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13-04-2021 | Personalentwicklung | Schwerpunkt | Article

Unternehmen vergessen ihre Mitarbeiter bei der Transformation

Author: Michaela Paefgen-Laß

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Die Corona-Pandemie hat die digitale Transformation voran getrieben. Unternehmen sind veränderungsbereiter und optimistischer geworden. Allerdings vergessen sie, ihre Mitarbeiter mitzunehmen. Deren Soft Skills hinken den Anforderungen hinterher, wie eine Studie beweist.

Über alle Branchen hinweg konnte die Corona-Pandemie einen Trend beschleunigen, der bereits vor zwei Jahren eingesetzt hat: Die digitale Transformation ist seit 2018 enorm vorangekommen und hat in den vergangenen Monaten nochmals zugelegt. Das zeigen die Ergebnisse der Studie Digital Mastery 2020: How Organizations have progressed in their digital Transformations over the past two Years des Capgemini Research Institute

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HR-Management als Schlüssel zur erfolgreichen digitalen Transformation?

Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen der Digitalisierung in etablierten Unternehmen

Die zunehmende Digitalisierung bietet vielversprechende Wachstumschancen für Unternehmen. Gleichzeitig stellen die weitreichenden Veränderungen aber auch eine Herausforderung für viele Unternehmen dar.

Befragt wurden weltweit 1.000 Führungskräfte unterschiedlicher Branchen. Sie gaben ihre Einschätzungen zur Entwicklung in den vier Kategorien Talent und Organisation, Operations, Innovation von Geschäftsmodellen sowie Customer Experience ab. Insgesamt haben die Unternehmen ihren digitalen Reifegrad verbessern können. In allen Kategorien schneiden sie besser ab als noch in der Vergleichsstudie aus dem Jahr 2018. 

Allerdings gibt es auch einen Bereich, der das Nachsehen hat: In die Bildung der für die Transformation dringend notwendigen Soft Skills investiert nicht einmal die Hälfte (48 Prozent) aller befragten Führungskräfte. Das ist umso ärgerlicher, als dass die Fortschritte beim Ausbau der digitalen Kompetenzen von Chefs und ihre Führungsfähigkeiten von den Studienexperten als durchaus bemerkenswert gelobt wurden.

Chefs sind der Digitalisierung gewachsen

In den vergangenen beiden Jahren haben sich Unternehmen für den Ausbau ihrer digitalen Reife starkgemacht. Dazu gehören Investitionen in die digitale Transformation, neue Technologien und Verbesserungen in den Bereichen Talent und Kultur. Die größten Fortschritte konnten den Aussagen zufolge der Einzelhandel (73 Prozent), die Telekommunikationsbranche (71 Prozent) und die Automobilindustrie (69 Prozent) verbuchen. 

Gleichzeitig verbesserten sich auch die digitalen Kompetenzen von Führungskräften. Gut gewappnet für die Herausforderungen der Transformation sehen sich 68 Prozent der Manager von großen Unternehmen (mehr als 10 Milliarden US-Dollar Umsatz) und 55 Prozent in kleineren Unternehmen (weniger als 10 Milliarden US-Dollar Umsatz). Auch Mitarbeiter werden deutlich besser in digitale Initiativen eingebunden: 2018 war das nur bei 36 Prozent aller Unternehmen der Fall, mittlerweile liegt die Zahl bei 63 Prozent. Doch das bringt wenig, wenn kaum die Hälfte aller Unternehmen in die Bildung wesentlicher Fähigkeiten wie emotionale Intelligenz, Anpassungsfähigkeit und Zusammenarbeit investiert sowie Ideenfindung und Experimentierfreude als unternehmenskulturelle Eigenschaften unterschätzt.

