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03-06-2019 | Risikosteuerung | Kolumne | Article

Banken verkennen die Risiken von PSD2

Author: Arne Bippes

3:30 min reading time

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Das Open Banking der Zukunft nimmt Gestalt an. Weil die Banken ihr Daten-Monopol verlieren, können Fintechs und andere Finance-Start-ups mit neuen Geschäftsmodellen durchstarten. Die Gewinner sind die Kunden, meint Gastautor Arne Bippes. 

Im September ist es soweit. Das Monopol der Banken auf die Daten ihrer Kunden wird Geschichte sein. Künftig müssen die Banken in der EU Drittanbietern den direkten Zugang zu Konten ermöglichen und dafür geeignete Schnittstellen anbieten – so will es die neue PSD2-Richtlinie. Ganz unter dem Aspekt des Open Banking soll sie den Wettbewerb im europäischen Finanzsektor fördern. Erklärtes Ziel: Einstiegshürden für neue Zahlungsdienstleistungen zu senken und technische Innovationen – auch mit Blick nach Übersee – zu stärken. Für die Nutzer kann dadurch der Zahlungsverkehr vor allem bequemer werden.

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Chancen und Herausforderungen durch die PSD2 und Instant Payment

Regulatorik wird mit Innovation eher selten in Verbindung gebracht, jedoch haben aktuelle Vorgaben, insbesondere die Payment Service Directive 2 (PSD2) oder Instant Payments das Potenzial, den Zahlungsverkehr in Europa nachhaltig zu verändern.


Eigentlich sitzen die Finanzinstitute qua Geschäftsmodell seit langem auf diesen Daten und hätten sie nach Belieben nutzen können. Weil sie das aber nicht taten, wird das nun zu ihrem größten Zukunftsproblem. Offiziell gab man gerne den Datenschutz als Begründung für die Lethargie zum Besten. Und dass man das Vertrauen der Kunden in die Bank nicht verspielen wolle. Die EU jedoch kam zu einer anderen Einschätzung und sah vor allem ein Monopol der Banken zu Lasten des Wettbewerbs im Zahlungsverkehr. Das erklärte Ziel war fortan, die Einstiegshürden für neue Zahlungsdienstleistungen zu senken und technische Innovationen – auch mit Blick nach Übersee – zu stärken.

Etablierte Institute verschlafen die Entwicklung

Jetzt könnte man annehmen, die etablierten Player hätten seit dem Beschluss von PSD2 im Jahr 2015 die Zeit genutzt, sich intensiv mit den Chancen und Risiken zu beschäftigen. Das haben sie aber nicht: Eine Umfrage des Beratungshauses Cognizant aus dem Jahre 2018 offenbart, wie weit die etablierten Institute davon noch entfernt sind. Unter den 300 befragten Entscheidern nahm nur eine Drittel eine Bedrohung durch das neue Marktszenario wahr.

Im Gegensatz dazu sahen sich bereits rund 60 Prozent der Fintechs in der Lage, mit den großen Häusern zu konkurrieren. Es scheint, als existierten unterschiedliche Vorstellungen für die digitalen Geschäftsmodelle der Zukunft. Denken wir an Paypal oder N26 – schon mehrfach wurde der Wunsch der Kunden nach einer besseren User Experience massiv unterschätzt. Etwas über ein Viertel der Befragten sehen den größten Einfluss auf die bestehenden Geschäftsmodelle durch die großen Tech-Player – allen voran Amazon, Google und Facebook. Die anderen drei Viertel betreiben nach wie vor "business as usual". 

Das ist eine sehr optimistische Einschätzung des eigenen Geschäftsmodells, zumal neben Amazon und Facebook mittlerweile auch Google und Alipay eine europaweit gültige Lizenz als E-Geld-Institut erhalten haben. Diese berechtigt die Unternehmen auch zur Erbringung von Zahlungsdienstleistungen. Übersetzt bedeutet das: Diese Institute können im Namen des Kunden unter anderem auf dessen Konto- und Bonitätsdaten zugreifen sowie direkt Überweisungen anstoßen.

Neue Dienstleister kommen mit Macht

Die neue Regelung hilft aber nicht nur den Großen. Mit der PSD2 erhalten auch zwei neue Arten von Dienstleistern Zugang zum Zahlungsmarkt und damit auf die Konten aller Banken: Kontoinformationsdienstleister mit lediglich lesendem Zugriff auf die Daten und Zahlungsauslösedienstleister mit der Möglichkeit, auch Überweisungen zu tätigen. Und um es noch einfacher zu gestalten, bieten schon die ersten Serviceanbieter in Form der bekannten Fintech-Akteure wie Figo, Fin API oder Fintecsystems ihr Haftungsdach für neue Dienstleister ohne Bafin-Erlaubnis an.

Banking der Zukunft positioniert sich

Es bedarf nicht viel Fantasie zu erkennen, dass hier nicht nur neue Nischenprodukte entstehen werden, sondern sich nicht weniger als das Banking der Zukunft in Position bringt. Sein Erfolg wird nicht über die Kernleistungen der Banken entschieden, sondern über die sinnstiftenden Schnittstellen zu den Kunden. Sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zu jenem Anbieter wechseln, der ihnen die beste Nutzerfreundlichkeit bietet.

Fakt ist: Der Loyalitätsbonus der Banken wird verschwinden. Was ihnen bleibt, ist die Dienstleistung als Backend-Anbieter für die Kontenverwaltung ohne Zugang zum Kunden. Und langfristig vielleicht auch nicht mal mehr das. Freuen kann sich letztlich der Kunde: Wird er doch als Gewinner mit völligen neuen, integrierten Services und herausragenden User Experiences belohnt. In diesem Sinne: "Alexa, kümmerst Du Dich bitte um die Finanzierung meiner neuen Wohnung?"

 

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