Skip to main content
Top

1994 | Book

„Stadtmarketing“

Konturen einer kommunikativen Stadtentwicklungspolitik

Author: Dr. Phil. Ilse Helbrecht, Dipl. Geographin

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Book Series : Stadtforschung aktuell

insite
SEARCH

About this book

Niemand schreibt eine Arbeit allein, erst recht keine Doktorarbeit. Und so ist es für mich nicht nur eine Frage des guten Stils, sondern ein ehr­ liches Anliegen, mich bei den Mitgliedern des Geographischen Instituts der TU München zu bedanken. Für sprachliche Korrekturen und kritische Hinweise bin ich Robert Geipel sehr dankbar. Wenn der PC streikte oder der Drucker nicht mehr wollte, war Andreas Kagermeier hilfreich zur Stelle. Jürgen Pohl brachte mich durch seine manchmal zynische Kritik immer wieder auf berechtigte Distanz zum eigenen Gegenstand; er half mir mit vielen Hinweisen und Bemerkungen über die Jahre hinweg. Ralf Popien war als Mitdoktorand und Leidensgenosse ein wichtiger Gesprächspartner für mich. Reinhard Wießner verfolgte die Fertigstellung der Kapitel Schritt für Schritt und gab mir durch die Korrektur des jeweils letzten die Sicherheit für das Schreiben des nächsten. Nicht zuletzt aber haben die beiden Gutachter entscheidenden Anteil an dem Entstehen der Arbeit. Bernhard Butzin, dem ich seit den Anfängen meines Geographiestudiums viel fachliche Orientierung verdanke, brachte mich überhaupt erst auf das Thema und gab mir viele Anregungen zum Aufbau der Arbeit. Günter Heinritz hat sich nicht nur wahrhaft doktorväterlich erwiesen, indem er das Schluß­ wort mit mir am Vatertag besprach. Ohne seine Unterstützung und sein Zeitmanagement, die Befreiung von Lehrveranstaltungen und die kon­ struktive Kritik hätte die Arbeit nicht entstehen können. Ihm gilt mein besonderer Dank.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einführung
Zusammenfassung
Die Stadt Frankenthal beginnt 1987 auf der Basis einer Imageanalyse ein städtisches Entwicklungskonzept unter dem Stichwort “Stadtmarketing” zu erarbeiten. Politik, Wirtschaft und Verwaltung ziehen an einem Strang, um die Attraktivität ihrer Gemeinde mit neuen Maßnahmen und Konzepten zu erhöhen. Noch im gleichen Jahr schlägt der Oberbürgermeister von Schweinfurt die Gründung eines Lenkungsausschusses für Stadtmarketing vor und richtet kurz darauf die erste Planstelle für Stadtmarketing in der bundesdeutschen Kommunalverwaltung ein (vgl. SCHEYTT 1990, S. 199). 1988 folgt die Stadt Wuppertal und beauftragt ein Expertenteam aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Hochschule, ein “Marketing-Konzept für unsere Stadt” zu entwerfen (vgl. WUPPERTAL 1988). Ein Jahr später verkündet das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr die Förderung von drei öffentlichen Modellprojekten, in denen Citymanagement — ein 1989 synonym zum Stadtmarketing verwendeter Begriff — als dauerhafte Partnerschaft in der Stadt zwischen öffentlichen und privaten Akteuren erprobt werden soll. Kurz darauf zieht das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (BMBau) nach und schreibt ebenfalls zwei Projekte aus, in denen Citymanagement als neues Instrument der Stadtentwicklung experimentell erforscht werden soll.
Ilse Helbrecht
2. Stadtentwicklungspolitik im Postfordismus
Zusammenfassung
Mit den Diskussionen zum Stadtmarketing werden die bisherigen Formen kommunaler Entwicklungspolitik grundlegend in Frage gestellt. Stadtentwicklung als öffentliches Handlungsfeld scheint mit dem Profil einer Stadt als Unternehmen kaum — oder nur um den Preis revolutionärer Veränderungen im kommunalen Selbstverständnis — vereinbar zu sein. Inwieweit es sich beim Stadtmarketing um eine “Revolution” staatlichen Handelns auf kommunaler Ebene oder eine Evolution sich permanent verändernder Formen gesellschaftlicher Steuerung handelt, oder vielleicht auch nur um eine argumentative Sackgasse, die sich mehr aus Modetrends denn aus ernstzunehmenden Überlegungen speist, läßt sich nur vor einem weiter aufgespannten Fragehorizont beantworten (vgl. Abb. 1). So wirft die Innovation Stadtmarketing Fragen im gesellschaftstheoretischen Kontext auf (Kap. 2.1): Liegt Stadtmarketing im Trend oder ist es nur eine Erscheinung des Zeitgeistes? Wie sehen die zukünftigen Formen staatlichen Handelns aus? Welche Formen lokalpolitischer Steuerung entsprechen dem gesellschaftlichen Steuerungsbedarf? Zeichnet sich im Stadtmarketing eine grundsätzliche Neuordnung des Verhältnisses von Gesellschaft, Politik und planender Verwaltung ab?
Ilse Helbrecht
3. Forschungsdesign und Methodik
Zusammenfassung
Die gesellschafts- und raumtheoretischen Vorüberlegungen liefern ein Verständnis der Entstehungshintergründe der Innovation Stadtmarketing. Mit welchen Instrumenten und Organisationsformen die Stadtentwicklung jedoch durch Stadtmarketing gesteuert wird, kann nur bruchstückhaft aus der Theorie abgeleitet werden (Privatisierung, Selbsthilfe, Deregulierung usw.). Um fundierte Aussagen hierzu zu treffen, sind empirische Untersuchungen notwendig. Die Konzeption eines Forschungsdesigns muß dabei auf die spezifischen Charakteristika des Untersuchungsgegenstands Rücksicht nehmen:
  • Es liegen kaum langjährige Erfahrungen vor. Die meisten Ansätze hierzu sind weniger als drei bis vier Jahre alt.
  • Viele Projekte sind nicht am Reißbrett entworfen worden, sondern haben sich kontinuierlich entwickelt und lernend von einem Schritt zum nächsten fortbewegt.
  • Stadtmarketing ist kein fest definierter Begriff. Unter dem Deckmantel einer marketingorientierten Terminologie verbergen sich die unterschiedlichsten Konzepte.
Ilse Helbrecht
4. Deutsche und internationale Erfahrungen mit Marketingansätzen in der Stadtentwicklung
Zusammenfassung
Schon seit Mitte der 70er Jahre hat sich ein bedeutender Wandel der Stadtentwicklungsplanung in den Vereinigten Staaten vollzogen, der unter den Stichwörtern Public-Private Partnership, die unternehmerische Stadt, Gewinnteilung (profit-sharing), Risikobereitschaft (risk-taking), Aushandlungsprozesse (dealmaking) und strategische Planung diskutiert wird. Public-Private Partnership läßt sich definieren als die “Bildung von Kommissionen oder Institutionen, denen gleichberechtigt Vertreter der privaten Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltungen angehören” (HÄUSSERMANN 1992, S. 27). Die Motive für die Versuche, die Grenzen zwischen Markt und Plan zu verwischen und Vorteile beider Steuerungssysteme zu verbinden, sind vor allem pragmatischer Natur. Die spezifische Art der US-amerikanischen Partnerschaft zwischen privater und öffentlicher Hand beruht auf raumstrukturellen, politischen und planerischen Voraussetzungen des amerikanischen Entwicklungsmodells.
Ilse Helbrecht
5. Neue Experimente im Stadtmarketing: Die bayerischen Modellprojekte
Zusammenfassung
Die empirische Untersuchung orientiert sich an Methoden der qualitativen Sozialforschung (vgl. Kap. 3.2). In einem ersten Schritt wurde eine Aktenanalyse durchgeführt. Sie bezog sich auf sämtliche vom verantwortlichen Citymanager geführten schriftlichen Unterlagen. Durch die Einsicht in den Schriftverkehr mit der Gemeinde, Finanzplanungen, Strategiepapiere, Protokolle, Sitzungsberichte usw. wurde ein erster Überblick über Verlauf, Inhalte und Probleme in den jeweiligen Projekten erreicht. Die Aktenanalyse bot hierbei den Vorteil, daß der Projektverlauf (im Gegensatz zu punktuellen Interviews) über einen längeren Zeitraum erfaßt wurde. Der Entwicklungs- und Entscheidungs-prozeß, Akteursbeziehungen, Problempunkte, präzise Hinweise auf erbrachte Leistungen usw. wurden in Grundzügen erkennbar.
Ilse Helbrecht
6. Stadtmarketing als Versuch einer Basisdemokratie: Ried im Innkreis
Zusammenfassung
Bei der Langzeituntersuchung des Stadtmarketingprojektes Ried i. I. standen die Motivationen der Akteure, sich ändernde Verhaltensweisen und Handlungsstrategien der Beteiligten im Mittelpunkt. Die wissenschaftlichen Aussagen stützen sich hierbei neben der Aktenanalyse auf die Methode der Beobachtung. Gegenüber qualitativen Interviews fallen bei dieser Art laufender Feldforschung Verzerrungen durch nachträgliche Legitimationsstrategien der Beteiligten aus (vgl. HEUER/ROESLER 1984, S. 247). Dafür entstehen neuartige Probleme zwischen Distanz und Nähe, Teilnahme und Beobachtung sowie verdeckter oder offener Ermittlung.
Ilse Helbrecht
7. Stadtmarketing: Bilanz und Perspektiven
Zusammenfassung
Die abschließende Diskussion von Stadtmarketing als neuer Form der Stadtentwicklungspolitik vollzieht sich in drei Schritten. Zunächst werden die Fallstudienergebnisse in den übergeordneten bundesrepublikanischen Zusammenhang eingeordnet. Ziel ist die Herausarbeitung eines “Grundmodells” von Stadtmarketing, das den common sense der bisherigen Projekterfahrungen in Bezug auf die Zielsetzungen, Organisation und Methodik skizziert (Kap. 7.1). Die empirische Generalisierung der Fallstudienergebnisse beruht methodisch auf Expertinneninterviews mit Vertreterinnen des Deutschen Städtetags, der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für VerwaltungsVereinfachung (KGST), der Gemeinden und privaten Beratungsfirmen sowie Literaturanalysen. Daran anschließend wird Stadtmarketing als Politiknetzwerk lokaler Eliten gesellschaftstheoretisch diskutiert, um es auf seine demokratische Legitimität und zukünftige Tragfähigkeit hin zu beurteilen (Kap. 7.2). Erst nach diesem Analyseschritt läßt sich das Verhältnis von Stadtmarketing und Stadtplanung näher bestimmen (Kap. 7.3). Die Frage, ob Stadtmarketing die traditionelle Stadtentwicklungsplanung ersetzen wird oder nur ergänzt, hat entscheidenden Einfluß auf die Bestimmung der zukünftigen Strukturen der Stadtentwicklungspolitik (Kap. 7.4).
Ilse Helbrecht
Backmatter
Metadata
Title
„Stadtmarketing“
Author
Dr. Phil. Ilse Helbrecht, Dipl. Geographin
Copyright Year
1994
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-663-16310-7
Print ISBN
978-3-663-16311-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-16310-7