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11-03-2021 | Plattformökonomie | Infografik | Article

Corporate Banken wollen als Plattform überzeugen

Author: Angelika Breinich-Schilly

3:30 min reading time

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Im Geschäft mit Unternehmenskunden werden Banken auch künftig die persönliche Beratung brauchen. Dennoch stehen digitale Angebote, Plattformen mit Echtzeitservices und Fintech-Kooperationen ganz oben auf den Agenden klassischer Banken.

Um weiterhin erfolgreich zu sein, müssen Banken ihre Geschäftsmodelle ändern und neue Infrastrukturen einführen, die den Weg zu einem digitalen, durchgängigen, plattformgesteuerten Corporate Banking unterstützen, zeigt eine aktuelle Umfrage. "Wir erwarten nicht, dass der digitale Wandel die Rolle des Kundenbetreuers abschafft, vielmehr schafft die Digitalisierung neue Möglichkeiten, um auf aufschlussreiche Daten zuzugreifen, um schnellere Entscheidungen zu treffen", erläutert Corporate-Banking-Experte Torsten Pull vom Finanztechnologieanbieter Finastra die jüngst veröffentlichten Studienergebnisse.

Für die Untersuchung wurden Ende 2020 weltweit mehr als 700 Interviews mit Entscheidern aus den Funktionen Relationship Management, Technologie und Produktentwicklung bei Corporate Banken durchgeführt. Zentrales Ergebnis: In den kommenden fünf Jahren wollen sich die Institute über das Online Banking zu sogenannten Plattform-Playern entwickeln. Hierbei geht es vor allem darum, den Schwerpunkt weg von klassischen Kundennetzwerken und der Cross-Vermarktung traditioneller Dienstleistungen und Produkte auf digitale Mehrwertservices und Echtzeittransaktionen zu lenken. 

Kreditgeschäft, Handelsfinanzierung und Cash Management anpassen

"Durch die Pandemie hat sich die digitale Transformation beschleunigt und zwingt Banken, ihr Kreditgeschäft, die Handelsfinanzierung und das Cash Management anzupassen", betont Pull. Dabei passen sich die Geldhäuser den Anforderungen ihrer Kunden an. So gehen die Befragten auch davon aus, dass die Ausgaben für die digitale Transformation in diesen Organisationen bis 2025 voraussichtlich steigen werden: 

  • Cash Management und Handelsfinanzierung: Banken erwarten, dass die Ausgaben für digitale Entwicklungen um rund 30 Prozent steigen werden. 
  • Kreditvergabe: Auch hier erwarten die Banken einen Anstieg der Ausgaben für digitale Entwicklungen um circa 20 Prozent. 

Auch auf die Kundenbeziehung im Corporate Banking wird sich die digitale Transformation der Erhebung zufolge auswirken:

  • Rund 19 Prozent der Banken gaben an, dass die Cloud als Maßnahme zum Umgang mit Covid-19 benötigt wird, sie aber derzeit keinen Zugang in den Bereichen Cash Management, Kreditvergabe und Handelsfinanzierung zu Cloud-Technologien haben.  
  • Die digitale Unterschrift wurde ebenfalls als Anforderung genannt, aber 18 Prozent der Banken haben (über die Bereiche Cash Management, Kreditvergabe und Handelsfinanzierung hinweg) derzeit keinen Zugang. 
  • Mehr als 80 Prozent der Kreditgeber sagen, dass die Kontoprüfung ebenfalls eine wichtige Digitalisierungspriorität darstellt. 

Mit schnellen und agilen Corporate-Finance-Lösungen punkten

"Die Notwendigkeit, schnellere, agilere und maßgeschneiderte Corporate-Finance-Lösungen über alle Sektoren hinweg anzubieten, veranlasst Banken, sich auf eine digitale Transformationsreise zu begeben. Die Agilität und Expertise von Fintech-Partnern werden dabei ebenso wichtig sein wie die gemeinsame Zusammenarbeit über offene Plattformen", meint Pull. So arbeiteten derzeit bereits zwischen 70 und 75 Prozent der Banken mit Partnerunternehmen in entsprechenden Kooperationen zusammen oder planten dies für das kommende Jahr. 

"Bei der Digitalisierung stehen wir noch immer am Anfang, kommen aber mit schnellen Schritten voran", erklärt auch Stephan Heller, Gründer des Plattformanbieters Fincompare. Im B2B-Bereich dauere es länger als im Geschäft mit Endkunden, bis sich die Vorteile der Digitalisierung wie Transparenz, Schnelligkeit und günstige Konditionen auf breiter Front durchsetzen. Die Gründe führt er im Buch "Köpfe der digitalen Finanzwelt" auf Seite 156 aus:

  • die hohe Komplexität,
  • unterschiedliche Rechts- und Organisationsformen,
  • lange Entscheidungsprozesse,
  • die hohen finanziellen Summen, die im Raum stehen,
  • langjährige Geschäftsbeziehungen zwischen Hausbanken und Unternehmen
  • sowie regulatorische Vorgaben, die es zu berücksichtigen gilt.

Allein die Bonitätsprüfung gestaltet sich viel komplexer und aufwendiger als im Endkundengeschäft, wo häufig der Blick auf die Ein- und Ausgänge auf dem Girokonto ausreicht. Im B2B-Bereich dagegen, wo in der Regel weit größere Summen im Raum stehen, fließen viel mehr Instrumente und Wechselwirkungen in die Prüfung mit ein, was das Ganze deutlich in die Länge zieht und zusätzlich erschwert", erläutert Heller.  

Gute Chancen für Fintechs

Die hohe Komplexität habe einen positiven Nebeneffekt, der den Fintechs und Finanzdienstleistern im Online-Geschäft zusätzlich in die Karten spielen dürfte, meint der Autor. "Die großen Tech-Firmen wie Google, Amazon oder Facebook halten sich in diesem Markt noch merklich zurück, vor allem wegen der angeführten komplexen Einflussfaktoren auf die Prüfung und Bewertung der Bonität. Daran dürfte sich in den nächsten Jahren so schnell nichts ändern."

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