International tätige Unternehmen müssen sich unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen anpassen. Die aktuelle Forschung liefert Erkenntnisse, wie sich diese auf die Kostenrechnung auswirken.
Die Kostenrechnung ist Teil des internen Rechnungswesens und hat daher für das Management eine entscheidende Bedeutung. Christian Ernst, Gerald Schenk und Peter Schuster weisen in ihrem Buch "Kostenrechnung klipp & klar“ (Seite 5) darauf hin, dass der zunehmende Wettbewerbsdruck strategische Entscheidungen verlangt, auf die auch die Kostenrechnung ausgerichtet ist. Die Springer Autoren betonen:
In den Unternehmen gewinnen Kostenrechnung und Controlling stetig an Bedeutung, was sich nicht zuletzt in den seit Jahren überdurchschnittlichen Beschäftigungs- und Aufstiegsmöglichkeiten gut ausgebildeter Kostenrechner dokumentiert."
Typische länderspezifische Konzepte
Ist allerdings ein Unternehmen auch außerhalb der Landesgrenzen tätig, stellt muss die Kostenrechnung den besonderen Anforderungen gerecht werden. Erst so lasse sich zum Beispiel Informationen der Tochtergesellschaft in Schweden und die entsprechenden Daten einer zweiten in den USA gegenüberstellen und vergleichen.
In seinem Beitrag "Kostenrechnung aus internationaler Perspektive" der Controlling & Management Review stellt Peter Kajüter aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema vor. Interessant ist, dass für die Kostenrechnung keine gesetzliche oder standardisierte Regulierung existiert. Zwar ist das externe Rechnungswesen durch viele regulatorische Anforderungen wie etwa steuerliche Regelungen und das Handelsgesetzbuch bei der Jahresabschlusserstellung geprägt. Das interne Rechnungswesen kann bei der Kostenrechnung dagegen individuell gestaltet werden. Genau das stellt Unternehmen aber vor so große Herausforderungen. Schließlich müssen sie die unterschiedlichen Informationen und Daten aus ihren ausländischen Geschäften vergleichen. "Die nationalen Besonderheiten manifestieren sich konzeptionell und sind empirisch nachweisbar", betont Kajüter. Das verdeutlicht er, indem er die typischen Kostenrechnungssysteme in Deutschland und den USA vergleicht.
Typische Beispiele für Kostenrechnungssysteme in Deutschland | Typische Beispiele für Kostenrechnungssysteme in den USA |
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Die Systeme sind kaum vergleichbar
Obwohl die amerikanischen und deutschen Kostenrechnungssysteme einige Gemeinsamkeiten haben, existieren auch zahlreiche Unterschiede. Ein Vergleich ist nahezu unmöglich: "So lässt sich Activity-Based Costing nicht einfach mit Prozesskostenrechnung übersetzen. Standard Costing dient nicht zur Wirtschaftlichkeitskontrolle auf Kostenstellen wie die flexible Plankostenrechnung, sondern überlässt dies dem Budgeting", erklärt Kajüter. Die Unterschiede zeigen sich besonders auf folgenden drei Ebenen:
- der Verbreitung,
- der Ausgestaltung und
- der Nutzung von Kostenrechnungssystemen.
Sowohl die deutschen als auch die amerikanischen Kostenrechnungssysteme haben im Übrigen auch die Gestaltung in anderen Ländern inspiriert.
Die Unternehmensgröße beeinflusst die Komplexität
In der aktuellen Forschung wurden die verschiedenen Ebenen der Kostenrechnungssysteme untersucht. So hat beispielsweise Alexander Schulz in seiner Arbeit "Cost Accounting in German Multinational Companies" das Spannungsfeld zwischen globaler Standardisierung und lokaler Anpassung von Kostenrechnungssystemen in deutschen internationalen Konzernen analysiert. "Die Befunde manifestieren, dass die Komplexität und Standardisierung der Kostenrechnung mit der Unternehmensgröße steigen", berichtet Kajüter. So ist laut der Untersuchung die Kostenrechnung inländischer Tochtergesellschaften oft komplexer als die der ausländischen. Zudem sei die Kostenrechnung in den deutschen Tochtergesellschaften stärker standardisiert und werde deshalb auch als leistungsfähiger beurteilt.