Rezessionen sind eine regelmäßige Erscheinung in einer Marktwirtschaft. Sie belasten ein Unternehmen in zweifacher Weise. Einmal muss sich das Unternehmen an den Rückgang der mengenmäßigen Nachfrage anpassen. Diese Anpassung führt zu einem - möglicherweise sehr hohen – Restrukturierungsaufwand. Hinzu kommt regelmäßig ein Druck auf das Preisniveau. Die Anpassungen der Aufwandsstrukturen an den Mengenrückgang allein genügen nicht. Es müssen zusätzlich – während der Rezession – produktivitätssteigernde Maßnahmen ergriffen werden. Nur so kann dem Preisdruck während der Rezession begegnet werden. Und nur so werden die Grundlagen gelegt, dass der Wiederaufschwung nach der Rezession ein „voller Erfolg“ für die Unternehmung wird. Denn: Das Geheimnis erfolgreichen Rezessionsmanagements liegt darin, Chancen für den nachfolgenden Wiederaufschwung vorzubereiten.
In der Einleitung geht es um die Merkmale einer Rezession: ein regelmäßig auftretender Rückgang der Nachfrage in einem Markt, der zeitlich begrenzt ist. Der Mengenrückgang und der damit verbundene Preisdruck stellen besondere Anforderungen an das Management. Für die wissenschaftlich interessierten Leser wird eine Übersicht über die Literatur zu diesem Thema gegeben.
Um das Phänomen der Rezession und die Leistung des Rezessionsmanagement besser zu verstehen, werden die Zahlen des deutschen Maschinenbaus für die zurückliegenden Rezessionen seit Anfang der 1990er Jahre analysiert. Die Zahlen belegen, dass gutes Rezessionsmanagement zu nachhaltigen Produktivitätssteigerungen führt. Hierzu darf aber nicht nur die Beschäftigung vorübergehend an den Mengenrückgang angepasst werden. Vielmehr bedarf es struktureller Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung.
Die Voraussetzungen für eine hohe Rezessionsstabilität müssen in den guten Zeiten vor der Rezession geschaffen werden: gute Rendite und geordnetes Preisniveau, Flexibilität in der wirtschaftlichen Kapazitätsauslastung und für den Notfall eine stabile Finanzierung.
Rezessionsmanagement ist ein Tun unter Zeitdruck. Je früher die Maßnahmen eingeleitet werden, desto sorgfältiger können sie vorbereitet werden und desto eher sind negative Rückwirkungen zu begrenzen. Die frühzeitige Wahrnehmung wird allerdings durch Verzögerungs- und Dämpfungseffekte erschwert.
In der Zeit eines rezessionsbedingten Mengenrückgangs wird der Druck auf die Preise stärker. Die Reaktion darauf ist entscheidend für ein gelingendes Rezessionsmanagement. Die in die verfolgte Preispolitik eingehenden Logiken und subjektiven Überzeugungen sollten wohlreflektiert sein.
Der Materialaufwand ist bei den meisten Unternehmen in Deutschland die größte Aufwandsposition. Das direkte Material, das Grundlage des Wertschöpfungsprozesses ist, wird über die „Stückliste“ gleichsam zwangsläufig an die Mengenveränderung angepasst. Wichtiger ist aber die Produktivitätssteigerung durch die Verringerung des spezifischen Materialverbrauchs pro Leistungseinheit. Dies setzt aber eine Änderung des Produktdesigns voraus, was eine lange Umsetzungszeit verlangt.
Wie das Unternehmen seine Personalpolitik in der Rezession gestaltet, ist die wichtigste Frage für die langfristige Wirkung der Unternehmensstrategie in der Rezession. Sie hängt nicht nur von Sachfragen ab, sondern ist auch nach den Werten der Unternehmensführung zu entscheiden. Aber gerade für wertorientierte und langfristorientierte Entscheidungen müssen erst einmal die sachlichen Aspekte nüchtern gesichtet werden.
Nach den großen Kostenbereichen der Material- und Personalkosten gibt es eine weitere Vielzahl von Ansatzpunkten, die Ergebnisse zu verbessern. Weil es sich um eine Vielzahl handelt, die jeweils nur einen begrenzten Beitrag leisten, ist ein Monitoring des Fortschritts entscheidend für die summarische Wirkung.
In diesem Kapitel erörtern wir den Rahmen, in dem Entscheidungen im Rezessionsmanagement zu treffen sind. Es gibt drei dominierende Aspekte. Zuerst ist das Prinzip der Dringlichkeit zu betonen: Es ist von Bedeutung, dass richtige Entscheidungen schnell getroffen und dann auch schnell umgesetzt werden. Zum anderen ist darauf zu achten, dass eine Kumulation von Problemen und Risiken in der ohnehin kritischen Rezessionszeit vermieden werden kann. Und schließlich ist in allen Entscheidungen die Langfristorientierung zu bewahren: In der Rezession muss der nachfolgende Aufschwung vorbereitet werden.
Der Schwerpunkt der Reflexion lag in dieser Schrift auf den Maßnahmen zur Kostensenkung und Verteidigung des bisher zugänglichen Ertragsniveaus. Unternehmen, die die negativen Einflüsse verkraften, können und müssen auch die positiven Chancen einer Rezession verfolgen. Das sind die forcierte Erschließung neuer Umsatzchancen, die Ertüchtigung der Erfolgspotenziale und eventuell sogar deren Nutzung, indem durch antizyklische Investitionen ein dauerhafter Vorsprung vor dem Wettbewerb gewonnen wird.
Im Schlusskapitel werden die wichtigsten Schlussfolgerungen dieser Schrift zusammengefasst. Dabei werden noch abschließende Akzente gesetzt: Es geht bei dem gelingenden Rezessionsmanagement nicht nur um die Vermeidung von Liquiditätsproblemen in der Rezession. Das ist die notwendige Pflicht. Die langfristig wirkende Managementleistung liegt in der Vorbereitung des nächsten und der nachfolgenden Aufschwünge.