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22-04-2020 | Talentmanagement | Schwerpunkt | Article

Weniger Chancen für Gen Z und Babyboomer?

Author: Annette Speck

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Beschäftigte in Deutschland beurteilen ihre beruflichen Möglichkeiten optimistischer als die meisten anderen Europäer. Doch die jüngsten und ältesten Arbeitnehmenden fühlen sich altersdiskriminiert. Dabei haben sie gefragte Kompetenzen.

"In Deutschland sind viele Menschen davon überzeugt, dass ihnen der Arbeitsmarkt ausreichend Möglichkeiten zur beruflichen Verwirklichung bietet. Zugleich wissen viele nicht, wie sie diese Chancen für sich nutzen können." Dieses Fazit zieht Barbara Wittmann, Country Managerin DACH bei Linkedin, mit Blick auf die Ergebnisse des Linkedin-Opportunity-Index 2020. Vor allem zwei Befindlichkeiten der Deutschen, die die Studie zutage fördert, sind hierbei hinderlich: Das Gefühl von Altersdiskriminierung bei Jung und Alt sowie das Gefühl von Zeitmangel.

Für die Studie von Linkedin und GfK wurden im Herbst 2019 mehr als 30.000 Menschen in 22 Ländern (Deutschland: 2.025) rund um den Globus dazu befragt, wie sie ihre beruflichen Chancen und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten einschätzen.

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Generationenvielfalt aktiv gestalten! – Auf dem Wege zu einem neuen Verständnis von Arbeit und Alter

Alle Altersgruppen verfügen über besondere Talente, Befähigungen und Erfahrungen, die es wertzuschätzen und zu nutzen gilt. Im Zuge des demografischen Wandels erhält die optimale Potenzialnutzung eine immer größere Bedeutung.

Manchen Beschäftigten fehlt Zeit, anderen Geld

Demnach beklagen in Deutschland insbesondere die Generation Z (18- bis 22-Jährige) und die Babyboomer (55- bis 65-Jährige) altersbedingte Hürden auf dem Arbeitsmarkt. Für die Jungen ist dabei fehlende Arbeitserfahrung sowie mangelnde Führung beziehungsweise Orientierung das größte Problem. Die Älteren leiden hingegen vor allem unter der Sorge, von jüngeren Bewerbern verdrängt zu werden.

Einig sind sich alle Generationen in Deutschland darüber, dass Zeitmangel sie am stärksten daran hindere, ihre Wünsche zu verwirklichen. Global betrachtet sieht das anders aus: Dem Opportunity Index zufolge stellt für die meisten Menschen Geldmangel die größte Hürde für die Selbstverwirklichung dar. Dass "Geld als universales Inklusionsmedium moderner Gesellschaften" unverzichtbar ist, betont auch Christoph Deutschmann, wenn er feststellt: "Das Medium Geld vermittelt nicht nur den Zugang zu materiellen Gütern, sondern auch die Chance, Freunde einzuladen, Restaurants und Kulturveranstaltungen zu besuchen, höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben, politisch aktiv zu sein usw." (Seite 95)

Was sich die Deutschen wünschen

Was sie ihren Wünschen näherbringt

Was sie von ihren Wünschen abhält

Zeit mit Freunden/Familie (34%)

Veränderungsbereitschaft (76%)

Zeitmangel (23%)

Körper und Geist aktiv halten (33%)

Bildung (70%)

Finanzieller Status (22%)

Jobsicherheit (33%)

Gleichberechtigter Zugang zu Verwirklichungschancen (69%)

Alter (22%)

Ein Job, den ich liebe (32%)

Richtige Netzwerke haben (68%)

Gesundheit (18%)

Ein Job mit guter Work-Life-Balance (28%)

Übertragbare Qualifikationen (66%)

Schwieriger Arbeitsmarkt (17%)

Quelle: Opportunity Index 2020 von Linkedin

Schwellenländer glauben an Erfolg durch harte Arbeit

Wie der Index zeigt, ist im internationalen Vergleich das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und eine positive Entwicklung bei den jungen Generationen sowie in Schwellenländern am größten. Ganz vorn liegen Indien, Indonesien und China. In Europa schätzen die Niederländer ihre Chancen am optimistischsten ein, gefolgt von Deutschen und Schweizern.

Breiter Konsens besteht länder- und generationsübergreifend darin, dass Erfolg aus harter Arbeit resultiert (81 Prozent Zustimmung) und die Bereitschaft erfordert, sich Veränderungen zu stellen (80 Prozent). Diese Erkenntnisse passen zu Falk B. Eckerts Befund über "die Lebensentwürfe und Selbstbilder als individuelle biografische Orientierungsmuster der arbeitnehmerischen Mitte". Erwerbsarbeit biete "die Möglichkeit, dass Einzelne sich produktiv, leistungsbereit, aktiv und tätig darstellen können, um ein modernes, arbeitendes Subjekt zu sein, das soziale Resonanz und eigene Identität erfährt." (Seite 325)

Berufliches Vorankommen durch Netzwerke

Kurz gesagt: Der moderne Mensch definiert sich stark über Arbeit und berufliches Fortkommen. Hierfür halten laut der Linkedin-Studie weltweit drei von vier Befragten berufliche Netzwerke, gleichen Zugang zu Entwicklungsmöglichkeiten sowie Bildung für sehr wichtig. Wie die Untersuchung aber auch feststellt, beteiligt sich nur gut ein Fünftel am Networking. Und die Realität zeigt zudem, dass der tatsächliche Zugang zu Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten längst nicht der formulierten Bedeutung entspricht.

Vor dem Hintergrund seiner biografischen Untersuchungen der Arbeitnehmermitte hierzulande befürchtet Springer-Autor Eckert, dass das einstige Aufstiegs- und Integrationsversprechen der Arbeitnehmergesellschaft nicht länger trage. Es entwickle und etabliere sich eine Zweidrittelgesellschaft, in der ein Drittel in prekären und abstiegsgefährdeten Lagen lebt, während zwei Drittel relativ sicher integriert seien. (Seite 325)

Beim Personal kein Potenzial verschenken

Doch in Zeiten des demografischen Wandels, in denen händeringend Fachkräfte gesucht werden und die Menschen später in Rente gehen, gilt es für Unternehmen, alle Potenziale optimal zu nutzen. "Vom Erfahrungsschatz der Babyboomer können nachfolgende Generationen immens profitieren - und die Generation Z bringt wertvolle neue Ideen in das Unternehmen", sagt Linkedin-Expertin Barbara Wittmann.

Die Kunst ist es allerdings, mit dem Wissen um ihre Ängste und Befindlichkeiten "verschiedene Alter gut (zusammen) zu führen". Sabine Schröder-Kunz sieht hier die Führungskräfte in der Pflicht, negative Alterssterotype zu hinterfragen und aufzulösen. Es müssten insbesondere Wege gefunden werden, damit ältere Mitarbeiter länger motiviert, gesund und engagiert arbeiten können/wollen und ihr Know-how einbringen. Für eine altersgerechte Führung sei Selbstreflexion der Führungskräfte der erste Schritt, so die Autorin (Seite 178).

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