Wenn ein Unternehmen insolvent wird, fallen bei Geschäftspartnern Forderungen aus und schwächen deren Liquidität. Aktuelle Analysen zeigen, warum das Management für die Pleiten von Kunden vorsorgen muss.
Die Zahlungsmoral lässt oft zu Wünschen übrig.
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Der Dienstleister Creditreform stellt in der Analyse "Unternehmensinsolvenzen Europa 2018/2019" fest, dass die Zahl der Pleiten in Westeuropa leicht gestiegen ist. Zu diesem Ergebnis kommt auch Atradius. Laut dem Kreditversicherer gibt es eine erhöhte Nachfrage nach Forderungsschutz von Unternehmen mit Auslandsbeziehungen, vor allem in der Region Asien-Pazifik.
Doch nicht nur im Ausland lässt die Zahlungsmoral zu wünschen übrig. In Deutschland wird ebenfalls eine Vielzahl gestellter Rechnungen zunächst nicht beglichen. Die meisten offenen Forderungen werden dabei durch säumige Privatpersonen verursacht. Eine Studie des Bundesverbands Deutscher Inkasso Unternehmen (BDIU) zeigt, dass Inkassounternehmen im vergangenen Jahr 5,8 Milliarden Euro der deutschen Wirtschaft zurückgeführt haben. Derzeit werden 42,9 Millionen offene Forderungen durch Rechtsdienstleister bearbeitet. Davon richten sich 84 Prozent gegen Privatverbraucher und 16 Prozent gegen gewerbliche Schuldner.
Mehr gewerbliche Schuldner
Interessant ist allerdings, dass der Anteil der Unternehmensschuldner zuletzt stark angestiegen ist. 2016 machte der Anteil der Privatverbraucher noch 95 Prozent aus. Dabei ist nicht immer eine schlechte Zahlungsmoral der Grund für offene Rechnungen, sondern auch Unternehmenskrisen und fehlende Mittel. Die Ursache kann zudem im eigenen Forderungsmanagement liegen.
"Die Sicherstellung der Liquidität des Unternehmens ist eine der zentralen Aufgaben des Forderungsmanagements", definiert Springer-Autor Rudolf H. Müller in seinem Buchkapitel "Forderungsmanagement ist Liquiditätsmanagement" (Seite 207). Wesentliche Ansatzpunkte sind:
- die Festlegung von Zahlungsbedingungen,
- Mahnaktivitäten und
- Inkassomaßnahmen.
Störungen im Forderungsmanagement vermeiden
Für ein erfolgreiches Forderungsmanagement müssen Struktur und Prozesse stimmen. Störungen im Forderungsmanagement kosten Unternehmen dagegen Zeit und Geld. Nicht immer wirken sich diese direkt auf den Ertrag und die Liquidität des Unternehmens aus. In dem Buchkapitel "Forderungsmanagement als strategische Fragestellung" (Seite 11) listet Müller beispielhaft einige typische Fälle auf, die dem Unternehmen ebenfalls schaden können:
- Vollständige Informationen für die Bonitätsprüfung, ‑bewertung und die Kreditlimitvergabe liegen nicht vor.
- Absprachen mit dem Kunden (zum Beispiel über abweichende Zahlungsbedingungen) sind dem Forderungsmanagement nicht bekannt.
- Reklamationen sind nicht nachvollziehbar dokumentiert.
- Sonderregelungen werden getroffen und nicht kommuniziert.
- Liefersperren werden nicht eingehalten.
- Kreditlimite werden nicht beachtet.
- Allgemeine Geschäftsbedingungen werden nicht wirksam vereinbart.
Sich gegen Forderungsausfälle absichern
Unternehmen müssen in diesem Bereich also aufmerksam agieren und das eigene Forderungsmanagement fortlaufend optimieren. Möglichkeiten, sich gegen Forderungsausfälle abzusichern, gibt es zahlreiche. Typische Instrumente hierfür sind beispielsweise
- der Eigentumsvorbehalt,
- die Warenkreditversicherung,
- die Excess‐of‐Loss-Versicherung
- oder weitere Versicherungslösungen.
Auch für Exportgeschäfte gibt es geeignete Absicherungsinstrumente, die Unternehmen in ihre Prozesse integrieren sollten. Wichtig hierfür ist, dass Unternehmen ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis erkennen und die für sie geeigneten Instrumente auswählen und implementieren. Neben der Sicherheit spielt hier auch der Kostenfaktor eine wichtige Rolle.