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01-12-2022 | Plattformökonomie | Schwerpunkt | Article

Deutsche Banken entdecken das Metaverse

Author: Angelika Breinich-Schilly

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Im Metaverse tummeln sich vor allem jungen Menschen. Deshalb haben internationale Marken die virtuellen Plattformen bereits besiedelt, um Teil der neuen Markplätze zu sein. Auch Banken wittern ihre Chance. Erste deutsche Institute wagen deshalb den Schritt ins digitale Universum. 

Sportartikelhersteller, darunter Nike oder Adidas, befinden sich schon länger im sogenannten Metaverse, auch Web3 genannt. In diesen digitalen Umgebungen, etwa in Form von Gaming-Welten wie Fortnite oder Roblox oder sozialen Plattformen wie Decentraland, sind die internationalen Konzerne bereits Teil einer noch jungen Ökonomie. Wie in der Realität verkaufen sie zum Beispiel digitale Kleidung an Nutzer, die sich mit ihren Avataren auf den jeweiligen Plattformen bewegen. Auch Banken interessieren sich für diese digitalen Universen. So hat im September die Sygnum Bank als erstes Schweizer Institut eine virtuelle Filiale in Decentraland eröffnet. Im gleichen digitalen Universum tummelt sich unter anderem auch der britische Finanzdienstleister Fidelity.

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Anwendungsbereiche

Dieses Kapitel befasst sich mit dem breiten Spektrum der Anwendungsbereiche von digitalen Vermögenswerten: Digitale Assets können dazu verwendet werden, um Finanzinstrumente mit Anlagefunktion zu erstellen. Möglicher nächster wesentlicher Entwicklungsschritt nach dem mobilen Internet ist das Metaverse als ein künftiges Zuhause für jegliche digitalen Vermögenswerte. 

Um diesen Trend nicht zu verschlafen, wagen sich mit der Deutschen Bank und der Deka Bank nun deutsche Geldhäuser vorsichtig auf das neue Terrain. In einem Pressegespräch mit Journalisten erläuterte Andreas Albrecht, der bei der Deka Bank die Open Digital Factory betreut, warum sich das zur Sparkassengruppe gehörende Institut für die Eröffnung eines Hubs ebenfalls auf der Plattform Decentraland entschieden hat: "Dort können Menschen miteinander interagieren. Man trifft sich und kann Geschäfte abschließen." Und immer häufiger entscheiden sich die User auch für hochpreisige Premiumartikel, etwa von Gucci oder Prada. Noch sei die Zielgruppe klein, habe aber Wachstumspotenzial.

Das Metaverse verspricht enormes Wachstum

Eine Studie der Citibank schätzt, dass der gesamte adressierbare Markt für die Metaverse-Wirtschaft bis zum Jahr 2030 einen Wert von bis zu 13 Billionen US-Dollar erreichen wird - allerdings unter der Annahme, dass diese Welt geräteunabhängig über PCs, Spielekonsolen und Smartphones zugänglich sein wird", schreibt Eric Günter Krause zur Zukunft des Bankings im Metaverse in der November-Ausgabe der Zeitschrift "Bankmagazin".

33 Prozent der Branchenexperten gehen davon aus, dass Banken in den kommenden zwei bis drei Jahren virtuelle Filialen eröffnen werden, so Günter und bezieht sich auf einen Report von Ibi Research zu Banking Trends 2022. "Und 42 Prozent der Umfrageteilnehmer sind der Ansicht, dass das Metaverse ungeahnte Möglichkeiten für Kreditinstitute bieten wird. Allerdings müssten dafür die bisherigen Geschäftsmodelle auf den Prüfstand gestellt werden", erläutert der Experte, der seit mehr als 20 Jahren bei Infosys Consulting Finanzinstitute zu Innovationsthemen berät.

Virtuelles Angebot wird schrittweise ausgebaut

Die Deka Bank hat ihren digitalen Auftritt in Decentraland mit einem fünf Mitarbeiter starken Team und der Hilfe eines externen Dienstleisters in drei Monaten errichtet. Noch ist das Angebot in der Metaverse-Filiale, die sich in einem virtuellen vierstöckigen Gebäude befindet, übersichtlich. Es gibt einen Empfang und Nutzer erfahren zum Bespiel, wie eine Wallet funktioniert. In der Community können sich die Menschen austauschen und haben auch die Möglichkeit, kleine Aufgaben in Form sogenannter Questes zu lösen, die in digitalen Spielen üblich sind. Auch ein Multifunktionsraum existiert, in dem künftig Events, etwa Ausstellungen oder auch Inhalte von Vorständen, denkbar sind, so Albrecht. 

