Skip to main content
Top
Published in: Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik 3/2018

Open Access 20-08-2018 | Essay

Politische Dimensionen von Militärübungen und Manövern – ein Projektbericht

Author: Prof. Dr. Beatrice Heuser

Published in: Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik | Issue 3/2018

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Die virtuellen Kriege und Operationen, die in Militärübungen gespielt und geprobt werden, können entweder der Abschreckung dienen oder aber Angriffe vorbereiten bzw. zur Maskierung tatsächlicher Angriffe dienen. Für Beobachter ist es vielfach nicht offensichtlich, um welche Art von Militärübung es sich handelt. Die Ergebnisse eines vierjährigen internationalen Projektes zu politischen Dimensionen von Militärübungen richten das Schlaglicht insbesondere auf Missverständnisse und deren ungewollte politische Auswirkungen, die im Extremfall unbeabsichtigt zum Krieg führen können.

1 Erneutes Interesse an Militärübungen

Die russische Annexion der Krim im Jahr 2014 hat die bislang namenlose Epoche seit Ende des Kalten Krieges abgeschlossen und die Existenz eines neuen Kalten Krieges unleugbar gemacht. Man sollte vielleicht die Zeit von 1991 bis 2014 die Zwischen-Eiszeit nennen, denn dass wir uns wieder mitten in einem Kalten Krieg befinden, ob wir es wollen oder nicht, ist leider nicht mehr zu verneinen. Wie lange dieser dauern und wie er enden wird, soll im Folgenden untersucht werden.
Wie einst im Kalten Krieg gibt es jene, die auf einen gefährlichen Abstand hinweisen – in den 1950er Jahren war es vermeintlich ein Bomber-Gap, Ende der 1970er Jahre dann ein Missile-Gap und jetzt ein Exercise-Gap (Brzezinski und Varangis 2015). Noch im Jahr 1988 mobilisierte die NATO mit ihrer Autumn Forge-Übungsserie 100.000 Streitkräfte, aber seit 1989 hat sie keine wirklich große Übung mehr abgehalten, da kein Bedarf mehr zu bestehen schien (Ruiz Palmer 2014). Auch Russland hatte in den 1990er Jahren zeitweilig seine Großübungen zurückgefahren.
Die Wende deutete sich spätestens 2008 mit dem Kaukasuskrieg an, bei dem die westlichen Regierungen geflissentlich wegschauten. Auf die nicht gerade brillanten Leistungen der russischen Streitkräfte hin unternahm Moskau 2009 eine umfassende Militärreform. Seit 2011 hält Russland Übungen ab, in denen die Streitkräfte die 100.000 Mann Stärke weit überschreiten – Zahlen bis 155.000 werden genannt (Brzezinski und Varangis 2016). Ehe Russland seine neuen militärischen Kräfte in der Krim eingesetzt hat, konnte man vielleicht wegsehen, sogar wenn, wie 2009, eine russische Großübung mit einem simulierten Kernwaffenschlag auf Warschau endete (Peel und Milne 2017). Aber seit 2014 ist ein Wegschauen nicht mehr vertretbar. Unbedingt müsse die NATO dieses Defizit an Großübungen aufholen, so meinen Verteidigungsexperten1 in Washington, D.C. (Brzezinski und Varangis 2015).
Wenig später zeigte sich, dass das Denken in den Regierungen der NATO-Mitgliedstaaten in dieselbe Richtung ging. Schon in demselben Jahr begann die NATO mit einer neuen Live exercise-Übungsreihe (Trident Juncture) für die NATO Response Force, die in Zukunft alle drei Jahre stattfinden soll. Trident Juncture 15 fand im Raum Portugal, Spanien und Italien statt und trainierte die Fähigkeit der Bündnispartner, eine internationale Streitkraft im Verbund der Waffengattungen mit dem Zweck der Abschreckung und Verteidigung zusammenzubringen. Der Hauptgastgeber für Trident Juncture 18 wird Norwegen sein; diese Übungsserie soll also betont in allen geographischen Bereichen der NATO stattfinden können.2
Eine weitere Übungsreihe fing 2016 mit Anakonda 16 auf polnischem Gebiet an, wobei, wie früher bei der Übungsreihe Return of Forces to Germany (REFORGER), die Fähigkeit der USA, schnell eine große Anzahl von Streitkräften in ein Kriegstheater einzuführen, im Mittelpunkt stand, sowie die Fähigkeit des Gastlandes – in diesem Fall Polen – diese Streitkräfte zu versorgen und zu unterstützen. Etliche kleinere Übungen im Felde zielen insbesondere darauf ab, die Interoperabilität der neuen NATO-Staaten zu erhöhen. Dabei finden allerdings auch die größten der NATO-Übungen im Vergleich der Truppenzahlen auf sehr viel kleinerem Niveau statt als die Herbstübungen Russlands der letzten fünf Jahre (Johnson 2017).
Russlands direkte Nachbarn im Westen und Norden sind besonders nervös. Die baltischen Staaten können von russischen Einschüchterungsmaßnahmen schon länger ein Lied singen, insbesondere Estland, welches schon 2007 durch einen russischen Cyberangriff kurz, aber umfassend gelähmt wurde. Russland war der NATO-Beitritt der baltischen Staaten nicht recht. Das formal neutrale Schweden, das sich seit den 1990er Jahren mehr und mehr wie ein volles NATO-Mitglied zu geben versucht, hat die 2010 im Land abgeschaffte Wehrpflicht im Januar 2018 wieder eingeführt. Mit viel Aufsehen hielt Schweden im vergangenen Herbst Aurora 17 ab, die größte Militärübung in 23 Jahren. Zu 20.000 schwedischen Truppen wurden 1000 Amerikanische eingeladen, um bewusst ein politisches Signal an den Nachbarn Russland zu senden (Milne 2017). In Militärübungen simulierten russische Streitkräfte spätestens seit 2013 sowohl einen Kernwaffenangriff auf Schweden als auch den Tiefflug mit Kampfflugzeugen über schwedische Inseln. Gefährlich nahe flogen im April 2015 russische Kampfflugzeuge auch an Schiffe der multinationalen, von den USA angeführten Ostsee-Übungen Baltops heran. Ironischerweise ist Baltops eine Übungsserie, an der russische Streitkräfte auf Einladung Washingtons von 1993 bis 2008 und zwei weitere Male 2010 und 2011 selbst teilgenommen haben (French und Dombrowski 2018).
Auch Norwegen hat seine eigenen Verteidigungspläne grundlegend verändert. Früher hatte man das große Grenzgebiet zur Sowjetunion – die sogenannte Finnmark – bewusst von Militärübungen freigehalten, da die Grenze nur 120 km vom russischen Flottenstützpunkt Murmansk entfernt liegt und man Moskau nicht nervös machen wollte. Jetzt fürchtet Norwegen ein Szenario wie das der russischen Annexion der Krim in der Ostukraine, in dem russische Soldaten über die schneeigen Grenzen eindringen und Stützpunkte einnehmen könnten. In einem solchen hypothetischen Fall würden die NATO-Staaten noch lange beraten, ob dies nun wirklich ein casus foederis mit Eintritt des fünften Verteidigungsartikels des Washingtoner Vertrages wäre. Norwegen hat deswegen umgeschwenkt: Fortan übt es gerade in der Finnmark, mit dem Ziel, eine kleine Inkursion abzufangen und zum Rückzug oder aber zur Eskalation zu zwingen (Heier 2018). Gleichzeitig versucht Norwegen, mit einer Fernsehserie Aufmerksamkeit auf die möglichen Folgen einer weiteren Verschärfung der Ost-West-Verhältnisse zu lenken: Mit einem 10 %-Zuschuss des regierungsfinanzierten Norwegischen Filminstituts zeichnete die bislang 18-teilige Serie ein Szenario, in dem Russland Schritt für Schritt Norwegen okkupiert.3 Jeder einzelne Schritt ist dabei so gestaltet, dass man nicht von einem offensichtlichen Angriff sprechen kann, der dem Art. 5 des Nordatlantikvertrages entsprechend eine NATO-Verteidigung Norwegens auslösen würde. Damit entwickeln die Szenaristen anschauliche (obgleich nicht immer realistische) Beispiele, wie „Hybridkriegführung“ seitens Russlands aussehen könnte (Fridman 2017, S. 42–49).4
Die NATO als Ganzes schwenkt ebenfalls langsam mit ihren Militärübungen um (Ferrier 2018) und die Thematik steht wieder im Rampenlicht (Heuser et al. 2018). Wie wir sehen werden, ist die Linie zwischen Abschreckung und Bedrohungsperzeption allerdings unscharf und insbesondere so wie die russischen Übungen der letzten Jahre massiv zur gewollten oder ungewollten Abkühlung der Ost-West-Beziehungen beigetragen haben, können auch Übungen auf unserer Seite ungewollte Nebenwirkungen entfalten.

