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2001 | Book

Sozialwissenschaften und Militär

Eine kritische Analyse

Author: Franz Kernic

Publisher: Deutscher Universitätsverlag

Book Series : DUV: Sozialwissenschaft

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About this book

1. . , EINLEITUNG 9 2. MILITÄR UND GESELLSCHAFT - THEORIEANSÄTZE DER FRÜHEN SOZIOLOGIE 20 2. 1. Der Prozeß der Industrialisierung und der System- und Funktionswandel der militärischen Organisation in den modernen Gesellschaften 21 2. 2. Das klassische sozialwissenschaftliche »Inkompatibilitäts­ theorem« von militärischer Organisation und moderner Gesellschaft bei Comte, Spencer und Tocqueville 24 2. 3. Max Weber: Militärische Disziplin und der Prozeß der - tionalisierung von Herrschaft 29 3. POLITISCHE ÖKONOMIE UND MILITÄRISCHE ORGANISATION 33 3. 1. Klassenstruktur und militärische Gewalt: Von Marx und Engels zu Lenin 36 3. 2. Kapitalismus, Militarismus, Nationalstaat und Krieg - einige ausgewählte Erklärungsansätze des Neomarxismus 47 3. 3. Ökonomie und der »Geist des Militärs« 54 4. MILITÄR ALS FORSCHUNGSGEGENSTAND DER MODERNEN MILITÄRSOZIOLOGIE 62 4. 1. Zur Orientierung der modernen Militärsoziologie nach dem Zweiten Weltkrieg 62 4. 2. Grundlegung einer Sozialpsychologie des Soldaten 66 4. 3. Das Militär als Organisation 76 4. 4. Zum Verhältnis von Militär und Gesellschaft 81 4. 5. Militärische Gewalt aus einer Gender-Perspektive 88 5. ) DEMOKRATIE UND MILITÄR - ZUR AKTUALISIERUNG DES INKOMPATIBILlTÄTSTHEOREMS 95 5. 1. Das Inkompatibilitätstheorem moderner Prägung 97 5. 2. Sozialwissenschaftliche Kritik am Inkompatibilitätstheorem 99 5. 3. Wertewandel und militärische Organisation 105 5. 4. Politisches System und Militär- bzw. Wehrsystem 108 5. 5. Demokratie und Militär 116 6. - ZUR AKZEPTANZ- UND LEGITIMATIONSPROBLEMATIK MODERNER ARMEEN 130 6. 1. Akzeptanz von Militär und Sicherheitspolitik 132 6. 2. Rechtfertigungszwänge des Militärs in den modernen 140 demokratischen Gesellschaften 145 6. 3. »Renaissance des Militärischen«? 5 7.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Das zentrale Anliegen einer umfassenden Setzungsanalyse im Hinblick auf die unterschiedlichen sozialwissenchaftlichen Theorieansätze zur Erklärung und Deutung des Krieges bzw. des Militärs besteht darin, jene »Denkbewegungen« aufzugreifen und nachzuvollziehen, die die modernen Sozialwissenschaften in ihren Analysen zur Erforschung und Bestimmung der militärischen Gewalt vollziehen. Dies soll jedoch nicht nur in der Form einer bloßen Rekonstruktion erfolgen, sondern es gilt, in gleichem Maße nach den Voraussetzungen dieses Denkens zu fragen.
Franz Kernic
2. Militär und Gesellschaft — Theorieansätze der Frühen Soziologie
Zusammenfassung
Ansätze zu einer sozialwissenschaftlichen Theoriebildung im Hinblick auf das Verhältnis von Politik, Gesellschaft und Militär lassen sich bis in die Anfänge der modernen Soziologie im 19. Jahrhundert nachweisen. Die sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit der militärischen Gewalt unterschied sich dabei erheblich von allen früheren Versuchen zur Etablierung einer eigenen »Militärwissenschaft«, die sich primär als eine »Technik des Krieges« bzw. als Lehre und Forschung hinsichtlich der effizienten Vorbereitung von Streitkräften auf den Krieg verstand. Von ihrer Grundkonzeption her kann deshalb auch von einem kritischen Ansatz der modernen Soziologie zum Militär (als einer staatlichen wie gesellschaftlichen Institution) wie zum Krieg (als einem Feld staatlicher Politik wie gesellschaftlichen Handelns) gesprochen werden. Das Hauptaugenmerk der modernen Sozialwissenschaften galt deshalb seit den Anfängen dem »Verhältnis von Gesellschaft und Militär«, wobei zumeist das Militär als ein in die Gesellschaft eingebundenes Element (bzw. Teilsystem zum Gesellschaftssystem) verstanden wird, das historisch-gesellschaftlich spezifische Organisationsformen annimmt und bestimmte soziale Funktionen wahrnimmt.
