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2017 | Book

Strukturwandel der industriellen Beziehungen

,Industrial Citizenship' zwischen Markt und Regulierung

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About this book

In grundlegend überarbeiteter Neuauflage vermittelt das Lehrbuch in kompakter Weise Einsichten in die dynamischen Prozesse der Regulierung von Arbeitsverhältnissen abhängig Beschäftigter. Analysiert werden die deutschen industriellen Beziehungen aus der Perspektive ihres strukturellen Wandels. Der systematischen Einführung in den Objektbereich und dem konzisen historischen Abriss schließt sich die Darstellung des 'reifen' dualen Systems der Interessenvertretung mit seinen Institutionen und Akteuren inkl. des Staates an. Der sozialstrukturelle Wandel seit dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts in den Dimensionen Technik, Arbeitsmarkt und Wirtschaft bildet den Hintergrund der Kapitel über die Veränderungen in den Arenen der Betriebsverfassung und der Tarifautonomie, die mit aktuellen empirischen Forschungsergebnissen dokumentiert werden. Ihre Ergänzung findet die Analyse in einer evolvierenden europäischen Ebene der industriellen Beziehungen mit Euro-Betriebsrat und Sozialem Dialog. In einem Ausblick werden die Friktionen und Umbrüche diesseits und jenseits des dualen Systems resümiert.

