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2017 | Book

Produktivität von industriellen Dienstleistungen in der betrieblichen Praxis

Methodik, Dogmatik und Diskurs

Editors: Dr. Heiko Breit, Prof. Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann, Prof. Dr. Uwe Cantner

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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About this book

Im vorliegenden Sammelband werden die Einsatzfähigkeit von Verfahren und Methoden der Produktivitätsmessung in produktionsnahen Dienstleistungsbereichen diskutiert sowie Praxisbeispiele zur Messung und Steigerung der Produktivität in der Unternehmenspraxis vorgestellt. Die Vorgehensweise ist interdisziplinär und integriert arbeitssoziologische, betriebswirtschaftliche, arbeitswissenschaftliche und volkswirtschaftliche Ansätze. Controllern und Managern, aber auch interessierten Forschern auf dem Feld der Produktivitätsmessung und Managementlehre, wird die Funktionsweise und Wichtigkeit gelebter Produktivitätskultur im effektiven Umgang mit Produktivitätskennzahlen nahe gebracht.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung: Produktivität und Effektivität von industriellen Dienstleistungen - Zur innovativen Bewältigung einer Gratwanderung
Zusammenfassung
Seitdem Fourastié in den 1950er-Jahren die Transformation der Industriegesellschaft in eine Dienstleistungsgesellschaft als eine der großen Hoffnungen des 20. Jahrhunderts bezeichnete, ist der Blick auf Dienstleistungen differenzierter geworden. Die Anwendung neuer Technologien rückt die Dienstleistung näher an industrielle Arbeitsstrukturen als ursprünglich erwartet, so dass es falsch wäre, aus der Tertiarisierung moderner Gesellschaften einen generellen Bedeutungsverlust der Industrie abzuleiten. Auf der anderen Seite steigt in der Industrie rapide die Wertschöpfung in Form von Tätigkeiten, die nicht unmittelbar der materiellen Güterproduktion zugerechnet werden. Längst ist deshalb von einer hybriden Wertschöpfung die Rede, bei der die Trennlinie zwischen Produktion und Dienstleistung verschwimmt.
Heiko Breit, Angelika C. Bullinger-Hoffmann, Uwe Cantner

Produktivitätskultur und Dienstleistungsbewertung

Frontmatter
2. Industrielle Dienstleistung und die neue Produktivitätskultur
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag stellt die Frage nach der Bedeutung industrieller Dienstleistungen. Unter industriellen Dienstleistungen ist eine ganze Palette an Vorkehrungen zu verstehen, die das Unternehmen benötigt, um seine Produkte erfolgreich herzustellen und zu vermarkten.
Heiko Breit
3. DISQRS – ein intelligentes Tool zur kumulativen Bewertung von Entscheidungen bei betrieblichen Veränderungen
Zusammenfassung
Gerade im Bereich betrieblicher Veränderung, egal ob Restrukturierung oder Innovation, haben wir es häufig mit Ideen und Maßnahmen zu tun, die von einzelnen Akteuren oder kleinen Gruppen ausgehen, in ihrer Wirkung aber eine Vielzahl unterschiedlicher Interessensvertreter betreffen. Da die Initiatoren solcher Maßnahmen aber meistens nur die gewünschten (bzw. erhofften) Effekte und Folgen im Auge haben und Entscheidungen analog dieser eigenen Sichtweise fällen, kommt es oft zu unerwarteten Reaktionen, Ablehnungen oder Blockaden beim Rest der Mitspieler. Verwundern sollte dies eigentlich nicht, da jeder Mitarbeiter seine eigenen, ganz natürlichen blinden Flecken besitzt und das Ausmaß seiner Entscheidungen niemals vollständig umreißen kann. Trotzdem reagieren viele Manager irritiert und verständnislos, wenn z. B. eine in ihren Augen sinnvolle IT-Innovation nicht wie vorgesehen genutzt wird oder Maßnahmen zur Effizienzsteigerung genau das Gegenteil bewirken. In der Change-Forschung werden die Quoten für das Scheitern solcher Projekte, gemessen an ihren originären Zielen, regelmäßig mit 70 % und höher beziffert [1]. Die Erklärungen hierfür sind vielfältig und reichen von subjektivem, mikropolitischem Verhalten bis hin zu struktureller Komplexität, die niemals widerspruchsfrei beherrscht werden kann.
Christian Traubinger

