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2016 | Book

Permanent vernetzt

Zur Theorie und Geschichte der Mediatisierung

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About this book

Die Technologien der digitalen Kommunikation und mobilen Vernetzung durchdringen in einem hohen Ausmaß unseren Alltag. Gleichermaßen subtil wie nachhaltig eroberten sie im Verlauf der Technisierung die unterschiedlichen Lebensbereiche und erlauben uns heute zeitlich permanenten und ubiquitären Zugang zu den globalen Netzwerken der Kommunikation. Diese Publikation nimmt sowohl theoretische Konzepte wie historische Entwicklungslinien in den Blick. In Fortführung und Weiterentwicklung des Projekts zu den „Tele-Visionen“, das sich mit der Verbreitung und den Aneignungsformen des Fernsehens auseinandersetzte, widmet sich diese Arbeit nunmehr der Frage des Umgangs der Menschen mit mobilen Technologien der Konnektivität und den daraus erwachsenden Konsequenzen für Individuum wie Gesellschaft.

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Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
In einer Welt fortgeschrittener Mediatisierung und Vernetzung haben wir es mit neuen kommunikativen Verhältnissen zu tun: Technologien der Konnektivität schaffen neue Voraussetzungen und Bedingungen von und für Kommunikation. Neue Netzwerkstrukturen setzen sich auf globaler Ebene durch und klassische Massenmedien alten Typs verlieren an gesellschaftlicher Bindungswirkung. Auch wenn etwa dem Medium Fernsehen gesamtgesellschaftlich noch ein hoher Stellenwert beizumessen ist, gewinnen neue digitale Kommunikationstechnologien massiv an Bedeutung. Auf der Ebene mobiler Technologien konvergieren bislang voneinander weitgehend getrennte Elemente der Individual- und Massenkommunikation und gehen Hybridisierungen mit neuen Angebots- und Nutzungsformen ein. Die neue Kommunikationswirklichkeit der digitalen Dauervernetzung ist mit Dynamiken der Hybridisierung von Raum- und Zeitstrukturen verbunden und lässt tradierte Grenzen zwischen den Zonen von Privatheit und Öffentlichkeit oder auch unserer Arbeits- und Freizeitwelten erodieren.
Thomas Steinmaurer

