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01-08-2019 | Personalmanagement | Schwerpunkt | Article

KI wird für Personaler immer interessanter

Author: Anne Steinbach

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Auch wenn Künstliche Intelligenz noch nicht so richtig Fuß gefasst hat in Personalprozessen, kann eine steigende Tendenz beobachtet werden. Woran die Verzögerung liegt, erklären Studien.

Laut einer Umfrage, die der Bundesverband der Personalmanager in Zusammenarbeit mit dem Ethikbeirat HR Tech unter 1.032 Personalmanagern durchgeführt hat, beschäftigen sich in Deutschland knapp 74 Prozent der Personalverantwortlichen mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI). Bisher fehlen den meisten jedoch die passenden Technologien und Trainings, um KI auch umzusetzen. 

Weitere Ergebnisse der Umfrage: 

  • 41 Prozent der Personaler prüfen derzeit, ob KI-basierte Technologien dem eigenen Aufgabenbereich nutzen
  • 16 Prozent planen den Einsatz konkret
  • 16 Prozent geben an, dass sie bereits KI-basierte Technologien in ihrem Unternehmen einsetzen
  • Für 26,5 Prozent der Befragten kommt KI gar nicht in Frage

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Papierkram = Kernaufgabe von HR

Bisher lässt sich feststellen, dass der Bereich Human Ressource noch nicht im KI-Zeitalter angekommen ist. Auch eine Umfrage vom Softwarehaus Forcont, die während des forpeople day am 4. April in München umgesetzt wurde, hat belegt, dass ein Großteil der Zeit von Personalern in administrative Aufgaben fließt. Gemeint ist damit das Suchen, Finden, Bearbeiten und Ablegen von Papierdokumenten.

Die 50 Personalverantwortlichen, die sich am Expertentag zum Thema digitaler Wandel austauschten, belegten, dass das Potenzial, mittels Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen mehr Zeit zu gewinnen, im HR-Bereich noch lange nicht ausgeschöpft ist. 

KI zwischen Ethik und fehlendem Wissen

Die Gründe für die Zurückhaltung in Bezug von KI im Personalwesen sind vielfältig. Meistens liegt es jedoch an ethischen Gründen: So ist beispielsweise das Einhalten ethischer Grenzen, sowie die Haftung und Rechenschaftspflichten für Unternehmen unabdingbar. 

In der Studie von Forcont erklärt Nina Springer, Fachanwältin für Arbeitsrecht und Partnerin bei der Wirtschaftskanzlei Eversheds Sutherland: "Unternehmen sollten zunächst eine Bestandsaufnahme machen und – den Grundsatz der Datensparsamkeit beachtend – ihre Personalakten kritisch daraufhin überprüfen, welche Dokumente vernichtet werden müssen oder gar nicht  erst in eine Personalakte hätten Eingang finden dürfen."

Dazu kommt, dass es bis jetzt ganz klar an dem notwendigen Know-how und Training für den Einsatz von KI im Personalwesen fehlt. Die Hälfte der Befragten fühlt sich vor der Einführung der in ihren Unternehmen bereits eingesetzten Technologien nicht ausreichend informiert – hier besteht ein starker Wunsch, Best Practice Beispiele von HR-Tech Uses Cases zur Verfügung gestellt zu bekommen oder über Trainings beziehungsweise Ansprechpartner besser auf neue Technologien vorbereitet zu werden. Weiterhin gilt für viele  Personaler die Digitalisierung immer noch als Mammutprojekt und nicht schaffbar.

KI stellt keine Konkurrenz dar

Trotz vieler Zweifel haben Personaler auch den Nutzen der KI in ihrer Branche erkennt. Interessanterweise haben die Springer-Autoren Markus Dahm und Alexander Dregger für ihr Buch "Arbeitswelt der Zukunft" im Buchkapitel "Der Einsatz von künstlicher Intelligenz im HR: Die Wirkung und Förderung der Akzeptanz von KI-basierten Recruiting-Tools bei potenziellen Nutzern" eine Studie zu diesem Thema durchgeführt. Demnach sehen sich, im Vergleich zu vielen anderen Branchen, die Personaler nicht als direkter Wettbewerber zur KI. Ganz im Gegenteil. "Sie sehen vielmehr den Einsatz von KI als eine Möglichkeit, die Arbeit zu erleichtern", erklären die beiden Autoren (Seite 259).

KI für Mitarbeitersuche und Mitarbeiterverwaltung

Dass der Einsatz von KI bisher gering ist, bedeutet nicht, dass auch die HR-Experten keinen Branchendruck verspüren. Auch erwarten sie bisher, dass gerade in den Bereichen der Mitarbeitersuche (40,6 Prozent) und der Mitarbeiterverwaltung (25,3 Prozent) der höchste KI-Nutzen sein wird.

Springer-Autor Harald Fiedler vertieft einige KI-Instrumente aus dem Personalwesen im Buchkapitel "Der Einsatz von KI in der Personalauswahl – Erkenntnisse aus dem 'Footbonaut'." Er belegt den positiven Nutzen von KI bei der Personalauswahl und erklärt, dass "das Durchführen der Tests für Unternehmen oftmals nicht nur weniger zeitaufwendig, sondern auch deutlich kostengünstiger als eine manuelle Betreuung und Durchführung von Personalauswahlverfahren ist" (Seite 59).

Abgesehen davon, dass KI den Personalern eine Menge Zeit in der Administration abnehmen könnte, sind die Technologien auch nach der Einstellung des neuen Mitarbeiters für Onboarding und Weiterbildung förderlich.

Dennoch wird eine Maschine niemals die Entscheidung über den endgültigen Mitarbeiterprozess ausführen. Darin sind sich 45 Prozent der Experten einig. Das belegt auch die Studie von Dahm und Dregger, in der die Teilnehmer KI als "Augmented Reality" sehen. "Dies bedeutet, dass eine KI einen Recruiting-Prozess mit zusätzlichen Informationen unterstützen kann, sie aber nicht komplett autonom Entscheidungen trifft" (Seite 261).

Dazu kommt, dass die deutsche Gesetzesgebung bis heute die Schriftform von Vertragsschließungen vorgibt und somit ein voll digitales Büro innerhalb des Personalwesens erst einmal in den Sternen steht.

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