Table of Contents

Frontmatter
Chapter 1. Begriff und Gegenstand
Zusammenfassung
Bei dem Begriff Industrielle Beziehungen handelt es sich ebenso wie bei dem – in den Sozialwissenschaften synonym verwandten – Begriff der Arbeitsbeziehungen um eine wörtliche Übersetzung der englischen Begriffe Industrial Relations bzw. Labour Relations. Beide Begriffe sind mittlerweile in den deutschen wissenschaftlichen Sprachgebrauch eingegangen; daneben finden wir die – vor allem von den publizistischen Medien benutzten und von Arbeitgeberseite bevorzugten – Begriffe „Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen“ und „Sozialpartnerschaft“ sowie, kontrapunktisch zur „Sozialpartnerschaft“, auch den Terminus „Konfliktpartnerschaft“ (s. dazu unter 2.4).
Walther Müller-Jentsch
Chapter 2. Historische Entwicklung der industriellen Beziehungen
Zusammenfassung
Unter den zahlreichen historischen Voraussetzungen der Herausbildung und Entwicklung industrieller Beziehungen sind die beiden folgenden als grundlegend anzusehen: 1. die Entstehung freier Arbeitsmärkte, die sich in Westeuropa schon vor dem Industriezeitalter nicht nur für Tagelöhner und Gesinde ausbreiteten (Braudel 1986: 46ff.) und 2. die Entstehung des Fabriksystems in der ersten Industriellen Revolution (Michel 1948; Eggebrecht u.a. 1980: 193ff.).
Walther Müller-Jentsch
Chapter 3. Interessenvertretung im dualen System
Zusammenfassung
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 waren die Gewerkschaftshäuser besetzt, die Organisationen zerschlagen und die betrieblichen Interessenvertretungen aufgelöst worden. Für die Regelung der Tarifverhältnisse und des Arbeitsschutzes wurden vom Staat sog. „Treuhänder der Arbeit“ eingesetzt, die als Reichsbeamte dem Reichsarbeitsminister unterstellt waren.
Walther Müller-Jentsch
Chapter 4. Staatliche Regulierung: Zwischen Konzertierung und Deregulierung
Zusammenfassung
Als „Arenen“ der Selbstregulierung konfliktiver Arbeitsbeziehungen sind Tarifautonomie und Betriebsverfassung mit staatlicher Sanktionsleihe ausgestattet; der staatliche Gesetzgeber schuf ihnen einen eigenen Gesetzesrahmen. Die substantielle Regelung der Arbeitsverhältnisse blieb damit weitgehend der Autonomie der dafür zuständigen Akteure überlassen. Somit bleiben Lohn- und Gehaltseinkommen in der Regel das Ergebnis von dezentralen Verhandlungen und Marktprozessen.
Walther Müller-Jentsch
Chapter 5. Sozialstruktureller Wandel und wirtschaftliche Globalisierung
Zusammenfassung
Die Arbeit, nach Marx eine „ewige Naturnotwendigkeit“, änderte ihre Formen und ihren Charakter im Verlaufe der Geschichte mal langsamer, mal schneller.
Walther Müller-Jentsch
Chapter 6. Offensive des Managements und neue Rolle der Betriebsräte
Zusammenfassung
Mit der Globalisierung der Märkte und der zunehmenden weltweiten Vernetzung aller Arten ökonomischer Aktivitäten stieg der Druck zur wettbewerbs- und kapitalmarktorientierten Restrukturierung von Unternehmens- und Arbeitsorganisationen. Deren Hauptstichworte heißen: Dezentralisierung, Flexibilisierung, Selbstregulierung. Ihre Hauptakteure sind zwar die Manager, aber die in Deutschland etablierten, verrechtlichten Arbeitsbeziehungen machen eine erfolgreiche Reorganisation von Arbeits- und Produktionsprozessen weiterhin von der Kooperation der Betriebsräte abhängig.
Walther Müller-Jentsch
Chapter 7. Krise und Reform der Tarifpolitik
Zusammenfassung
Dem relativen Bedeutungszuwachs der Betriebs- und Personalräte steht ein relativer Bedeutungsverlust der Gewerkschaften gegenüber. Bereits ein simpler Vergleich macht dies deutlich: Während die DGB-Gewerkschaften bei den Betriebsratswahlen seit vier Jahrzehnten mit relativ geringen Schwankungen drei Viertel der Betriebsrats-Mandate erzielen konnten (Müller-Jentsch/Ittermann 2000: 218; Wassermann 2002: 54; Greifenstein u.a. 2014: 17), haben sie seit Anfang der 1990er Jahre fast die Hälfte ihrer Mitglieder verloren (vgl. Tabelle 2). Auch die offiziellen gewerkschaftlichen Vertretungsorgane im Betrieb, die Vertrauensleute, stecken in einer Krise.
Walther Müller-Jentsch
Chapter 8. Europäisierung der industriellen Beziehungen
Zusammenfassung
Der bisher fortgeschrittenste transnationale Wirtschaftsraum, der neben den wirtschaftlichen Verflechtungen und Institutionen auch politische und sozialpolitische Einrichtungen kennt, ist der europäische. Die Europäische Union (EU) ist weit mehr als eine Freihandelszone und auch mehr als eine internationale Organisation; sie ist ein supranationales Gebilde mit spezifischen Regulierungs- und Steuerungsfunktionen. Stefan Leibfried und Paul Pierson (1998) sprechen von einem sich entwickelnden „Mehrebenen-System staatlichen Handelns“ mit einer evolvierenden „sozialen Dimension“.
Walther Müller-Jentsch
Chapter 9. Ausblick
Diesseits und jenseits des dualen Systems
Zusammenfassung
Der Strukturwandel der industriellen Beziehungen, dessen Darstellung und Analyse Gegenstand der voranstehenden Kapitel war, ist nicht abgeschlossen. Als deutliche Konturen zeichnen sich ab: Dezentralisierung, Flexibilisierung und Verbetrieblichung der nationalen kollektiven Regelungen. Durch die Zunahme von Formen direkter Partizipation verlängerte sich das System der dualen Interessenvertretung nach „unten“ – gleichsam zu einer weiteren Arena – sowie nach „oben“ durch die Etablierung einer europäischen Ebene der industriellen Beziehungen.
Walther Müller-Jentsch
Backmatter
Metadata
Title
Strukturwandel der industriellen Beziehungen
Author
Walther Müller-Jentsch
Copyright Year
2017
Electronic ISBN
978-3-658-13728-1
Print ISBN
978-3-658-13727-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-13728-1