2 Forschungsprojekt Militärübungen

In der Abwesenheit von Krieg stehen Militärübungen im Zentrum der Aktivitäten des Militärs. Militärübungen können vielfältige Ziele verfolgen, wobei die des politischen Signalisierens eine wichtige Rolle spielen. Politische Signale werden auch dann vermittelt, wenn dies nicht das explizite Ziel von Übungen ist. Strategische Ziele und intendierte politische Signale von Militärübungen können stark divergieren. Auch wenn sie identisch sind, schwingt, wie im Folgenden verdeutlicht wird, die Gefahr der Fehlkommunikation mit.
Der ursprüngliche Zweck solcher Übungen ist es, Soldaten an gemeinsames Handeln zu gewöhnen, sowie Standardbewegungen, -abläufe und das Zusammenspiel verschiedener Einheiten einzuüben. Ein großes Element ist dabei das Trainieren des Gebrauchs verschiedener Waffen, der Taktiken für ihre Anwendung und der Zusammenführung verschiedener Einheiten (etwa Infanterie, Kavallerie und Artillerie) auf taktischer, operationeller und strategischer Ebene. Technische Ziele können auch das Einüben des Gebrauchs neuer Waffensysteme sowie Experimente mit neuen Taktiken oder Verteidigungskonzepten auf operationeller oder gar strategischer Ebene sein. Die reine Übung mit ihren praktischen Auswirkungen geht dabei mit dem Ziel einher, das Vertrauen der eigenen und eventuell alliierter Streitkräfte in die eigene Kampfkraft zu fördern, der eigenen und verbündeten Bevölkerung die Sicherheit zu geben, gegen feindliche Kräfte verteidigt werden zu können und, wie bereits oben vermerkt, Feinde von möglichen Angriffsplänen abzubringen. Das Ziel kann auch sein, Streitkräfte eines befreundeten Staates an die eigenen Praktiken und Standards sowie insbesondere an die Einhaltung des Kriegsrechts (Humanitäres Völkerrecht, Haager Landkriegsordnung, Genfer Konventionen usw.) heranzuführen (Simpson 2014; Heuser und Simpson 2017).
Zu diesem Themenkomplex ist bis jetzt nur wenig untersucht worden. Insbesondere haben sich bislang nur wenige Forscher mit dessen politischen Dimensionen beschäftigt. Ein wichtiges Werk zu dem gesamten Themenkomplex und seiner historischen Entwicklung wurde von Martin van Crefeld (2013) verfasst, aber ansonsten gibt es bislang lediglich einzelne Fallstudien (Bar-Joseph 2005; Boehm und Ruiz Palmer 2012; Heuser 1993; Heuser 1998a; Melvin 2009; Ruiz Palmer 1987; Ruiz Palmer 1990) oder aber Anleitungen für Übungsplaner und -leiter (Perla 1990; Sabin 2014).

3 Technische Aufgaben von Militärübungen

Übungen und Manöver können neben der eigentlichen Ausbildung der Truppe auch andere, unterschiedliche Ziele haben (Heuser 2018a). So können sie der Erprobung neuer Waffensysteme und dem Studium ihrer Auswirkungen dienen. Die sowjetische Übung Snezhok5 beispielsweise, die am 14. September 1954 abgehalten wurde, testete die Auswirkungen nuklearer Verseuchung auf militärische Truppen in einem Gebiet, das nach Meinung der Planer dem Gebiet Deutschlands am nächsten kam. 45.000 Soldaten marschierten durch das Explosionsgebiet einer 40 Kilotonnen schweren RDS-4-Bombe (etwa dreimal so stark wie die Hiroshima-Bombe) bei Totskoje im Oblast Orenburg, nahe der kasachischen Grenze.6
Übungen sind bisweilen von Militärplanern bewusst darauf angelegt, die Unmöglichkeit einer Vorgehensweise herauszustellen. So wurde von Frankreich die Übung Amor 64, in der sich das Land nach einem (russischen) Angriff auf einen Partisanenkampf einrichten sollte, als Argument für die unbedingte Notwendigkeit eines eigenen Kernwaffenarsenals herangezogen, denn der Übungsausgang war von vornherein klar: Gegen die Rote Armee, den Warschauer Pakt und ihre Kernwaffen konnte kein Partisanenkampf ankommen. Während ein solcher Gebrauch von Übungen zur Konsequenz haben kann, dass Strategie, Taktik und Doktrin nach der Übung entsprechend angepasst werden, kann dies auch zu ungewollten Nebenwirkungen führen. So war etwa die berüchtigte Carte Blanche-Luftübung von 1955 die erste wichtige Übung nach Beitritt der Bundesrepublik zur NATO. Diese wurde vom Supreme Allied Commander Europe (SACEUR), General Alfred Gruenther, derart geplant, dass sie veranschaulichen sollte, inwiefern die NATO ihre Luftverteidigung unbedingt verbessern und neu organisieren müsste. Dies war ein Resultat, die unbeabsichtigte Nebenwirkung bestand jedoch darin, dass viele Westdeutsche nach dieser Übung, in der der Tod von 1,7 Millionen Menschen und die Verwundung von weiteren 3,5 Millionen im Frankfurter Raum angenommen wurden, dauerhaft gegen Kernwaffen eingestellt waren. Dieser Umstand würde Bonns Verteidigungspolitik jahrzehntelang stark komplizieren (Davis 2018).
Ebenso ungeplant waren die Auswirkungen einer österreichischen Heeresübung (Bärentatze), die zu einem Zeitpunkt nach Erstickung des Prager Frühlings abgehalten wurde, als Österreich anscheinend mit dem Gedanken einer De-facto-Annäherung an die westliche Allianz spielte. In der Übung sollte versucht werden, das Donautal gegen einen Angriff aus der Richtung Ungarns zu verteidigen. In Angleichung an NATO-Übungen waren sogar die Verteidiger mit der Farbe Blau, die Angreifer mit der Farbe Orange gekennzeichnet. Die österreichischen Offiziere und die Streitkräfte, die die Angreifer spielten, taten dies mit so viel Talent und Schwung, dass auf Seiten der Verteidiger erst entgegen der Planung neue Truppen herangeführt werden mussten. Obwohl man aus der Übung auf die hohe Qualität der österreichischen Streitkräfte hätte schließen können, die ja nicht nur die Verteidigungs-, sondern auch die sehr erfolgreichen Angriffsaktionen durchgeführt hatten, waren alle in- und ausländischen Beobachter der Auffassung, dass die Übung Bärentatze die Unmöglichkeit bewiesen habe, Österreich zu verteidigen. Entsprechend wurden die Parteien gestärkt, die Österreichs unbedingte Neutralität sowie eine hohe Kompromissbereitschaft gegenüber den östlichen Nachbarn befürworteten (Schmidl 2018).
Wie bereits erwähnt, testen Übungen und Manöver in den meisten Fällen das Zusammenspiel verschiedener Truppenkörper, Waffengattungen, Teilstreitkräfte oder nationaler Kontingente. Teil dieser Gruppe waren etwa die zahlreichen, oft regelmäßigen NATO-Übungen zur Zeit des Kalten Krieges wie die REFORGER (1969-1993), Fall Exercise (FALLEX 1962) oder Winter Exercise (WINTEX, 1968-1989) und viele der kleineren militärischen Übungen nach Ende des Ost-West-Konflikts (Ruiz Palmer 2018).
Eine weitere Übungsgattung befasst sich mit der Koordination zwischen militärischen und zivilen Stellen, welche neben der Krisenvorbereitung der Regierung gleichzeitig der Bevölkerungssicherheit dienen soll. Dies war auch das Ziel der britischen Civil Defence Exercises der 1970er und 1980er Jahre, in denen interne Verwaltungsabläufe und Krisenmaßnahmen im Falle nuklearer Angriffe oder anderer Krisen getestet wurden. Dabei zeigten sich deutliche Differenzen zwischen der konservativen Regierung unter Margaret Thatcher und den eher der Labour-Partei und der damaligen Friedensbewegung nahestehenden County- und Stadtverwaltungen. Szenarien waren etwa, dass einige Großstädte von sowjetischen Kernwaffen getroffen würden und sich die Feuerwehr, Krankenhäuser und Ambulanzen in einer solchen Katastrophe mit einer Triage der Verwundeten zurechtfinden mussten. Bei diesen Szenarien erschien es einigen Stadtverwaltungen zynisch, dass die Regierung die Bevölkerung aufforderte, daheimzubleiben, weil man mit vielen Hunderttausenden von Stadtflüchtlingen auf dem Lande nichts anzufangen wüsste und es bei der Evakuierung von Ballungszentren nur zu lähmenden Verkehrsstaus kommen würde. Die Spannungen wurden schließlich so stark, dass im Juli 1982 die Zivilverteidigungsübung Hard Rock abgesagt werden musste, weil die Landesregierung sie im Lichte der lokalen Widerstände und Kooperationsunwilligkeit der lokalen Regierungen für nicht durchführbar hielt (Sabin 1986; Heuser 1998b). Die geheimen Übungen der folgenden Jahre spiegelten diese Spannungen wider: In den Szenarien der WINTEX-Übungen der frühen 1980er Jahre ging man davon aus, dass unter Hafenarbeitern und in einigen Gemeinden fünfte Kolonnen sein würden, die im Kriegsfall streiken oder auf andere Art die Zusammenarbeit mit London verweigern und damit den Feinden zuarbeiten würden (Sheahan 2018).7
Die politischen Dimensionen von Militärübungen, auch im Hinblick auf die Einstellungen der eigenen Bevölkerung, sind ein Faktor, den man bei der Planung mit einberechnen muss. Selbst bei verhältnismäßig guter Planung in Demokratien mit kritischer Presse und organisierten Kernwaffengegnern können sich durchaus Überraschungen einstellen. Denn insgesamt wächst das Interesse der Öffentlichkeit an solchen Übungen in Krisenzeiten, während es in entspannten Zeiten kaum besteht. Folgerichtig könnten Übungen genau dann auf den meisten Widerstand stoßen, wenn sie besonders notwendig wären.

