Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist vor allem für seine High-End-Produkte bekannt. Nun empfehlen ihm Forscher eine Entschlackungskur.
Deutschlands Hersteller von Maschinen und Anlagen seien zu sehr in technische Raffinesse verliebt, und dabei verlören sie leicht aus den Augen, dass das Wachstum im Weltmarkt vor allem in mittleren Marktsegmenten stattfinde. So lautet die These der Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), die nun mit ProFrugal einen fünfstufigen Prozess entwickelt haben, mit dem die Hersteller weniger komplexe Produktionssysteme einführen und umsetzen können.
Für das, was gemeint ist, steht beispielhaft die Entwicklung der Werkzeugmaschine. Die (mechanischen) Arbeitsmaschinen zum Drehen, Fräsen, Hobeln, Bohren, Schleifen, Pressen, Scheren, Stanzen oder Walzen wandelten sich in wenigen Jahrzehnten zu mechatronischen Systemen mit elektro-mechanisch-fluidischen Antrieben, numerischer Steuerung, Sensorik, Aktorik, Prozessorik, Schmierstoff- und Energieversorgung, Sicherheitseinrichtungen und vielem mehr. Eine Übersicht gibt Horst Czichos in „Mechatronik“ ab Seite 223.
Frugal ist das Schlüsselwort: In Bezug auf Produktionssysteme bedeute das schlicht, robust und kostengünstig, vor allem aber auf die individuellen Bedürfnisse des Nutzers zugeschnitten, erläutert Uwe Schleinkofer vom IPA. Auf Anbieterseite hätten asiatische Hersteller in diesem Marktsegment die Nase vorn. Diese konzentrierten sich in der Vergangenheit zwar eher auf ‚Billigmaschinen‘, steigerten nun aber allmählich ihre Qualität, verbesserten ihre Serviceleistungen und würden zu immer stärkeren Wettbewerbern.
Asien Spitzenreiter bei Standardmaschinen
Der fünfstufige Prozess ProFrugal will für Unternehmen eine Anleitung sein, neue Geschäftsmodelle für das mittlere Marktsegment zu erschließen. Er umfasst die Punkte Identifikation (I), Verankerung (II), Umsetzung (III), Roadmap (IV) und Roll-out (V.) Bei allen Schritten möchten die IPA-Wissenschaftler ihren Partnern in der Industrie beratend zur Seite stehen, besonders bei der strategischen Entwicklung des Geschäftsmodells, Markt- und Anforderungsanalysen, der systematischen Produktentwicklung, der fertigungstechnischen Infrastruktur und dem Vermarktungskonzept.