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21-09-2020 | Recycling | Schwerpunkt | Article

Zu viel Bioabfall im Restmüll

Author: Christoph Berger

4:30 min reading time

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Eine Analyse von Siedlungsrestabfällen in Deutschland zeigt, dass noch zu viele Wertstoffe in der Restmülltonne landen. Vor allem der vollständig recyclebare Bioabfall könnte häufiger in der dafür vorgesehenen Biotonne landen.

Vergleicht man das heutige Restmüllaufkommen mit dem von 1985, dann hat es sich in den letzten 35 Jahren in etwa halbiert – es ist um 46 Prozent gesunken. Viel mehr Wertstoffe wie Glas, Papier, Metalle und Plastik werden heute getrennt gesammelt. Hier seien Rückgänge von bis zu 80 Prozent zu verzeichnen, so die Ergebnisse einer Analyse von Siedlungsrestabfällen in Deutschland für das Umweltbundesamt. Laut dieser Untersuchung fielen 2018 in Deutschland insgesamt 128 Kilogramm Restmüll pro Einwohner und Jahr an. Wie sich die Situation für Europa darstellt und welche Auswirkungen das auf Deutschland wiederum hat, wird im Beitrag "Europa und die Auswirkungen der Neuberechnung von Recyclingquoten" der Springer-Fachzeitschrift "Wasser und Abfall" (Ausgabe 6/2019) beschrieben.

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Europa und die Auswirkungen der Neuberechnung von Recyclingquoten

Die Veränderungen des EU-Abfallrechts führen bei Siedlungsabfällen zu einer Verschärfung der Recyclingrate. Die zur Erreichung der neuen Ziele auf die deutsche Kreislaufwirtschaft zukommenden Herausforderungen sind enorm.

Gleichzeitig wurde in der Analyse für das Bundesamt festgestellt, dass trotz dieser rückläufigen Zahlen noch immer viele Wertstoffe in der Restmülltonne landen. Bioabfälle machen mit durchschnittlich 39 Prozent den größten Teil davon aus. Dazu gehören Küchen- und Nahrungsabfälle, Gartenabfälle, sonstige organische Abfälle wie Kleintierstreu aus Stroh/Heu sowie gefüllte oder teilentleerte Lebensmittelverpackungen. Die wichtigsten Bioabfälle in Hinblick auf eine Verwertung sind die Nahrungs-, Küchen und Gartenabfälle mit einer jährlichen Menge von rund drei Millionen Tonnen. Zudem enthalten die Restmülltonnen in städtischen Regionen insgesamt mehr Restmüll und auch mehr Wertstoffe als in ländlichen Gebieten und Vororten.

Marketing für die Biotonne

Das Trennen müsse im Kontext dieser Ergebnisse noch leichter werden, betonte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth bei der Vorstellung der Ergebnisse. Er fügte außerdem an: "Unser Ziel ist eine echte Kreislaufwirtschaft, in der kaum noch Restmüll anfällt und die Rohstoffe wiederverwendet werden." Mehr Mehrweg statt Einweg und klare Vorgaben für Einwegprodukte und -verpackungen, wie sie in der Einwegkunststoffrichtlinie vorgelegt werden, sind hierfür nach Aussage von Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, ein richtiger Weg.

Um die Nutzung der Biotonne zu erhöhen, formierte sich die Aktion Biotonne. Sie ist einerseits eine bundesweite Kommunikations-Kampagne zur Biotonne, andererseits "hat die Aktion Biotonne Deutschland einen institutionellen Charakter, denn sie ist ein Netzwerk von Akteuren, die die Förderung der Bioabfallkompostierung in Deutschland verbindet", wie Martin Lichtl in seinem in der Springer-Fachzeitschrift "Wasser und Abfall" erschienen Fachbeitrag "Aktion Biotonne Deutschland: Die größte Mitmach-Kampagne für mehr Bioabfälle in der Biotonne", Ausgabe 3/2020, erläutert. Erklärte Ziele der bundesweiten Initiative sind die Steigerung der Bioabfallmengen, eine Verringerung von Fremdstoffen und die Motivation von Bürgern, eine Biotonne zu bestellen, falls sie noch keine haben oder nur Eigenkompostierer sind.

