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2019 | Book

Soziologische Arbeitsmarkttheorien

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About this book

Die Arbeit stellt die erste Einführung und Übersicht zu soziologischen Arbeitsmarkttheorien im deutschsprachigen Raum vor und versucht einen Brückenschlag zwischen Wirtschafts- und Arbeitsmarktsoziologie. Anhand eines mehrdimensionalen Systematisierungskonzeptes werden arbeitsmarkttheoretische Erklärungsansätze aus verschiedenen sozialtheoretischen Forschungsrichtungen vorgestellt und anhand ihrer zentralen Aussagen und empirischen Schlussfolgerungen miteinander verglichen.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Im Einleitungskapitel wird die zentrale Idee des Buches entwickelt. Die Arbeit verfolgt das Ziel, verschiedene und über unterschiedliche soziologische Forschungsfelder verstreute Ansätze zur Ungleichheitsstruktur des Arbeitsmarktes darzustellen, sie anhand ihrer sozialtheoretischen Grundannahmen, gegenstandsbezogenen Aussagen und zeitdiagnostischen Thesen zu systematisieren und miteinander zu vergleichen. Hierzu wird zunächst eine allgemeine Einführung in die soziologische Arbeitsmarktforschung vorgenommen, um den Forschungsgegenstand näher zu bestimmen und die Arbeit thematisch zu verorten. Anschließend wird das Verfahren des Theorienvergleichs vorgestellt und erste forschungsleitende Hypothesen zur Systematisierung der ausgewählten Ansätze formuliert. Das Kapitel schließt mit einigen konzeptionellen Anmerkungen, einer kompakten Übersicht der Gliederung des Buches und einer Danksagung.
Simon Weingärtner
Kapitel 2. Die (post-)neoklassische Arbeitsökonomik als Referenz- und „Negativfolie“
Zusammenfassung
Fast alle arbeitsmarkt- und wirtschaftssoziologischen Beiträge beziehen sich entweder kritisch-konstruktiv oder negativ-abgrenzend auf die ökonomietheoretischen Ansätze der Neoklassik bzw. deren Weiterentwicklungen im Rahmen der Neuen Institutionenökonomik. Daher ist es für eine vergleichende Analyse soziologischer Arbeitsmarkttheorien unabdingbar, sich mit den einschlägigen wirtschaftswissenschaftlichen Ansätzen auseinanderzusetzen. In diesem Kapitel werden daher die Grundannahmen der mikroökonomischen Neoklassik zum „Homo Oeconomicus“, zum Standardmodell des (Arbeits-)Marktes sowie der Humankapitaltheorie vorgestellt. Anschließend wird mit den drei Theoriesträngen der Neuen Institutionenökonomik (Property-Rights-, Principal-Agent- und Transaktionskostentheorie) auf die wichtigsten arbeitsmarkttheoretischen Weiterentwicklungen eingegangen, die versuchen, die abstrakten Modellannahmen der orthodoxen Neoklassik schrittweise zu konkretisieren. Das Kapitel schließt mit einer kurzen Zusammenfassung und Kritik der einschlägigen ökonomischen Konzeptionen und zeigt deren Implikationen für die Arbeitsmarktsoziologie auf.
Simon Weingärtner
Kapitel 3. Feld I: Akteur/ökonomische Logik
Zusammenfassung
Die Ansätze aus Theoriefeld I stützen sich für die Beschreibung der ökonomischen Grundlogik von Arbeitsmarktmechanismen auf Ideen aus der Mainstream-Ökonomik und erweitern diese nach dem Prinzip der „abnehmenden Abstraktion“ (Lindenberg) um verschiedene soziologische Theorieelemente. Die Ökonomie wird hier als eigenlogisches Subsystem der Gesellschaft konzeptualisiert, das von vielfältigen sozialen Faktoren beeinflusst wird. Es werden zwei Ansätze vorgestellt, die das große Potenzial einer sozialtheoretisch erweiterten Ökonomik deutlich werden lassen, indem sie auf Grundlage mikroökonomischer Annahmen in Verbindung mit unterschiedlichen soziologischen Theoriebausteinen jeweils eine arbeitgeber- und eine arbeitnehmerzentrierte Erklärungsstrategie wählen. Einmal der mikrofundierte sozialökonomische Ansatz von Nienhüser, der ein soziologisch geschultes Konzept auf Basis der Transaktionskostentheorie vorlegt. Zum anderen wird der schließungstheoretische Ansatz der Sozialstrukturforscher Giesecke und Groß eingeführt und im Kontext unterschiedlicher Forschungslinien der Schließungstheorie (Sørensen, Parkin, Murphy, Collins) verortet.
Simon Weingärtner
Kapitel 4. Feld II: Struktur/ökonomische Logik
Zusammenfassung
