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2022 | Book

Praxishandbuch der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft

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About this book

Die traditionell vielschichtige Abfallwirtschaft entwickelt sich mit der ihr eigenen Dynamik zur Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft. Im vorliegenden Handbuch werden erstmalig alle wesentlichen Aspekte dieses Wirtschaftssektors – fachübergreifend und interdisziplinär – behandelt. Neben den in der Ressourcenwirtschaft relevanten rechtlichen Fragestellungen (u. a. Stoffrecht, Verwaltungsrecht, Haftung und Transport) sind die unterschiedlichen Stoffströme dargestellt (z. B. Glas, Papier, Verpackung, Metalle und Elektronik-Altgeräte, Bioabfälle) sowie Anlagentechnik und Logistik beschrieben (Abfallwirtschaftssysteme, Abfallbehandlung, Deponierung). Bei der Auswahl der Themen und Autoren lag der Schwerpunkt auf Praxisrelevanz und Praxisbezug.

Table of Contents

Frontmatter
44. Erratum zu: Demontage von Elektroaltgeräten und Altfahrzeugen
Jan Henning Seelig, Martin Faulstich, Jule Jeschonowski, Klaus Hieronymi

Rechtlicher Rahmen der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft

Frontmatter
1. Abfallbegriff – Beginn und Ende der Abfalleigenschaft

Der Begriff „Abfall“ ist der zentrale Rechtsbegriff des Abfallrechts. Diese vermeintlich offensichtliche Aussage verweist auf die rechtliche Funktion des Abfallbegriffs, den Anwendungsbereich des Abfallrechts zu bestimmen. Der enge Zusammenhang zwischen Abfallbegriff und Anwendbarkeit des Abfallrechts ergibt sich dabei nicht nur aus § 2 Abs. 1 KrWG, wonach die Vorschriften des KrWG für die Vermeidung, die Verwertung und die Beseitigung von Abfällen sowie die sonstigen Maßnahmen der Abfallbewirtschaftung gelten, sondern auch aus den Einzelregelungen des KrWG (und der abfallrechtlichen Spezialgesetze und -verordnungen, wie z. B. ElektroG, AltfahrzeugV), die eben – soweit nicht der gesetzlich nur spärlich geregelte Bereich der Abfallvermeidung betroffen ist – tatbestandlich an das Vorhandensein von Abfällen anknüpfen. Kurz gesagt: Wo kein Abfall vorliegt, gilt – mit der genannten Einschränkung der Abfallvermeidung – auch kein Abfallrecht.

Thomas Lammers
2. Einstufung von Abfällen

Abfalleinstufungssysteme können nach unterschiedlichen Prinzipien entwickelt und ausgestaltet werden. Dabei kann die Abfalleinstufung grundsätzlich stoffbezogen oder herkunftsbezogen unter Berücksichtigung von stoffinhärenten Gefahreneigenschaften und/oder Risikobetrachtungen erfolgen.

Joachim Wuttke
3. Abfallnachweis- und Registerführung

Das Brutto-Abfallaufkommen in Deutschland beträgt pro Jahr in etwa 417,2 Mio. Tonnen. Der Anteil an gefährlichen Abfällen umfasst dabei zirka 25,0 Mio. Tonnen. Da nur ein geringer Anteil an Abfällen direkt an der Anfallstelle entsorgt wird, ist es erforderlich, die Mehrzahl der Abfälle zwischen den an der Entsorgung Beteiligten zu befördern. Diese Abfallströme zu überwachen, ist Ziel des Abfallnachweisrechts. Dabei erfolgt die Überwachung nicht lückenlos für sämtliche Abfälle, sondern, orientiert an deren Gefährdungspotential, insbesondere für gefährliche Abfälle.

Sandra Giern, Hagen Weishaupt
4. Die Überlassungspflicht als Grenze zwischen Marktwirtschaft und Daseinsvorsorge

Die Verteilung der Entsorgungsverantwortung zwischen öffentlichem und privatem Sektor gehört zu den klassischen Problemstellungen des Abfallrechts. Daran hat das Kreislaufwirtschaftsgesetz nichts geändert, wie der nach wie vor um Wertstoffe aus privaten Haushalten geführte „Kampf um den Abfall“ zwischen privater und kommunaler Entsorgungswirtschaft zeigt.

Anno Oexle
5. Haftung und Verantwortung im Abfallrecht

Wie bereits das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz knüpft auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz die persönliche Verantwortlichkeit zur Erfüllung vieler abfallrechtlicher Verpflichtungen an die Abfallerzeugereigenschaft und die Abfallbesitzereigenschaft. Dies trifft beispielsweise auf die Verwertungspflicht (§ 7 Abs. 2 S. 1 KrWG), die Beseitigungspflicht (§ 15 Abs. 1 S. 1 KrWG) oder die Überlassungspflicht (§ 17 Abs. 1 S. 1 KrWG) zu.

