Skip to main content
Top

2018 | Book

Textspiele in der Wirtschaftskommunikation

Texte und Sprache zwischen Normierung und Abweichung

insite
SEARCH

About this book

Das Buch zeigt die Bandbreite zeitgenössischer Textprodukte in der Wirtschaftskommunikation auf, die durch verschiedene Varianten des Spiels mit Sprache und Text beeindrucken und eine lebendige Textkultur illustrieren können. ​Texte in Unternehmenskommunikation und Werbung folgen vielfach festgelegten Mustern. Pressemeldungen, Editorials oder Werbeanzeigen z.B. bieten als konventionelle Textsorten recht klare Orientierungen zu ihrem Inhalt und ihrer Form. Andere Texte wiederum sind vor allem deshalb aufmerksamkeitsstark und attraktiv, weil sie von Normen abweichen und spielerisch mit Erwartungen an Texte und ihren konventionellen Gestaltungsprinzipien umgehen. Zeitungsbeilagen in Form von Liebesbriefen, schillernde Unternehmensstorys, lyrische Verse in einer Werbeanzeige oder Wirtschaftspublikationen als Comic Strip z.B. informieren und unterhalten zugleich.

Table of Contents

Frontmatter

Vorspiele

Frontmatter
Chapter 1. Vorwort der Herausgeberinnen
Zusammenfassung
Ist Texten Kunst oder Technik? Mit dieser Frage wird der Texter oder derjenige, der Texter ausbildet, immer wieder konfrontiert. Letzteres impliziert, dass man das Texten lernen kann, weil eine Art Regelwerk existiert, das den guten vom schlechten Text unterscheidet. Nimmt man die erste Perspektive ein, ist jeder Text ein individuelles Werk, hervorgebracht durch einen schöpferisch-kreativen Akt. Wie immer, liegt die Wahrheit wohl dazwischen.
Susanne Femers-Koch, Stefanie Molthagen-Schnöring
Chapter 2. Einführung: Das Spiel mit dem Text – Spielarten, Spielregeln, Spielerfinder
Zusammenfassung
Oft sind gelungene Texte „irgendwie anders“, sie weichen ab von Gewohntem und auch Bewährtem. Solche Texte spielen mit Regeln, verfremden Formen und konventionelle Muster – sie widersprechen den Erwartungen des Publikums und gehen kreativ mit Sprache um. Auffällige Textvarianten in der Wirtschaftskommunikation werden in diesem einführenden Kapitel vorgestellt und mit Hilfe der Spiele-Metapher auf ihre Gemeinsamkeit hin untersucht, um damit den Analyserahmen des vorliegenden Buches zu entfalten. Das Charakteristikum „Spiel“ ist hier als Qualitätskriterium für kreative und innovative Textleistungen zu verstehen, die Möglichkeitsräume für das Medium Text in der Wirtschaftskommunikation erweitern. Berücksichtigung finden insbesondere Textprodukte aus Werbung, Public Relations und Journalismus in verschiedenen medialen Kontexten. Eine Vorstellung der Struktur des Buches und eine inhaltliche Skizze der einzelnen Kapitel sollen dem Leser helfen, seine Erwartungen an die Lektüre zu überprüfen und die Leseauswahl zu erleichtern.
Susanne Femers-Koch, Stefanie Molthagen-Schnöring

"HauptrundenI Etablierte Spiele im Wandel"

