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03-02-2022 | Rohstoffe | Infografik | Article

Rekordpreise für Metalle könnten Energiewende bremsen

Author: Thomas Siebel

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Die Preise für Kupfer, Nickel, Kobalt und Lithium könnten bis 2030 auf ein Rekordniveau steigen. Wie sich das auf den Ausbau von erneuerbaren Energien und Elektromobilität auswirkt, hat das DIW untersucht.

Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien – der Weg für die Transformation des Energiesektors ist beschrieben, die nötigen Technologien sind bekannt. Offen ist jedoch noch, in welcher Geschwindigkeit der Wandel vonstattengeht. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung könnten starke Preisanstiege bei den nötigen Metallen den ambitionierten Ausbau klimafreundlicher Technologien jedoch verzögern.

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Steigende Marktanteile von Elektro-Pkw bedeuten größere Batteriestückzahlen und damit einen wachsenden Rohstoffbedarf. Insbesondere in der Hochlaufphase der Elektromobilität sind dabei vereinzelt Versorgungsengpässe zu befürchten; später können Recyclingkonzepte für alte Zellen zu einer Entspannung der Lage beitragen.

Dabei geht es insbesondere um Kobalt, Kupfer, Lithium und Nickel. Sie sind die kritischen Metalle für die Energiewende. Große Mengen an Kupfer verbraucht der Bau von Windenergie- und Photovoltaikanlagen, für Li-Ionen-Batterien benötigt man Kobalt, Lithium und Nickel, während ein Elektroauto insgesamt die fünffache Menge dieser Metalle im Vergleich zu einem verbrennungsmotorischen Fahrzeug in sich vereint.

Höchste Metallpreise um das Jahr 2030

Sollte die Welt den Weg hin zur Klimaneutralität tatsächlich konsequent beschreiten, könnten diese Technologien mit ihrem Metallbedarf den Preis für die kritischen Metalle auf einen historischen Höhepunkt treiben. Und: Sie könnten dort eine noch nie dagewesene Dauer von mehreren Jahren verweilen, wie Studienautor Lukas Boer schreibt. Die höchsten Preise dürften sich dabei um das Jahr 2030 einstellen. Bei seinen Einschätzungen stützt sich der DIW-Experte auf das von der Internationalen Energieagentur (IEA) beschriebene Netto-Null-Emissionen-Szenario und auf Metallmarktmodelle, die mit historischen Daten geschätzt werden.

Der Studie zufolge werden die neuen Technologien innerhalb der nächsten 20 Jahre die Nachfrage nach den einzelnen Metallen maßgeblich prägen, teilweise sogar dominieren. Bis 2040 dürften 40 % der Kupfer-, 40 bis 60 % der Kobalt- und Nickel- sowie 80 % der Lithiumproduktion für die Energiewende gebraucht werden. Heute sind es jeweils circa 20 %. Der Verbrauch an Lithium dürfte damit innerhalb von 20 Jahren um mehr als das 20-fache steigen, der Kobaltverbrauch um das 6-fache, während sich der Verbrauch von Kupfer in etwa verdoppelt und der von Nickel verdreifacht.

Metallproduktion lässt sich nur langsam steigern

Mit diesem Nachfrageboom kann die Metallproduktion nicht schritthalten. Die Eröffnung neuer Minen für den Abbau von Kupfer, Nickel oder Kobalt dauert bis zu zwei Jahrzehnte. Nur die Produktion von Lithium ließe sich in kürzerer Zeit an die Nachfrage anpassen, da das Metall nicht nur bergbaulich, sondern auch aus Solen gewonnen werden kann, was weniger Vorlaufzeit beansprucht.

Auf spontane Preisschocks könnten Metallproduzenten aus ihren vorhandenen Kapazitäten heraus kurzfristig bestenfalls 3,5 % mehr Kupfer, 7,1 % mehr Nickel, 3,2 % mehr Kobalt und immerhin 16,9 % mehr Lithium anbieten. Nach dem Höhepunkt um das Jahr 2030 und infolge des Ausbaus der Produktionskapazitäten könnten die Preise im Jahr 2040 dann möglicherweise wieder unter die Preise des Jahres 2020 fallen, wobei diese Schätzung Boer zufolge mit Unsicherheiten behaftet ist.

Metallproduktionswert zieht mit Rohöl gleich

Sicherer ist hingegen, dass die massive Nachfrage nach den knappen Metallen den produzierenden Ländern eine große Marktmacht verleihen dürfte. Laut Boer könnte der Produktionswert der vier Metalle mit dem Produktionswert von Rohöl gleichziehen, womit ihr Handel in den Jahren der Knappheit maßgeblich Inflation und globale Wirtschaftsleistung beeinflussen könnten.

Profitieren dürften allen voran vier Länder, die bereits heute den Handel mit den kritischen Metallen beherrschen und zugleich auf den größten Reserven sitzen: Kongo produziert etwa 70 % des weltweiten Kobalts und verfügt über die Hälfte der Kobaltreserven, Chile ist der größte Kupferproduzent und verfügt über die weltgrößten Kupfer- und Lithiumreserven, Australien produziert am meisten Lithium und hat große Reserven an allen vier Metallen, während Indonesien der bedeutendste Nickelproduzent ist.

Metallorganisation nach dem Vorbild der IEA

Abschließend weist Boer jedoch auch auf die Unsicherheiten in seiner Analyse hin. So könnten künftig beispielsweise neue Kathodenwerkstoffe den Bedarf an Nickel mindern oder für Stromleitungen könnte teilweise Aluminium anstelle von Kupfer verwendet werden.

Er plädiert dafür, dass die Klimapolitik global entschieden vorangebracht und koordiniert wird, sodass Metallproduzenten frühzeitig den künftigen Bedarf einschätzen können und mehr Planungssicherheit für Investitionen in neue Anlagen haben. Zugleich sollte auf die Einhaltung  von Umwelt- und Sozialstandards in den Abbauländern geachtet werden und Recyclingquoten für Batterien festgeschrieben werden, um die nötigen Metallfördermengen zu reduzieren. Weiterhin regt Boer die Gründung einer internationalen Organisation für Metalle an, die nach dem Vorbild der IEA Marktdaten erhebt, Angebotsknappheit vermeidet und Industriestandards setzt.

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