Franz Kernic
3. Politische Ökonomie und Militärische Organisation
Zusammenfassung
Den Unvereinbarkeitsannahmen der frühen Soziologie im Hinblick auf die moderne Industriegesellschaft und den Krieg stand schon sehr früh eine vorwiegend an ökonomischen Fragen ausgerichtete Gesellschaftstheorie entgegen, die im Militärdienst, in den Rüstungsanstrengungen und kriegerischen Unternehmungen insgesamt einen durchwegs wichtigen Impuls für eine weitere technische, industrielle und wirtschaftliche Entwicklung sah.64 Natürlich gab es auch in diesem Bereich Stimmen, die die Produktivität der Streitkräfte radikal in Frage stellten; so beispielsweise um 1803 der Franzose Jean Bapiste Say (1767–1832), der die militärischen Kräfte und die Ausgaben des Krieges als ‘traurige Mittel’ bezeichnete,65 oder Francois Quesnay (1694–1774), für den die Soldaten der stehenden Heere den volkswirtschaftlich unproduktivsten Stand bildeten.66
Franz Kernic
4. Militär Als Forschungsgegenstand der Modernen Militärsoziologie
Zusammenfassung
Die moderne Militärsoziologie seit dem Zweiten Weltkrieg darf natürlich nicht als eine völlig homogene Wissenschaftsdisziplin mit vollkommen gleichgeschaltener Methodik, gleichen Fragestellungen und Forschungsstrategien angesehen werden, die letztlich alle auf ein und dieselbe wahre Erkenntnis des Gegenstandes Militär hinauslaufen. Die Entwicklung dieses Zweiges der Soziologie weist selbst Brüche auf, unterschiedliche Ansatzpunkte, divergierende Zielsetzungen und Leitbilder wissenschaftlichen Arbeitens, denen gefolgt wurde. Dies macht eine Übersicht erforderlich, die Auskunft darüber zu geben hat, von welchen Frage- und Problemstellungen diese sozialwissenschaftlichen Theorieansätze ausgehen, welcher Methoden sie sich dabei bedienen und zu welchen zentralen Ergebnissen sie auf ihren Wegen kommen. Dies soll in diesem Kapitel geleistet werden, d.h. es gilt zunächst die grundsätzlichen Orientierungsmuster der modernen Militärsoziologie aufzuzeigen (4.1.) und danach die einzelnen vorrangigen Ansätze mit ihren Themenfeldern näher darzulegen (4.2. bis 4.5.). Sie bilden gleichsam den Theorierahmen, innerhalb dem sich die heutigen sozialwissenschaftlichen Diskussionen und Forschungsbemühungen zu Fragen des Verhältnisses von Politik bzw. Gesellschaft und Militär bewegen.
Franz Kernic
5. Demokratie und Militär — Zur Aktualisierung des Inkompatibilitätstheorems
Zusammenfassung
Bereits unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg erschienen die klassischen soziologischen Theoreme im Hinblick auf das Verhältnis von Militär und moderner Gesellschaft durch die politische Realität überholt. Deshalb vollzog sich rasch eine deutliche Abkehr von den pazifistischen Annahmen in den Gesellschaftstheorien Comtes, Saint-Simons, Spencers und anderer.292 Das Inkompatibilitätstheorem von Militär bzw. Krieg und moderner Industriegesellschaft, das von der frühen Soziologie entwickelt worden war, schien durch die politischen Ereignisse der beiden Weltkriege überholt. Erst zur Mitte der 60er-Jahre unternahm Ludwig von Friedeburg den Versuch einer Neubearbeitung dieser klassischen militärsoziologischen Theorien, dies trotz oder gerade wegen der neuen Dimension, die der Krieg in den modernen Gesellschaften erlangt hatte.293 Friedeburg griff die von Saint-Simon und August Comte entwickelte These von der »Inkompatibilität« industrieller Arbeit und militärischer Gewalt auf, die sich vorwiegend auf die historische Frontstellung des Bürgertums gegen das feudalistische Herrschaftssystem des 18. Jahrhunderts bezog, und modifizierte das Theorem im Hinblick auf den modernen Gesellschaftskontext.294