Frontmatter
Chapter 3. Abweichungen etablierter journalistischer Textsorten in der Dualität von Online- und Printmedien
Zusammenfassung
„Online First“ hat sich mittlerweile zum Motto selbst etablierter Verlage entwickelt. So werden Nachrichten als erstes online publiziert und Online-Quellen dienen als erster Anhaltspunkt für eine journalistische Recherche. Der Beitrag fragt danach, was dies für die journalistischen Textsorten bedeutet. Unterliegen sie dem Diktat der 140 Zeichen einer Twittermeldung? Oder bildet sich gerade eine gegenläufige Tendenz heraus (so werden in einigen Verlagshäusern Redaktionen für investigative Recherche ausgebaut)? Journalisten bestreiten heute zunehmend, dass sich das Schreiben für das Print- und Onlinemedium wesentlich unterscheidet. Lässt sich dies an empirischen Beispielen belegen?
Stefanie Molthagen-Schnöring
Chapter 4. Die Rede: Es gilt (nicht nur) das gesprochene Wort
Zusammenfassung
Das Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Faktoren lässt die Rede zur Königsdisziplin werden. Die Herausforderungen an die klassische Form der personalen Kommunikation sind im Zeitalter des Web 2.0. weiter gewachsen. Alles bleibt sichtbar, hörbar, nachprüfbar und endlos wiederholbar. Der originäre Moment aber bleibt denen, die die Reden direkt vor Ort erleben und sie zu Mythen werden lassen, wie Beispiele aus der Politik belegen. Auch im Rahmen der CEO-Kommunikation spielen öffentliche Auftritte eine zunehmend wichtigere Rolle. Die Manager an der Spitze prägen das Gesicht der Unternehmen. Die Hauptversammlungen stellen die große Bühne dar, auf denen sich die Vorstände bewähren müssen – mit begrenztem Spielraum. Mehr Chancen für Individualität, Empathie und persönlichen Mut nutzten prominente Rednerinnen aus unterschiedlichen Anlässen (wie Preisverleihung, Predigt oder Parteitag), deren Botschaften bewegten und medial diskutiert wurden. Dass Authentizität und Inszenierung zusammengehören, wissen auch externe Redenschreiber nur allzu gut. Deren Identität bleibt oft ein Geheimnis; Diskretion ist das oberste Gebot. Hierauf vertrauen die Auftraggeber ebenso wie auf deren Kompetenzen. Kreativität und die Fähigkeit, aus komplexen Sachverhalten prägnante Botschaften zu entwickeln, gehören dazu. Denn nur sie sind es oft, die in Erinnerung bleiben.
Susanne Femers-Koch, Stefanie Molthagen-Schnöring
Chapter 5. Digitale Medien – medialer Wandel und der Einfluss auf Textsorten und Sprache
Zusammenfassung
Mit dem Siegeszug der digitalen Medien haben sich Prinzipien der Kommunikation und damit auch der Textproduktion fundamental verändert. Das klassische Sender-Empfänger-Modell wurde quasi auf den Kopf gestellt: Heutzutage haben die Rezipienten im Kommunikationsprozess eine stärkere Rolle denn je. Neue journalistische Beteiligungsformate und kreative Sprachspiele in Blogs werden gefeiert, während Kritiker zeitgleich einen zunehmenden Verfall der sprachlichen Kompetenz durch Verkürzungen und Zeichensprache, wie bspw. Emoticons, beklagen. Der Beitrag analysiert sowohl die Risiken als auch die Chancen, die sich mit den digitalen Medien für die Textproduktion und -rezeption ergeben. Anhand ausgewählter Textsorten wird exemplarisch untersucht, was digitale Texte auszeichnet und welche Kompetenzen von einem Texter im Zeitalter des Web 2.0 verlangt werden.
Stefanie Molthagen-Schnöring
Chapter 6. Abweichung vom allgemeinen Sprachniveau: Jugendsprache als Varietätentyp in der Wirtschaftskommunikation
Zusammenfassung
