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25-05-2021 | Personalmanagement | Infografik | Article

Arbeitnehmer leisten fast 1,7 Milliarden Überstunden

Author: Andrea Amerland

2:30 min reading time

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2020 ist trotz Corona-Krise und Kurzarbeit wieder ein Jahr der Überstunden. Denn ihre Zahl ist im vergangenen Jahr nur leicht gesunken, zeigen Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. 

Im vergangenen Jahr haben deutsche Arbeitnehmer 1,67 Milliarden Überstunden geleistet. Somit ist die Zahl der Überstunden im Vergleich zum Vorjahr zwar gesunken, allerdings nur marginal. Wie die vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) erhobenen Daten ergeben, hatte sich die Zahl der Überstunden im Jahr 2019 noch auf 1,86 Milliarden belaufen. Auch beim Anteil der Überstunden am Arbeitsvolumen hat sich im Pandemiejahr den Angaben zufolge wenig getan. Er betrug 3,2 Prozent. Das waren nur 0,3 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Sehr viele unbezahlte Überstunden

Mehr als die Hälfte der 2020 geleisteten Überstunden, nämlich 892 Millionen, waren dabei unbezahlt. Während die vergüteten Überstunden im Vergleich zu 2019 um 15,4 Prozent sanken, gingen die unbezahlten Überstunden lediglich um 5,8 Prozent zurück. Insbesondere Teilzeitkräfte müssen mehr arbeiten als ihr arbeitsvertraglich vorgesehenes Stundensoll. So ist laut IAB der Anteil der Überstunden am Arbeitsvolumen bei Teilzeitbeschäftigten mit 3,6 Prozent höher als bei Vollzeitbeschäftigten mit 3,1 Prozent. Politiker fordern vor diesem Hintergrund, eine Aufzeichnungspflicht der Arbeitsstunden in Deutschland umzusetzen. Ein entsprechendes EuGH-Urteil aus dem Mai 2019 harrt noch der Umwandlung in nationales Recht. 

Zu viel Arbeit ist gesundheitsgefährdend

Unterdessen sorgt eine UN-Studie für Schlagzeilen, die in der Fachzeitschrift "Environment International" veröffentlicht wurde. Diese führt 745.000 Todesfälle auf Überarbeitung zurück. Wer dauerhaft 55 Stunden oder mehr pro Woche arbeitet, hat offenbar ein deutlich höheres Risiko, tödlich zu erkranken, so das Ergebnis der Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Allein 2016 starben demnach weltweit rund 745.000 Menschen an einem Schlaganfall oder einer Herzerkrankung.

Zu lange Arbeitszeiten haben zwischen 2000 und 2016 für eine Zunahme der Todesfälle durch Herzerkrankungen um 42 Prozent geführt. Die Zahl der Schlaganfälle steig um zehn Prozent. Durch Überarbeitung gingen 2016 Bechäftigten weltweit rund 23 Millionen gesunde Lebensjahre verloren. Im Auftrag von WHO und ILO wurden für die Studie Umfragen zu Arbeitszeiten aus 154 Ländern analysiert und mit den Studiendaten über Schlaganfälle und Herzkrankheiten mit insgesamt 1,6 Millionen Teilnehmern abgeglichen.

Corona-Krise und Homeoffice fördern Mehrarbeit

Die Arbeitsverdichtung führt auch in Deutschland zu einer steigenden psychischen und physischen Belastung. Das geht aus dem DGB-Index "Gute Arbeit" hervor, für den der Deutsche Gewerkschaftsbund jährlich deutsche Beschäftigte befragt. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer beklagt, immer mehr leisten zu müssen, 48 Prozent fühlen sich bei der Arbeit häufig bis sehr häufig gehetzt, 36 Prozent sind häufig erschöpft, 35 Prozent können nach der Arbeit nicht abschalten.

Die WHO sieht die Corona-Krise und das Homeoffice als Katalysatoren für diesen gesundheitsgefährdenden Trend. Menschen arbeiteten in den eigenen vier Wänden oftmals mehr, weil die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Gleichzeitig führten krisenbedingte Kosten- und Personaleinsparungen in den Betrieben dazu, dass die Arbeitnehmer, die weiterhin beschäftigt werden können, länger arbeiten müssen.

Alle tagesaktuellen Beiträge rund um die Corona-Krise finden Sie hier

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