2005 | OriginalPaper | Chapter
Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau
Aus dem Französischen von Uli Aumüller und Grete Osterwald. Reinbek: Rowohlt 1992. Originalausgabe: Le Deuxième Sexe. Paris: Gallimard 1949
Author : Ursula Konnertz
Published in: Schlüsselwerke der Geschlechterforschung
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.
Select sections of text to find matching patents with Artificial Intelligence. powered by
Select sections of text to find additional relevant content using AI-assisted search. powered by
Simone de Beauvoir gilt als
die
emblematische Intellektuelle des 20. Jahrhunderts.
1
Sie war Philosophin und Schriftstellerin. Sie wurde für ihre Schriften und ihr poli- tisches Engagement zeit ihres Lebens angefeindet und bewundert. Sie machte ihr privates Leben öffentlich wie keine andere Intellektuelle. Vor allem aber: Sie ver- öffentlichte 1949 mit 41 Jahren ein Buch, das weltweit rezipiert zu einem der poli- tisch wirksamsten Schlüsseltexte der zweiten Frauenbewegung und zu einem theo- retisch einflussreichen Hauptwerk der feministischen Theorie wurde. In
Das an- dere Geschlecht
fuhrt Beauvoir ihre früheren theoretischen Ausführungen zu einer existentialistischen Ethik weiter und arbeitet ihre eigene Situation als Frau und damit die Frage nach der Geschlechterdifferenz konstitutiv in einen normativen Entwurf zu einer kritischen Theorie gesellschaftlicher Praxis ein. Ihre existenzphi- losophisch begründete Auffassung der konkreten menschlichen Existenz als Frei- heit und die Ausarbeitung individueller Verantwortung der Handelnden verband Beauvoir in
Das andere Geschlecht
nicht nur mit einer materialistischen Geschichts- philosophie und mit den Diskussionen anderer Wissenschaften, die für die Beant- wortung ihrer Frage nach der Genese und Bedeutung der Geschlechterdifferenz und des hierarchischen Geschlechterverhältnisses zentral sind. Dies an sich war in einer philosophischen Abhandlung zum damaligen Zeitpunkt schon sehr ungewöhn- lich. Sie bezog darüber hinaus die gelebten Erfahrungen von Frauen, das „Frau werden“ in ihre Analyse der
Situation
der Frau mit ein.