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19-09-2017 | Solvency II | Interview | Article

"Der Assetmanager muss Partner an der Seite der Versicherer sein"

Author: Alexa Michopoulos

4:30 min reading time

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Interviewee:
Marie Niemczyk

ist Director Insurance Strategy & Development bei Axa IM, der Investmentgesellschaft der Axa-Gruppe.

Axa IM, Investmentgesellschaft der Axa-Gruppe, befragte internationale Investmententscheider von 122 Versicherungsunternehmen, wie sich Niedrigzinsen, Regulierungsvorschriften und die unsichere Weltlage auf das Anlageverhalten der Assekuranz auswirken. Marie Niemczyk von Axa IM spricht mit Versicherungsmagazin.de über Erkenntnisse aus der Umfrage.

Versicherungsmagazin.de: Wie stark hat Solvency II das Verhalten der Versicherer schon beeinflusst?

Marie Niemczyk: Wir sehen hier recht starke Veränderungen. Die Versicherer haben uns Anfang dieses Jahres berichtet, dass sie mit der Anpassung ihrer operationellen Prozesse und Ressourcen an Solvency II sehr gut vorangekommen sind. Bezogen auf die drei Säulen sagen fast 100 Prozent der Versicherer: "Wir haben die Anforderungen an Säule eins, das Zielsolvenzkapital oder SCR, und Säule zwei, das Risikomanagement, fast ganz erfüllt."

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Mit 1. Januar 2016 ist das neue, stärker risikobasierte, prinzipienorientierte und dem Grundsatz der Proportionalität unterliegende Aufsichtssystem Solvency II in Kraft getreten. Schon seit der Vorbereitungsphase zu Solvency II – ab dem Jahr 2014 …

Und was ist mit der dritten Säule?

Beim Reporting geben uns 80 Prozent das Feedback, dass sie ganz angepasst sind. 20 Prozent sagen, dass es hier noch Marge gibt.

Gibt es weitere Veränderungen durch Solvency II?

Rund 50 Prozent der deutschen Versicherer geben an, dass sie ihre Durationslücke und das Portfoliorisiko allgemein reduziert haben. Wenn man sie fragt, was sich in ihrem Verhalten verändert hat, sagen etwas mehr als 50 Prozent, dass heute für sie SCR ein wichtigeres Investmentkriterium ist als die traditionelle Beziehung von Performance zu Risiko, also zu Volatilität.

Haben sich dadurch die Anforderungen an die Assetmanager geändert?

Ja, über 60 Prozent der Versicherer geben an, dass ihnen bei ihren Ausschreibungen wichtig ist, dass ihr Assetmanager ihnen alternative Strategien aufzeigt, um Performance zu erwirtschaften. Die Unternehmen wünschen sich Manager, die Erfahrung mit Portfoliomanagement innerhalb eines SCR-Budgets haben, dies auch belegen können, sowie ein gutes qualitatives Reporting liefern.

Gibt es denn genügend qualifizierte Spezialisten auf dem Markt?

Aus der Studie geht hervor, dass einige Versicherer nicht vollkommen zufrieden sind mit dem Reporting ihrer Assetmanager. Von daher würde ich sagen: Ja, es gibt durchaus Verbesserungsbedarf. Gerade jetzt, wo viele Unternehmen in alternative Assetklassen gehen, um mehr Rendite zu erwirtschaften, liegt die Herausforderung beim Manager, auch diese Assetklassen auf versicherungsspezifische Weise anzubieten. Heute nur noch von Performance und Risiko zu reden reicht nicht mehr aus. Ich denke, der  Assetmanager muss Partner an der Seite der Versicherer sein, wenn es darum geht, wie ich mein Portfolio in Bezug auf Rendite, Risiko und SCR optimiere. 

Ist Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern oder den USA ein schwieriger Markt für alternative Investments? Sind die deutschen Versicherer zurückhaltender?

Allgemein kann man sagen, dass deutsche Versicherer vielleicht etwas risikobewusster sind in ihrem Ansatz. Das heißt aber nicht, dass sie weniger als andere Europäer in alternative Assetklassen investieren. Deutsche Versicherer waren zum Beispiel auf der Immobilienseite sehr lange vor anderen Europäern aktiv und haben nicht nur in direkte Immobilien, sondern auch in indirekte, etwa in Infrastructure Debts, investiert. Laut der Studie sagen 67 Prozent der französischen Versicherer, dass für sie 2017 das Thema Alternatives an erster Stelle steht. Deutschland liegt aber mit 66 Prozent ganz dicht dahinter. Bei den britischen Versicherern sind es lediglich 45 Prozent. Für deutsche Versicherer war 2016  ein schwieriges Jahr, da die Renditen im Kernportfolio doch sehr niedrig lagen. Und da hat man natürlich nach Alternativen geschaut. Die Unternehmen haben natürlich Recht, auch alternative Investments risikobewusst anzugehen.

Ist es schwieriger für kleinere Versicherer, in alternative Investments zu gehen?

Sicher ist es  für große Versicherer, die mehr Ressourcen haben, schon etwas einfacher. Aber aus der Studie geht hervor, dass auch die kleineren Häuser Interesse zeigen.  Alle Versicherer haben 2016  in Bezug auf die Anpassung ihres Portfolios an Solvency II wirklich großartige Arbeit geleistet. Vielleicht kann man als kleiner Versicherer nicht alleine in eine alternative Assetklasse investieren, da man ein gewisses Gewicht am Markt braucht. Deshalb stehen wir kleinen Unternehmen mit unserer Reichweite, unseren Ressourcen und Expertise in alternativen Investments zur Seite und bieten ihnen somit Zugang zu den Opportunitäten dieser Assetklasse.

Ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung der Fintechs und Insurtechs für Sie ein wichtiges Thema oder hat das mit Ihnen erst einmal nicht so viel zu tun?

Für uns ist Digitalisierung, Big Data, Fintech, Robotech und so weiter ein wichtiges Thema, und zwar extern und intern. Zum einen beim eigentlichen Investieren. Wir sehen, dass in verschiedenen Märkten diese Entwicklungen immer wichtiger werden. Durch gutes Investieren in diese Trends können wir Mehrwert für unsere Investoren generieren. Wir haben zum Beispiel im Dezember 2016 einen Robotech-Fonds gelauncht. Auf der anderen Seite haben wir mehrere Projekte am Laufen, die darauf abzielen, uns selbst digitaler zu machen als Unternehmen, um wirklich auf Kundenbedürfnisse zu antworten. Etwa die Einheit Axa Strategic Ventures, die sich um Partnerschaften mit Fintechs und Start-ups kümmert. Der CEO der Axa-Gruppe, Thomas Buberl, hat vor einiger Zeit die Ernennung von Joyce Phillips bekanntgegeben, eine Digitalisierungs-Spezialistin, die alle Einheiten, die sich um Innovation kümmern, leiten wird. Das ist ein wichtiges Zeichen, dass sich unser Haus in diesem Feld auch weiter engagieren möchte.

Das komplette Interview mit Marie Niemczyk lesen Sie hier.

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