Die Ansätze in Theoriefeld II teilen mit den im vorangegangenen Kapitel vorgestellten Beiträgen die Auffassung, dass ökonomische Logiken den Prozess der Arbeitsmarktstrukturierung dominieren. Der Schwerpunkt der Erklärungsstrategie liegt hier allerdings nicht auf den Handlungsproblemen der ökonomisch interessierten Arbeitsmarktparteien, sondern auf ökonomischen Strukturen, die individuelle Handlungsmöglichkeiten einschränken. Es werden zwei neuere Ansätze vorgestellt, die sowohl in Bezug auf ihre Theoriearchitektur, als auch in ihren Zeitdiagnosen starke und kontrastierende Annahmen formulieren. Die Mitglieder der Jenaer Forschungsgruppe um Klaus Dörre sind die ProtagonistInnen der neo-marxistisch inspirierten Prekarisierungsforschung, welche die Annahme einer weitgehenden und im Finanzmarktkapitalismus irreversiblen Vermarktlichung stark macht. Im Kontrast dazu gehen Köhler et al. in ihrem modernisierten Segmentationsansatz von einer dynamischen Spaltung des Arbeitsmarktes aus. Zur Einführung in den Grundgedanken der Segmentationsforschung wird einleitend der sog. „Münchner Segmentationsansatz“ (Lutz/Sengenberger) skizziert.
Simon Weingärtner
Kapitel 5. Feld III: Akteur/soziale Logik
Zusammenfassung
In Theoriefeld III lassen sich arbeitsmarkttheoretische Ansätze verorten, die im Sinne der individualistischen Handlungstheorie vom Akteur ausgehen und den Einfluss außerökonomischer Faktoren auf wirtschaftliche Handlungs- und Entscheidungssituationen hervorheben. Ökonomisches Handeln wird hier als genuin soziales Handeln begriffen, das in unterschiedlichem Maße durch ökonomische und außerökonomische Ziele motiviert sein kann und sich insofern nicht auf eine Präferenz für den geldwerten Vorteil und individuelle Nutzenmaximierung reduzieren lässt. Als Beispiel aus dieser „Theoriefamilie“ dient erstens die neoinstitutionalistische Studie von Hinze, welche die Bedeutung von Vor- oder Leitbildern, kulturellen Mustern oder gesellschaftlich dominanten Narrativen für die betriebliche Beschäftigungspolitik hervorhebt. Zum besseren Verständnis werden Hinzes Ansatz ein paar grundlegende Anmerkungen zur akteurstheoretischen Variante des soziologischen Neoinstitutionalismus vorangestellt. Der zweite diskutierte Beitrag ist der tauschtheoretische Ansatz von Brose, Goedicke und Diewald, der sich auf einen Rational-Choice-theoretischen Modellrahmen stützt und Beschäftigungsverhältnisse als doppelte Tauschbeziehung konzeptualisiert, die Beschäftigte einerseits mit dem Betrieb und andererseits mit ihrem sozialen Umfeld (Haushalt) eingehen.
Simon Weingärtner
Kapitel 6. Feld IV: Struktur/soziale Logik
Zusammenfassung
Anders als in den vorangegangenen Kapiteln werden in Theoriefeld IV insgesamt vier Ansätze vorgestellt, um die Breite der soziologischen Theoriediskussion zu dokumentieren, die mittlerweile auch in der soziologischen Arbeitsmarktforschung angekommen ist. Hier werden Theorien mittlerer Reichweite verortet, die sich mit ungleichen Positionsstrukturen am Arbeitsmarkt befassen, dabei Strukturphänomene analytisch in den Fokus rücken und soziale Logiken wie Macht- und Herrschaftsverhältnisse, gesellschaftlich hegemoniale Narrative, Normen oder institutionelle Ordnungen entweder als dominante oder zumindest mit der Wirtschaft gleichwertige Einflussgrößen behandeln. Im Einzelnen sind dies der auf Konzepten von Pierre Bourdieu und Michel Foucault aufbauende poststrukturalistisch-feldtheoretische Ansatz von Eversberg, der auf Elementen der Luhmannschen Systemtheorie basierende Ansatz von Schröder, der historisch-institutionalistische Ansatz von Bosch et al. sowie die historisch-neoinstitutionalistische Feldtheorie von Fligstein.
Simon Weingärtner
Kapitel 7. Zusammenfassung und Forschungsperspektiven
Zusammenfassung
Im Schlusskapitel erfolgt eine ausführliche Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse des Theorienvergleichs. Hierzu werden nochmals die einzelnen Ebenen des Vergleichskonzepts vorgestellt und alle Beiträge anhand ihrer zentralen Annahmen in einem Koordinatensystem soziologischer Arbeitsmarkttheorien verortet. Um die Leistungsfähigkeit der Systematisierung zu dokumentieren, werden die gewonnenen Erkenntnisse nachfolgend auf aktuelle Forschungsfragen bezogen und einige Schlussfolgerungen für die soziologische Arbeitsmarktforschung formuliert. Konkret werden mit der Digitalisierung der Arbeitswelt, der Transnationalisierung von Arbeitsmärkten sowie der Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt drei Problemkomplexe beleuchtet, die in aktuellen soziologischen Debatten eine wichtige Rolle spielen und auch von der zeitgenössischen Arbeitsmarktforschung in unterschiedlichem Maße aufgegriffen wurden und werden (müssen). Das darauffolgende Unterkapitel zeigt anhand ausgewählter Ansätze aus Theoriefeld IV (Eversberg, Fligstein) mögliche Perspektiven für die soziologische Arbeitsmarktforschung auf. Die Arbeit schließt mit einigen allgemeinen Überlegungen zum Verhältnis von Arbeitsmarkt- und Wirtschaftssoziologie.
Simon Weingärtner
Backmatter
Metadata
Title
Soziologische Arbeitsmarkttheorien
Author
Dr. Simon Weingärtner
Copyright Year
2019
Electronic ISBN
978-3-658-23743-1
Print ISBN
978-3-658-23742-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23743-1