Zur Theorie mediatisierter Konnektivität

Frontmatter
2. Mediatisierung als Metaprozess des medialen und gesellschaftlichen Wandels
Zusammenfassung
Im nun folgenden ersten Abschnitt soll eine Einordnung des Begriffs der Mediatisierung im Kontext seiner unterschiedlichen Bedeutungsfelder vorgenommen werden. Gerade vor dem Hintergrund einer derzeit erst sich vollziehenden Kanonisierung des Theoriefeldes stellen sich die angesprochenen Begriffsdiskussionen als zum Teil noch sehr heterogen und vielschichtig dar und zeugen – nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung der international unterschiedlichen Diskurswelten – von einer großen Breite des Diskursspektrums in Bezug auf die jeweiligen Fachzugänge.
Thomas Steinmaurer
3. Phänomene der Mobilität und Konnektivität im Kontext des medialen und gesellschaftlichen Wandels
Zusammenfassung
Ähnlich wie im Fall der Telefonie wurde auch dem Faktor der Mobilität in Verbindung mit dem Phänomen der Kommunikation in der Fachdisziplin bislang nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei hängen, wie wir heute wissen, kommunikative Phänomene in der Gesellschaft eng mit historischen und jeweils aktuell sich gestaltenden Prozessen der Mobilität zusammen. Sowohl Kommunikation wie Mobilität sind systemisch in einem unmittelbaren Zusammenhang zu sehen und tragen in ihrer Wechselwirkung ganz wesentlich zur Ausgestaltung kommunikativer Alltagsprozesse bei. So können wir Mobilität allgemein als ein zentrales Bedürfnis des Menschen begreifen, als ein generelles Movens, das etwa die Erschließung von Ressourcen ermöglicht und neue soziale Interaktionsräume eröffnet. Diesem Drang nach Expansion und Überschreitung begrenzter Handlungs- und Lebensräume steht ontologisch wiederum das Bedürfnis nach Nähe, Rückzug und Privatheit gegenüber. Wenn wir also von Mobilität sprechen, gilt es beide Tendenzen in diesem dialektischen Verhältnis aufgehoben zu verstehen.
Thomas Steinmaurer
4. Veränderte Zeiten und Räume
Zusammenfassung
Versucht man Transformationsprozesse bezogen auf Aspekte von Räumlichkeit und Zeitlichkeit auf einer Makroebene zu betrachten, gilt es zunächst das Phänomen einer Verdichtung raum-zeitlicher Strukturen zu benennen und andererseits Aspekte von Mobilität, Transport und Entgrenzungsphänomene telekommunikativer Natur in entsprechende Überlegungen mit einfließen zu lassen. Neben vielen anderen war es Silverstone, der die Relevanz von Medien und Medientechnologien thematisierte, sie als wichtige Einflussfaktoren für räumliche und zeitliche Strukturen insofern hervorhob, „[as] the media […] are […] mediators of both space and time, and are produced and consumed in space and time“.
Thomas Steinmaurer
5. Mediatisierte Konnektivität und Prozesse der Domestizierung
Zusammenfassung
Die Theorie der Domestizierung konzentriert zunächst ihr Interesse auf den Faktor sozialer Einflusskräfte im Kontext der Aneignung von Medientechnologien und rückt die Verwobenheit technischer Aneignungsprozesse im Rahmen einer „moral economy of the household“ (Silverstone/Hirsch/Morley 1992) in den Fokus des Interesses. Medientechnologien werden im Rahmen von Domestizierungsprozessen in die zeitlichen wie auch örtlichen Bedingungen des Haushalts integriert und damit die dort alltagswirklichen Rahmenbedingungen verändert. Diese Herangehensweise hebt sich damit deutlich von technikdeterministischen Diffusionstheorien ab, da der Prozess der Aneignung von Technologie im Rahmen von Alltagskontexten nicht von einer Außenposition her betrachtet wird, sondern vom Standpunkt der sozialen Konfiguration der darin Handelnden aus erfolgt. „Technology is produced in environments and contexts, as a result of the actions and decisions, interests and visions, of men and women in organisations and institutions of complex and shifting politics and economics. […] Technologies emerge […] as a result of these complexes of actions and objects, politics and cultures.“ (Silverstone/Hirsch 1992, 3) Auf der anderen Seite hebt sich die Domestizierungstheorie auch von ausschließlich sozialkonstruktivistisch ausgerichteten Ansätzen ab, wie sie etwa Mackenzie /Wajcman (1985) vorgelegt haben.
Thomas Steinmaurer

