Siemens lässt seinen Industriestandort in Berlin, die Siemensstadt, umgestalten. Entstehen soll ein Zukunftsort, in den das Unternehmen bis zu 600 Millionen Euro investieren will. Im Rahmen eines Wettbewerbs entschied man sich nun für einen Entwurf.
Rendering mit atmosphärischer Darstellung.
Siemens AG
Im Oktober 2018 hatte das Technologieunternehmens Siemens bekanntgegeben, sein bislang geschlossenes Industrieareal in Berlin, die Siemensstadt, zu einem "Smart District" zu entwickeln – modern soll es werden und von vielfältiger Nutzung geprägt sein. Damit wird ein Aspekt aufgegriffen, der bereits 2007 in der Leipzig Charta empfohlen wurde. Demnach sollen Wohnen, Arbeiten und Freizeit in den Städten wieder stärker miteinander vermischt werden, wie im Kapitel "Baunutzungsverordnung (BauNVO)" des Springer-Fachbuchs "Flächenmanagement in der Immobilienwirtschaft" erklärt wird. So werden die Städte spannender, lebendiger und sozial stabiler. Außerdem seien Städte mit einer starken Mischung von Nutzungen ökonomisch weniger krisenanfällig, heißt es weiter. Die Vorteile einer Nutzungsmischung für den Städtebau und warum sie den Umweltschutz, die sozialräumlichen Verhältnisse und deren gesellschaftliche Implikationen unterstützt, all dies erläutert zudem Andreas Feldtkeller im Kapitel "Städtebau: Quartiere offen für Vielfalt" des Springer-Fachbuchs "Die kompakte Stadt der Zukunft". Das Gebiet der Siemensstadt umfasst rund 70 Hektar und liegt in Berlin Spandau. 1897 wurde dort der Grundstein für die Siemensstadt gelegt. Nun also "Siemensstadt 2.0".
Aus Entwürfen von 18 Architektur- und Stadtplanungsbüros entschied sich die im Rahmen eines Wettbewerbs eingesetzte Jury Anfang Januar 2020 für einen Gemeinschaftsentwurf des Berliner Büros Ortner und Ortner Baukunst zusammen mit Capatti Staubach Urbane Landschaften. In der Begründung heißt es unter anderem: "Dies ist ein Entwurf, der respektvoll mit den historischen Gebäuden umgeht, und sie gleichzeitig in eine zeitgemäße Nutzung führt." So sei es den Planern gelungen, sowohl die heutigen Bedingungen für eine Wohn- und Arbeitsstadt zu erfüllen, als auch ausreichend Raum für künftige Entwicklungen zu lassen.
Hochhaus und Platz bilden Zentrum des neugestalteten Areals
Der Entwurf sieht ein Zentrum vor, das von einem Hochhaus mit einem davor liegendem Platz, dem "Stadtplatz", geprägt wird. Dass solche Räume, also Plätze, von essentieller Bedeutung für Stätde sind, legt Christa Reicher im Kapitel "Bausteine der Stadt" des Springer-Fachbuchs "Städtebauliches Entwerfen" dar. Unter anderem beschreibt sie, dass der öffentliche Raum mit seinem Netz an Straßen und seiner Folge von Plätzen Ausdruck der Lebensqualität einer Stadt ist, gleichzeitig aber auch ein Indikator der jeweiligen Gesellschaft. Der Charakter des öffentlichen Raumes sei Ausdruck einer bestimmten Kultur und Lebensweise. Die Architekten und Planer von Ortner und Ortner Baukunst sehen in Berlin neben diesem Zentrum weitere 60 Meter hohe Bauten vor, die die Eingänge zum Areal markieren sollen. Die einstigen Schaltwerkhallen wollen sie zum Teil für öffentliche und kulturelle Nutzungen umgestalten, das Schaltwerkhochhaus soll Raum für Wohnungen, Büros und ein Hotel Raum bieten. Überhaupt sollen sämtliche Erdgeschosszonen durchgängig und öffentlich sein.
Dieser neue Smart District, in den Siemens bis zu 600 Millionen Euro investieren will und der eine Strahlkraft weit über die Grenzen von Berlin hinaus entwickeln soll, wird den Entwürfen zufolge im Betrieb CO2-neutral arbeiten. Berücksichtigt werden sollen darüber hinaus innovative Mobilitätskonzepte und Lösungen des Klimaschutzes sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung, die das Internet of Things oder Künstliche Intelligenz eröffnen. 2022 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden, bis dahin die Planungs- und Genehmigungsprozesse durchlaufen sein.