungsweise 365 Nm sind zwischen 1200/min und 4500/min konstant abrufbereit. Diese Leistung wird über das optionale Achtgang-Automatikgetriebe von ZF an die Hinterräder weitergegeben; bei der Dieselvariante über ein Sechsgang-Handschaltgetriebe.

Nicht nur Motorentechnik, auch Assistenzsysteme neu

Über die neuen Ottomotoren hinaus ergänzen im Jaguar XE, XF und F-Pace zwei neue Systeme das Arsenal der elektronischen Assistenzsysteme: Zum ersten hilft ein Kollisionswarnsystem als Teil des Surround-Kamerasystems immer dann, wenn die Sicht nach vorne eingeschränkt ist. Über eine diskret im Kühlergrill integrierte Kamera erkennt das System Objekte, die die Fahrbahn kreuzen. Besteht eine potenzielle Kollisionsgefahr, erfolgt eine optische Warnung im zentralen Infomonitor.

Zum zweiten ist ein autonomer Notfall-Bremsassistent mit Fußgängererkennung ebenfalls werksseitig in allen Modellen des 2018er-Jahrgangs an Bord. Dieser Assistent arbeitet im Geschwindigkeitsbereich von 5 bis 60 km/h. Entdeckt die mit dem Assistenten verbundene Kamera eine potenzielle Gefahr, wird automatisch eine Bremsung eingeleitet.

Und zu guter Letzt: Ein Infotainmentsystem mit 10-Zoll-Dual-View-Touchscreen ist nun neu für alle Baureihen verfügbar. Mit diesem Farbdisplay können Fahrer und Beifahrer auf dem gleichen Bildschirm unterschiedliche Informationen abrufen. Während der Fahrer den Hinweisen des Satelliten-Navigationssystems folgt, kann der Beifahrer zum Beispiel via USB-Schnittstelle ein Video genießen.

Agil und spritzig auf der Landstraße

Auf den grünen Landstraßen rund um Waldbronn-Reichenbach sowie den schnellen Autobahnen nahe Karlsruhe konnten die neuen Turbo-Ottomotoren im XE (mit britischen Kennzeichen, aber als Linkslenker), XF und F-Pace bei ersten Tests der ATZ-Redaktion überzeugen. Sie weisen dank der fülligen Leistungs- und Drehmomentkurve eine harmonische Kraftentfaltung auf, sprechen gut und agil auf die Bewegungen des Fahrpedals an und lassen den Fahrer auch Überholvorgänge souverän abschließen. Dabei zeigte sich, dass die beiden Limousinen agiler zu handeln sind als der SUV, was naturgemäß an dem größeren Gewicht und dem höheren Schwerpunkt liegt. Für sportlich-spritziges Fahren sorgt die direkte elektrohydraulische Servolenkung; beim komfortablen Dahingleiten achtet man mehr auf das schön gestaltete Interieur des XE und XF mit seiner bootsartigen Reling über der Instrumententafel aus hochwertigen Lederapplikationen.

Erstmals über der Marke von 600.000

Im Geschäftsjahr 2016/2017, es schloss am 31. März, erreichte der Fahrzeugabsatz an die Endkunden einen neuen Rekord von 604.009 Fahrzeugen weltweit, das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Getrieben wurde das Wachstum der JLR-Gruppe durch den Jaguar F-Pace sowie die anhaltend starke Nachfrage nach dem Land Rover Discovery Sport, führte Mayk Wienkötter, Leiter Produktkommunikation, in Waldbronn aus. Erstmals konnten somit über 600.000 Fahrzeuge abgesetzt werden. Seit 2009 habe sich die Absatzzahl vervierfacht. Betrachtet man die Marke Jaguar allein, ergibt sich ein Plus von 77 Prozent gegenüber 2015/2016 bei 148.730 verkauften Einheiten. Wichtig für das Mehr sei die Einführung des Allradantriebs für den US-amerikanischen Markt sowie eine Langversion des XF für China gewesen.

Im Geschäftsjahr 2016/2017 investierte Jaguar Land Rover über 3,96 Milliarden Euro einschließlich der Ausgaben von 1,16 Milliarden Euro für den Bau der neuen Fertigungsstätte in Nitra/Slowakei und der fortlaufenden Erweiterung der Anlagen in Großbritannien. Für 2017/2018 plant JLR Investitionen in Höhe von über 4,65 Milliarden Euro in die Erweiterung seines Produktportfolios, innovative Technologien, Forschung und Entwicklung sowie in den Ausbau seiner Fertigungskapazitäten.

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