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1999 | Book

Technology Assessment

Eine Managementperspektive Bestandsaufnahme — Analyse — Handlungsempfehlungen

Authors: Prof. Dr. Jürgen Weber, Dr. Utz Schäffer, Dirk Hoffmann, Titus Kehrmann

Publisher: Gabler Verlag

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Table of Contents

Frontmatter
A. Einführung
Zusammenfassung
Grundlage für die traditionelle Sicht der Technikfolgenabschätzung (TA) 1 ist die Hypothese, daß Technik neben den erwünschten Auswirkungen („Primärvorteilen“) auch nicht beabsichtigte (Neben-) Wirkungen, indirekte, oft mit großer Verzögerung eintretende Effekte (Folgenwirkungen zweiter und höherer Ordnung) und kumulative und synergetische Effekte für die gesamte Gesellschaft haben kann.2 Neben dieser traditionellen Sicht der TA gibt es verschiedene Entwicklungsmuster und Strömungen innerhalb der TA-Landschaft, die im folgenden Abschnitt kurz beleuchtet werden sollen.
Jürgen Weber, Utz Schäffer, Dirk Hoffmann, Titus Kehrmann
B. Bestandsaufnahme der deutschen TA-Landschaft
Zusammenfassung
Im Rahmen einer zunächst möglichst wertungsfreien Bestandsaufnahme wird in Abschnitt B.2 ein Überblick über den Umfang und die Struktur der deutschen TA-Landschaft gegeben. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Einordnung in den historischen und gesellschaftlichen Kontext, der zur Ausprägung einer spezifischen und differenzierten deutschen TA-Landschaft geführt hat. Im Anschluß an die Bestandsaufnahme aus einer Makroperspektive werden in Abschnitt B.3 die wichtigsten spezialisierten Anbieter von TA-Dienstleistungen in strukturierten Einzelbetrachtungen vertiefend untersucht.53 Die Darstellung der TA-Einrichtungen erfolgt in der Reihenfolge der in Ab-schnitt B.2.1 dargestellten, historisch bedingten Entwicklungsphasen und in Form standardisierter Steckbriefe, die jeweils aus drei Teilen bestehen:
  • Hintergrund: In diesem Abschnitt werden Entwicklungen, die zur Gründung der jeweiligen Institution geführt haben, sowie grundlegende Informationen hinsichtlich Organisation und Rechtsform beschrieben.
  • Zielmuster und Aufgaben: In diesem Teil wird untersucht, welche der Zielmuster — Unterstützung der Willensbildung, Willensdurchsetzung, Monitoring und Meta-TA — die jeweilige TA-Institution gemäß ihrem eigenen Selbstverständnis und den bisher durchgeführten TA-Aktivitäten verfolgt.54 Darüber hinaus werden Adressaten und Themenschwerpunkte der einzelnen Institutionen identifiziert. Die Ergebnisse werden im Analysefeld 2: Kontextgestaltung von TA (Teil E) kritisch bewertet.
  • Organisation und Netzwerke: Neben der Organisationsstruktur und den Aufgaben der Organe/Organisationseinheiten werden Finanzierungsform (projektbezogene Finanzierung oder institutionelle Förderung) und, soweit die Informationen hierfür vorlagen, das Finanzierungsvolumen sowie Finanzierungsquellen beschrieben. Netzwerke, an denen die jeweilige Institution beteiligt ist, werden abschließend dargestellt.
Jürgen Weber, Utz Schäffer, Dirk Hoffmann, Titus Kehrmann
C. Bestandsaufnahme Supranationaler TA in Europa
Zusammenfassung
In diesem Abschnitt wird die Bestandsaufnahme der deutschen TA-Landschaft um eine Darstellung supranationaler TA-Aktivitäten auf europäischer Ebene erweitert.294 Die Bestandsaufnahme der supranationalen TA ist eine wesentliche Grundlage für die Analysen in den Kapiteln D und E, die die Beziehungen zwischen nationalen und europäischen Aktivitäten und die möglichen Implikationen auf die deutsche TA einer vertieften Bewertung unterziehen.
Jürgen Weber, Utz Schäffer, Dirk Hoffmann, Titus Kehrmann
D. Analysefeld 1: Interaktion von TA und Politik
Zusammenfassung
Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme führen wir zwei Analysefeldern zu: der Gestaltung der unmittelbaren Interaktion von TA und Politik (Analysefeld 1) und der Kontextgestaltung von TA (Analysefeld 2).
Jürgen Weber, Utz Schäffer, Dirk Hoffmann, Titus Kehrmann
E. Analysefeld 2: Kontextgestaltung von TA
Zusammenfassung des Kapitels
In diesem Kapitel befassen wir uns mit der Kontextgestaltung von TA (Analysefeld 2) und bewerten vor diesem Hintergrund die deutsche TA-Szene, wie sie sich aus der Bestandsaufnahme heraus darstellt. Eine individuelle Beurteilung einzelner Institute ist nicht Ziel dieser Studie. Um die Frage nach der Kontextgestaltung von TA beantworten zu können, muß vorab geklärt sein, wie gegenwärtig die Koordination von TA-Nachfrage und Angebot erfolgt: selbststeuernd auf einem freien Markt oder, als anderes Extrem eines Kontinuums, durch zentrale Lenkung einer übergeordneten Instanz.
Von einem TA-Markt kann in Deutschland nicht gesprochen werden: Die Nachfragestruktur nach TA weist ausgeprägt monopsonistische Züge auf. TA findet im wesentlichen als Politikberatung staatlicher Organe statt. An dieser Nachfragestruktur spiegelt sich eine fragmentierte TA-Anbieterlandschaft, die im Regelfall durch öffentliche Fördermittel alimentiert wird. Neben einigen größeren spezialisierten TA-Einrichtungen gibt es eine Vielzahl kleinerer Akteure mit einem breiten Forschungsspektrum außerhalb von TA (Zurechnungsproblem). Die Industrie als zentraler Träger der technologischen Innovationstätigkeit und “Wissensspeicher” ist nur marginal involviert; Kooperationen zwischen (TA-)Forschung und Praxis sind bisher eher Einzelfälle.
Der Staat findet sich in der deutschen TA-Landschaft also in einer Doppelrolle wieder: als Hauptnachfrager und Kontextgestalter. Aufgrund der Charakteristika des Produkts TA hat er auch ein hohes Eigeninteresse, den Erstellungsprozeß maßgeblich mitzugestalten. Seine Kontextgestaltungsaufgabe läßt sich — analog zur Koordination im Unternehmen — in fünf Dimensionen abbilden. Die Ergebnisse unserer Analyse zeigen deutlich, daß in einer statischen Betrachtung auf allen Ebenen erhebliche Koordinationsdefizite vorliegen: Unklare Zielfunktion und mangelnde Transparenz werden neben unsystematischer Organisation, sporadischer Kontrolle und ungenügenden Anreizsystemen als wesentliche Ursachen für den unbefriedigenden Zustand identifiziert. Einige der Mängel sind dabei, wie ein Blick in die TA-Literatur zeigt, der TA- Szene selbst offensichtlich schon lange bekannt, wurden jedoch bisher keiner strukturierten und “über den Tellerrand” blickenden Analyse zugeführt. Dies kann, überleitend zur dynamischen Analyse, auch als Indiz mangelnder Lernfähigkeit der Szene interpretiert werden. Die Untersuchung der Wirkung dieser Koordinationsdefizite über den Zeitverlauf offenbart einen “Teufelskreislauf” aus sinkender Qualität von TA-Forschungsergebnissen, mangelndem Einfluß auf Entscheidungsprozesse, sinkender Attraktivität für Akteure und nachlassender Reputation, in dem sich die weitgehend abgeschottete deutsche TA- Szene (“closed Shop”) heute befindet. Die Abwesenheit von Markt- und Wettbewerbsmechanismen und die konstante Alimentierung der Szene durch die öffentliche Hand konnten bislang einen Zusammenbruch dieses selbstverstärkenden Kreislaufs verhindern. Zaghafte Reformversuche setzen an einzelnen Schwachpunkten an; ein schlüssiges Gesamtkonzept fehlt bisher.
Die supranationale europäische TA hat, in der Ergebnisbeurteilung, weitgehend Symbolcharakter. Konstatierte Koordinationsdefizite weisen deutliche Parallelen zu denen auf nationaler Ebene auf: Keine abgestimmte Themenplanung, unklare Aufgabenverteilung bei Abwesenheit von selbstregulierenden Marktmechanismen, mangelhafte Transparenz und schlecht organisierter Wissenstransfer, fehlende endogene bzw. exogene Qualitätskontrolle und schließlich keine wirksamen Anreizmechanismen, um die besten Akteure für TA gewinnen zu können.