Dienstleistungsperformanz und Innovation

Frontmatter
4. Digitale Menschmodelle als Methode zum Anlernen von Arbeitsprozessen
Zusammenfassung
Unternehmen sind einem stark wachsenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt. So nehmen die Kundenanforderungen in globalen Märkten zu, ebenso die Dynamik der technischen Entwicklung der Produktionssysteme unter Trends wie Industrie 4.0. Die Verkürzung des Produktlebenszyklus sowie der Anstieg der Variantenvielfalt sind zwei Effekte, aus denen die Zunahme von Produktionsneuanläufen (Wildemann 2012) resultiert. Gleichzeitig stehen Unternehmen weiterhin vor der Herausforderung, ihren Bedarf an spezialisierten Fachkräften trotz demografischen Wandels sicherzustellen.
Michael Spitzhirn, Alexander Aust, Angelika C. Bullinger-Hoffmann
5. Ergonomie am wissensintensiven Arbeitsplatz -Problemstellung und Lösungsansätze
Zusammenfassung
Wissensintensive Arbeitsplätze legen den Fokus auf die psychischen und nicht auf die physischen Stärken der Arbeitnehmer. Wissensintensive Berufe sind demnach solche, die durch den hohen Anteil von Innovateuren oder flexiblen Mitarbeitern geprägt sind. Bei Wissensarbeitern „… bestehen […] hohe Lernanforderungen und Kreativitätsanforderungen. Es geht darum, sich häufig Wissen anzueignen und gegebenenfalls zu generieren“ (Tiemann 2009, S. 8). Arbeitnehmer an wissensintensiven Arbeitsplätzen werden als Wissensarbeiter bezeichnet. Ein solcher Arbeitnehmer ist nach Drucker “an employee whose major contribution depends on employing his knowledge rather than his muscle power and coordination, frequently contrasted with production workers who employ muscle power and coordination to operate machines” (Drucker 1991, S. 564). Diese Arbeitnehmer verbringen im Schnitt 80.000 Stunden sitzend im Büro. 17 Millionen deutsche Arbeitnehmer nehmen Tag für Tag im Büro einen Sitzplatz ein (BAuA 2011). Dieses birgt, neben eingebüßter Produktivität durch Unwohlsein, gesundheitliche Gefahren. Die Rückenmuskulatur wird verkürzt, Bauch-, Bein- und Gesäßmuskeln geschwächt. Muskel- und Skeletterkrankungen verursachen das Gros aller krankheitsbedingten Fehltage bei Arbeitnehmern, wobei der Großteil auf wissensintensive Arbeitsplätze entfällt. Auch im Jahre 2009 führten diese als Ursache mit 104,8 Millionen Ausfalltagen den Spitzenplatz in der Arbeitsunfähigkeitstage-Statistik (BAuA (Hrsg.) Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2011) an. Nach Schätzungen der BAuA lagen im Jahr 2012 die Ausfallkosten sowie der Ausfall an Bruttowertschöpfung aufgrund von Rückenbeschwerden bundesweit bei etwa 17 Milliarden Euro (Baas 2014).
Danny Rüffert, Joseph Heß, Angelika C. Bullinger-Hoffmann
6. Lernen und Kompetenzerwerb am wissensintensiven Arbeitsplatz – Organisationale und technologische Entwicklungen
Zusammenfassung
Heutige betriebliche Realität ist geprägt von hoher Dynamik, Internationalisierung sowie einem Produktionsverständnis, welches marktgetrieben ist und auf die Anforderungen und Wünsche der Kunden eingeht (Reichwald und Piller 2002). Reichwald und Piller (Reichwald und Piller 2002: 4) sprechen von der „neuen Macht der Abnehmer“. Zu diesem Trend der Individualisierung kommt der zunehmende Innovationsdruck hinzu. Unternehmen sind gezwungen, ständig nach wettbewerbsvorteilebringenden Neuerungen innerhalb ihrer Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen zu streben. Dies erfordert neben einer gewissen Kreativität (Bullinger 1996) auch die Verknüpfung von unterschiedlichen, bestehenden oder neuen Wissensbeständen, deren Kombination dann in einem neuen Anwendungskontext als Innovation zur Abgrenzung zu Konkurrenten und der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit beiträgt. Während in der Vergangenheit dieser Prozess häufig losgelöst von betrieblicher Praxis und auf technologische Aspekte fixiert in einem Forschungs- und Entwicklungskontext stattfand, ist heute eine Öffnung des Innovationsprozesses zu beobachten (Heidenreich 1997; Mai 2014). Unterstützt wird dies durch die Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (Piller und Reichwald 2009). Sie ermöglichen mit den Entwicklungen des Web 2.0, der zunehmenden Vernetzung der Menschen über Social Media und dem Aufkommen neuer web-basierter Wertschöpfungsstrategien eine effektive und effiziente Gestaltung von Innovationsprozessen über die Organisationsgrenzen hinaus. Mit der zunehmenden Vernetzung und den technologiebasierten Kommunikationsmöglichkeiten steigen die Mitbestimmungsmöglichkeiten des Einzelnen. Märkte, Dienstleistungen und Organisationen sind verstärkt durch demokratische oder zumindest scheinbare Mitbestimmung der Stakeholder charakterisiert. Hierbei werden beispielsweise die Kunden aktiv in Entwicklungs-, Vermarktungs- und andere Kernprozesse einbezogen (Reichwald und Piller 2002). Auch unternehmensintern, das heißt auf organisationaler Ebene, werden Hierarchien abgebaut (Mai 2014) und der Mitarbeiter wird zum Unternehmer im Unternehmen, der eigenverantwortlich und kompetent die Wertschöpfung der Organisation sichert (Piller und Reichwald 2009). Es wird davon ausgegangen, dass alle Mitarbeiter auf Basis ihrer qualifikatorischen Ressourcen, wie Erfahrung und Wissen, im Rahmen ihrer alltäglichen Arbeit in die organisationalen Innovationsprozesse involviert sind (Voß und Pongratz 1998).
Annegret Petzoldt, Angelika C. Bullinger-Hoffmann
7. Innovationswettbewerbe als Mittel einer produktiven und effektiven Wissensteilung in F&E-Organisationen
Zusammenfassung
Wissensteilung sowie ein produktives und effektives Wissensmanagement gehören zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren eines Unternehmens. Besonders im F&E-Bereich rücken der Mensch bzw. dessen Fähig- und Fertigkeiten, ebenso wie sein implizit und explizit vorhandenes Wissen als wertvolle Ressourcen verstärkt in den Fokus der Betrachtung. Implizites und explizites Wissen gelten als Treiber von Innovationen und bringen die Voraussetzung für schnelle Problemlösungen mit sich (Bullinger et al. 2009; Probst et al. 2012).
Stefanie Rockstroh, Claudia Roscher, Tobias Sanders, Angelica C. Bullinger-Hoffmann