Joachim Hagmann
6. Erweiterte Herstellerverantwortlichkeit

Rohstoffe sind eine wichtige Grundlage für das Leben heutiger und künftiger Generationen. Allerdings verursachen ihre Gewinnung sowie die Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Produkten aus diesen Rohstoffen erhebliche Umweltschäden. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 30 % der globalen Treibhausgasemissionen allein auf die Verarbeitung von Rohstoffen zu Produkten (ohne Emissionen in der Nutzungsphase) entfallen. In der Nutzungsphase der Produkte kommt es zu weiteren Umweltbelastungen. Schließlich fallen alle Produkte früher oder später als Abfall zur Entsorgung an, was ebenfalls mit belastenden Umweltauswirkungen und irreversiblen Materialverlusten verbunden ist. Dies führt unter anderem zu der Notwendigkeit, den Bedarf an primären Rohstoffen zu verringern, Produkte umweltfreundlicher zu gestalten und als Abfall angefallene Materialien in größerem Umfang zu recyceln und als sekundäre Rohstoffe in den Produktkreislauf zurückzuführen.

Anno Oexle
7. Besondere Anforderungen an Händler und Makler

Vor Inkrafttreten des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) existierte im deutschen Abfallrecht weder eine Definition des Abfallhändlers, noch des Abfallmaklers. Entsprechend wurden hierunter in der Praxis zahlreiche Tätigkeiten subsumiert, die nur in irgendeiner Weise die Zusammenführung von Abfallerzeugern mit Transport- bzw. Entsorgungsunternehmen oder mit Besitzern von Entsorgungskontingenten bzw. Betreibern von Entsorgungsanlagen zum Gegenstand hatten. Viele Unternehmen traten daher im Rechtsverkehr selbst dann als „Abfallmakler“ oder „Abfallhändler“ auf, wenn ihre Tätigkeiten eigentlich die ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen in Entsorgungsanlagen Dritter zum Gegenstand hatte, sie also rechtlich sogenannter Generalunternehmer oder aber zumindest Generalübernehmer waren.

Markus Figgen, Gregor Ischebeck
8. Grenzüberschreitende Abfallverbringung

Abfälle werden grenzüberschreitend verbracht, weil die Märkte für ihre Entsorgung nicht an den nationalen Grenzen enden. Das gilt insbesondere für (noch) als Abfall einzustufende Sekundärrohstoffe, wie z. B. Altpapier oder Stahlschrott, also Materialien, die weltweit nachgefragt und gehandelt werden. Aus rechtlicher Sicht zu beachten ist bei grenzüberschreitenden Verbringungen, dass für diese andere Voraussetzungen gelten als für rein innerstaatliche Transport- und Entsorgungsvorgänge. Der nachstehende Beitrag gibt einen Überblick über den rechtlichen Rahmen sowie praxisrelevante Problemstellungen.

Anno Oexle
9. Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz

Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um ca. 40 % angestiegen. Verursacht wurde dieser erhebliche Anstieg vor allem durch weltweite CO2-Emissionen infolge menschlicher Tätigkeiten. Allein in der EU-27 betrugen die Emissionen von CO2 und anderen, ähnlich wirkenden Gasen – kollektiv als Treibhausgase bezeichnet – im Jahr 2019 rund 3,6 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente. Die in der Erdatmosphäre befindlichen Treibhausgase absorbieren die von der Erde abgegebene Infrarotstrahlung und strahlen Teile davon zurück in Richtung der Erdoberfläche, was dort und in den unteren Schichten der Atmosphäre zu einer Erwärmung führt (sog. Treibhauseffekt). Im Zeitraum zwischen 2011 und 2020 lag die globale Durchschnittstemperatur um etwa 1,1 °C höher als im Zeitraum zwischen 1850 und 1900. In seinem jüngsten, dem 6. Sachstandsbericht, der bisher nur teilweise fertiggestellt und veröffentlicht ist, stellt der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) fest, dass die Erwärmung der Atmosphäre, des Ozeans und der Landflächen durch menschlichen Einfluss nicht zweifelhaft ist und hierdurch weit verbreitete und schnelle Veränderungen in Atmosphäre, Ozean, Kryosphäre und Biosphäre aufgetreten sind. Zu den Folgen des Klimawandels gehören unter anderem ein Anstieg des Meeresspiegels und das verstärkte Auftreten extremer Wetterlagen wie Hitzewellen, Starkniederschläge, Dürren und tropischer Wirbelstürme.

Anno Oexle, Thomas Lammers
10. Entsorgungsvertragsrecht

Unternehmen, bei deren Tätigkeit Abfälle anfallen, sind zu deren Entsorgung verpflichtet, soweit gesetzlich nichts anderes, insbesondere die Überlassung an den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger, bestimmt ist (§§ 7 Abs. 2 Satz 1, 15 Abs. 1 Satz 1 KrWG). In der Regel entsorgen diese Unternehmen ihre Abfälle nicht selbst, sondern beauftragen damit Fachunternehmen, die in der Praxis oftmals ihrerseits weitere Unternehmen zwecks Erbringung von Teilleistungen einschalten. Die einzelnen Glieder solcher Entsorgungsketten sind durch Entsorgungsverträge miteinander verbunden, die die wesentlichen Inhalte der jeweils zu erbringenden Entsorgungsleistungen und der dafür zu erbringenden Gegenleistungen regeln.

