2007 | OriginalPaper | Chapter
Rechtsextremismus als soziale Bewegung
Author : Ralf Wiederer
Published in: Die virtuelle Vernetzung des internationalen Rechtsextremismus
Publisher: Centaurus Verlag & Media
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Seit Jahren wird kontrovers diskutiert, ob der Begriff der „sozialen Bewegung“ zur Beschreibung der extremen Rechten in Deutschland angemessen ist. Scharf kritisiert wurde das Konzepts vor allem von Christoph Butterwegge (1993): Die Bezeichnung des Rechtsextremismus als soziale Bewegung bedeute eine unangemessene Aufwertung der Szene. Es wäre falsch, Rechtsextremismus als Desintegrationsphänomen oder Jugendproblem zu begreifen. „Sein organisierter Kern ist […] keine Protestbewegung, die sich für sozial benachteiligte Deutsche einsetzt. Vielmehr grenzt er Menschen mit Behindemngen, Obdachlose, Homosexuelle und andere ‚Randgruppen’ genauso aus wie Asylbewerber/innen, will ihnen staatliche Leistungen vorenthalten und/oder sie durch Zwangsmaßnahmen disziplinieren. Es geht also nicht um eine Negation, sondern gerade um die — bis zur letzten Konsequenz getriebene — Realisation gültiger Normen (Beurteilung einer Person nach ihrer ökonomischen Verwertbarkeit, Leistungsfähigkeit bzw. Angepasstheit) und gesellschaftlicher Funktionsmechanismen wie der Konkurrenz“ (vgl. Butterwegge 2002). Weniger ideologisch als methodisch motiviert, aber nichtsdestoweniger ablehnend äußert sich auch Ohlemacher (1994), während der Begriff nach Stöss (1994) lediglich die internationalen Skinhead-Bewegungen treffend beschreibt, insbesondere das weltumspannende Blood & Honour-Netzwerk. Zu berücksichtigen ist aber vor allem das Selbstverständnis der Akteure, also „in welchem Maße von sich aus auf Ideologie und Begriff der sozialen Bewegung rekurriert wird bzw. ob dieser Kategorie handlungsorientierende Bedeutung beigemessen wird“ (Nickolay 2000: 120).