4 Die Gefahr des ungewollten Krieges

Von einer sehr viel brisanteren Risikostufe ist die Rede bei Militärübungen, die selbst ungeplant zu einer Bedrohungsperzeption auf Seiten eines Nachbarn führen können und damit das Potential haben, vom gespielten in den tatsächlichen Krieg zu kippen. Mitte Januar 1987 kam es fast zu einem Krieg zwischen Indien und Pakistan. Seit dem vorangegangenen Frühjahr war bekannt geworden, dass Indien für den Winter eine große Militärübung mit 150.000 Soldaten, 2400 gepanzerten Fahrzeugen und Luftwaffenbeteiligung plante, die im Januar 1987 beginnen und sich innerhalb von 300 km vor der pakistanischen Grenze abspielen sollte. Die Übung lief unter dem Namen Brasstacks. Pakistans Regierung befürchtete, dass dies in guter sowjetischer Maskirovka-Tradition8 auf einen tatsächlichen Angriff vorbereiten würde, wurde doch die indische Militärführung größtenteils in den Moskauer Militärakademien ausgebildet. Ende 1986 hielt Pakistan selbst kleinere Militärübungen in Grenznähe ab, deren Teilnehmer nach ihrem Ende aber nicht alle zu ihren normalen Einheiten und Stellungen zurückgeschickt wurden. Anfang Januar 1987 interpretierten indische Beobachter pakistanische Truppenbewegungen als Übergang zur Angriffsposition. Vice versa sahen pakistanische Beobachter in von früheren Plänen abweichenden indischen Aufmärschen die Gefahr eines Überraschungsangriffs. Beide Seiten standen unter Zeitdruck, einem erwarteten Angriff der anderen Seite zuvorzukommen, indem sie selbst zuerst angriffen. Die Krise erreichte ihren Höhepunkt am 23. Januar 1987, als Islamabad die Entscheidung erwog, in den Krieg überzugehen. Schließlich konnten sich US-amerikanische Vermittler sowie zum Rückzug ratende Individuen in Neu-Delhi und in Islamabad Gehör verschaffen. Die Regierungen verhandelten und mit gemeinsamen Kräften wurde eine wahrscheinlich von beiden Regierungen ungewollte Eskalation vermieden. Es besteht allerdings immer noch ein kleiner Verdacht, dass die indischen militärischen Oberbefehlshaber, die die politische Führung bewusst bei den Übungsvorbereitungen außen vor gelassen hatten, diese Übung benutzen wollten, um eine pakistanische Panik und mit ihr eine pakistanische Präventivattacke auszulösen, die Indien die Gelegenheit gegeben hätte, einen entscheidenden Sieg über Pakistan zu erringen. Letztlich hat diese Episode dazu beigetragen, Pakistan zur Anschaffung eigener Kernwaffen zu bewegen, was keinesfalls im indischen Interesse war (Gill 2018).
Nicht ganz so gefährlich, aber immerhin auch am Rande der Eskalation, waren die Militärübungen der Türkei und Griechenlands von 1994 bis 2000. Die Türkei gab mit ihren Efes-Übungen9 zu verstehen, dass sie ihre Hoheitsrechte in der Ägäis recht weit interpretierten, einschließlich in Hinblick auf die umliegenden Inseln (insbesondere Imia/Kardak), die seitens Athens als Bestandteil Griechenlands angesehen wurden. Weiter hatte Griechenland versucht, den griechischen Teil Zyperns unter seinen Schutz zu nehmen und die Praktikabilität einer solchen Garantie in der Übungsserie Nikiforos-Toxotis zu demonstrieren. In einer Serie von Großübungen sowie von risikoreichen Flugübungen stellte die Türkei sicher, dass Griechenland diese Garantie nicht aufrechterhalten konnte. Es bedurfte hier, wie im Brasstacks-Fall, US-amerikanischer Intervention, um diese Krise vor der Eskalation zum heißen Krieg zu bewahren (Plakoudas 2018). In Anbetracht der wachsenden opinio iuris communis10, dass Präemptivschläge bei der Perzeption einer imminenten Angriffsbedrohung mit der Charta der Vereinten Nationen vereinbar sind, besteht durchaus die Gefahr, dass solche Situationen zu wirklichem Krieg eskalieren – denn oft genug dienen Militärübungen tatsächlich der Vorbereitung eines Angriffs.

5 Militärübungen als bewusste Angriffstarnung oder Ablenkungsmanöver

Wie bereits erwähnt, überraschte die Annexion der Krim den Westen nicht zuletzt, weil aller Augen auf Militärübungen gerichtet waren, die im Osten der Ukraine stattfanden und die Möglichkeit in sich bargen, Vorbereitungen für eine Invasion der Ukraine gewesen zu sein. Ein Jahr später fragten drei westliche Sicherheitsexperten, ob russische und NATO-Militärübungen den Krieg in Europa wahrscheinlicher machen würden (Frear et al. 2015). Auch im fernen Osten heizen amerikanisch-südkoreanische und nordkoreanische Militärübungen (im letzteren Fall insbesondere Raketentests) die spannungsreiche Atmosphäre auf, statt für Sicherheit zu sorgen. Der nordkoreanische Präsident Kim Jong-un befahl 2016/2017 eine Serie von Raketentests, die nicht nur Südkorea, sondern auch Japan zeigten, dass seine mit Kernwaffen bestückten Flugkörper mit Leichtigkeit ihre Städte erreichen könnten. Es scheint weiterhin, dass sie sogar Nordamerika und Europa erreichen würden (Reuters 2017). Wegen der nordkoreanischen Entwicklung von Kernwaffen besorgt, hielten 2017 17.000 US-Streitkräfte und über 300.000 südkoreanische Streitkräfte eine Militärübung ab, deren Ziel es war, in einer Präventivoperation nordkoreanische Kernwaffen und Raketenstützpunkte zu „identifizieren, […] zu stören und zu vernichten“ (Wilkinson 2018). Kim veranlasste daraufhin Zivilübungen mit Massenevakuierungen der Bevölkerung und prangerte die amerikanisch-südkoreanischen Übungen als Kriegsvorbereitungen an (Trayner 2017). Am 04. Januar 2018 verkündete US-Präsident Donald Trump, dass geplante Militärübungen seines Landes mit Streitkräften Südkoreas hinausgeschoben werden sollten, um zur Entspannung beizutragen (Wilkinson 2018). Beim Gipfeltreffen in Singapur zwischen Trump und Kim Anfang Juni 2018 war die Beschränkung von Militärübungen entsprechend Teil der vereinbarten Entspannungsmaßnahmen. So stehen im Fernen Osten die politischen Dimensionen von Militärübungen im Zentrum der Internationalen Beziehungen und auch anderswo sind sie von größerer Bedeutung, als ihnen bislang in der Forschung zugestanden wurde.
Ob bei solchem Zeitdruck eine Eskalation vermieden werden kann, ist durchaus nicht immer gewährleistet. Was würde bspw. passieren, wenn eine Seite zur Überzeugung gelangt, dass die Übung in Wirklichkeit dem Zweck eines Angriffs dient? Dies ist in der Geschichte bereits häufig vorgekommen. Im Herbst 1939 hielt die deutsche Wehrmacht Manöver unweit der polnischen Grenze ab, was ihr die Gelegenheit gab, Truppenkontingente nach Osten zu verlegen, ohne dass dies allein schon in Paris und London Alarm auslöste (Messerschmidt 1979). Der Überraschungsangriff Deutschlands auf Dänemark und Norwegen im Jahr 1940 gelang nicht zuletzt, weil er mit dem Namen Weserübung als eben das – eine Übung – getarnt war (Kiszely 2017, S. 131–133). Die Sowjetunion nahm sich die Vorgehensweise der Wehrmacht zum Beispiel und machte sie sich zu eigen. Von 1951 bis 1953 gab es Pläne, das abtrünnige Jugoslawien des Staatspräsidenten Josip Broz Tito aus der Richtung Ungarns und Bulgariens anzugreifen, wobei die Angriffe ausgehend von Militärübungen entwickelt werden sollten (Kramer 2014, S. 111). Die šumava-Übung des Warschauer Paktes im Juli 1968 diente erst dazu, die revolutionäre Regierung des Politikers Alexander Dubček in Prag einzuschüchtern, ehe sie im August zur Ausgangsphase der Invasion der Tschechoslowakei diente (Mastny und Byrne 2005, S. 286–293). Im Jahr 1981 wurden Vorbereitungen für ähnliche Manöverübungen zur Ausgangsphase einer Unterdrückung der polnischen Gewerkschaft Solidarność und ihrer Mitglieder in Polen getroffen, aber diese Pläne konnten zur Seite gelegt werden, als der polnische General Wojciech Jaruzelski mittels eines Militärputsches die kommunistische Herrschaft festigte.11 Auch hatten sich ausländische Schüler der Roten Armee diese Vorgehensweise angeeignet. Im Frühjahr 1973 hatte Ägypten, damals ein Klient der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), Israel mit einer überraschend abgehaltenen, aber dann regulär verlaufenden Militärübung in Sicherheit gewiegt und dann im Herbst aus einer ähnlichen Übung heraus den Überraschungsangriff des Yom-Kippur-Krieges gestartet. Das Militär Indiens hatte gute Verbindungen zur Roten Armee und entsprechend waren die Befürchtungen Islamabads hinsichtlich der Zielsetzung der Brasstacks nicht völlig abwegig. Brasstacks verfolgte lediglich das begrenzte Ziel, Taktiken und Operationen zu üben und auch Pakistans Verteidigungsbereitschaft und -fähigkeit gegenüber Indien zu signalisieren. Dennoch wurde das strategische Ziel der Übung in Islamabad gründlich missverstanden. Der politische Kontext verwandelte eine Militärübung zur potentiellen Kriegsursache.
Das war bei Weitem nicht das Ende der Übungen als Tarnung von Angriffsvorbereitungen. Im Jahr 1990 benutzte der ehemalige irakische Präsident Saddam Hussein, seinerzeit ein gelehriger Schüler der Roten Armee, dieses Stratagem für seine Vorbereitung des Angriffs auf Kuwait. Er selbst projizierte seine eigenen Pläne auf die US-Amerikaner. Er behauptete nach seiner Verhaftung, dass er mit seinem Angriff auf Kuwait nur einer Angriffsverschwörung der US-Amerikaner und Kuwaiter zuvorgekommen sei. Während der Befragung, woraus er diese Verschwörung ableite, verwies er auf amerikanisch-kuwaitische Übungen. Als er darauf hingewiesen wurde, dass die USA mit vielen Ländern Militärübungen abhielt, antwortete Saddam, dieser Fall sei anders gewesen, es habe sich seines Wissens nach um echte amerikanische Angriffspläne gehandelt (Yossef 2018).
Vor diesem Hintergrund versteht sich, dass manches Militärmanöver von Nachbarstaaten als sehr bedrohlich empfunden wird und Militärübungen durchaus nicht immer die Sicherheit erhöhen.

6 Sicherheitsdilemma

Zu Beginn des Kalten Krieges hat der in Deutschland geborene Politikwissenschaftler John Hans Herz, der vor dem Nazi-Regime nach Amerika geflohen war, ein Phänomen identifiziert, das er das Sicherheitsdilemma nannte: In einer anarchischen Gesellschaft, so schrieb er, müssten sich Gruppen wie auch Individuen um ihre Sicherheit sorgen und ferner befürchten, von anderen angegriffen oder gar ausgelöscht zu werden.
Indem sie sich bemühen, vor einem solchen Angriff sicher zu sein, sind sie genötigt, mehr und mehr Macht zu gewinnen, um der Machtausübung der anderen zu entgehen. Dies wiederum macht die anderen unsicherer und zwingt sie, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Da keiner sich jemals sicher fühlen kann in so einer Welt von im Wettbewerb stehenden Gruppen, findet ein Wettrennen um die Macht statt, ein Teufelskreis des Trachtens nach Sicherheit und Macht. (Herz 1950, S. 157)
Obwohl Herz der bipolaren Konfiguration des frühen Kalten Krieges und der Atombombe dabei eine besondere Rolle zuschrieb, meinte er gleichzeitig, dieses Sicherheitsdilemma seiner Zeit sei nur die extreme Manifestation eines Phänomens, mit dem sich Menschen seit Urzeiten herumgeplagt hätten (Herz 1950, S. 157).
Dieses Sicherheitsdilemma existiert insbesondere im Kontext von Militärübungen, wie Dima Adamsky in seiner Studie der Krisenzeit um 1983 zu Recht bemerkt hat (Adamsky 2013). Bei Übungen, die eine Kernwaffen-Dimension aufweisen, kann man auf den Gedanken kommen, dass hier unter dem Deckmantel einer Übung ein entwaffnender Erstschlag geplant sei und genau dies scheint die Militärführung des Warschauer Paktes in den frühen 1980er Jahren gefürchtet zu haben (Heuser 2008, 2018b).
Die 1980er Jahre waren noch Teil des Kalten Krieges mit groß angelegten Übungen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Die strategischen Signale, die die NATO-Staaten mit ihren Militärübungen dem Warschauer Pakt vermitteln wollten, waren ihre Verteidigungsfähigkeit und vor allem die reine Verteidigungsabsicht. Trotz der besten Informationen, die die östlichen Nachrichtendienste über die NATO hatten, wurden diese Übungen aber in der Führungsspitze Moskaus als mögliche Angriffsvorbereitungen interpretiert (Heuser 2018b).
Besonders gefährlich kann es werden, wenn die andere Seite den Übungszweck missversteht und sich dadurch bedroht fühlt. Gute Beispiele hierfür sind die frühen 1980er Jahre, als die Sowjetunion in NATO-Übungen, die der Westen als Routine empfand, die mögliche Vorstufe eines Angriffs sah. Dem vorausgegangen war der Übergang von der Détente12 der 1970er Jahre zur zweiten heißen Phase des Kalten Krieges, der sowjetischen Intervention in Afghanistan Ende 1979, der Debatte über die Stationierung verbesserter sowjetischer Mittelstreckenraketen RSD-10 Pionier (NATO Bezeichnung SS-20 Saber) und dem folgenden NATO-Doppelbeschluss von 1979 über die Stationierung von Cruise Missiles und Pershing-II-Raketen in Europa, falls Gespräche über Rüstungsbeschränkungen scheiterten. In den frühen 1980er Jahren verschärften sich die Spannungen: Schiffe und Flugzeuge näherten sich dem jeweils gegnerischen See- und Luftraum (oder drangen in diesen ein). Von vielen solchen Vorfällen ist einer der weniger gefährlichen unter dem Namen Whiskey on the Rocks bekannt. Am 27. Oktober 1981 lief ein von der NATO als Whiskey-Klasse eingestuftes sowjetisches U‑Boot auf eine schwedische Insel mit Militärbasis auf, so drang es unbefugt in die Hoheitsgewässer des neutralen Landes ein. Viel gefährlichere Zusammenstöße ereigneten sich in der Meerestiefe zwischen U‑Booten der UdSSR und der NATO-Mitgliedstaaten,13 die sich besonders in den 1980er Jahren unter den Wogen zu Übungs- und Aufklärungszwecken waghalsige Verfolgungsjagden lieferten. Dabei setzten sowjetische Oberflächenschiffe, wieder zu Übungszwecken, zuweilen Wasserbomben ein, wenn sie NATO U‑Boote aufspürten (Tweedie 2003).
Die Spannung zwischen Ost und West sowie die Lautstärke der Friedensproteste im Westen waren schon auf höchster Stufe angelangt, als der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan im März 1983 die Sowjetunion als Reich des Bösen bezeichnete und das Raketen-Abwehrprogramm Strategic Defense Initiative (SDI) initiierte. Auch abseits des Ost-West-Konflikts kam es zu Auseinandersetzungen: 1982 intervenierten zuerst Israel, dann die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien im libanesischen Bürgerkrieg; ebenfalls 1982 kam es zum kurzen Krieg um die Falkland-Inseln zwischen Großbritannien und Argentinien. Am 01. September 1983 schossen sowjetische Abfangjäger einen südkoreanischen Jumbo-Jet vor der russischen Insel Sachalin ab. Gleichzeitig mit den folgenden REFORGER-Herbstmanövern vom 19. bis zum 30. September 1983 kam es am 26. September zu einer Fehlfunktion des sowjetischen Raketen-Frühwarnsystems, das irrtümlich einen Angriff US-amerikanischer Interkontinentalraketen meldete. Wir wissen jetzt, dass wir es nur Stanislav Yevgrafovich Petrov zu verdanken haben, dass die eingeübten sowjetischen Abwehrmaßnahmen in diesem Kontext nicht durchgeführt wurden: Als diensthabender Oberstleutnant der sowjetischen Luftverteidigungsstreitkräfte beschloss Petrov willkürlich, den weitgehend automatisierten Gegenschlag nicht auszulösen (Jacobs 2015).
Wenige Wochen später kam es zur nächsten Krise – inzwischen waren am 23. Oktober 1983 bei Selbstmordattentaten im Libanon 241 US- und 58 französische Soldaten ums Leben gekommen. Am 25. Oktober hatte die Operation Urgent Fury mit der Besatzung der Karibik-Insel Grenada durch US- und verschiedene lateinamerikanische Truppen begonnen. Dies brachte verschiedene Truppenbewegungen in Europa mit sich, die von den Analytikern des Warschauer Paktes als abnorm und daher bedenklich gewertet wurden. Die NATO-Stabsübung Able Archer 83 Anfang November 1983 führte in Moskau erneut zur Befürchtung eines bevorstehenden NATO-Angriffs und zur erhöhten Alarmbereitschaft. Eine Handvoll britischer und anschließend auch US-amerikanischer Aufklärungsspezialisten erkannten schließlich 1984, dass auf sowjetischer Seite wirklich Krisenstimmung war. Sie befassten sich in weiterer Folge damit, wie man derartige Fehleinschätzungen und gefährliche Eskalationen vermeiden könnte – in der für viele überraschenden Erkenntnis, dass die Militärspitze des Warschauer Paktes tatsächlich einen (Nuklear‑)Angriff des Westens befürchtete. Hieraus leitet sich die Notwendigkeit ab, mögliche Wirkungen nicht nur aus dem eigenen Wertesystem, sondern aus jenem der Gegenseite zu interpretieren (Voß 2015).

7 Planspiele und Übungspläne

In Anbetracht der Missverständnisse, die Großübungen in der Vergangenheit hervorbringen konnten, sind auch Planspiele nicht unbedenklich, obwohl sie in sehr viel kleineren Kreisen stattfinden. Planspiele können ausschließlich von Offizieren und Beamten durchgeführt werden, oder, wie oft in den USA, mit einem weiteren Kreis von Verteidigungsexperten. Auch ein rein hypothetisches Szenario entbehrt dabei nicht der politischen Signalwirkung. Das Ziel ist es natürlich, beteiligten Alliierten zu zeigen, dass man willens und fähig wäre, sie im Verteidigungsfall zu unterstützen, und dieser Tatsache ernsthafte Überlegungen widmet. Gleichzeitig sollte dieser Umstand auch etwaigen Gegnern gegenüber Abschreckungswirkung entfalten. Weiter bieten solche Spiele die Möglichkeit, die politische Akzeptanz und theoretische Durchführbarkeit neuer Überlegungen im Vorfeld zu testen und unter Umständen auch zu verwerfen, ehe sie zur Doktrin erhoben oder in ernsthafte Pläne integriert werden (Appleget et al. 2018). Ein gutes Beispiel eines Planspiels mit beschränkter Beteiligung einer Waffengattung (Marine) ist die Skolkan-Übungsserie der NATO, die seit 2012 Skandinavien zum Theater hat (Dewing 2016).
Gerade aber die Geheimhaltung, die meistens solche Planspiele umgibt, fördert Verschwörungstheorien. Dasselbe gilt für Pläne, die aus Übungszwecken am Schreibtisch entworfen sind und niemals von Truppen durchgespielt werden. Solche Szenarien führen durchaus oft zu dem Ergebnis, dass sie die Undurchführbarkeit eines Planes aufzeigen, der dann also geflissentlich vermieden werden muss. So steht es etwa um die US-amerikanische Notfallplanung für eine Eskalation der unbeständigen Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea. Mittlerweile gehen Verteidigungsexperten der US-Regierung davon aus, dass es im Kriegsfalle am allerwichtigsten wäre, der nordkoreanischen Kernwaffen habhaft zu werden (Lamothe 2017). Dass dies auch die Notfallplanung einschließt, ist nur zu wünschen. Es ist dagegen falsch zu behaupten, die USA hätten die Absicht, sich auf den Kriegspfad zu begeben und eine Invasion Nordkoreas vorzubereiten (Dirnhuber 2018). Das größte Problem in diesem Kontext ist einerseits die Unklarheit darüber, wo sich die nordkoreanischen Kernwaffen befinden und andererseits die besonders große Gefahr dahingehend, dass jene eingesetzt würden, die nicht auf Anhieb von einer Invasionsstreitmacht (ob die nun südkoreanisch, chinesisch oder US-amerikanisch wäre) gefunden werden können. Das Durchspielen dieses Planungsszenarios führt nur immer wieder dazu, allen betroffenen Regierungen inbrünstig zu raten, diplomatische Alternativen zu einer Verschärfung der militärischen Konfrontation auf der Halbinsel zu verfolgen, zumal China eine unberechenbare Variable in der Region ist (Yung 2018). Die seit Jahrzehnten stattfindenden gemeinsamen amerikanisch-südkoreanischen Militärübungen zu Wasser, zu Lande und in der Luft (die Foal Eagle-Serie) dienen dabei eben wirklich nur der Abschreckung (D’Orazio 2012).
Dennoch sind einige Fragen wichtig und gleichzeitig schwierig zu beantworten: Wirken Planspiele in erster Linie stabilitätsbildend und schätzt man sich sicherer, weil an alle Möglichkeiten gedacht wurde? Oder aber tragen solche Planspiele, insbesondere wenn sie mit einer Beteiligung von Verteidigungsexperten außerhalb der Regierungsorgane stattfinden, zu einer Erhöhung der Reizschwelle bei? Oder werden sie gar zu sich selbsterfüllenden Prophezeiungen? Immerhin lassen Letztere zu, dass Verteidigungsexperten die Gelegenheit finden, sich gegen ethisch und rechtlich problematische Szenarien auszusprechen, was wiederum ein großes Plus für solche Spiele ist.