Verbesserung der Trennqualität

Lichtl benennt auch direkt das Hauptdilemma der Biotonne: "Kompostierbare Küchenabfälle sind der wohl unbeliebteste Abfall in den eigenen vier Wänden. Das Dilemma: Plastiktüten haben in der Biotonne nichts zu suchen. Auch wenn Bürgerinnen und Bürger sie gerne zur unkomplizierten Sammlung der Küchenabfälle nutzen, stören sie die Aufbereitung der Abfälle in der Anlage. Häufig landen viele Essens- und Kochabfälle aus Bequemlichkeit daher in der Restmülltonne. Hygieneaspekte und der 'Ekelfaktor' machen die Biotonne zu einem hochemotionalen Thema." Daher gelte es, wie in der Aktion Biotonne umgesetzt, in einem ersten Schritt positive Gefühle zu erzeugen.

Im Kapitel "Smart Waste" des Springer-Fachbuchs "CSR und Klimawandel" stellen Ralf Mittermayr und Sandra Klünsner zwei mögliche Zugänge vor, um die vorgegebenen Recyclingquoten und die Ziele des Kreislaufpakets, speziell im Bereich der Siedlungsabfälle, zu erreichen: "Einerseits kann direkt beim Anfall bei den Bürgerinnen und Bürgern angesetzt werden. Andererseits kann die optimale Trennung von Abfällen durch eine noch ausgereiftere Technik der Aufbereitungsanlagen erzielt werden. Im Optimalfall wird an beiden Seiten angesetzt." Die beiden Autoren beschäftigen sich mit der Frage, inwieweit moderne Technologien eingesetzt werden können, damit sich die Trennqualität der Bürger verbessert.

Robotik und Digitalisierung für die Siedlungsabfälle

Um Technologien für die Siedlungsabfallwirtschaft geht es auch im Kapitel "Abfallwirtschaft 4.0" des Springer-Fachbuchs "Handbuch Industrie 4.0: Recht, Technik, Gesellschaft". Beschrieben werden darin nicht nur rechtliche Rahmenbedingungen, sondern es wird auch das Thema "Digitalisierung und intelligente Robotik in der Wertschöpfungskette der kreislauforientierten Abfallwirtschaft" aufgegriffen. Was die Herausforderungen bei der Abfallsortierung betrifft, so werden hier die Heterogenität und Oberflächenverschmutzung der Abfallströme, die uneinheitlichen Formen bzw. Massen, welche von Robotern zu greifen sind, sowie die zufälligen Positionen der Objekte im Abfallstrom aufgezählt. "Des Weiteren wird als problematisch gesehen, dass sich die Positionen der Partikel bzw. Gegenstände am Förderband durch Erschütterungen oder den Luftzug (entstehend u. a. durch die Bewegung am Förderband) im Bereich nach dem Detektieren mittels einem Sensor und vor dem Aussortieren mittels einem Aktor verändern können und z. B. der Roboterarm (d. h. Aktor) dann 'ins Leere' greift und der Gegenstand letztlich nicht aussortiert wird", schreiben die Autoren weiter. Im weiteren Verlauf des Kapitels werden dann aber mehrere Systeme für die Abfallsortierung vorgestellt, die für gemischte Abfallströme ausgelegt sind.

Ganz praktische Tipps mit ausgewählten Anregungen zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag hatte die Professur für Betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Chemnitz für die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit im Jahr 2018 zusammengestellt und für zehn Bedürfnisfelder kurz zusammengefasst. So kann jeder schon im Kleinen aktiv werden.

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