Alexander de Diego, Anno Oexle
11. Umweltmanagementsysteme

Umweltmanagementsysteme sollen mit ihren detaillierten Verfahrensvorgaben zur Gewährleistung der materiellen abfallrechtlichen Anforderungen beitragen. Ihnen werden zahlreiche Vorteile teils tatsächlicher, teils rechtlicher Natur für die entsprechend zertifizierten Unternehmen zugeschrieben. Neben einer systematischen Erfassung und Reduzierung des Haftungsrisikos erhoffen sich Unternehmen von der Zertifizierung insbesondere eine positive(re) Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und am Markt sowie eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition und -chancen gegenüber Mitbewerbern.

Jens Tobias Gruber
12. Stoffrecht

Mit der Verkündung der REACH-Verordnung am 30. Dezember 2006 wurde eines der umfangreichsten und komplexesten Gesetzgebungsvorhaben in der Europäischen Union (EU) nach mehr als fünf Jahren der Beratungen implementiert. Die REACH-Verordnung trat sodann am 01. Juni 2007 in Kraft und gilt als unmittelbares Recht in allen EU-Mitgliedstaaten. Der Name „REACH“ ist ein Akronym, das aus der Zielvorgabe der Verordnung gebildet ist: So bezweckt die REACH-Verordnung die europäische Harmonisierung in Hinblick auf diezu Deutsch die Erfassung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien. Statt reaktivem Handeln hoheitlicher Organe sollte jetzt proaktive Risikobewertung und Risikominderung der wirtschaftlichen Akteure im Vordergrund stehen. Zusammen mit der CLP-Verordnung (classification, labelling and packaging) vom 16.12.2008 bilden die komplexen Regelwerke ein einheitliches europaweites Chemikalienrecht und damit maßgebliche Vorschriften für die chemische Industrie.

Andreas Zühlsdorff
13. Anlagengenehmigungsrecht

Unter den Begriff der Entsorgungsanlagen werden Anlagentypen gefasst, die hinsichtlich ihrer technischen Beschaffenheit und betrieblichen Abläufe unterschiedlicher Natur sind. Der Betrieb von Entsorgungsanlagen bewirkt dabei die verschiedensten Umweltauswirkungen in unterschiedlicher Intensität. Diese sind abhängig von den Abfallarten und -mengen, die in der jeweiligen Entsorgungsanlage angenommen, (zwischen)gelagert und im weit verstandenen Sinne behandelt werden, von der dabei zum Einsatz kommenden Anlagentechnik und schließlich von dem Anlagenstandort und seiner näheren Umgebung. Entsprechend vielschichtig, komplex und teilweise unübersichtlich sind die rechtlichen Vorgaben, welche die Umweltauswirkungen des Betriebs von Entsorgungsanlagen regeln. Der Beitrag beleuchtet ausgewählte genehmigungsrechtliche Vorgaben für solche Entsorgungsanlagen, deren Errichtung und Betrieb einer Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) bedürfen.

Rainer Geesmann
14. Vergaberecht

In der Entsorgungswirtschaft spielt das Vergaberecht eine bedeutende Rolle, weil die öffentliche Hand sich in ihrer Funktion als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger zur Bewältigung der daraus erwachsenden Aufgaben regelmäßig privater Unternehmen bedient. Die Beauftragung von privaten Entsorgungsunternehmen durch öffentliche Auftraggeber unterliegt dabei den vergaberechtlichen Bestimmungen.

Dominik R. Lück, Christine Radeloff
15. Kartellrecht

Einer der Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft ist der freie Wettbewerb. Dieser sorgt dafür, dass die Anbieter von Waren und Dienstleistungen ihre Waren weiterentwickeln und die Qualität ihrer Produkte stetig verbessern. Der freie Wettbewerb verhindert zudem Monopolrenditen und die hierdurch bedingte Verteuerung von Waren und Dienstleistungen. Schließlich sorgt ein freier Wettbewerb für Konsumentensouveränität, indem er die Konsumenten in die Lage versetzt, frei zwischen den Angeboten verschiedener Leistungserbringer zu wählen. Ludwig Erhard beschrieb die Bedeutung des Wettbewerbs wie folgt: „‚Wohlstand für alle‘ und ‚Wohlstand durch Wettbewerb‘ gehören untrennbar zusammen; das erste Postulat kennzeichnet das Ziel, das zweite den Weg, der zu diesem Ziel führt.“

Boris Rigod, Hendrik Reffken
16. Straf- und Bußgeldrecht

Der Beitrag stellt die wesentlichen Normappelle ausgewählter Straftatbestände des Abfallstrafrechts dar sowie diejenigen Rechtsfiguren und Bewertungskriterien des allgemeinen Straf- und Ordnungswidrigkeitenrechts, die in der abfallstrafrechtlichen Praxis von besonderer Bedeutung sind. Praxishinweise erleichtern den Weg durch ein abfallstrafrechtliches Ermittlungsverafhren.