8 TV-Dokudramen und Politthriller

Am anderen Ende des Öffentlichkeitsgrades finden sich Planspiele in Fernsehdokumentationen und Romanen, die zum Teil mit echten Planungsszenarien arbeiten. Ein berühmtes Beispiel der letzteren Kategorie ist das von einer Autorengruppe unter Leitung des britischen, im Ruhestand befindlichen Generals Sir John Hackett entstandenen Romans, der darstellte, wie man sich in den führenden NATO-Regierungen einen Dritten Weltkrieg vorstelle und wie er im Interesse der NATO beendet werden könne (Hackett 1978). Bei diesem Werk von faction14 ist allerdings der Grundton optimistisch: Das Buch will insbesondere aufzeigen, dass die NATO gewinnen könnte, auch wenn Schwächen bei der eigenen Rüstung und Koordination aufgezeigt wurden.
Ähnliches hat im Jahr 2016 General i. R. Sir Richard Shirreff versucht, als er ein NATO-Übungsszenario, das für die baltischen Staaten in Analogie zur russischen Intervention in die Ukraine entstanden war, in Romanform veröffentlichte. Es trägt den provokanten Titel 2017- Krieg mit Russland (Shirreff 2016). Allerdings springen in diesem Faction-Roman eher die Schwächen der NATO ins Auge, und das Ende, in dem ein britischer Offizier in Zusammenarbeit mit einer baltischen Unabhängigkeitskämpferin die Welt rettet. Das Szenario ist eher fiktional als dass es auf Plausibilität baut. Hat dieses Buch dazu beigetragen, dass der hier beschriebene Krieg zwischen der NATO und Russland ausblieb? Nichts wäre schwieriger zu beweisen. Zumindest hat es aber, wie aus russischen Kommentaren zu schließen ist, auf allen Seiten das Bewusstsein dafür gestärkt, dass man sich tatsächlich in einer gefährlichen Krise der Ost-West-Verhältnisse befindet, und dass größte Vorsicht angebracht ist.
Weniger beruhigend war im Frühjahr 2016 ein von dem Fernsehsender British Broadcasting Corporation (BBC) ausgestrahltes Programm, das sich in seinem Szenario aus denselben Planspielen speiste wie Shirreffs Roman. In einer weiteren Permutation virtueller Realität wurde hier einem britischen Publikum vorgeführt, wie ehemalige Minister, Generale, Admirale und Botschafter in einem Rollenspiel auf eine Krise in einem baltischen NATO-Mitgliedstaat reagieren würden. Das Rollenspiel zeigte eine Situation, in der eine russische Minderheit mit militärischer Unterstützung Russlands die Unabhängigkeit eines an Russland angrenzenden Landstriches erzwingen wollte. Das Spiel war weithin vorgeschrieben, das bedeutet ein Directing Staff-Planungsstab (DISTAFF) brachte neue Meldungen der Lageveränderungen ein, die jeweils die militärische Auseinandersetzungen noch weiter verschärften und schließlich die Frage stellten, wie auf einen russischen Abschuss eines britischen und eines US-amerikanischen Schiffes unter Einsatz von Kernwaffen zu reagieren sei. Als die britischen Spieler auch weiterhin zögerten, eigene Kernwaffen einzusetzen, wurden sie benachrichtigt, dass der US-Präsident schon längst einen beschränkten atomaren Gegenschlag autorisiert habe. Allerdings waren in diesem Kontext die britischen Spieler auch weiterhin nicht willens, britische Kernwaffen zu benutzen (BBC 2016).15 Nach dieser Sendung könnte sich eigentlich jede britische Regierung die Ausgaben für eine Modernisierung der Kernwaffen sparen. Dass dieses Dokudrama mit Interesse in Moskau verfolgt wurde, war wiederum aus russischen Kommentaren zu ersehen sowie aus der Tatsache, dass es, nachdem es auf der Website der BBC nicht mehr zu sehen war, weiterhin auf rutube.com [sic!] zu finden war (Stand vom 10. Juli 2018).

9 Schlussbetrachtungen

Von den großen Militärübungen wie REFORGER in den 1980er Jahren mit ca. 100.000 Soldaten oder Zapad 2016 mit 122.000 Soldaten (Norberg 2018) bis hin zu Planspielen und Rollenspielen hinter verschlossenen Türen (oder vor der Fernsehkamera) sind Übungen in höchstem Maße politisch. Auch wenn hier der Krieg virtuell gespielt wird, hat dies nichts mit unschuldigem Spielen zu tun. Im Gegenteil: Es handelt sich hier um politische Signale aller Art, die gleichermaßen rückversichernd wie auch gefährlich sein können, die sich zu ungewollten Missverständnissen ergeben können oder aber bewusst missverstanden werden. Unbedingt ratsam ist, dass die politische Führung die Ausarbeitung von Übungen insbesondere der öffentlich zu beobachtenden Art nicht allein den Militärs überlassen darf, wie es die indische Regierung von 1986 bis 1987 im Fall der Brasstacks tat.
Ferner muss man sich Mühe geben, die richtige Balance zwischen abschreckenden Übungen, die die eigene Verteidigungsfähigkeit beweisen, und als Angriffsvorbereitungen interpretierbaren Mustern zu finden. Es ist Übungsplanern zu empfehlen, sich im Vorhinein zu überlegen, wie Missverständnisse abzubauen wären und wie man insbesondere während einer Großübung auf eventuelle Krisen reagieren könnte. Dieser Schritt, so lautet die Empfehlung des vorliegenden Beitrags, sollte routinemäßig in Übungen eingebaut werden.
Ein hoher Grad der Transparenz ist zu empfehlen, aus welchem Grund es extrem wichtig ist, eine Erneuerung des Wiener Dokuments der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu erwirken (Schmitt 2018), dessen Unterzeichner sich dazu verpflichten, alle Übungen mit über 9.000 Beteiligten anzumelden. Dieses Dokument, das als Ergebnis der Helsinki Verträge von 1975 noch aus den vertrauens- und sicherheitsbildenden Maßnahmen der Konferenz zur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) stammt, hat sich in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten als sehr wertvoll erwiesen. Weiter rät der vorliegende Beitrag dazu, dass die OSZE versucht, in einer neuen Version des Dokuments eine Verpflichtung einzubauen, Militärübungen nicht zu Zwecken der Einschüchterung anderer Staaten zu missbrauchen. Während dies an sich nur Ausdruck eines frommen Wunsches wäre, würde es dennoch eine formale Basis für Beschwerden bilden und den Weg zur Schaffung einer Norm öffnen. Einige objektive Kriterien für Beschwerden können dabei durchaus formuliert werden, wie etwa das Überfliegen fremder oder strittiger Territorien oder Bodenübungen in Grenznähe.
Gleichzeitig müssen Beobachter von Übungen potentiell aggressiver Mächte vorsichtig sein, sich nicht durch oberflächlich routinemäßige Großübungen blenden zu lassen, wenn diese bewusst angewandt werden, um einen Überfall vorzubereiten oder von ihm abzulenken. Schließlich sollte man sich nicht im Vorhinein aller Trümpfe begeben, und quasi ein Aushängeschild mit der Aufschrift an den Laden hängen, dass man zwar eine Pistole habe, aber einen Einbrecher keinesfalls mit dieser zu erschießen beabsichtige, auch nicht, wenn der Einbrecher selbst herumschießt. Zumindest braucht man dann nicht mehr auf den Effekt einer Abschreckung zu hoffen.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.