Zur historischen Entwicklung mediatisierter Konnektivitäten

Frontmatter
6. Prozesse des Medienwandels aus historischer Perspektive
Zusammenfassung
Eine Auseinandersetzung mit Phänomenen des medialen Wandels ist untrennbar mit der Analyse historischer Entwicklungslinien von Medien und Kommunikationstechnologien verbunden und eng mit der Frage verknüpft, aus welchem historischen Erkenntnisinteresse heraus eine Analyse historischer Transformationsprozesse erfolgt. Das im Rahmen der Kommunikationswissenschaft entwickelte Fachverständnis von einer zunächst vielfach isoliert angelegten Fakten- und Typengeschichte über ihre Erweiterung zu einer Geschichte der Einzelmedien hin zu einer Struktur- und Sozialgeschichte trug entscheidend zu einer Ausdifferenzierung des Untersuchungsfelds bei. Mit der Integration sozial- und alltagsgeschichtlicher Ansätze, die auch Blickwinkel einer „Geschichte von unten“ mit einschloss, wurden kommunikationshistorische Ansätze zudem um Aspekte mentalitätshistorischer Zugänge erweitert. Harry Pross forderte schon 1985, „Mediengeschichte müsste eine Art Universalgeschichte […] werden, wenn sie die konstitutive Macht der Kommunikation für die Gesellschaft interpretieren wollte“.
Thomas Steinmaurer
7. Auf dem Weg in eine mediatisierte Gesellschaft
Zusammenfassung
Im folgenden Abschnitt gilt es nun den Versuch zu unternehmen, historische Entwicklungslinien der Mediatisierung von Gesellschaft sowie Dynamiken der Vernetzung des Menschen mit Medien und Kommunikationstechnologien nachzuzeichnen. Dabei wird zunächst auf die Phase der Schriftentwicklung und in der Folge auf die Herausbildung der Druckmedien – als die Vorläufer mobiler Medien und zentrale Katalysatoren kommunikativer Prozesse in der Gesellschaft – eingegangen. Die Welt der visuellen und später auch audiovisuellen Medien wird nur streiflichtartig einbezogen, da mit Schwerpunktsetzung auf Phänomene der Konnektivität insbesondere Mediatisierungsverläufen tele-kommunikativer Prägung gefolgt wird.
Thomas Steinmaurer
8. Entwicklungsstufen der Tele-Kommunikation als Innovationsschübe der Konnektivität
Zusammenfassung
Mit den Entwicklungsschritten in die Welten der modernen Telekommunikation220 etablierte sich ein neues kommunikationstechnologisches System, auf dessen Basis völlig neue Reichweiten und Geschwindigkeiten in der Informationsübertragung zu erreichen waren und in der Folge auch Bindungen an die materiellen Träger des Transports überwunden werden konnten. Verbunden mit diesem technokulturellen Paradigmenwechsel ist ein Übergang von den Speichermedien hin zu den Technologien der Übertragung und Interaktion sowie Dynamiken einer kommunikativen Überschreitung bis dahin gültiger Begrenzungen und materiellen Trägheiten. Die neuen Tele-Technologien leiteten eine Entwicklungen in ein System der globalen Vernetzung und in eine Kultur kommunikativer Gleichzeitigkeiten ein.
Thomas Steinmaurer

Aktuelle Tendenzen und Herausforderungen

Frontmatter
9. Prozesse der Transformation
Zusammenfassung
Mit dem Erreichen eines fortgeschrittenen Vernetzungsniveaus und der Durchsetzung eines Kommunikations-Dispositivs, das die Daueranbindung des Menschen an die digitalen Netze zum Regelfall macht, sind eine Reihe von Forschungsperspektiven verbunden, die es in einem abschließenden Problemaufriss aufzuzeigen gilt. Dabei wird zunächst auf die Mikroebene des Individuums und die dafür relevanten neuen Rahmenbedingungen eingegangen. Neben Fragen des sich verändernden Stellenwerts von Privatheit und neuen Formen der Überwachung sind insbesondere auch medienanthropologische Fragestellungen von Relevanz. Auf der Makroebene der Gesellschaft beobachten wir dialektische Entwicklungstendenzen, die einerseits auf Gefahren der Fragmentierung und andererseits auf Chancen der Re-Integration hinweisen. Es stellt sich dabei die Frage, welchen Einfluss neue Formen individualisiert vernetzter Kommunikation auf Vergesellschaftungs- und Öffentlichkeitsprozesse nehmen. Diese Aspekte werden – auch im Hinblick auf die jeweiligen Verbindungen zwischen Mikro- und Makroebene – beispielhaft angesprochen und diskutiert.
Thomas Steinmaurer
Backmatter
Metadata
Title
Permanent vernetzt
Author
Thomas Steinmaurer
Copyright Year
2016
Electronic ISBN
978-3-658-04511-1
Print ISBN
978-3-658-04510-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04511-1