Aus der kurzen europäischen Analyse lassen sich damit keine direkten übertragbaren “Best Practices” ableiten; im Gegenteil, gegenwärtig wird die deutsche Abschottung durch den schlechten europäischen Zustand eher noch genährt.
Aus der kritischen Würdigung ergibt sich umfassender Handlungsbedarf:
Naheliegende Konsequenz des dauerhaft schlechten Zustandes der deutschen TA-Szene ist aus ökonomischer Perspektive die mittelfristige Rückführung der (quasi-) institutionellen Förderung und gleichzeitig das “Aufbrechen” der TA-Szene. Dazu gehört erstens, einen übergreifenden Diskussionsprozeß und Informationsaustausch zwischen der etablierten TA-Community und übrigen Stakeholdern zu init?eren. Zweitens müssen in der TA-Szene selbst gezielt Wettbewerbselemente eingeführt werden, um mittelfristig zu einer selbständig tragfähigen Struktur in der deutschen TA zu gelangen. Zu diesem Zweck ist es vorrangige Aufgabe, die beschriebenen Koordinationsdefizite abzubauen. Über die erzwungene Öffnung der Szene und die damit verbundene Erweiterung der Anbieter-/Nachfragerlandschaft könnte auch die Politikberatung qualitativ gestärkt werden.
Jürgen Weber, Utz Schäffer, Dirk Hoffmann, Titus Kehrmann
F. Gestaltungs- und Handlungsempfehlungen
Zusammenfassung des Kapitels
Die von uns vorgeschlagenen Gestaltungsbausteine setzen an den Kriterien eines funktionsfähigen Marktes an, die in Teil E entwickelt wurden.
  • Ansatzpunkt 1: Aus dem Kriterium der Transparenz von Produkt, Anbieter, Nachfrager und Preis wird die Forderung nach der Verbesserung von Gesamtvernetzung und Wissensdiffusion in der TA-Landschaft abgeleitet. Plakativ läßt sich das Ziel dieser Option wie folgt darstellen: “Wissen besser kommunizieren und Akzeptanz schciffen”!
  • Ansatzpunkt 2: Aus dem Kriterium der Offenheit der TA-Landschaft läßt sich die gezielte Einbindung von Unternehmen mit dem Fokus auf Technologieproduzenten ableiten.
  • Ansatzpunkt 3: Die Forderung nach dem Preis in Verbindung mit Reputation und Vertrauen als Marktausgleichsmechanismus impliziert die Förderung des Wettbewerbs der Akteure untereinander. Ziel sollte es daher sein, Marktmechanismen in der Community herzustellen bzw. zu fördern.
Auf der Basis der drei Ansatzpunkte wird schließlich die Einbindung der Tech- nikfolgenabschätzungsaktivitäten in ein übergreifendes Forschungs- und TechnologieAktionsprogramm vorgeschlagen. Damit liegt ein übergreifender Rahmen für die Kontextgestaltungsaufgabe des Staates in bezug auf die Koordination technikreflektierender Forschung vor.597
Jürgen Weber, Utz Schäffer, Dirk Hoffmann, Titus Kehrmann
G. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Ziel der Studie war eine aktuelle Bestandsaufnahme und Analyse technikreflektierender Forschung in Deutschland sowie die Ableitung handlungsleitender Maßnahmen. Das Design ist in zwei Aspekten innovativ:
  • die Analyse erfolgt im Sinne einer “Outside-in”-Betrachtung bewußt nicht durch Akteure der TA-Community, sondern bemüht sich um einen objektiven Drittblick aus ökonomischer Perspektive.
  • die Betrachtung der nationalen TA-Landschaft wird um eine Analyse der europäischen Ebene erweitert.
Jürgen Weber, Utz Schäffer, Dirk Hoffmann, Titus Kehrmann
Backmatter
Metadata
Title
Technology Assessment
Authors
Prof. Dr. Jürgen Weber
Dr. Utz Schäffer
Dirk Hoffmann
Titus Kehrmann
Copyright Year
1999
Publisher
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-82286-4
Print ISBN
978-3-409-11560-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-82286-4