Christoph Lepper
17. Fördermittel

Die fortschreitende Entwicklung der Kreislaufwirtschaft und wachsende Anforderungen an den Umwelt- und Klimaschutz bieten große Chancen für die Unternehmen der Entsorgungs-, Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft. Sie erfordern gleichzeitig jedoch auch erhebliche Investitionen in Anlagen, Prozesse, Fahrzeuge und Mitarbeiter. Staatliche Fördermittel können einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung dieser Investitionen leisten. Sie unterliegen allerdings verschiedenen EU-beihilfenrechtlichen sowie nationalen haushalts- und verfahrensrechtlichen Anforderungen, die Auswirkungen auf die Voraussetzungen für die Gewährung einer Förderung und auf die Ausgestaltung der Förderprogramme haben. In diesem Kapitel werden daher zunächst die rechtlichen Grundlagen staatlicher Förderungen und darauf aufbauend die wesentlichen Begriffe und Voraussetzungen erläutert. Abschließend wird der typische Ablauf eines Förderverfahrens dargestellt.

Christian Suhl

Stoffströme und Ressourcenwirtschaft

Frontmatter
18. Mindestrezyklateinsatzquoten

Die zum Jahreswechsel 2019/2020 in Wuhan (VR China) beginnende – durch den Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste – Covid19-Pandemie (nachfolgend: Coronakrise) hatte auch in der EU und in ihren Mitgliedstaaten gravierende Auswirkungen auf Lieferketten und Versorgung. Die Abhängigkeit des (regelmäßig auf sog. just-in-time-Lieferungen basierenden) Produktionsstandorts Deutschland von Rohstoffen und Materialien (häufig aus Drittstaaten) war so für jedermann deutlich sichtbar. Die Rohstoffversorgung des Industriestandorts Deutschland basiert bisher auf drei Säulen: heimische Rohstoffe, Importrohstoffe sowie Recyclingrohstoffe. Während es sich bei den ersten beiden Säulen um Primärmaterial (sog. „virgin material“) handelt, sind Recyclingrohstoffe „Altmaterialien“; es handelt sich bei Recyclingrohstoffen also um – vereinfacht – bereits gebrauchtes Material, das aufgrund professioneller Behandlung mittels einer (Recycling-)Technologie weiterhin im Wirtschaftskreislauf bleiben kann.

Jens Loschwitz, Stefan Kopp-Assenmacher
19. Der Kreislaufwirtschaftsaktionsplan als wirtschaftliches Kernstück des Green Deal

Der Verkündung des Green Deal als umfassenden Strategie- und Fahrplan der Europäischen Union zur Klimaneutralität Europas im Dezember 2019 folgte schon bald (März 2020) die Veröffentlichung des Kreislaufwirtschaftsaktionsplans (Circular Economy Action Plan, CEAP) der EU-Kommission.

Nicolas Ballester, Jurek Zaroffe
20. Glasrecycling

Unter den Wertstoffen, die einem Recycling zugeführt werden, gehört das Altglas zu den am besten werkstofflich verwertbaren Materialien. Aufgrund der entwickelten Erfassungsstrukturen und effizienter technischer Verfahren können in der Praxis der Erfassung und Behandlung Recyclingquoten im Bereich von 90 % erreicht werden. Im Hinblick auf den großen ökologischen sowie ökonomischen Nutzen des Glasrecyclings ist dieses heute ein selbstverständlicher Bestandteil und eine feste Säule der modernen Kreislaufwirtschaft.

Andreas Bruckschen, Christoph Bildstein
21. Altpapier

Die Wachstumsraten sind eindrucksvoll: In den vergangenen fast 40 Jahren hat sich die globale Papierproduktion mehr als verdoppelt, von 171 Millionen Tonnen (1980) auf 413 Millionen Tonnen (Mio. t) in 2019 (RISI, Verband Deutscher Papierfabriken e. V. 2021). Noch deutlich stärker stieg aber der Anteil von Recyclingpapier, der Anfang der 1970er-Jahre noch bei rund einem Drittel lag. Heute basiert mehr als die Hälfte des neu produzierten Papiers auf dem Rohstoff Altpapier. Die Unternehmen der Kreislaufwirtschaft haben für das deutsche Altpapieraufkommen von etwa 15 Millionen Tonnen in den vergangenen Jahren leistungsfähige Erfassungs- und Aufbereitungsstrukturen entwickelt. Aus einem häufig undefinierten Sammelgemisch, das Feuchte, Verschmutzungen und Störstoffe enthält, stellen die Recyclingunternehmen definierte Qualitäten her. So produzieren sie hochwertige Sekundärrohstoffe zum Einsatz in der Papierindustrie und vermarkten die Mengen in Abhängigkeit von der Lage an den Rohstoffmärkten effizient ins In- und Ausland. Die Papierfabriken sind für ihre Produktionsprozesse auf die Verfügbarkeit und die definierte Qualität dieser Recyclingmaterialien angewiesen.

Andreas Bruckschen, Rob Pattison
22. Kunststoffe

Die Verarbeitung von Kunststoffen hat in den vergangenen 80 Jahren eine sehr erfolgreiche Entwicklung genommen. Kunststoffe sind in dieser Zeit zu einem Werkstoff avanciert, der uns heute in fast jeder Lebenssituation begegnet, vom Haushalt über den Beruf bis in Sport und Freizeit. Kunststoffe verfügen über herausragende Eigenschaften und große Belastbarkeit. Die Fähigkeit, heute für fast jede denkbare Anwendung einen Kunststoff als maßgeschneiderten Rohstoff zu finden, hat den Siegeszug sehr begünstigt.

Dirk Mellen, Tobias Becker
23. Verpackungsabfälle

In der Geschichte der deutschen Entsorgungswirtschaft der letzten Jahrzehnte hat die Umsetzung der Verpackungsverordnung eine besondere Aufmerksamkeit erfahren. Die begrenzten Deponiekapazitäten zu Beginn der 1990er-Jahre erzeugten einen starken Handlungsbedarf. Vor allem das Müllvolumen musste gesenkt werden, um Deponien länger nutzbar zu machen.

Jan Hendrik Kempkes, Andreas Bruckschen
24. Bioabfälle

Seit mehr als 30 Jahren werden in Deutschland organische Abfälle aus Haushalten getrennt erfasst und verwertet. Die Mengen sind seit erstmaliger Einführung der Biotonne stetig angestiegen und haben heute deutlich über 10 Millionen Tonnen im Jahr erreicht, die nahezu vollständig in Kompostierungs- und Vergärungsanlagen verwertet werden. In der Fachwelt werden diese Abfälle häufig als Bio- und Grüngut bezeichnet, um deren Werthaltigkeit besser beschreiben zu können. Zum Bio- und Grüngut gehören im Wesentlichen die Inhalte der Biotonne, d. h. Nahrungs- und Küchenabfälle, sowie die Garten- und Parkabfälle. Seit dem 01.01.2015 gilt für diese überlassungspflichtigen Bioabfälle aus Haushalten die gesetzliche Pflicht, flächendeckend getrennt erfasst zu werden. Der Vollzug ist Ländersache und so wird die gesetzliche Vorgabe sehr unterschiedlich verfolgt und umgesetzt. Der Beitrag stellt die wesentlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen vor, die bei der Verwertung organischer Abfälle aus Haushalten eine Rolle spielen und geht auf Herausforderungen ein, die von den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern (örE) genauso wie von den Anlagenbetreibern zu lösen sind. Ein Blick in die Anlagentechnik und die Absatzmärkte zeigt, was heutiger Stand der Technik ist und wohin sich die Bioabfallbranche in Zukunft entwickeln wird.

Annette Ochs, Aloys Oechtering
25. KlärschlammKlärschlamm

Mit dem Koalitionsvertrag zur 18. Legislaturperiode wurde beschlossen, „die Klärschlammausbringung zu Düngezwecken zu beenden und Phosphor sowie andere Nährstoffe aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen“. Das hatte zur Folge, dass sich die rechtlichen Grundlagen, aber auch die Mengen der jeweiligen Entsorgungswege grundlegend ändern. Im Folgenden werden diese Auswirkungen auf Grundlage der Novellierung des Abfall- und Düngerechtes dargestellt, die neben dem Wandel der Klärschlammentsorgung auch praktische Änderungen der Schlammbehandlung bewirkten.

Matthias Staub, Christel Pfefferkorn
26. Altholz

Die Altholzbranche verwertet alle in Deutschland anfallenden Holzabfälle fast vollständig. Sie ist damit ein Vorreiter bei der nachhaltigen Nutzung von Abfällen aus Holz. Die Bezeichnung „Altholz“ umfasst sowohl Industrierestholz als auch Gebrauchtholz. Seit 2005 ist die Deponierung von Altholz in Deutschland untersagt und die Bundesrepublik spielt seither eine Vorreiterrolle bei der nachhaltigen Verwertung von Altholz. Dieser Artikel gibt einen Überblick über das Aufkommen an Altholz, dessen Kategorisierung, Aufbereitung und weitere stoffliche und energetische Verwertung.

Simon Obert
27. Elektroaltgeräte

Die qualitativ hochwertige Erfassung und Behandlung von Elektro- und Elektronikaltgeräten ist von großer umwelt- und industriepolitischer Bedeutung. Durch eine am Stand der Technik orientierte, qualitätsgesicherte Schadstoffentfrachtung möglichst aller in Deutschland als Abfall anfallenden Altgeräte kann die Gefährdung der menschlichen Gesundheit abgewendet, ein unkontrolliertes Eindringen von Schadstoffen in die Umwelt verhindert und damit ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Die Rückgewinnung von Wertstoffen reduziert einerseits den Bedarf für Umwelteingriffe zur Gewinnung von Primärrohstoffen und ist in einem rohstoffarmen, aber industrieintensiven Land wie Deutschland ein unverzichtbares Element zur Rohstoffversorgung der verarbeitenden Betriebe und zur wirksamen Steigerung der Ressourceneffizienz.

Andreas Bruckschen, Gerhard Jokic
28. Lithiumbatterien – brandgefährliche Energiespeicher

Das Schlagwort „E-Mobilität“ sorgt für einen massiven Anstieg von Lithiumbatterien im täglichen Gebrauch. Fast schon Standard ist die Verwendung von Lithiumakkumulatoren in Laptops, Tablets, Smartphones, Bohrschraubern, Digitalkameras oder Handys. Die Mengenentwicklung wird aber noch beschleunigt durch die Elektrifizierung der Fortbewegung mit E-Bikes, Rollern aber auch im Fahrzeugbereich, denn moderne Technik ist mobil und benötigt immer leistungsfähigere Energiespeicher. Ein Grund dafür, warum Lithiumakkus mittlerweile den Markt für wieder aufladbare Batterien dominieren. Sie haben im Laufe der letzten Jahre konkurrierende elektrochemische Speicher wie Nickel-Cadmium oder Nickel-Metallhydrid verdrängt.

Sandra Giern
29. Multimetallrecycling: Basis für einen nachhaltigen Kreislauf von Lithium-Ionen-Batterien

Metalle begegnen uns in allen Lebensbereichen. Die Fähigkeit, sie herzustellen und zu verarbeiten, ist untrennbar mit unserem technologischen Fortschritt verknüpft. Metalle sind die Grundlage für weitreichende Entwicklungen wie die Energie- oder Mobilitätswende, Smart Homes oder die digitale Transformation. Sie machen Zukunft erst möglich. Eine weltweit steigende Nachfrage trifft auf endliche natürliche Ressourcen. Umso wichtiger ist es, verantwortungsvoll mit den verarbeiteten Metallen umzugehen. Die Lösung: Metallrecycling. Es reduziert die Umweltbelastung, indem es natürliche Vorkommen schont und CO2- und Energieeinsparungen ermöglicht. Zugleich sichert es die künftige Rohstoffbasis Europas und mindert die Importabhängigkeit.

Marcus Eschen
30. Nichteisenmetalle

Der Handel mit Nichteisen- (NE-)Metallen und ihr Recycling haben eine lange Tradition. Bereits in der Frühgeschichte der Menschheit waren die vielfältigen Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten von NE-Metallen und die Vorteile einer unbegrenzt wiederholbaren Nutzung bekannt. Kupfer spielt beispielsweise seit rund 9000 Jahren eine wichtige Rolle. Früh wurde entdeckt, dass durch Recycling ein erneuter Gebrauch des Metalls möglich wurde. Schon in der Bibel heißt es, man solle Schwerter zu Pflugscharen machen. Die Wiederverwendung von Metallen ist seit Jahrtausenden ein nicht endender Kreislauf.

Ralf Schmitz
31. Gewerbeabfall

Die im Jahr 2017 novellierte Gewerbeabfallverordnung (nachfolgend: GewAbfV 2017) legt einen klaren Fokus auf den Abfallerzeuger. Der Abfallerzeuger ist der entscheidende Steuermann für seine Abfälle. Die GewAbfV 2017 fordert eine sehr umfassende Getrennthaltung von Abfallströmen aus Gewerbebetrieben und übernimmt damit gute Erfahrungen des Gesetzgebers mit der Getrennthaltung von Abfällen aus Privathaushalten. Die getrennt gesammelten Gewerbeabfälle machen dabei mehr als das Dreifache der in Gewerbebetrieben anfallenden Abfallgemische aus.

Jens Loschwitz
32. Mineralische Bauabfälle

Mineralische Bauabfälle bilden den mengenmäßig größten Anteil an den jährlich insgesamt anfallenden mineralischen Abfällen in Deutschland. Ihrer ordnungsgemäßen und schadlosen Entsorgung kommt schon deshalb eine besondere Bedeutung zu. Zugleich bilden sie eine potenzielle sekundäre Rohstoffquelle zur Substitution von Primärrohstoffen, was im Sinne der Schonung von Rohstoff- und Energiereserven sowie schwindendem Deponieraum aktuell von großem öffentlichen Interesse ist. Außerdem gewinnen CO2-Einsparungspotentiale durch den Einsatz von Recyclingmaterialien eine immer größere Bedeutung. Zielsetzungen zur effizienten Ressourcenschonung und das Bestreben nach einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft, finden sich bereits in zahlreichen politischen Leitlinien und Programmen sowohl auf europäischer Ebene als auch auf Bundesebene.