Mit weichen Faktoren in das neue Zeitalter

Zehn Soft Skills, die Mitarbeitenden und Führungskräften die Bewältigung aller mit der digitalen Transformation verbundenen Herausforderungen erleichtern sollen, listet Springer-Autor Christian Hättenschwiler in "Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeit und die benötigten Soft Skills der Arbeitenden". Geordnet nach Relevanz und Notwendigkeit sind dies (ab Seite 75):

  1. Empathie und emotionale Intelligenz: Stellt Vertrauen her und ergänzt  die Mensch-Maschine-Kooperation um unverzichtbare menschliche Stärken 
  2. Kommunikations- und Kollaborationsfähigkeit: Überbrückt Distanzen bei zunehmender virtueller Zusammenarbeit
  3. Neugierde und Interesse: Hilft, die rasante Entwicklung komplexer Technologien zu bewältigen
  4. Kreativität und Innovationskraft: Hilft bei der Lösung komplexer Probleme und dabei, übergreifend zu denken und zusammenzuarbeiten
  5. Mut zu Neuem und Unbekanntem: Hilft mit Unsicherheiten und Unvollständigkeiten umzugehen und schnelle Entscheidungen treffen zu können
  6. Lösungsorientiertes Denken in Optionen: Hilft in nicht-linearer Welt Lösungsmöglichkeiten zu erkennen, sie zu bewerten und zur Entscheidung zu gelangen
  7. Mobilität, Agilität und Flexibilität: Hilft bei der flexiblen Anpassung an schnelle Veränderungen und dabei die Veränderungen zu antizipieren
  8. Eigenverantwortung, Selbstdisziplin und Vertrauen: Ermöglicht Engagement und Teamwork in zunehmend virtuellen Arbeitssituationen
  9. Mut zu Fehlern und Misserfolgen: Verhilft zu einem professionellen Pragmatismus. Braucht die Bereitschaft zur Fehleranalyse und zum Lernen aus Fehlern.
  10. Lebenslanges Lernen und persönliche Arbeitsmarktfähigkeit: Hilft die eigenen Möglichkeiten in den Gesamtkontext der neuen Arbeit einordnen und kritisch bewerten zu können.

Wie Mitarbeiter ihre Marktfähigkeit behalten

Was können Arbeitgeber nun tun, um ihre Mitarbeiter mit den genannten Fähigkeiten auszustatten, damit sie den Anforderungen der digitalen Transformation gewachsen sind? Zusammengefasst beziehen sich alle Soft Skills auf Eigenschaften, die das Menschsein ausmachen und die den Menschen von der Maschine unterscheiden. Zudem helfen sie bei der Orientierung und Verständigung in virtuellen Arbeitsumgebungen. 

Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden auf dem Weg in die digitale Transformation nicht mitnehmen, setzen ihre Innovationsfähigkeit aufs Spiel und riskieren, dass Arbeitnehmer den Anschluss und damit ihre Arbeitsmarktfähigkeit verlieren. Hättenschwilers Rat an Führungskräfte (Seite 80):

  • agiles, virtuelles und mobiles Arbeiten fördern
  • die notwendige Infrastruktur bereitstellen: Geräte und Tools zur Kollaboration 
  • die Mitarbeitenden  schulen, damit diese die Tools und Technologien optimal einsetzen und nutzen.
  • Richtlinien bezüglich Arbeitsort, Arbeitsplatz und Arbeitszeit einführen
  • beim Recruiting neben harten Fachkenntnissen auf weiche Komponenten achten
  • interkulturelle und interpersonelle Fähigkeiten fördern
  • Moderations- und Vermittlungsfähigkeiten stärken

Nachholbedarf gibt es der Capgemini-Studie zufolge übrigens auch beim Thema Nachhaltigkeit. Nur 45 Prozent aller Unternehmen engagieren sich in dem Bereich mit Projekten und Investitionen. Was verglichen mit den Ansprüchen von Verbrauchern ein grober Schnitzer ist. Denn die sind überwiegend (78 Prozent) der Meinung, dass Unternehmen ihre Eigeninteressen stärker zurückstecken und sich gesellschaftlich mehr engagieren müssen. Auch dabei helfen ausgeprägte auf Verständnis, Vertrauen und Zwischenmenschlichkeit gerichtete Kompetenzen.

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