Franz Kernic
6. Zur Akzeptanz- und Legitimationsproblematik Moderner Armeen
Zusammenfassung
Für die gesellschaftliche Stellung, Funktion und Rolle des Militärs in den modernen demokratischen Gesellschaften ist neben der Art und Weise der Eingliederung des Heeres in das politische System vor allem die lebensweltlich-konkrete »Einstellung« der Gesamtbevölkerung zu den Streitkräften bzw. zur Landesverteidigung und Sicherheitspolitik insgesamt von zentraler Bedeutung. Infolge der langen Periode eines »relativen Friedens« (Alltagssprache wie Geschichtsforschung kennen dafür sehr wohl den Begriff des »Kalten Krieges«) in Europa seit 1945 rückten Fragen nach der Notwendigkeit bzw. dem erforderlichen Umfang von nationalen Streitkräften und nach der Friedensfähigkeit von Militär in den Mittelpunkt gesellschaftlicher wie sozialwissenschaftlicher Diskussion. Das Militär stand plötzlich im Zentrum des gesellschaftlichen Bewußtseins, aber nicht aus einer Kriegsnotwendigkeit heraus, sondem vielmehr motiviert durch ein besonders großes Ausmaß an Friedenssehnsucht. Im politischen Alltagsgeschehen der 60er-, 70er- und 80er-Jahre drückte sich dies unter anderem in der Form der zahlreichen Friedens- und Anti-Kriegsbewegungen aus, im Feld der Wissenschaften durch neue Impulse in den Gebieten einer interdisziplinär angelegten Friedens- und Konfliktforschung.
Franz Kernic
7. Die Konzeption Moderner »Rationaler« Sicherheitspolitik
Zusammenfassung
Moderne »Sicherheitspolitik« verbindet sich mit einem Anspruch auf Rationalität. Die Momente der Kalkulierbarkeit und Berechenbarkeit der Sicherheitspolitik werden dabei in den Vordergrund gerückt, obgleich im Kleid der Sicherheitspolitik kaum etwas anderes steckt als die traditionelle Militär- und Kriegspolitik. Sicherheitspolitik definiert sich heute noch in erster Linie in einem militärischen Sinne, weshalb auch der Begriff einer »militärischen Sicherheitspolitik« grundsätzlich Verwendung finden kann. Mit der starken Betonung des Begriffs der Sicherheit stellt sich aber zugleich die Frage nach ihrem »Inhalt« in bezug auf die internationale Politik, konkreter gesagt, es gilt zu fragen, wie sicher eigentlich das heute dominante Konzept internationaler Beziehungen ist. Damit aber wird bereits ein Schritt weg von der traditionell vorherrschenden Bestimmung getätigt, wonach Sicherheit als eine Zielvorstellung gilt und sich die eigentliche Frage deshalb auf mögliche Wege zu konzentrieren habe, dieses Ziel zu erreichen.
Franz Kernic
8. Politik und Soziologie Jenseits Eines Denkens des Krieges ?
Zusammenfassung
Gleichsam allen pazifistisch ausgerichteten sozialwissenschaftlichen Theorieansätzen zum Trotz und zur Enttäuschung aller Hoffnungen moderner sozialer Bewegungen auf eine Ende des Krieges und ein Absterben der Militärapparate in den modernen Demokratien dokumentiert auch heute noch die militärische Gewalt ihre gesellschaftliche Präsenz. Daß zur Jahrtausendwende auf dem europäischen Kontinent heftige kriegerische Auseinandersetzungen stattfinden, in die zahlreiche westlich demokratische Staaten unmittelbar involviert sind, mag als eine Rückkehr zu einer Real- oder Machtpolitik jenseits utopischer Friedenswünsche gewertet werden. So mancher mag darin sogar eine unabdingbare Notwendigkeit erblicken, die modernen westlich-demokratischen Gesellschaften auf eine neue Runde politischer Konfrontationen einzustimmen, auf einen weiterhin zu bewältigenden »Überlebenskampf« im neuen Jahrtausend.
Franz Kernic
Backmatter
Metadata
Title
Sozialwissenschaften und Militär
Author
Franz Kernic
Copyright Year
2001
Publisher
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-663-08955-1
Print ISBN
978-3-8244-4473-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-08955-1