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1996 | Book

Sanierungsstrategien der Treuhandanstalt

Das Modell der Management KG

Author: Markus Rauschnabel

Publisher: Deutscher Universitätsverlag

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About this book

Markus Rauschnabel untersucht die Entstehung und Wirkungsweise der Management Kommanditgesellschaften -eine Institution, die die Treuhandanstalt 1992 ins Leben gerufen hat und die man als einziges konsequent angelegtes Sanierungskonzept der Anstalt bezeichnen kann. Die Treuhandanstalt definierte bekanntlicherweise die Privatisierung der ehemals staatssozialistischen Untemehmen in Ostdeutsch land als ihre prioritäre Aufgabe und widmete der Sanierung in den ersten Jahren ihrer Arbeit kaum Aufmerksamkeit. Der politische Druck nahm mit ausbleibenden Privatisierungserfolgen jedoch schnell zu und eskalierte im Jahr 1991. Die Management KG war die Institution, mit der sich die Treuhandanstalt aus dieser Zwangslage zu befreien versuchte. Sie bildet also einen Markstein in der Transformationsgeschichte der ostdeutschen Wirtschaft und verdient allein aus diesem Grunde wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Die Untersuchung der Management KG ist aber auch deshalb so interessant und relevant, weil sie einen neuartigen intermediären Organisationstypus zwischen dem staatlichen und dem privatwirtschaftlichen Sektor in Perioden des wirtschaftlichen Umbruchs repräsentiert. Markus Rauschnabel zeigt zunächst in einer detaillierten, außerordentlich sachkundig ausgeführten Darstellung, wie die Management KGen angelegt wurden, warum sie entstanden sind und wer konzeptionell und faktisch bei ihrer Entstehung Pate gestanden hat. Nachdem in überzeugend dargelegten und geschickt pointierten theoretischen Erwägungen der Platz der Theorien der Unternehmensorganisation im Transformationsprozeß bestimmt worden ist, wird die reale Entstehungsgeschichte der Management KGen mittels einer informativen Akteurs-und Situationsanalyse in den Fokus des Lesers gerückt. Der Frage, wie die Management KGen arbeiten (bzw.

