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29-09-2020 | Stressmanagement | Schwerpunkt | Article

Die neue Arbeitswelt mit Achtsamkeit erobern

Author: Dr. Martina Dopfer

4:30 min reading time

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Achtsamkeit und Transformation gehören zusammen. In der neuen Arbeitswelt, in der Führung auf Augenhöhe wichtiger wird, kommt niemand um Achtsamkeit herum. Forschungen bestätigen: Achtsamkeitspraxis fördert Konzentration, Empathie und Kreativität. 

2016 erklärte der Zukunftsforscher Matthias Horx Achtsamkeitsberater zur neuen Konkurrenz für McKinsey & Co. New Work und die Fragen um die Zukunft der Arbeit haben der Debatte um Achtsamkeit in Unternehmen weiteren Schwung gegeben. Wer erwartet, dass die Mitarbeiter selbstorganisiert das Unternehmen mitgestalten, agil handeln und innovative Geschäftsmodelle vorantreiben, kommt an der Achtsamkeit nicht vorbei.

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2019 | Book

Achtsamkeit und Innovation in integrierten Organisationen

Ein Leitfaden für digitale Pioniere und bewusste Zukunftsgestalter

Dieses Buch verbindet Methoden der Achtsamkeit mit Innovationsinstrumenten. Autorin Martina Dopfer demonstriert darin, wie Sie diese aktiv in den Organisations- und Arbeitsalltag integrieren können.

Achtsamkeit ist mehr als eine Feel-Good-Maßnahme

Dabei ist Achtsamkeit weit mehr als eine Feel-Good Maßnahme. Wöchentliches Yoga fördert zwar die geistige und körperliche Flexibilität. Doch der Sprung hin zu einer agilen Organisation ist damit nicht geschafft. Ebenso wenig reicht es aus, regelmäßig am Donnerstagmorgen Mitgefühlsmeditationen anzubieten, nur um das Mitgefühl im nächsten OKR-Meeting zu vergessen. Achtsamkeit bedeutet präsent sein mit dem ,was jetzt ist – wertungsfrei.

Die Forschung um das plastische Gehirn befasst sich seit den 2000er Jahren mit der Betrachtung von Gehirnarealen von Meditationspraktikern und sogenannten Novizen. Sie bestätigt: Regelmäßige Achtsamkeitspraxis in Form von Meditationen, Reflexionsübungen und Bewegung fördern Fokus, Empathie und Kreativität – wichtige Bausteine für digitale Skills.

Fokus durch Achtsamkeit erhöhen

Die Microsoft Canada Studie stellte bereits 2015 fest, dass unsere durchschnittliche Konzentrationsspanne durch Smartphones & Co. von zwölf auf acht Sekunden gesunken ist. Gerade am Arbeitsplatz nehmen Konzentrations- und Fokusfähigkeit durch zunehmende Störungen ab.

Vibrierende Smartphones und Benachrichtigungen lösen Stress aus. Sie aktivieren die Amygdala, welche uns einst vor unmittelbaren Lebensgefahren, etwa dem Angriff eines Säbelzahntigers, schützen sollte. Es folgt eine erhöhte Kortisolausschüttung und unsere Bereitschaft zu kämpfen, zu flüchten oder in Starre zu verfallen. Die Digitalisierung erhöht den Stress. Gleichzeitig verringert sich die Konzentrationsfähigkeit. Erhöhter Stress über einen längeren Zeitraum reduziert auch Empathie- und Mitgefühlsvermögen sowie Offenheit und Kreativität.

In unserem Gehirn befinden sich zwischen 80 bis 100 Milliarden Neuronen, die durch synaptische Verbindungen unsere Gehirnzellen befähigen miteinander zu kommunizieren. Regelmäßige Achtsamkeitspraxis kann schon nach sechs bis acht Wochen eine Veränderung des Gehirns bewirken. Atemmeditationen fördern beispielsweise Fokus und Konzentrationsfähigkeit. Übungen zur Wahrnehmung von Sinnesempfindungen reduzieren die Degeneration des präfrontalen Kortex, unter anderem zuständig für Erinnerungs- und Planungsvermögen. Meditationen zum Mitgefühl stärken die Empathie. Bewusste Pausen und offene Gewahrsamsmeditationen schaffen Platz für verrückte Ideen.

Agilität beginnt im Kopf

Agilität beginnt im Kopf und steht in enger Verbindung zu digitalen Skills wie Fokus, Miteinander und Kreativität. New Work entsteht von Innen und aus dem einzelnen Menschen im Unternehmen heraus. Die gute Nachricht ist: Wir können unser Gehirn wie einen Muskel trainieren. Das hat nicht nur Effekte auf unser Arbeitsleben, sondern weit darüber hinaus.

Gezielte Methoden für Mitarbeiter und Führung, Teams und Organisationen sind leicht in den Arbeitsalltag integrierbar.

Der Atem-Anker erhöht den Fokus

Nehmen Sie sich dafür 5-10 Minuten Zeit und suchen Sie sich einen ruhigen Ort. Entspannen Sie Ihren Körper und beginnen Sie, neugierig und ohne darauf einzugreifen, den Atem zu beobachten. Wie fließt der Atem? Wohin fließt er? Wie tief ist der Atem? Bleiben Sie einfach dabei und erfahren Sie bewusst, die Wellen, die mit jeder Ein- und Ausatmung entstehen.

Dem Meeting-Marathon begegnen

Oft lässt sich an der Häufigkeit der Termine nichts ändern. Man kann aber lernen, besser mit ihnen umzugehen. Zum Beispiel kann die Zeit zwischen den Meetings dafür genutzt werden, für eine Minute die Augen zu schließen und dreimal durchzuatmen. Wenn man den Meeting-Raum betritt, kurz innehalten und den Raum dann voller Präsenz betreten – und den vorangegangenen Termin so hinter sich lassen.

Das How-Are-You-Dashboard fördert Selbst-Mitgefühl und Empathie 

Fragen Sie sich anhand der Darstellung: Wie geht es mir heute eigentlich in Hinblick auf Gesundheit, Spiel und Spaß, Beruf und Beziehungen. Markieren Sie Ihre Antwort auf den Pfeilen und schreiben Sie danach, ohne abzusetzen fünf Minuten lang alles auf, was Ihnen zu Ihren Antworten einfällt.

Die Übung kann auch ein toller Einstieg in Teammeetings sein. Hier erzählt jeder kurz, wie es ihm/ihr gerade bzgl. einem ausgewählten Themenbereich aus dem Dashboard geht.  


Der achtsame Start ins Team-Meeting

Führen Sie achtsame Check-Ins zu Beginn von Terminen ein, um allen die Chance zu geben, ganz im Treffen anzukommen und um den Fokus zu erhöhen. Sie können die Meetings zum Beispiel mit einer Minute der Stille beginnen oder alle Teilnehmer bitten, je drei Impressionen des heutigen Tages zu teilen.

Wenn Achtsamkeit zu einem Leitfaden für das Miteinander wird, kann sie das Wohlbefinden, die Kreativität und die Veränderungsfreude der Menschen im Unternehmen beleben. Letztlich bringt uns Achtsamkeit schlicht zu dem zurück, was uns als Menschen ausmacht. Sie erhöht unser Bewusstsein für uns als Menschen, für unsere Fähigkeiten und Potentiale. Sie fördert auch die Wertschätzung der Fähigkeiten und Potentiale der Menschen um uns. Das ist wahre Führung von Innen heraus, welche die Grundlage für New Work, Selbstorganisation und Transformation bildet. 

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