Die Deutschen nutzen zwar mehr Finanzprodukte, fürchten aber den Verlust ihres finanziellen Polsters. Dabei glauben die Teilnehmenden einer aktuellen Umfrage, dass in erster Linie die Betroffenen selbst für finanzielle Notlagen verantwortlich sind.
In Deutschland, Europa und den USA belastet die Menschen zum Teil eine große Unsicherheit der eigenen finanziellen Zukunft. Hierzulande hat nur ein Viertel der Verbraucher (24 Prozent) keine Geldsorgen. Weitere 25 Prozent glauben, dass ihr finanzielles Polster in einem Jahr nicht mehr so gut dasteht. Fast ein Drittel (32 Prozent) gehen hingegen davon aus, künftig weniger zu sparen. Und immerhin 14 Prozent rechnen damit, Rechnungen nicht mehr ohne weiteres zahlen zu können.
Zu diesen Ergebnissen kommt die im April 2024 durchgeführte Umfrage "Banking on Banks 2024" des Datendienstleisters Crif unter rund 7.000 Verbrauchern aus Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich, dem Vereinigten Königreich und den USA.
Schwierige Wirtschaftslage prägt die Verbraucherstimmung
"Trotz dieser Zahlen zeichnet sich eine leichte Verbesserung der Stimmung ab", erläutert Frank Schlein, Geschäftsführer von Crif Deutschland. So sorgten sich im Jahr 2023 noch 78 Prozent der befragten Verbraucher über ihre finanziellen Lage. "Insgesamt spiegeln die Bedenken der Verbraucher jedoch die weiterhin schwierige gesamtwirtschaftliche Lage wider".
Europaweit glauben 30 Prozent, dass sie künftig weniger sparen können, wobei jeder Fünfte (20 Prozent) von einem sinkenden Lebensstandard ausgeht. Drei Viertel der weltweiten Verbraucher, darunter besonders viele Amerikaner (79 Prozent) und Italiener (84 Prozent), glauben, dass mehr Menschen Schulden haben als noch vor einem Jahr.
Mehrheit sieht Schulden selbstverantwortet
Dabei gehen allerdings 72 Prozent der Befragten davon aus, dass die Betroffenen selbstverschuldet in diese Lage geraten sind, wobei ältere Menschen ab 55 Jahren mit 83 Prozent häufiger dieser Meinung sind als jüngere (50 Prozent). Dass Banken und andere Kreditgeber eine Mitschuld haben, davon geht knapp die Hälfte aller Teilnehmenden (48 Prozent) und in Deutschland immerhin 38 Prozent der Befragten aus.
Insgesamt hat laut Studie die Nutzung von Finanzprodukten zugenommen: 62 Prozent der Befragten in Europa und den USA verwenden seit April 2023 ein neues Finanzprodukt - vor allem Kreditkarten und Sparkonten. In Deutschland sind es sogar 36 Prozent, die eine neue Kreditkarte beantragt haben. Und es wurden nur neun Prozent der Bundesbürger seit Januar 2023 ein Kredit verweigert.
Datenfreigabe für relevantere Finanzprodukte
Auch sind viele Menschen bereit, persönliche Daten mit Banken zu teilen: 42 Prozent der hiesigen Verbraucher würden zusätzliche finanzielle Informationen weitergeben, wenn sie dadurch relevantere Produkte und Dienstleistungen erhalten. Besonders die 25- bis 34-Jährigen sind dafür offen, um Vorteile wie eine zügigere Entscheidung bei Produktanträgen zu erhalten.
Es wird klar, dass Finanzinstitute mehr tun müssen, um ihre Kunden davor zu bewahren, in eine Schuldenspirale zu geraten. Um das Vertrauen zu stärken, müssen Banken ihren Kunden beweisen, dass sie etwas davon haben, ihre Daten zu übermitteln. Eine Lösung ist Open Banking. Dadurch erhalten Kreditgeber einen besseren Einblick in die finanzielle Situation eines Kunden und seine Fähigkeit, sich einen Kredit leisten zu können", betont Schlein.