Jasmin Klöckner, Sandra Giern, Berthold Heuser

Technik, Logistik, Anlagen

Frontmatter
33. Anforderungen an den Aufbau von Abfallwirtschaftssystemen

Für Investoren, Entsorgungsunternehmen und Institutionen, die ein längerfristiges Engagement in der Abfallwirtschaft in einem Land planen, ist es bei der Identifizierung von Maßnahmen und der Erschließung neuer Märkte von entscheidender Bedeutung, eine realistische Einschätzung zum Entwicklungsstand der Abfallwirtschaft, seinen Akteuren und den Umfeldbedingungen zu erhalten. Der angewandte technische Standard der Entsorgung allein liefert kein hinreichendes Bild für eine Beurteilung. Unabdingbar sind die Kenntnis der Elemente eines Abfallwirtschaftssystems und das Verständnis für deren Funktion und ZusammenwirkenDer Beitrag gibt Hilfestellung bei der Analyse und Bewertung der Rahmenbedingungen, um Fehleinschätzungen zu vermeiden, Risiken zu minimieren und den Unterstützungsbedarf zu identifizieren. Darüber hinaus werden Anregungen gegeben, auf welche Weise Investoren und Dienstleister ggf. zur Weiterentwicklung der Umfeldbedingungen beitragen können

Wolfgang Pfaff-Simoneit
34. Informationstechnologie in der Abfallwirtschaft

Viele der heute etablierten Systemanbieter für Branchensysteme der Entsorgungswirtschaft wurden in den 90er-Jahren gegründet. In einer Zeit, als zunehmend der PC die Registerkarte abzulösen begann, erkannte auch die Entsorgungswirtschaft den Nutzen dieser Systeme.

Ralf Gruner
35. Planung von Abfallbehandlungsanlagen

Die Planung von Abfallbehandlungsanlagen steht heute im Zeichen der Globalisierung. Für die Behandlung und Entsorgung verschiedener Abfallströme stehen unterschiedliche Technologien und Behandlungsanlagen zur Verfügung. Unter den Begriff Abfallbehandlung fallen alle Verfahren, mit welchen Abfälle entweder verwertet oder entsorgt werden. Bei abfallwirtschaftlichen Anlagen handelt es sich i. d. R. um relativ große und komplexe Projekte, die sich über längere Zeit hinziehen. Um solche Projekte wirtschaftlich abwickeln zu können, bedarf es einer gezielten Vorgehensweise. Diese wird nicht nur in Zusammenhang mit der Errichtung von Gebäuden und Anlagen als Planung bezeichnet.

Hans-Dieter Huber, Ewa Harlacz
36. Demontage von Elektroaltgeräten und Altfahrzeugen

Ein Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, neben dem Recycling der Massenmaterialien auch solche Materialien aus den Abfallströmen aufzubereiten, die nur in relativ geringen Mengen verwendet werden. Gerade diese Materialien sind häufig bedeutende Schlüsselelemente für technologisch anspruchsvolle Anwendungen, wodurch sie gesamtwirtschaftlich betrachtet eine große Bedeutung haben. Die Rückgewinnung derartiger Materialien scheitert in der Praxis teils an mangelndem Wissen über deren Verbleib oder wird durch die geringen Konzentrationen in den etablierten Abfallströmen verursacht (Zimmermann und Gößling-Reisemann 2013). Diese sind oftmals das Haupthindernis einer wirtschaftlichen Wiedergewinnung und stehen so der Kreislaufführung entgegen (Graedel et al. 2011).

Jan Henning Seelig, Martin Faulstich, Jule Jeschonowski, Klaus Hieronymi
37. Intelligente Konzepte für Sammelfahrzeuge

Wie haben sich die Anforderungen an Sicherheit, Gesundheitsschutz und Wirtschaftlichkeit für Abfallsammelfahrzeuge bis heute entwickelt? Seit einigen Jahren haben die gesetzlichen Auflagen stark zugenommen und damit auch den technologischen Fortschritt maßgeblich mitgestaltet.

Johannes F. Kirchhoff
38. Thermische Abfallbehandlung

Unter dem Begriff thermische Abfallbehandlung werden alle technischen Prozesse und Verfahren zusammengefasst, die mit Hilfe von technischen Einrichtungen und einem deutlich erhöhten Temperaturniveau thermisch induzierte Umsetzungsprozesse des kohlenstoffhaltigen Anteils der Abfälle zum Ziel haben. Als technische Ausführungen werden damit Verbrennungsanlagen, Pyrolyse- und Vergasungsanlagen sowie als besondere technische Ausprägung die Plasmapyrolyseanlagen erfasst. Je nach Oxidationsgrad und Temperaturniveau entstehen dabei unterschiedliche Reaktionsprodukte, die auch zur Charakterisierung und Abgrenzung der thermischen Verfahren untereinander genutzt werden können.

Markus Gleis
39. Stand und Perspektiven der Mitverbrennung von Sekundärbrennstoffen

Die Mitverbrennung von Sekundärbrennstoffen in industriellen Feuerungsanlagen hat sich als fester Bestandteil einer modernen Kreislaufwirtschaft etabliert. Durch die in Sekundärbrennstoffen enthaltenen biogenen Anteile trägt ihr Einsatz zum Klima- und Ressourcenschutz bei. Voraussetzung für den Einsatz ist die sichere Einhaltung der Anforderungen der Verwertungsprozesse an die Brennstoffbeschaffenheit. Der Nachweis einer gleichbleibenden Qualität ist über das RAL GZ 724 möglich.

Sabine Flamme, Sigrid Hams
40. Verbrennungsrückstände

Gegenstand dieses Textes sind die Rückstände aus Müllverbrennungsanlagen (MVA) für Siedlungsabfälle, ihre Beschaffenheit sowie Optionen zur Behandlung und insbesondere Verwertung. Der Fokus liegt dabei auf den Rostaschen und den daraus abtrennbaren Metallen sowie der verbleibenden Mineralik, als massestärkster Fraktion. Aber auch die Flugaschen/-stäube sowie die Rauchgasreinigungsprodukte sind Rückstände des Verbrennungsverfahrens. Daher werden auch diese Stoffströme und hierbei besonders die Möglichkeiten zur Wertstoffrückgewinnung betrachtet.

Peter Quicker
41. Phosphor – Von der Rückgewinnung zum Recycling

Welche Rolle der Ressource Phosphor für das Leben auf dem Planeten Erde zukommt, wurde bereits im April 1959 hinlänglich von Isaac Asimov in seinem Essay „Life’s bottleneck“ (Asimov 1959) dargestellt. Auch wenn die Verfügbarkeit eher ökonomisch denn physisch begrenzt ist, ist es die geografische Verteilung der P-Reserven auf unserem Planeten, die uns Europäern Unbehagen bereiten kann (De Ridder et al. 2012). Deutschland selbst verfügt über keine eigenen Lagerstätten und ist somit in hohem Maße von Importen abhängig. Im Wirtschaftsjahr 2019/20 wurden rund 108.000 Mg P in Form mineralischer Düngemittel in Deutschland abgesetzt (DESTATIS 2020). Etwa 95 % davon werden importiert (IVA 2016). Zudem kann die Datenlage bzgl. der globalen Lagerstätten und Produktionskapazitäten nicht als gesichert angesehen werden, was nicht zuletzt zu dem Vorschlag zur Einrichtung eines internationalen Ausschusses zum Monitoring der Lagerstätten und Produktionskapazitäten führte (Wellmer und Scholz 2015; acatech 2017). Ende 2020 haben über 500 Wissenschaftler und Akteure dieses Ansinnen in einem „Call for International Action on Phosphorus“ nochmals bekräftigt (Brownlie et al. 2021).

Christian Kabbe, Fabian Kraus
42. Deponien

Was mag jemanden interessieren, der in einem Praxishandbuch einen kurzen Beitrag zum Thema Deponien liest. Sicherlich kein Handbuch darüber, wie Deponien nach dem Stand der Technik gebaut werden. Doch hier stockt der Autor bereits. „Stand der Technik“ ist der Maßstab für die Technik von Deponien. Und der verändert sich laufend, eine Anpassung ist also laufend erforderlich. Nach geltendem Deponierecht ist eine solche Anpassung ca. alle vier Jahre zu machen. In der Verfahrenstechnik werden häufig für die Überprüfungsperiode fünf Jahre genannt. Also hat jeder Deponiebetreiber ein Dokument in seinen Akten, in dem er sich darüber Rechenschaft ablegt, ob seine Deponie noch dem Stand der Technik entspricht, ansonsten hätte sich die Aufsichtsbehörde die notwendigen Gedanken zu machen (vgl. Kreislaufwirtschaftsgesetz-KrWG § 36, Absatz 4 (Anonym 2012)).

Gerhard Rettenberger
43. DeponierückbauDeponierückbau

Vor dem Hintergrund knapper werdender Ressourcen kommen anthropogen geschaffenen Lagerstätten wie z. B. Deponien eine wachsende Bedeutung für die zukünftige Ressourcenbereitstellung zu – Abfälle von gestern als Ressourcen von morgen. Der Rückbau deponierter Abfälle wird bzw. wurde weltweit seit über 60 Jahren an ca. 85 Standorten betrieben, vornehmlich mit dem Ziel der Gewinnung von Deponievolumen, der Deponiesanierung, zum Grundwasserschutz und der höherwertigen Nutzung der Deponiefläche. Pioniere in Deutschland waren Standorte in Burghof, Göttingen und Wolfsburg. Erst in der jüngeren Vergangenheit rückte das Landfill Mining im eigentlichen Sinne, nämlich mit dem Ziel der Rückgewinnung von Ressourcen, in den Vordergrund, dem sogenannten Enhanced Landfill Mining nach Jones et al. (2013).

Kai Münnich, Michael Krüger, Klaus Fricke, Sebastian Wanka
Backmatter
Metadata
Title
Praxishandbuch der Kreislauf- und Rohstoffwirtschaft
Editors
Peter Kurth
Anno Oexle
Martin Faulstich
Copyright Year
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36262-1
Print ISBN
978-3-658-36261-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36262-1