Methodik der Dienstleistung

Frontmatter
8. Dienstleistungsproduktivität und -effizienz
Konzeptionelle Überlegungen zur Nutzung nicht-parametrischer Verfahren
Zusammenfassung
Der Dienstleistungssektor stellt in nahezu allen entwickelten Industrienationen einen wesentlichen Teil der Volkswirtschaft dar. So betrug auch in Deutschland im Jahr 2015 der Anteil des tertiären Sektors am Bruttoinlandsprodukt 69 Prozent. Mittlerweile arbeiteten fast dreiviertel (74,1 Prozent) aller Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor (Statistisches Bundesamt 2016). Insbesondere die unternehmensnahen Dienstleistungen haben in den letzten zwei Jahrzehnten ein hohes Wachstum erfahren.
Uwe Cantner, Stefanie Picard
9. Eine Diskussion des Problems mit Produktivitätsproblemen
Zusammenfassung
Karl Popper verkündete in The Myth of Framework, dass Wissenschaft damit beginnt, dass unsere Erwartungen in etwas enttäuscht werden. Diese Enttäuschungen – diese Probleme – ob theoretischer oder praktischer Natur, stehen am Anfang von Wissenschaft. Die Frage nach dem, was am Anfang steht, ist jedoch nicht so drängend wie jene, die versucht zu ergründen, was am Ende steht bzw. was am Ende stehen soll oder zu stehen hat. Je intensiver ich mich mit den Lösungen unserer Disziplin beschäftige, also vom Ende her mit meinen Fragen beginne, umso mehr gewinne ich den Eindruck, dass die Lösungen nicht immer zu den aufgeworfenen Problemen vom Anfang passen. Dass mit ihrer Natur nach praktischen Problemen begonnen wird, z. B. damit, dass Individuen eine Anstellung finden oder aber auch, dass die Produktivität, also grundsätzlich die Produktionsprozesse, nicht so effizient oder effektiv sind, wie wir uns das vorstellen.
Sebastian Döll
Metadata
Title
Produktivität von industriellen Dienstleistungen in der betrieblichen Praxis
Editors
Dr. Heiko Breit
Prof. Dr. Angelika C. Bullinger-Hoffmann
Prof. Dr. Uwe Cantner
Copyright Year
2017
Electronic ISBN
978-3-658-08632-9
Print ISBN
978-3-658-08631-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-08632-9