"Regemäßig sollen neue Funktionen hinzukommen, um das Angebot für die Nutzer auch langfristig spannend zu gestalten. Eine Übersicht über die aktuellen Entwicklungen bietet ein Kanban-Board im digitalen Hub", erläutert der Experte. Von einer virtuellen Anlageberatung sei die Bank "aufgrund der strengen Regulierung aber noch weit entfernt".

Regulatorik hält mit Entwicklung kaum Schritt

Aktuell befinde sich das Metaverse noch im Experimentierstadium. "Kernbereiche müssen weiterentwickelt werden, damit sich das volle Potenzial entfalten kann", schreibt auch Krause. "J.P. Morgan hat in seiner Studie 'Opportunities in the metaverse' die Themen Technologie, kommerzielle Infrastruktur, Datensicherheit, Mitarbeiter und Regulierung als entscheidend für den Erfolg identifiziert."

Auch wenn laut Albrecht bereits einige Sparkassen bei der Deka Bank starkes Interesse an dieser noch jungen Schnittstelle zu den vor allem jungen Nutzern bekundet haben, setzt die Regulatorik den Instituten derzeit noch Grenzen. Es sei allerdings abzusehen, dass zum Beispiel die europäische MiCA-Regulierung, die sich bislang nur auf Kryptowährungen beziehe, auch auf Non-Fungible Token (NFT) ausgeweitet wird. Mit diesen werden zum Beispiel Vermögenswerte wie Immobilien oder auch Kunst digitalisiert und können von einer größeren Zielgruppe ge- und verkauft werden. "Junge Menschen sind es gewohnt, digitalen Besitz zu haben. Banken werden dazu beitragen, auf diesen Besitz aufzupassen und ihn zu sichern", skizziert Albrecht ein mögliches Geschäftsmodell. 

Kredite für virtuelle Immobilien

Da die dortigen Plattformen auf dem Prinzip des virtuellen Landeigentums basieren, wird der Kauf von Grundstücken und die Entstehung von Immobilien eine erhöhte Nachfrage nach Hypotheken und Krediten erzeugen. Laut der Metaverse-Beratung Meta Metric Solutions wurden im Jahr 2021 auf den vier größten Plattformen Decentraland, Sandbox, Cryptovoxels und Somnium über 500 Millionen US-Dollar in virtuelle Grundstücke investiert", so Krause.

Allerdings, so schränkt der Bankexperte ein, sei der Durchschnittspreis für virtuelles Land im Zuge des allgemeinen Abschwungs auf dem Kryptowährungsmarkt drastisch eingebrochen. Dennoch eröffne die Verbindung von realer und virtueller Welt für Kreditinstitute ganz neue Perspektiven. Etwa, "wenn sie zum Beispiel real existierende Immobilien virtuell nachbilden und eigene Ökosysteme mit Partnern aufbauen". Dann können sie ihren Kunden in der neuen Umgebung nicht nur Hypotheken anbieten, sondern weitere Dienstleistungen rund ums Bauen und Wohnen. 

Deka will Sparkassen im Web3 einbinden

Für den Deka-Bank-Fachmann Albrecht steht fest, dass wachsende Rechnerkapazitäten und leistungsstärkere mobile Geräte das Metaverse und die reale Welt künftig noch stärker verbinden werde. Damit bieten sich auf lange Sicht viele lukrative Möglichkeiten für Banken, auch wenn sich die Branche in diesem Bereich derzeit noch vor allem auf Kundenbindung, Marketing und Recruiting beschränke. 

"Ich denke, wir werden in Zukunft mehr mit den Sparkassen machen. Wir überlegen bereits, wie wir die Institute mit einbinden können." Bis dahin will die Deka Bank ihre Kunden über die üblichen Kommunikationswege zum digitalen Hub ins Metaverse locken. 

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