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26-11-2021 | Risikosteuerung | Nachricht | Article

Deutsches Finanzsystem ist ausreichend widerstandsfähig

Author: Angelika Breinich-Schilly

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Die Deutsche Bundesbank hat ihren Finanzstabilitätsbericht für 2021 vorgelegt. Sollten Unsicherheiten den wirtschaftlichen Aufschwung bremsen, hält das Institut das hiesige Finanzsystem für ausreichend resilient. Dennoch rät es der Branche zu mehr Prävention.

"Jetzt ist die richtige Zeit für Prävention gegenüber zukünftigen Risiken", erklärte Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, bei der virtuellen Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts 2021 vor Journalisten. Die Bundesbankerin warnt vor steigenden Verwundbarkeiten etwa aufgrund negativer makroökonomischer Entwicklungen oder der Risiken aus der Überbewertung von Immobilienvermögen. 

Makroökonomische Risiken schwerer prognostizierbar

Insgesamt haben die staatlichen Maßnahmen Einkommensverluste aufgrund des BIP-Rückgangs von fünf Prozent im Jahr 2020 bei Unternehmen und Haushalten 2020 auffangen können. Auch sei die Widerstandskraft der Banken "nicht ernsthaft getestet" worden. Allerdings haben sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und einzelwirtschaftliche Risiken im Zuge der Pandemie scheinbar entkoppelt, heißt es in dem Bericht. 

Für die Stabilität und Leistungsfähigkeit des Finanzsektors wäre es bedenklich, sollten Marktteilnehmer aufgrund der Erfahrungen der vergangenen beiden Rezessionen davon ausgehen, dass auch zukünftig der Zusammenhang zwischen gesamtwirtschaftlichen und einzelwirtschaftlichen Risiken locker bleibt. Denn dann würden Kreditrisiken zu niedrig und die Fähigkeit, Verluste zu tragen, als zu hoch eingeschätzt. Risikogewichtete Kapitalquoten könnten die tatsächliche Widerstandsfähigkeit der Banken überzeichnen", mahnt die Bundesbank in ihrem Report. 

Insgesamt rechnet das Institut mit einem kräftigen Aufschwung für die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren, obgleich pandemiebedingte Unsicherheiten die Entwicklung hemmen können. 

Zinsänderungsrisiken und Immobilienpreise sind problematisch

"Das deutsche Finanzsystem ist derzeit ausreichend widerstandsfähig, um eine gebremste wirtschaftliche Entwicklung gut zu verkraften", erläutert Joachim Wuermeling, der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbankvorstand. Bei einem schweren makrofinanziellen Schock könnten Banken die aufgebauten Kapitalpuffer einsetzen, um eine Einschränkung der Kreditvergabe zu verhindern. Zudem müssten sich Banken für den Fall einer Materialisierung von Zinsänderungsrisiken wappnen, empfiehlt der Experte.  

Als Problem identifiziert der Bericht die im vergangenen Jahr um durchschnittlich 6,7 Prozent gestiegenen Preise für Wohnimmobilien. Hier zeichne sich keine Trendwende ab. Der Report schätzt die Überbewertungen in diesem Segment auf zehn bis 30 Prozent und das auch außerhalb der Ballungsräume - mit entsprechenden Folgen für die Werthaltigkeit von Kreditsicherheiten. Das gelte vor allem für den hohen Anteil langlaufender Kredite und Kapitalanlagen im Hinblick auf Zinsänderungsrisiken. 

"Es sollte rechtzeitig damit begonnen werden, den antizyklischen Kapitalpuffer wieder zu erhöhen", rät Buch daher. "Banken müssen höhere Kapitalanforderungen erfüllen, wenn Verwundbarkeiten steigen. Gehen diese zurück, kann der Puffer herabgesetzt werden. In Stressphasen kann er unmittelbar freigegeben, also auf null Prozent gesenkt werden. Dadurch wird der Spielraum des Bankensystems erhöht, die Kreditvergabe aufrechtzuerhalten und damit seine gesamtwirtschaftliche Funktion zu erfüllen", heißt es im Report. 

Mehr Transparenz bei CO2-Emissionen von Unternehmen erforderlich

In Bezug auf klimabezogene Transitionsrisiken, etwa im Zuge der Verteuerung fossiler Energieträger, scheint das deutsche Finanzsystem laut Bundesbank-Report nur moderat verwundbar. In einer Szenarioanalyse des Instituts, die ein 1,5-Grad-Ziel, höhere CO2-Preise sowie Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 unterstellt, haben die Neubewertungen von Finanzanlagen Auswirkungen auf die Portfolios von Banken, Versicherern und Investmentfonds im einstelligen Prozentbereich ergeben. Sie seien aber relativ gering, da die meisten Anlagen Laufzeiten von weniger als zehn Jahren haben. Allerdings blieben dabei unter anderem physische Risiken sowie Unsicherheiten bei der Modellierung von Klimarisiken außer Betracht.

"Ein zielgerichtetes und glaubwürdiges Handeln im Klimaschutz mindert die Risiken für das Finanzsystem aus dem Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft. Die Offenlegung der CO2-Emissionen von Unternehmen würde maßgeblich dazu beitragen, Risiken besser einschätzen zu können", heißt es im Bericht.

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