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04-03-2020 | Projektmanagement | Schwerpunkt | Article

Digitalisierungsprojekte spielerisch zum Erfolg führen

Authors: Prof. Dr. Urs Andelfinger, Eva Prader, Andrin Rüedi

3:30 min reading time

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Digitalisierungsprojekte entwickeln oft eine Eigendynamik, durch die sie sich von den ursprünglichen Visionen entfernen. Eine spielerische Führung kann helfen, Ergebnisorientierung und Emotionalität besser in Einklang zu bringen.

Projektmanager kennen das: Sie hatten zumeist bereits mit IT- oder Digitalisierungsprojekten zu tun, die ihre Versprechen nicht eingelöst haben, obwohl fachlich alles richtig gemacht und die Vorgaben des Projektmanagement-Dreiecks erfüllt wurden. IT-Projekte sind nicht nur oder vielleicht sogar nur am Rande objektive Problemlöser für vorab klar definierte Problemstellungen und smarte Zieldefinitionen. Oft laufen Projekte besser, wenn sie als kreative und emotionshaltige Möglichkeitseröffner verstanden werden: So sollen Arbeitsweisen und Arbeitsabläufe unter Nutzung neuer IT-Möglichkeiten in der Zukunft fachlich anders laufen als bisher. Nur, dass eben im Vorfeld selten ganz klar ist, wie diese Zukunft am Ende genau aussehen wird. 

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Projekte spielend zum Erfolg führen

Orientierungshilfen (und Irritationen) für erfahrene Projektverantwortliche

Ein IT-Projekt führen bedeutet, zweckrational zu planen und zu steuern und gleichzeitig das Unvorhergesehene zu meistern ohne das Menschliche aus den Augen zu verlieren. Denn Projekte sie verlaufen selten nach Plan.

Im Projektmanagement Emotionalität im Blick behalten

Zudem lösen die Veränderungen meistens auch emotionale Reaktionen aus. Wer das akzeptiert, wird schnell begreifen, dass viele klassische plangetriebene Projektmanagement-Ansätze zu kurz greifen für das, was den Kern von Digitalisierungs- und IT-Projekten ausmacht. Sie ähneln eher einem Spiel, das zwar eine generelle Absicht hat, aber immer wieder neue kreative Entwicklungen ermöglicht und die Mitspieler auch emotional zu fesseln in der Lage ist. Gerade in IT-Projekten eignet sich deshalb eine spielerische Führung von Projekten in besonderer Weise: 

  • Im Spiel dürfen wir Dinge tun, die außerhalb eines Spiels nicht angesagt wären oder für die zumindest Rechenschaft abgelegt werden muss. Wir nutzen die spielerische Annäherung an durchaus ernsthafte Themen der Projektführung bewusst als kreativen Raum, in dem Neues entstehen kann. 
  • Spiele fordern und fördern zugleich fachlich-kognitive sowie emotionale und soziale Fähigkeiten. Wie oben erwähnt, ist genau die Berücksichtigung von Ratio und Emotion auch für den Erfolg von IT-Projekten erforderlich. Ein Hemisphärenmodell zur Verbindung von Ergebnisorientierung und Emotionalität kann hierfür ergänzend wertvolle Orientierung bieten.  

Im Folgenden zeigen wir drei Schritte auf, wie eine spielerische Führung in einem Digitalisierungsprojekt konkret erfolgen könnte.

Projekte spielerisch führen in drei Schritten 

1. Geeignete spielerische Rahmenbedingungen schaffen  

Egal, ob es gerade um die Planung der nächsten Projektphase geht oder um aufgetretene Widerstände: Zunächst sollte über die aktuelle Aufgabe oder Fragestellung gesprochen und nachgedacht werden, als ob es ein Spiel wäre. Dann gilt es, geeignete spielerische Rahmenbedingungen zu definieren: Wer sind Mit- oder gar Gegenspieler, was sollen die Spielregeln und das Spielziel sein? Für die Beantwortung dieser Fragen können in der Organisation eingesetzte Vorgehensmodellen und Phaseneinteilungen sowie Rollenmodellen herangezogen werden. Bereits dieser Perspektivwechsel wirkt sich auf die Fragestellungen im aktuellen Projekt und auf die Einbeziehung von Emotionalität aus. 

2. Denken in Möglichkeiten fördern 

Nach der Schaffung geeigneter spielerischer Rahmenbedingungen können verschiedene Spielzüge und Szenarien durchgespielt werden. Spielzüge sind dabei im übertragenen Sinn zu verstehen: Ein Spielzug kann beispielsweise die Umsetzung einer bestimmten Funktionalität oder eines Arbeitspakets sein. Zur Mobilisierung von Phantasie und Emotionalität bieten sich systemische und zirkuläre Fragen an. Am Anfang können folgende Fragen stehen: 

  • Wer ist am Zug? 
  • Was wäre aus seiner/ihrer Sicht ein guter/fairer/unfairer/ungeschickter nächster Spielzug? 
  • Was würde dieser Spielzug für Sie/für die anderen Mitspieler heißen? 
  • Wen würde dieser Spielzug glücklich machen? 
  • Wen würde dieser Spielzug verärgern? 
  • Wie werden welche Mitspieler darauf im Folgezug reagieren? 
  • Wenn wir nochmals zurück könnten: Was wäre ein besserer, anderer Spielzug? Wie würde das Spiel dann vielleicht verlaufen? 

3. Einsichten aus dem Spiel zur spielerischen Projektführung nutzen

Im Verlauf des Spiels werden der Projektmanager und seine Mitspieler vielfältige Spielkonstellationen, Wendungen und Aha-Momente durchleben. Trotz eines Spielziels und klarer Spielregeln kann ein einziger Spielzug den kompletten Spielstand verändern und die Karten neu mischen. Vielleicht kommt auch Ärger hoch oder Hoffnung keimt auf und neue Allianzen formieren sich. Wer nun die oft intuitiven Eindrücke auf das Projekt überträgt, ist bereits mitten in der spielerischen Führung seines Projekts. 

Es lohnt sich, diesen spielerischen Ansatz gleich bei der nächsten Fragestellung im Projekt auszuprobieren. Durch die Methode wird in Projekten rasch Eigendynamik besser abgestimmt sowie mehr Ergebnisorientierung und Emotionalität in Digitalisierungs- und IT-Projekten erreicht.

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