Table of Contents

Frontmatter
1. Untersuchungsgegenstand und Vorgehensweise
Zusammenfassung
Die Maueröffnung am 09. November 1989 markierte den vorläufigen Höhepunkt einer friedlichen Revolution und gleichzeitig den Beginn eines beispiellosen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemwandels in der DDR. Über Nacht wurden die Menschen mit einem Strukturwandel konfrontiert, der ihnen enorme Chancen eröffnen sollte, aber auch viele Unbekannte enthielt. Auf dem schwierigen Weg von der Plan-zur Marktwirtschaft, den Margaret Thatcher einmal mit der “Rückverwandlung eines Omeletts in ganze Eier” verglich, konnten die Akteure weder auf praxiserprobte Transformationstheorien zurückgreifen, noch lieferte ihnen die Wissenschaft einheitliche Empfehlungen über den einzuschlagenden Weg: zu unterschiedlich waren die Ausgangsparameter und Perspektiven in den osteuropäischen Transformationsgesellschaften.
Markus Rauschnabel
2. Auftrag und Strategie der Treuhandanstalt
Zusammenfassung
Die Tätigkeit der Treuhand wurde von dem Auftrag eingerahmt, den der Gesetzgeber der Anstalt zumaß. Um das später verwirklichte Konzept der Management KG besser nachvollziehen zu können, ist es sinnvoll, zunächst die gesetzlichen Rahmenbedingungen, innerhalb derer sich die Treuhand-Akteure von Anfang an zu bewegen hatten, zu skizzieren. Die partielle Delegation der Sanierungsaufgabe an die Management Gesellschaften könnte eine Antwort der Treuhand auf eine Gesetzgebung sein, die eine umfassende Sanierung innerhalb der bestehenden Treuhandstrukturen nicht vorsah.
Markus Rauschnabel
3. Das Konzept der Management Kommanditgesellschaften
Zusammenfassung
Obwohl die Treuhand von sich selbst nie behauptete, zwischen Privatisierung und Sanierung ein entweder/oder zu setzen,45 war es von Anfang an erklärtes Ziel der Treuhand, für die Unternehmen rasch Privatisierungslösungen zu finden — als bestem Weg der Sanierung. Zur Veranschaulichung sei ein metaphorischer Vergleich erlaubt: Einem Reisenden gleich, der sich in einer ihm unbekannten Umgebung zurechtzufinden versucht, mußten die Treuhand-Akteure in ständiger Anpassung an die Realitäten an jeder Gabelung die Route überprüfen — allein das Ziel am Ende der Serpentinenstrecke war klar vorgegeben. An jeder Gabelung stand die Treuhand vor der Entscheidung, weiterhin dem (Haupt-) Privatisierungspfad zu folgen, oder aber den Sanierungs- bzw. Abwicklungsweg einzuschlagen — und das alles ohne Landkarte. In zahlreichen Fällen war der Privatisierungsweg blockiert, die THA-Reisenden konnten aber davon ausgehen (das versprachen einem zumindest Ortskundige), daß auch der Umweg der Sanierung ans Ziel führen würde. Hätte die Treuhand die Fahrtroute nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien festlegen können (müssen), wäre in vielen Fällen der Abwicklungsweg einzuschlagen gewesen. Voraussetzung hierfür wiederum wäre die Unabhängigkeit von externen Einflußfaktoren gewesen. Es ist bekannt, daß die Treuhandanstalt dieses Dilemma intern nicht lösen konnte. Sie hat aber unterwegs zahlreiche Versuche unternommen — teilweise in Ad-hoo-Manier — die Wegstrecke zu entschärfen bzw. ortskundige Kopiloten an Bord zu nehmen. Neben anderen Experimenten (Fondslösungen, Banken- und Länderkooperationen etc.) stellte das Konzept der externen Management Gesellschaften den umfangreichsten Versuch der Treuhand dar, dieses Dilemma zu überwinden.
Markus Rauschnabel
4. Theoretische Aspekte der Sanierungsdiskussion
Zusammenfassung
Bei der Untersuchung des Management KG-Konzeptes interessiert weniger das Transformationsziel (denn auch bei dieser Konzeption soll am Ende die privatwirtschaftliche Eigentümerschaft stehen), als vielmehr die Frage nach den Wegen, die die Treuhand beschritten hat, um dieses Ziel zu erreichen. Das MKG-Modell steht hier für eine experimentelle Untemehmensform, die in der Sanierungsliteratur bislang keine Berücksichtigung gefunden hat [vgl. Kapitel 3.6]. Damit geht die Überlegung einher, ob die Management KG ein effizientes institutionelles Arrangement für den marktwirtschaftlichen Anpassungsprozeß der betroffenen Unternehmen darstellt?
Markus Rauschnabel
5. Amalgamierung der Einflußfaktoren im Sanierungsprozeß
Zusammenfassung
Auf der Abschlußpressekonferenz Ende 1992 erklärte Birgit Breuel die Sanierung zum Schwerpunkt der Treuhand-Aktivitäten für das Jahr 1993.222 Wie allen Akteuren des Strukturwandels so fehlten auch der Treuhandanstalt die Erfahrungen, die man bei der Bewältigung ähnlich gelagerter Situationen hätte sammeln können. In einer experimentellen Vorgehensweise erklomm die Treuhand ohne erkennbare Systematik Stufe um Stufe auf der Sanierungsleiter, auf deren oberster Sprosse schließlich das Management KG-Modell stehen sollte, das der Sanierungsdebatte einen vorläufigen Schlußpunkt setzte. Die Überlegung, die Sanierungsaufgabe zu externalisieren, ensprang nicht allein wirtschaftspolitischen Vorgaben der Bundesregierung, sondern im wesentlichen der eigenen (Sanierungs-) Lernkurve:
  • Die Organisationsstruktur der Treuhandanstalt war nicht auf die Sanierungsaufgabe zugeschnitten.
  • Die von der Treuhandanstalt initiierten Sanierungsmaßnahmen hatten i.d.R. nur kurzfristige — konsumtive — Liquiditätseffekte.
  • Die Akteure in den Treuhand-Unternehmen lernten sehr schnell, die durch ein schwerfälliges Controlling einer Zentralinstanz verursachten Soft Budget Constraints zu ihren Gunsten auszunutzen.
  • Externe Akteure machten ihren (politischen) Einfluß im Sanierungsprozeß geltend und erschwerten der Treuhandanstalt die Restrukturierungsaufgabe.
Markus Rauschnabel
6. Fallbeispiel: Horst Plaschna Management GmbH &Co. Beteiligungssanierungs- und -verkaufs KG
Zusammenfassung
Anhand der exemplarischen Untersuchung einer Management KG sollen im folgenden auf die Frage, ob die Management Gesellschaften einen ”Quantensprung in der Sanierungsbegleitung”331 markieren oder eher einem ”Faß ohne Boden”332 gleichen, erste Antworten gegeben werden.
Markus Rauschnabel
7. Die Management KG am Scheideweg — “Quantensprung oder Trippelschritt?”
Zusammenfassung
Nach vierjähriger Laufzeit des Sanierungsmodells Management KG und absehbarem Ende wird verständlicherweise die Frage nach der Zukunft des Sanierungsmodells gestellt. Bleiben die Management KGen — so wie es momentan aussieht457 — ein einmaliges Experiment, das politisch gewollt in einer außergewöhnlichen Transformationssituation für einen begrenzten Zeitraum geschaffen worden ist, oder hat sich das Modell für andere Transformationssituationen/für andere Länder nachhaltig empfohlen? Ein einheitliches Urteil ist angesichts der politischen Belegung des Sanierungsbegriffes und der teilweise diametralen Transformationsideologien nicht zu erwarten.
Markus Rauschnabel
Backmatter
Metadata
Title
Sanierungsstrategien der Treuhandanstalt
Author
Markus Rauschnabel
Copyright Year
1996
Publisher
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-93385-0
Print ISBN
978-3-8244-6411-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-93385-0