Stöber, J. (2012). Battlefield Contracting. Die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland im Vergleich. Wiesbaden: VS Verlag, 233 S., ISBN: 978-3531185972, € 34,95

Auszug

Auslagerungsentscheidungen (Outsourcing) in militärischen Auslandseinsätzen werden vom aufmerksamen Zeitungsleser schnell mit dem Irakeinsatz und der Firma Blackwater USA/Xe/Academi in Verbindung gebracht. Bisweilen bleibt allerdings unberücksichtigt, dass der Privatsektor bereits seit langem von westlichen Industrienationen als Quelle der strategischen Ressourcenallokation in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Betracht gezogen wird – wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß. Mit Battlefield Contracting legt Jan Stöber eine empirisch gehaltvolle Studie vor, die wesentlich zu einem qualitativ verbesserten Verständnis über die Auslagerungsaktivitäten westlicher Industrienationen beiträgt. Stöber untersucht die Vorreiterländer USA und Großbritannien sowie die Nachzüglerländer Deutschland und Frankreich im Hinblick auf ihre Outsourcing-Strategien und ergänzt diese länderspezifische Analyse um einen Exkurs auf die Europäische Union sowie die NATO. Im Mittelpunkt des Buches stehen dabei zwei miteinander verbundene Forschungsfragen: „1) Was sind die für das Outsourcing relevanten institutionellen Rahmengefüge und wie gestalten sich diese in den einzelnen Ländern? 2) Was sind die mit dem Outsourcing verbundenen Herausforderungen und wie gehen die einzelnen Länder damit um?“ (S. 18). Vor dem Hintergrund dieser Fragestellungen zeigt sich bereits, dass Stöber in Battlefield Contracting eine praxisorientierte Perspektive einnimmt, um Handlungsempfehlungen aus den ermittelten lessons learned für Streitkräfte, Industrie und Politik abzuleiten. Analog dazu steht ein fokussiert-strukturierter Vergleich der Auslagerungspraxis der einzelnen Länder im Mittelpunkt der Analyse. Dieser wird entlang dreier übergeordneter analytischer Dimensionen (institutionelle Rahmenbedingungen sowie vertragliche und militärische Herausforderungen) und auf Grundlage eines elfgliedrigen Vergleichsdesign durchgeführt. Im Verlauf des Buches erfährt der Leser viel über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den jeweiligen Ländern. Danach hat die Streitkräfterationalisierung gepaart mit einer signifikanten Zunahme an Auslandsmissionen in allen Fällen schlichtweg zu einer Ressourcenlücke geführt. Während die Streitkräfte sich auf ihre militärischen Kernfähigkeiten konzentrieren, werden additive Leistungen im Bereich von Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen komplexer Waffensysteme und Informationstechnologien zugekauft. Allerdings bestehen auch deutliche Unterschiede im Ausmaß und der Bandbreite des Auslagerungsverhaltens. Das Vorreiterland USA lagert in nahezu allen Teilen des militärischen Dienstleistungsbereichs aus, also auch in sensiblen Bereichen wie der nachrichtendienstlichen Analyse. Die Nachzüglerländer Deutschland und Frankreich konzentrieren sich vorwiegend auf Logistik-, Wartungs- und Instandhaltungsleistungen und greifen dabei im Unterschied zu den USA und Großbritannien auf kleinere Unternehmen oder aber Serviceeinheiten von Rüstungsunternehmen zurück. Unterschiede zeigen sich auch in der Vertragsausgestaltung. So zum Beispiel Deutschland, das im Unterschied zu den USA und Großbritannien vorwiegend auf restriktive und kurzangelegte Verträge setzt, die im Unterschied zu lang angelegten, relationalen Verträgen eine enge Bindung an den Anbieter nicht vorsehen und in der Regel eine Festpreisbindung beinhalten. Im Gegenteil versuchen Deutschland und Frankreich durch sogenannte Rückfalloptionen (eigene Kapazitäten im Falle eines Leistungswegfalls) ihre Abhängigkeit vom Privatsektor möglichst gering zu halten. …