2010 | OriginalPaper | Chapter
Psychische Belastungen in der deutschen IT-Branche – eine Herausforderung für “Decent Work”
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IT-Arbeit wurde anfänglich als besonders gesundheitsförderlich betrachtet: Mit dem Aufkommen der New Economy übernahm die IT-Branche eine Vorreiterrolle für eine flexiblere Arbeitsorganisation, die individuellen Bedürfnissen von Mitarbeitenden wie Führungskräften entgegen kommen sollte (z.B. in Bezug auf Arbeitsort und -zeiten). Durch abwechslungsreiche Aufgaben ergaben sich darüber hinaus mehr Entfaltungsmöglichkeiten für Beschäftigte und Selbstständige. Eine regelrechte Euphorie über eine neue Verbindung von Arbeit und Leben entfachte sich angesichts einer jungen Gründergeneration kleiner Start-up Unternehmen, die sich mit einer unorthodoxen Arbeitsorganisation am Markt behaupten konnten. Besonders nachdem die New Economy-Blase jedoch geplatzt und der Marktdruck gestiegen ist, zeigen sich auch die Kehrseiten dieser freieren Gestaltung, die ein hohes Maß an Selbstorganisation und Selbstverantwortung von den Mitarbeitenden einfordert und leicht zu einer Verdrängung des Privatlebens durch die Arbeit führen kann. Wichtige Erholungsfreiräume werden dabei minimiert. Ein bedeutendes Hindernis für die Auseinandersetzung mit dieser Problematik stellen vielfach anzutreffende betriebliche Hochleistungskulturen dar, die sich aus Wechselwirkungen zwischen Ökonomisierungs-Bestrebungen seitens der Unternehmen und leistungsorientierten Selbstbildern von Mitarbeitenden speisen.