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12-11-2015 | Public Relations | Schwerpunkt | Article

Helmut Schmidt und die gekonnte politische Inszenierung

Author: Anja Schüür-Langkau

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Helmut Schmidt ist tot. Der Altbundeskanzler, "moralische Instanz" der Deutschen, hat auch die politische Kommunikation in Deutschland geprägt. Nachruf auf einen Medienkanzler.

Einen Tag nachdem bekannt wurde, dass Helmut Schmidt gestorben ist, fanden sich bei Google zu den Suchworten „Helmut Schmidt Nachruf“ 540.000 Einträge. Das große Medieninteresse begleitete ihn zeitlebens: als Politiker, Publizist und als Mensch. Wirklich verwunderlich ist das nicht, denn Schmidt galt – vor allem nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler – als wichtige „moralische Instanz“ in Deutschland und der Welt.  

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„Am Ende seines langen Lebens gilt Schmidt den Deutschen als beliebtester Politiker der jüngeren Geschichte, als "coolster Kerl Deutschlands", als "bedeutendster Kanzler" – noch mehr geschätzt als Konrad Adenauer. Aus "Schmidt-Schnauze" wurde am Ende ein Weiser, der durch den Qualm seiner Zigarette den Deutschen die Welt erklärt. Ein Lotse, der die Richtung weist“, schreibt das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seinem Nachruf.

Medien festigten Helmut Schmidts Ruf als Krisenmanager

Helmut Schmidt hat früh verstanden, die Medien für die Vermittlung seiner Politik zu nutzen und seine klaren Worte waren bei der Presse beliebt. Seinen Ruf als Pragmatiker und Macher festigte er als Hamburger Innensenator. So musste er 1962 gleich zwei Herausforderungen bewältigen, die auch sein Verhältnis zu den Medien nachhaltig beeinflussen sollten. Da war zunächst jene Flutkatastrophe, die im Februar Hamburg bedrohte und in der der Krisenmanager Schmidt geboren wurde, wozu auch das neue Medium Fernsehen einen erheblichen Beitrag leistete. Denn Schmidt fragte nicht lange nach Zuständigkeiten, sondern handelte schnell und beherzt und das gefiel den Medien“, schreibt Springer-Autor Thomas Birkner über „Helmut Schmidt“ im Buch „Medienkanzler“ .

Offene Kommunikationspolitik als Strategie 

Der Altkanzler pflegte eine „offensive Schmidt‘sche Informationspolitik“, wobei ihm die „Personalisierungsstrategie des Fernsehens zu Gute“ kam. „Das Geschäft der Politik, das auf die Medien als Mittler zum Bürger angewiesen ist, ist gezwungen, sich an die medialen Aufmerksamkeitskriterien und auch an die Medienzeit anzupassen. Und dazu gehört – neben der Personalisierung, Inszenierung und Eventisierung – ganz besonders auch der Zwang zu schnellen Reaktionen auf politisch relevante Ereignisse“, heißt es auch im Buchkapitel „Public Relations als politische Kommunikation“ (Seite 177).

Springer-Autor Jan Lies zufolge sei die mediale Inszenierung von Politik aus der Sicht des theoretischen PR- und Kommunikationsmanagements aber auch kritisch zu betrachten: „Es bedeutet wohl, dass eine authentische und identitätsgetriebene (Marken-)Kommunikation der Parteien nicht stattfindet" (Seite 177) .

Authentisches Vorbild 

Das gilt für Helmut Schmidt sicher nicht. Er hat das mediale Spiel der politischen Kommunikation perfekt beherrscht, sich und seine Meinung aber nie verleugnet. Erst recht nicht in seinen späteren Zeiten als Publizist, in denen er für seine intellektuellen Scharfsinn bekannt war. Insgesamt betrachtete er die Medien kritisch, aber notwendig für das Funktionieren der Demokatie. „Einer kann nicht leben ohne den anderen, aber sie sind einander nicht wohlgesinnt und beobachten sich gegenseitig mit unterschwelligem Argwohn“, zitiert Thomas Birkner Schmidt im Buch "Medienkanzler". Authentizität gehörte immer zu seinen bestechenden Eigenschaften. Daran kann sich so man anderer Akteur auf der politischen Bühne ein Beispiel nehmen. 

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2016 | OriginalPaper | Chapter

Helmut Schmidt

Source:
Medienkanzler