Strategisches Controlling 4.0

In einer Zeit tiefgreifenden Wandels verändert die Digitalisierung sämtliche Bereiche der Wirtschaft. Technologien wie das Internet der Dinge, Cloud-Computing und Künstliche Intelligenz treiben die Industrie 4.0 voran, deren Ziel es ist, Produktion und Prozesse stärker zu automatisieren und so individuelle Kundenanforderungen kosteneffizient umzusetzen. Diese Entwicklungen führen zu neuen Möglichkeiten in der Datennutzung, die unter anderem die betriebswirtschaftliche Steuerung optimieren sollen. Dabei stellen die Durchgängigkeit und Präzision aller Unternehmensdaten eine essenzielle Grundlage dar. Die Auswirkungen auf das Controlling sind erheblich, da die Digitalisierung die Methoden und Aufgaben des strategischen Controllings erheblich beeinflusst und teilweise sogar neu definiert.

Digitalisierung bedeutet heute weit mehr als das bloße Übertragen analoger Daten in digitale Formate. Sie umfasst drei zentrale Ebenen: Erstens Digitization, die Umwandlung analoger Aktivitäten in digitale; zweitens Digitalization, die technologische Verknüpfung und Automatisierung digitaler Datenströme; und schließlich die digitale Transformation, die umfassende Prozess- und Geschäftsmodellanpassungen durch neue Technologien ermöglicht. Diese Ebenen stellen für Unternehmen sowohl Chancen als auch Herausforderungen dar, da digitale Technologien bestehende Prozesse optimieren, aber auch völlig neue Geschäftsmodelle und Kundenbeziehungen schaffen. Insgesamt ist die digitale Transformation ein fortlaufender Prozess, der Innovationsfähigkeit, Agilität und das Engagement der Mitarbeitenden erfordert.

Das strategische Controlling sollte Digitalisierung nutzen, um das Management durch Effizienzsteigerungen und datenbasierte Entscheidungsvorbereitungen besser zu unterstützen. Dabei gibt es sieben spezifische Digitalisierungsansätze, die Prozesse, Instrumente und Steuerungssysteme optimieren. Der strategische Informationsprozess im Controlling integriert interne und externe Datenquellen, um die Strategieumsetzung und relevante Markttrends kontinuierlich zu überwachen. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, die Rolle des Controllings als „Single Source of Truth“ zu bewahren, was eine geeignete IT-Architektur mit Data-Warehouse- und Data-Lake-Elementen erfordert. Business-Analytics-Tools und dabei insbesondere Werkzeuge des maschinellen Lernens ermöglichen es schließlich, datenbasierte und zukunftsorientierte Analysen für fundierte strategische Entscheidungen durchzuführen.

Das Digital-Business-Management-Modell (DBM) bietet einen strategischen Rahmen, um digitale Geschäftsmodelle und die Digitalisierung des Controllings zu steuern. Dabei übernimmt das Controlling eine zentrale Rolle als Change Agent und Rationalitätssicherer, um die richtigen digitalen Weichen für das Unternehmen zu stellen und eine fundierte, zukunftsorientierte Transformation zu gewährleisten. Das Modell betont drei Dimensionen: Nutzung, die den Kundenfokus verstärkt, Anwendung, die wettbewerbsfördernde Technologielösungen unterstützt, und Technik, die operative Exzellenz anstrebt. Controller nutzen Instrumente wie Customer-Journey-Analysen, Predictive Analytics und KPIs, um Kundenerlebnisse zu verbessern und Effizienzpotenziale aufzudecken. Im digitalen Umfeld verschiebt sich der Wettbewerb zunehmend auf die Ebene der Geschäftsmodelle, die durch eine starke Daten- bzw. Digitalisierungsstrategie gestützt werden.

Der digitale Wandel fordert vom strategischen Controlling eine Neuausrichtung und umfassende Integration datenbasierter Ansätze. Dabei muss das Controlling nicht nur neue Technologien einführen, sondern auch eine flexible, agile Kultur fördern, die kontinuierliches Lernen und Anpassung ermöglicht. Ein datengetriebenes Controlling setzt auf Business Analytics mit Künstlicher Intelligenz, um schnelle Entscheidungen zu ermöglichen und Echtzeitdaten zu nutzen. Die IT-Abteilung nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein und wird zunehmend in strategische Prozesse eingebunden. Eine gezielte Entwicklung digitaler Kompetenzen, unterstützt durch Weiterbildungen und agile Methoden, ist essenziell, um die Transformation erfolgreich umzusetzen. Die Einführung flexibler Strukturen und eine Roadmap mit klaren Phasen sichern den Übergang zu einem adaptiven, dynamischen Controlling.

Das Strategische Controlling 4.0, das den hohen Erwartungen an diese Bezeichnung gerecht werden will, sollte zwei zentrale Entwicklungsstränge aufbauen: „Digitalisierung des Controllings“ (DC) und „Controlling der Digitalisierung“ (CD). Der erste Strang umfasst sieben einzelne Ansätze, die den Prozess der Digitalisierung im Controlling fördern. Der zweite Ansatz zielt darauf ab, dass strategische Controller gezielte Projekte bzw. Maßnahmen identifizieren, um die Digitalisierung des Geschäftsmodells wirkungsvoll voranzutreiben. Hierbei bietet das Digital-Business-Management-Modell eine fundierte Grundlage. Um diesen Weg erfolgreich zu beschreiten, sind eine Kultur des Experimentierens (Trial-and-Error) und eine enge Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung unerlässlich. Offensichtlich erfordert ein Strategisches Controlling 4.0 ein erweitertes Kompetenzprofil – neben klassischen Controlling-Fähigkeiten sind tiefere Kenntnisse über digitale Geschäftsmodelle sowie Know-how in IT und Data Science gefragt. Für die unternehmensindividuelle Umsetzung dieser Entwicklung bietet sich eine 5-Phasen-Roadmap als Basis für einen unternehmensindividuellen Fahrplan an.