Our product recommendations

Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik

Die Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik (ZfAS) ist die neue Zeitschrift für theoriegeleitete und empirisch gehaltvolle Außenpolitikanalysen, sicherheitspolitische Studien und Analysen der internationalen Politik.

Footnotes
1
Im vorliegenden Artikel wird, abweichend vom ZfAS-Standard, bei personenbezogenen Substantiven die männliche grammatikalische Form verwendet. Die Autorin schließt damit Personen weiblichen wie männlichen Geschlechts gleichermaßen ein.
 
2
Baltops ist eine weitere Seeübungsserie unter amerikanischer Führung, die im Kalten Krieg begann und auch nach 1991 nicht länger aussetzte. Sie umfasste sowohl NATO-Staaten als auch Nicht-Bündnispartner und ist, wie der Name bereits schließen lässt, auf die Ostsee begrenzt.
 
3
Der Titel der Serie lautet im norwegischen Original Okkupert, zu Deutsch: besetzt.
 
4
Der Begriff Hybridkrieg ist insbesondere mit Blick auf Russland mit Vorsicht zu genießen (Fridman 2017).
 
5
Zu Deutsch: Schneeball.
 
6
Die Soldaten folgten der Anweisung, da ihnen gesagt wurde, es handele sich um eine nur vorgetäuschte nukleare Explosion (Curry 2014).
 
7
Die originalen Regierungsdokumente zur bis dahin geheimen WINTEX 82-Übung wurden auch im BBC Radio Programm Winter Exercise vorgelesen, ausgestrahlt am 14. Dez. 2013, http://​www.​bbc.​co.​uk/​programmes/​b03lkmpy.
 
8
Maskirovka bezeichnet eine Militärdoktrin, die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts in Russland bzw. in der Sowjetunion entwickelt wurde und auf dem Konzept der militärischen Täuschung beruht.
 
9
Der Name der Übung Efes leitet sich von der Stadt Ephesus aus dem antiken Griechenland ab.
 
10
Zu Deutsch: allgemeine Rechtsauffassung.
 
11
Jaruzelski ergriff im Dezember 1981 die Macht, indem er den Ausnahmezustand ausrief und Gerüchte zirkulieren ließ, dass die UdSSR andernfalls in Polen einfallen würde. Die UdSSR hätte dazu die Militärübung des Warschauer Paktes, namentlich Soyuz 81, benutzt, die über die ursprünglich geplante Zeit ausgedehnt wurde, um den Einfall in Polen zu starten. Diese Version ist allerdings in Frage gestellt durch ein Dokument eines Treffens des sowjetischen Politbüros, welches indiziert, dass es zwar einen solchen Plan gab, jedoch keine politische Intention, in Polen einzumarschieren (Mastny und Byrne 2005, S. 456–461).
 
12
Zu Deutsch: Entspannung.
 
13
Wie etwa der Zusammenstoß zwischen einem amerikanischen und einem sowjetischen U‑Boot an der Küste Schottlands 1974, wobei das amerikanische U‑Boot Kernwaffen mit sich führte (Weaver 2017).
 
14
Bei dem Begriff faction handelt es sich um eine neologistische Zusammensetzung aus den beiden Wörtern fact und fiction.
 
