Die europäische Textil- und Bekleidungsindustrie erlitt in den letzten zehn Jahren einen enormen Produktions- und Beschäftigungsrückgang. Nicht zuletzt deshalb sehen viele europäische Textilunternehmen in der Integration und/oder Adaption elektronischer Systeme mit intelligenten Funktionen in Bekleidung, den sog. Smart Clothes, die Chance, einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber der Billigkonkurrenz aus Osteuropa und Fernost zu erzielen. Dieser Wettbewerbsvorsprung kann aber nur erreicht werden, wenn es den Unternehmen gelingt, Smart-Clothes-Produkte künftig auch erfolgreich am Markt zu etablieren.
Die Implementierung elektronischer Elemente in der Bekleidung wurde in den letzten Jahren durch zahlreiche neue Begriffe wie z.B. E-Wear, Wearable Computing, Smart Clothes, High-tech Fashion oder Wearable Electronics umschrieben.
Die Entwicklung textilen Gewerbes lässt sich auf das seit Urzeiten bestehende Bedürfnis des Menschen zurückführen, sich zu schützen und zu schmücken. Der Mensch entledigte sich des Felles zunächst durch primitives Spinnen eines Fadens aus Tierhaaren und Pflanzenfasern sowie durch das Verflechten vieler Fäden zu einem Gewebe.
Die Entwicklungen in der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie werden anhand der Kennzahlen „Produktion, Produktivität und Beschäftigung“ dokumentiert. Der Fokus liegt hierbei auf dem Zeitraum von 1995 bis 1999.
Es soll der Frage nachgegangen werden, ob Smart Clothes technische Produkte mit Bekleidungscharakter, Bekleidungsprodukte mit Technikcharakter oder gar Hybridprodukte sind. Anhand der recherchierten einschlägigen Literatur konnte keine Antwort auf diese Frage gefunden werden. Als Konsequenz dieser fehlenden Produkteinordnung stellt sich die zweite Forschungsfrage: Wie lassen sich Smart Clothes definieren und als Produkt einordnen?
Als eine zukünftige Maßnahme zur Umsetzung von Smart-Clothes-Produkten wird von Experten eine umfassende Analyse der Marktchancen geplanter Produkte sowie ein Abklären der wirtschaftlichen und technischen Machbarkeit gefordert. Auf welche Art und Weise dies erreicht werden soll, wird von den Experten allerdings nicht beantwortet. Die Forschungsfragen 3 bis 7 basieren auf dieser „Lücke“ und versuchen entsprechende Antworten zu finden.
Im Rahmen dieses Kapitels wird zunächst abstrakt auf den Innovationsprozess eingegangen. Anschließend erfolgt eine Darstellung der Leistungsbeiträge des Marketings im Hinblick auf den Innovationsprozess sowie eine systematische Einordnung von Markteinführung und Produktentwicklung in den Innovationsprozess. Der letzte Teil des Kapitels beschäftigt sich mit dem systematischen Prozessmodell nach Sauter und den spezifischen Aufgaben, Arbeitsschritten und Aktivitäten der internationalen Markteinführung.
Die bisherigen Forschungsbemühungen im Bereich Smart Clothes liegen schwerpunktmäßig in der technischen Realisierung der Produkte. Marketingtechnische Fragen wurden meist nur oberflächlich oder gar nicht behandelt. Daraus entwickelte sich die Forschungsfrage 8 – Welche Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich aufgrund der Spezifika von Smart Clothes für die Vertriebs- und Verkaufsform sowie für die Preispolitik? –, die sich mit den Gestaltungsmöglichkeiten der Vertriebs- und Verkaufsform sowie der Preispolitik für Smart Clothes aufgrund deren Spezifika auseinandersetzt.
Zu Beginn der Arbeit erfolgte die Definition von Smart Clothes und eine Abgrenzung der Textil- und Bekleidungsindustrie. Des Weiteren wurden die Grundlagen der Markteinführung und Diffusionsforschung erläutert. Der Begriff „Smart Clothes“ wurde im Rahmen der Arbeit als die aus Sicht des Trägers sinnvolle und nutzenstiftende Integration und/oder Adaption elektronischer Systeme mit intelligenten Funktionen in textile und nichttextile Bekleidung sowie textile Accessoires definiert. Dabei können die elektronischen Systeme mit innovativen Textilien und Materialien kombiniert werden, müssen dies aber nicht. Da der Erfolg eines Produkts u. a. davon abhängt, wie gut es die jeweiligen Kundenbedürfnisse befriedigen kann, stellt diese Definition von Smart Clothes im Vergleich zu bisherigen Definitionen vor allem die Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt.