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2018 | Book

Soziale Arbeit und institutionelle Räume

Explorative Zugänge

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About this book

Angebote Sozialer Arbeit werden selten auf Basis ihres institutionellen Kontextes reflektiert. Mittels einer räumlichen Perspektive eröffnen die Beiträge besondere Sichtweisen auf Bedarfe von Klient*innen, fachliches Arbeiten des Personals und vielschichtige soziale Beziehungen ‚vor Ort‘. Anhand explorativer Fallstudien aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern Sozialer Arbeit werden soziale Ordnungen im Inneren der Einrichtungen rekonstruiert, die auf territoriale und gesellschaftliche Ausschließungsprozesse verweisen. Werden Einrichtungen der Sozialarbeit/Sozialpädagogik als institutionelle Räume gedacht, dann ergeben sich vielfältige neue Aspekte und Impulse, um professionelle Praxen reflexiv weiter zu entwickeln.
Der InhaltTheoretische Zugänge zu institutionellen Räumen Sozialer Arbeit • Forschungsperspektive und -programmatik zur Analyse Sozialer Arbeit in institutionellen Räumen • Frauenhaus als Schutzraum • Tageszentrum für wohnungslose Menschen als Abweichungsraum • Wohngemeinschaft von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung • Gebauter und gelebter Raum in der stationären Suchthilfe • Offene Jugendarbeit als raumbildende Praxis • Geschütze Werkstätten als institutionelle Räume • Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde aus sozialräumlicher Perspektive
Die HerausgeberDr. Marc Diebäcker ist Professor an der Fachhochschule Campus Wien.Dr. Christian Reutlinger ist Professor an der FHS St. Gallen und leitet das Kompetenzzentrum Soziale Räume.

Table of Contents

Frontmatter
Einrichtungen Sozialer Arbeit reflektieren – einleitende räumlich-assoziative Bezüge
Zusammenfassung
Die Kirche und der Souverän – beide dominierten die geistlichen und weltlichen Belange des Mittelalters. Beide waren spürbar in sämtlichen strukturellen Dimensionen und politischen Sphären. Beide entschieden, wie die Welt der Dinge sich (an) zu ordnen habe und damit über das Leben vieler Menschen. Ausgehend von dieser institutionellen Macht werden im einleitenden Kapitel spielerisch-assoziativ die Grundzüge des Verhältnisses von institutionellen Räumen und Sozialer Arbeit entwickelt. Inspiriert ist dieses Kapitel durch den Roman „Das Memorial“ des portugiesischen Literaturnobelpreisträgers José Saramago, in dem er den Bau des Palácio Nacional de Mafra und die unmenschlichen Bedingungen aus der Sicht des kleinen Mannes beschreibt. Die gebaute Welt schafft ungleiche soziale Beziehungen und hält sie auch aufrecht – auch durch und dank sozialarbeiterischer Praxis. Aufbauend auf diesem Grundzusammenhang wird herausgearbeitet, wie institutionelle Bezüge entstehen, wie sich Einrichtungen institutionalisieren und sich in gesellschaftlichen Verhältnissen ‚einrichten‘. Diese räumlich-assoziative Annäherung an das Thema des Sammelbandes wird schliesslich fortgesetzt in für Soziale Arbeit zentrale Prozesse des Errichtens, Ausrichtens und Anrichtens.
Marc Diebäcker, Christian Reutlinger
Einrichtungen Sozialer Arbeit als institutionelle Räume denken
Zusammenfassung
Gesellschaftlich benachteiligende, prekäre oder krisenhaften Lebenssituationen von Adressat*innen Sozialer Arbeit manifestieren sich in sozialen Einrichtungen. Dabei finden die Nutzer*innen von einrichtungsbezogenen Angeboten unterschiedlich durchlässige und offene soziale Ordnungen vor und müssen sich zugleich in einem gegenständlichen und materiell ausgestatteten Gefüge bewegen. Mit ihren vielfältigen Praktiken strukturieren Fachkräfte und Mitarbeiter*innen die sozialen Beziehungen und Ordnungen vor Ort mit und es konstituiert sich ein räumlich-verdichtetes Gefüge sozialer Ungleichheit. In dem Beitrag werden Einrichtungen Sozialer Arbeit als institutionelle Räume gedacht und anhand ausgewählter theoretischer Schlüsselbegriffe kritisch reflektiert. In sechs Schritten werden Begrifflichkeiten wie Totale Institution und Abweichungsraum, soziale Normen und soziale Ordnung, primäre und sekundäre Anpassung, Situation und Setting, alltägliche und professionelle Beziehungen sowie Zugang, Identität und Aneignung diskutiert, um eine raumrelationale Analyseperspektive zu entwerfen. So können die sozialen Dynamiken einrichtungsbezogener Sozialer Arbeit vor Ort raumrelational entlang zweier Perspektiven betrachtet werden: eine physisch-territoriale ‚horizontale‘ Dimension, die nach innen und außen gerichtet ist sowie eine organisatorisch-gesellschaftliche ‚vertikale‘ Dimension, die im Sinne räumlicher Maßstabsebenen abstrakt nach ‚oben‘ gerichtet ist.
Marc Diebäcker, Christian Reutlinger
Aufenthalt in einer stationären Therapieeinrichtung für suchterkrankte Menschen. Von Wartezonen und Schleusen, Visiten und Therapieplänen. Oder: Wie soziale Beziehungen den inneren Raum der Klinik konstituieren
Zusammenfassung
Diese Fallstudie zu einer stationären Therapieeinrichtung für suchterkrankte Menschen basiert auf einer Forschungsbewegung, die sich hinein und durch das Innere der Einrichtung begibt. Beobachtungen im Wartebereich, Eindrücke bei der Visite, Begegnungen im Klinikgarten oder Interaktionen bei offenen Angeboten verdichten sich zu Beziehungsbildern zwischen Personal und Patient*innen. Im hoch strukturierten Klinikalltag treten Hierarchien zwischen den Berufsgruppen, ihre komplexen Nähe- und Distanzverhältnisse zu den Patient*innen oder Differenzbildungsprozesse unter den Therapienutzer*innen selbst in den Vordergrund. Im Spannungsfeld zwischen räumlichen Funktionen und Nutzungsmustern von Patient*innen offenbaren sich Konformitätsdruck und Anpassungsverhalten ebenso wie widerständige Praktiken und Kritik. Orte, die abseits von Therapieangeboten mit Freizeitaktivitäten oder Grundbedürfnissen verbunden sind, werden für die Nutzer*innen zum Bezugspunkt, institutionelle um Regeln und soziale Normen zu thematisieren. Die Ergebnisse der qualitativen Sozialraumanalyse offenbaren vielfältige Wechselwirkungen zwischen gebautem und gelebtem Raum.
Marc Diebäcker, Anna Fischlmayr, Aurelia Sagmeister
Institutionalisierte Offenheit – Offene Kinder- und Jugendarbeit als pädagogische Ortsgestalterin
Zusammenfassung
Im Beitrag wird das Spannungsfeld zwischen Offenheit und Institutionalisierungsprozessen im Arbeitsfeld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit beleuchtet. Anhand eines Fallbeispiels wird im Beitrag zunächst herausgearbeitet, wie das konsequente Sich-Öffnen Jugendarbeitender einer bestimmten Gruppe Jugendlicher gegenüber zum Erfolg und zur Institutionalisierung eines boomenden Jugendzentrums führt. Mit der Einnahme einer räumlichen Perspektive, die auf unterschiedliche Praktiken pädagogischer Ortsgestaltung der Jugendarbeitenden fokussiert, lässt sich aufzeigen, dass die Flautephase, mit der sich die Jugendarbeitenden im Anschluss an die Erfolgsphase konfrontiert sehen, mit Schließungsprozessen erklärt werden kann. Diese stellen paradoxerweise genau die Kehrseite ihrer erfolgreichen Öffnungsprozesse gegenüber „ihren“ Jugendlichen dar, denn Öffnung gegenüber den einen Jugendlichen bedeutet im Fallbeispiel implizit eine Schließung gegenüber anderen Jugendlichen. Öffnende und schließende Praktiken der Jugendarbeitenden werden im letzten Teil des Beitrags unter Bezugnahme auf die von Burkhard Müller eingeführten Figuren des Siedlers und des Trappers genauer analysiert: Wie kann es Jugendarbeitenden gelingen, im alltäglichen „Dschungel“ ihrer offenen Arbeit handlungsfähig zu bleiben, ohne Jugendliche auszuschließen? Kann es überhaupt ein Öffnen ohne Schließen geben?
Bettina Brüschweiler, Ulrike Hüllemann, Christian Reutlinger
Ein Frauenhaus als institutionalisierter Geschlechterraum Sozialer Arbeit? Eine qualitative Fallskizze zu Ordnungen, Beziehungen und räumlichen Relationen
Zusammenfassung
Dieser Beitrag stellt ein Frauenhaus in Niederösterreich in den Mittelpunkt der institutionell-räumlichen Analyse. Dabei zeigt sich, dass die Einrichtung für die Nutzer*innen als Transit- oder Übergangsraum fungiert, in dem Sicherheit produziert und Unterstützung geleistet wird. Über eingeräumte Aneignungsmöglichkeiten kann ein „Gefühl von Zuhause“ und Sein-können hergestellt werden, wenngleich die institutionellen Bedingungen die Autonomie, Privatheit und Intimität der Frauen und ihrer Kinder begrenzen. Die durch eine feministisch-fachliche Praxis geprägte und von Solidarität getragene institutionelle Kultur im Fallbeispiel scheint eng mit den sozialen, reflexiven und politischen Haltungen der Mitarbeiterinnen, der unhierarchischen Teamkonstellation sowie der geringen Größe der Einrichtung verbunden zu sein. Mit dem Blick nach draußen zeigt sich, dass die Grenzziehung zwischen Innen- und Außenwelt eine wesentliche raumbildende Bedeutung für Frauenhäuser hat. Es ist das unumstrittene, zu gewährende Ziel der Sicherheit, aufgrund dessen die Einrichtung prioritär als Schutzraum gedacht wird und sich daher nach außen als unsichtbar zu positionieren versucht. Die im familiären und häuslichen Bereich erlittenen Gewalterfahrungen dehnen sich auf den öffentlichen Raum aus und konstituieren diesen als unsicher, bedrohlich und permanent gefährlich mit. So entsteht eine raumrelationale Konstellation von privat-männlichem Gewaltraum, öffentlich-männlich dominiertem Angstraum und teilprivat-weiblichem Schutzraum.
Anna Fischlmayr, Aurelia Sagmeister, Marc Diebäcker
Geschützte Werkstätten als institutionelle Räume sozialer Praxis
Zusammenfassung
Geschützte Werkstätten sind Orte, in welchen industrielle Produkte in oftmals handwerklicher Arbeit gefertigt werden. Es sind aber auch Orte, welche eine sozialstrukturelle Einbindung von Menschen ermöglichen, welche aus verschiedenen Gründen nicht am ersten Arbeitsmarkt teilhaben können. Davon ausgehend betrachtet der Beitrag von Thomas Schmid geschützte Werkstätten ergänzend als strukturell konstituierende und sozial wirkmächtige Orte handwerklichen Tuns, welches eingebettet in spezifisch-institutionelle Begebenheiten als relevantes Feld sozialer Praxis erschlossen und auf seine (sozial-)räumliche Dimension hin überprüft werden kann. Das primäre Erkenntnisinteresse des Autors liegt in der analytischen Erfassung eines sozial bedeutsamen und im institutionellen Raum verorteten praktischen Wissens sowie dessen Rezeption und konzeptuelle Einordnung durch die in diesem Kontext tätigen Fachpersonen. Die Grundlage hierfür bildet ein rekonstruktiver, praxissoziologisch begründeter und selbstreferenzieller Forschungsprozess, welcher mittels ethnografisch-partizipativen Methoden die wertnormative und routinierte Durchdringung praktischer Arbeitsprozesse aufspürt und professionellen Deutungsmustern gegenüberstellt. Mit Blick auf die institutionelle Spezifität einer so ergründeten sozialen Praxis wird darauf beruhend die räumlich-konstituierende Komponente handwerklichen Tuns im sozialarbeiterischen Setting geschützter Werkstätten hergleitet und analytisch begründet. Im Sinne des Löwschen Raumbegriffs (2015) wird handwerkliches Tun dabei als räumliche Praxis institutioneller Prägung konzeptualisiert. Die Einnahme einer so beschaffenen theoretischen Perspektive rückt räumliche und soziale Aneignungsprozesse in den Fokus, deren Bearbeitung sowohl für die professionelle Praxis als auch für den wissenschaftlichen Diskurs ergiebig und zuweilen notwendig scheint. Darauf Bezug nehmend schliesst der Beitrag mit Implikationen, welche eine derartige Annäherung an das professionelle Feld geschützter Werkstätten mit sich bringt.
Thomas Schmid
Mit Goffman institutionelle Räume denken. Eine vollbetreute Wohneinrichtung für Jugendliche mit Behinderung als Fallstudie
Zusammenfassung
Erving Goffmans Systematisierungen zu totalen Institutionen bieten vielfältige Anknüpfungspunkte zur Erforschung „durchlässigerer“ institutioneller Räume Sozialer Arbeit. Ausgehend von einer qualitativen Erhebung in einer vollbetreuten Wohneinrichtung für Jugendliche mit Behinderung werden Alltagssituationen aus Perspektive der Jugendlichen skizziert und mittels ausgewählter Goffmanscher Schlüsselbegriffe reflektiert: Relationen zwischen Innen- und Außenwelt oder zwischen persönlichen Territorien und Gruppenterritorien sowie Begrifflichkeiten wie Privilegiensystem, primäre und sekundäre Anpassung u. a. bilden Bezugspunkte der Interpretation. Die Ergebnisse weisen z. B.  darauf hin, dass die meisten Jugendlichen das „Nicht in der Einrichtung sein“ vor allem in spezialisierten Angebotsformen erleben und damit nur in begrenzten gesellschaftlichen Zonen der Außenwelt soziale Inklusion erfahren. Im Inneren der Einrichtung trägt das Personal der Wohneinrichtung die Verantwortung, die Bedürfnisse aller Jugendlichen zu organisieren und ihren Tagesablauf vorauszuplanen, was die Mitarbeiter*innen im Berufsalltag an die Grenzen ihres fachlich angezeigten Individualisierungsprinzips bringt. Der Beitrag veranschaulicht u. a., dass die begrenzten Durchlässigkeiten zwischen Innen- und Außenwelt, die abgestuften sozialen Ordnungen in Gemeinschaftsräumen, die unterschiedliche Zugänglichkeit zu privaten Zimmern oder die asymmetrischen Beziehungen zwischen Personal und jugendlichen Bewohner*innen in den Betreuungs- und Erziehungssettings das institutionelle Ziel, Identitätsentwicklung der Jugendlichen zu fördern, häufig konterkarieren. Für eine kritische und fachlich-reflexive Perspektive auf einrichtungsbezogene Angebote Sozialer Arbeit entfalten die Goffmanschen Schlüsselkategorien auch heute noch eine gewinnbringende Produktivität.
Marc Diebäcker, Sophie Gaidoschik
„Immer dieser Spagat“ – Spannungsfelder einer Schweizer Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde aus sozialräumlicher Perspektive
Zusammenfassung
Der Beitrag von Christina Vellacott und Tobias Kindler befasst sich mit Organisation und Praxis der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) in der Schweiz. Im Jahr 2013 wurde dort das 100-jährige Vormundschaftsrecht auf nationaler Ebene durch das neue Kindes- und Erwachsenenschutzrecht abgelöst. Seither ist es die KESB, welche den Schutz von Personen sicherstellt, die dazu selber nicht in der Lage sind. Rahmenbedingungen, Vorgaben und Organisation dieser neuen Behörde unterscheiden sich dabei kantonal stark. Vellacott und Kindler fokussieren auf eine spezifische Behörde in einem bestimmten Kanton und beschreiben im ersten Teil ihres Beitrags, wie sich die untersuchte KESB im Geflecht verschiedenster Kooperationspartner*innen positioniert bzw. auch bewusst abgrenzt. Im zweiten und dritten Teil werden die beobachteten professionellen Praktiken der KESB-Mitarbeitenden in den Blick genommen. Thematisiert wird die Überprüfung der Zuständigkeit durch die Mitarbeitenden sowie deren physisch-materieller, psychischer und struktureller Zugang zur betroffenen Klientel.
Christina Vellacott, Tobias Kindler
Vom Draußen- und Drinnensein. Wie sich manifeste Armut in einem Tageszentrum für wohnungslose Menschen verdichtet und sichtbar wird
Zusammenfassung
Im Zentrum dieses Beitrags steht ein Wiener Tageszentrum für wohnungslose, nicht-sozialversicherte Personen. Als privat finanziertes Angebot wendet es sich an Menschen, die aufgrund ihrer marginalisierten Lebenslage keinen Zugang zu sozialstaatlichen Leistungen haben. Das Forschungsinteresse richtete sich auf die Frage, wie sich unter Bedingungen gesellschaftlicher Ausschließung die sozialen Beziehungen und Ordnungen in der Einrichtung räumlich konstituieren. Auf Basis teilnehmender Beobachtungen macht die raumrelationale Analyse u. a. deutlich, dass das Tageszentrum für die Nutzer*innen als temporärer Ort der Zuflucht und Notversorgung fungiert und wichtige Überlebenshilfen bereitstellt. In der gleichzeitigen Angewiesenheit und Abhängigkeit kann das Angebot für die Betroffenen aber nur dann eine positive Erfahrung darstellen, wenn Kernbedingungen – etwa Empathie und Wertschätzung – gewährleistet sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die heterogenen Praktiken von Besucher*innen und Personal den institutionellen Raum des Tageszentrums maßgeblich mitkonstituieren. Ausgrenzungserfahrungen und soziale (auch konflikthafte) Bewältigungsstrategien der Nutzer*innen, differente fachliche Praktiken der Mitarbeitenden, oder der ‚Alltag auf der Straße‘ strukturieren die soziale Ordnung im Inneren der Einrichtung. Zugleich ist das fragile, soziale Geschehen im Tageszentrum geprägt von Mehrdeutigkeiten und Ambivalenzen, wodurch es sich einer homogenisierenden oder deterministischen Betrachtungsweise verschließt.
Marc Diebäcker, Aurelia Sagmeister, Anna Fischlmayr
Institutionelle Raumforschung – eine Programmskizze
Zusammenfassung
Soziale Arbeit ist institutionell eingebunden, (re-)produziert im Tun die institutionellen Zusammenhänge mit, schafft und gestaltet institutionelle Räume. Entkommen kann sie dieser Eingebundenheit nicht, jedoch die damit verbundenen Problematiken verstehen und einen reflektierten Umgang damit finden. Im abschließenden Beitrag wird auf Basis der im Band ausgeführten explorativen Zugänge zu einrichtungsbezogener Sozialer Arbeit ein institutionelles Raumforschungsprogramm skizziert. Ziel dieses Programms liegt darin, institutionelle Räume in ihrer alltäglichen (Re-)Produktion ebenso aufschließen zu können, wie in ihrer gesellschaftlichen Gewordenheit und Relationalität. Möglich wird dies durch folgende, im Kapitel grundlegend und gut verständlich hergeleiteten drei Bewegungsmuster: hinein in die Einrichtung gehend (erste Bewegungsfigur), das Innere einer Einrichtung begehend (zweite Bewegungsfigur) und schließlich hoch- und über die Einrichtung hinausgehend (dritte Bewegungsfigur). Während die ersten beiden Schritte methodisch ethnografisch inspiriert sind, verlässt der dritte Schritt diesen Kanon und erweitert die Perspektive programm- und diskursanalytisch. Dank dieses systematischen Vorgehensvorschlags wird die Relevanz ersichtlich, welche das aus einer institutionellen Raumforschung hervorgehende Wissen für eine weitere Professionalisierung Sozialer Arbeit hat. Nicht minder entscheidend ist dieses Wissen auch für die Aufrechterhaltung von Handlungsfähigkeit und Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten ihrer Adressat*innen. Schließlich hilft dieses Wissen, um als Profession (sozial-)politisch und damit gesellschaftsgestaltend wirken zu können.
Marc Diebäcker, Christian Reutlinger
Metadata
Title
Soziale Arbeit und institutionelle Räume
Editors
Prof. Dr. Marc Diebäcker
Prof. Dr. Christian Reutlinger
Copyright Year
2018
Electronic ISBN
978-3-658-19500-7
Print ISBN
978-3-658-19499-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-19500-7