15
Der Labour Partei-Vorsitzende und Kernwaffengegner Jeremy Corbyn war dabei nicht mit von der Partie.
 
Literature
go back to reference Adamsky, D. (2013). The 1983 nuclear crisis – lessons for deterrence theory and practice. Journal of Strategic Studies, 36(1), 4–41.CrossRef Adamsky, D. (2013). The 1983 nuclear crisis – lessons for deterrence theory and practice. Journal of Strategic Studies, 36(1), 4–41.CrossRef
go back to reference Bar-Joseph, U. (2005). The watchman fell asleep: the surprise of Yom Kippur and its sources. New York: State University of New York Press. Bar-Joseph, U. (2005). The watchman fell asleep: the surprise of Yom Kippur and its sources. New York: State University of New York Press.
go back to reference Boehm, W., & Palmer, R. D. (2012). Panzerschlacht in Süddeutschland – Übung Kecker Spatz 87. Bundeswehr und französische Armee üben den gemeinsamen Kampf gegen die Invasionstruppen des Warschauer Paktes. Tankograd – Militärfahrzeug Special 5038. Boehm, W., & Palmer, R. D. (2012). Panzerschlacht in Süddeutschland – Übung Kecker Spatz 87. Bundeswehr und französische Armee üben den gemeinsamen Kampf gegen die Invasionstruppen des Warschauer Paktes. Tankograd – Militärfahrzeug Special 5038.
go back to reference van Creveld, M. (2013). Wargames: from gladiators to gigabytes. Cambridge: CUP.CrossRef van Creveld, M. (2013). Wargames: from gladiators to gigabytes. Cambridge: CUP.CrossRef
go back to reference Dewing, S. (2016). Skolkan: NATO‘s operational battlespace. The Three Swords Magazine 30, 22–28. Dewing, S. (2016). Skolkan: NATO‘s operational battlespace. The Three Swords Magazine 30, 22–28.
go back to reference D’Orazio, V. (2012). War games: North Korea’s reaction to US and South Korean military exercises. Journal of East Asian Studies, 12(2), 275–294.CrossRef D’Orazio, V. (2012). War games: North Korea’s reaction to US and South Korean military exercises. Journal of East Asian Studies, 12(2), 275–294.CrossRef
go back to reference Fridman, O. (2017). Hybrid warfare or Gibridnaya Voyna? Similar, but different. The RUSI Journal, 162(1), 42–49.CrossRef Fridman, O. (2017). Hybrid warfare or Gibridnaya Voyna? Similar, but different. The RUSI Journal, 162(1), 42–49.CrossRef
go back to reference Hackett, S. J. (1978). The Third World War: A future history. London: Sidgwick & Jackson. Hackett, S. J. (1978). The Third World War: A future history. London: Sidgwick & Jackson.
go back to reference Herz, J. H. (1950). Idealist internationalism and the security dilemma. World Politics, 2(2), 157–170.CrossRef Herz, J. H. (1950). Idealist internationalism and the security dilemma. World Politics, 2(2), 157–170.CrossRef
go back to reference Heuser, B. (1993). Warsaw Pact military doctrines in the 70s and 80s: Findings in the East German archives. Comparative Strategy, 12(4), 437–457.CrossRef Heuser, B. (1993). Warsaw Pact military doctrines in the 70s and 80s: Findings in the East German archives. Comparative Strategy, 12(4), 437–457.CrossRef
go back to reference Heuser, B. (1998a). Victory in a nuclear war? A comparison of NATO and WTO war aims and strategies. Contemporary European History, 7(3), 311–328.CrossRef Heuser, B. (1998a). Victory in a nuclear war? A comparison of NATO and WTO war aims and strategies. Contemporary European History, 7(3), 311–328.CrossRef
go back to reference Heuser, B. (1998b). Nuclear mentalities? Strategies and beliefs in Britain, France and the FRG. London: Macmillan. Heuser, B. (1998b). Nuclear mentalities? Strategies and beliefs in Britain, France and the FRG. London: Macmillan.
go back to reference Heuser, B. (2008). The Soviet response to the Euromissile crisis, 1982-83. In L. Nuti (Hrsg.), The Crisis of Détente in Europe: From Helsinki to Gorbachev, 1975-1985 (S. 137–149). London: Routledge. Heuser, B. (2008). The Soviet response to the Euromissile crisis, 1982-83. In L. Nuti (Hrsg.), The Crisis of Détente in Europe: From Helsinki to Gorbachev, 1975-1985 (S. 137–149). London: Routledge.
go back to reference Heuser, B., & Simpson, H. (2017). The missing political dimension of military exercises. RUSI Journal, 162(3), 20–29.CrossRef Heuser, B., & Simpson, H. (2017). The missing political dimension of military exercises. RUSI Journal, 162(3), 20–29.CrossRef
go back to reference Jacobs, I. (2015). Stanislaw Petrow: Der Mann, der den Atomkrieg verhinderte. Frankfurt am Main: Westend. Jacobs, I. (2015). Stanislaw Petrow: Der Mann, der den Atomkrieg verhinderte. Frankfurt am Main: Westend.
go back to reference Kiszely, J. (2017). Anatomy of a campaign: the British fiasco in Norway, 1940. Cambridge: University Press.CrossRef Kiszely, J. (2017). Anatomy of a campaign: the British fiasco in Norway, 1940. Cambridge: University Press.CrossRef
go back to reference Kramer, M. (2014). Stalin, the split with Yugoslavia, and Soviet-East European efforts to reassert control, 1948-1953. In M. Kramer & V. Smetana (Hrsg.), Imposing, maintaining and tearing open the Iron Curtain: The Cold War and East-Central Europe, 1945-1989 (S. 99–115). Lanham: Lexington Books. Kramer, M. (2014). Stalin, the split with Yugoslavia, and Soviet-East European efforts to reassert control, 1948-1953. In M. Kramer & V. Smetana (Hrsg.), Imposing, maintaining and tearing open the Iron Curtain: The Cold War and East-Central Europe, 1945-1989 (S. 99–115). Lanham: Lexington Books.
go back to reference Mastny, V., & Byrne, M. (Hrsg.). (2005). A cardboard castle? An inside history of the Warsaw Pact, 1955-1991. Budapest: Central European University Press. Mastny, V., & Byrne, M. (Hrsg.). (2005). A cardboard castle? An inside history of the Warsaw Pact, 1955-1991. Budapest: Central European University Press.
go back to reference Melvin, M. (2009). Exercise United Shield 2008. RUSI Journal, 154(3), 36–43.CrossRef Melvin, M. (2009). Exercise United Shield 2008. RUSI Journal, 154(3), 36–43.CrossRef
go back to reference Messerschmidt, M. (1979). Außenpolitik und Kriegsvorbereitungen. In W. Deist, M. Messerschmidt, H.-E. Volkmann & W. Wette (Hrsg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Ursachen und Voraussetzungen der deutschen Kriegspolitik Bd. 1. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt. Messerschmidt, M. (1979). Außenpolitik und Kriegsvorbereitungen. In W. Deist, M. Messerschmidt, H.-E. Volkmann & W. Wette (Hrsg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Ursachen und Voraussetzungen der deutschen Kriegspolitik Bd. 1. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt.
go back to reference Perla, P. (1990). The art of wargaming. A guide for professionals and hobbyists. Annapolis: Naval Institute Press. Perla, P. (1990). The art of wargaming. A guide for professionals and hobbyists. Annapolis: Naval Institute Press.
go back to reference Ruiz Palmer, D. (1987). Between the Rhine and the Elbe: France and the conventional defense of Central Europe. Comparative Strategy, 6(4), 471–512.CrossRef Ruiz Palmer, D. (1987). Between the Rhine and the Elbe: France and the conventional defense of Central Europe. Comparative Strategy, 6(4), 471–512.CrossRef
go back to reference Ruiz Palmer, D. (1990). Paradigms lost: A retrospective assessment of the NATO-Warsaw Pact competition in the alliance’s southern region. Comparative Strategy, 9(3), 265–286.CrossRef Ruiz Palmer, D. (1990). Paradigms lost: A retrospective assessment of the NATO-Warsaw Pact competition in the alliance’s southern region. Comparative Strategy, 9(3), 265–286.CrossRef
go back to reference Ruiz Palmer, D. (2014). The NATO-Warsaw Pact competition in the 1970s and 1980s: A revolution in military affairs in the making or the end of a strategic age? Cold War History, 14(4), 533–573.CrossRef Ruiz Palmer, D. (2014). The NATO-Warsaw Pact competition in the 1970s and 1980s: A revolution in military affairs in the making or the end of a strategic age? Cold War History, 14(4), 533–573.CrossRef
go back to reference Sabin, P. (1986). The Third World War scare in Britain: A critical analysis. Basingstoke: Macmillan.CrossRef Sabin, P. (1986). The Third World War scare in Britain: A critical analysis. Basingstoke: Macmillan.CrossRef
go back to reference Sabin, P. (2014). Simulating war: Studying conflict through simulation games. New York: Bloomsbury Academic. Sabin, P. (2014). Simulating war: Studying conflict through simulation games. New York: Bloomsbury Academic.
go back to reference Shirreff, G. S. R. (2016). War with Russia. London: Coronet for Hodder & Stoughton. Shirreff, G. S. R. (2016). War with Russia. London: Coronet for Hodder & Stoughton.
go back to reference Simpson, H. (2014). UK-sponsored stabilisation and reform in Sierra Leone 2002-2013: A unique case or a template for future intervention(s)? Sandhurst Occasional Papers. Camberley: Royal Military Academy Sandhurst. Simpson, H. (2014). UK-sponsored stabilisation and reform in Sierra Leone 2002-2013: A unique case or a template for future intervention(s)? Sandhurst Occasional Papers. Camberley: Royal Military Academy Sandhurst.
go back to reference Voß, K. (2015). Die Enden der Parabel. Die Nuklearwaffenübung »Able Archer« im Krisenjahr 1983. Mittelweg 36, 23(6), 73–92. Voß, K. (2015). Die Enden der Parabel. Die Nuklearwaffenübung »Able Archer« im Krisenjahr 1983. Mittelweg 36, 23(6), 73–92.
go back to reference Yung, C. (2018). Politics in command: The political dimensions of Chinese military exercises since the reforms. In B. Heuser, T. Heier & G. Lasconjarias (Hrsg.), Military exercise: Political messaging and strategic impact (S. 333–352). http://www.ndc.nato.int/download/downloads.php?icode=546. Zugegriffen: 02. Juli 2018. Yung, C. (2018). Politics in command: The political dimensions of Chinese military exercises since the reforms. In B. Heuser, T. Heier & G. Lasconjarias (Hrsg.), Military exercise: Political messaging and strategic impact (S. 333–352). http://​www.​ndc.​nato.​int/​download/​downloads.​php?​icode=​546.​ Zugegriffen: 02. Juli 2018.
Metadata
Title
Politische Dimensionen von Militärübungen und Manövern – ein Projektbericht
Author
Prof. Dr. Beatrice Heuser
Publication date
20-08-2018
Publisher
Springer Fachmedien Wiesbaden
Published in
Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik / Issue 3/2018
Print ISSN: 1866-2188
Electronic ISSN: 1866-2196
DOI
https://doi.org/10.1007/s12399-018-0712-y

Other articles of this Issue 3/2018

Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik 3/2018 Go to the issue