Jugendsprache in Werbung und Social Media ist kein Garant für die Akzeptanz von Produkten und Unternehmen oder die „Verjüngung“ älterer Zielgruppen. In Bezug auf den Varietätentyp Jugendsprache ist zu klären, welche sprachlichen Formen als Marker dieser Varietät dienen (z. B. Intensivierungen wie hammer oder typische Adjektive wie geil oder cool), in welcher Funktion diese Varietät eingesetzt wird (z. B. Nutzung des Prestigefaktors Jugend) und in welchen Produktbranchen diese Sprache Anwendung findet (z. B. Kosmetika wie das Deo „Axe“). Jugendsprache in der Wirtschaftskommunikation weist neben Chancen auch Risiken auf (z. B. mangelnde Authentizität und wahrgenommene Anbiederung), die vor dem Einsatz des Sprachtypus abzuwägen sind. Dies soll anhand von Elementen der Jugendsprache und Beispielen ihres Einsatzes insbesondere in der Werbung illustriert werden.
Susanne Femers-Koch
Chapter 7. Comic strips für eine ernste Sache?
Spielerischer Umgang mit Text und Bild in der Wirtschaftskommunikation
Zusammenfassung
Humoristische Text-Bild-Beiträge bieten für die Wirtschaftskommunikation vielfältige Akzentuierungsmöglichkeiten, indem sie unterhaltend informieren und kommentieren. Da Comics sich von der Diffamierung als Trivialliteratur zunehmend emanzipieren, können sie als literarisch-künstlerische Erzählung eine Bereicherung, z. B. im Corporate Publishing, darstellen. Ihre Geschichte zeigt, dass sie beispielsweise als Werbefigur von Zeitschriften („Mecki“ in Hörzu) oder als Medium für den Archetypus des Großindustriellen (Dagobert Duck) bereits gut etabliert sind. Vielversprechend sind sie aber auch als interund transkulturelles Phänomen der Gegenwart (z. B. als Manga-inspirierte Darstellung wie in der Detox-Kampagne von Greenpeace). Da heute nahezu jedes Thema im Comic bearbeitet wird, soll untersucht werden, wo sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für Comics in journalistischen Publikationen sowie in der modernen Unternehmens-, Produkt- und Marktkommunikation gegeben sind.
Susanne Femers-Koch
Chapter 8. Storytelling als Textmuster auf dem Weg zur Etablierung
Zusammenfassung
Das Erzählen von Geschichten hat eine lange Tradition in der Kommunikation zwischen Menschen. Seit Beginn der Wirtschaftskommunikation wird der Gründermythos einer Organisation bewusst eingesetzt, um diese Organisation menschlich, emotional und überzeugend darzustellen. Aktuell wird die Erzählkunst in der Wirtschaftskommunikation wiederentdeckt. Storytelling ist eine wirkmächtige Kommunikationsmethode. Internen und externen Zielgruppen von Organisationen können dabei auf eine einprägsame, lebendige und glaubwürdige Art und Weise bedeutungsvolle Botschaften vermittelt werden. Welche Chancen Storytelling für die Wirtschaftskommunikation bietet und wo die Grenzen und Risiken liegen, dies wird im folgenden Kapitel sowohl theoretisch als auch in den angeführten Beispielen aus der Praxis aufgezeigt.
Christina Vaih-Baur
Chapter 9. Lyrik als Erwartungsbruch in der Wirtschaftskommunikation
Zusammenfassung
In der Frühzeit der Unternehmenskommunikation gab es bereits Dichter, die ihre Kunst in den Dienst des Konsums stellten, wie z. B. Franz Wedekind für Maggi Würze Ende des 19ten Jahrhunderts oder Joachim Ringelnatz für den Füllfederhalter Montblanc in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Eine Hochzeit in der Wirtschaftskommunikation hatte die Lyrik bereits einmal im vergangenen Jahrhundert. Heute findet man hier und da wieder Werbetexte, die auf die Stärken der Lyrik bauen. Sie zitieren berühmte Gedichte, z. B. von Walt Whitman für das iPad von Apple, stellen eigene Kreationen des Unternehmens dar (z. B. die „Hornbach- Hymne“) oder sind Ergebnis von Kreativwettbewerben, bei denen Kunden zur Feder greifen, um ihre Lieblingsmarke durch Sprachkunst zu veredeln. Da Lyrik für viele Menschen in der heutigen Gesellschaft „out“ ist, dürften poetische Texte in der Unternehmenskommunikation eher überraschen und mit den Erwartungen des Lesers brechen. Welche Funktionen Lyrik für Werbung und Unternehmenskommunikation heute haben kann und wo die Grenzen der Dichtkunst für den Kommerz zu ziehen sind, wird anhand von exemplarischen Analysen vorgestellt.
Susanne Femers-Koch
Chapter 10. Intertextualität als „Beziehungsspiel“ von Texten in der Wirtschaftskommunikation
Zusammenfassung
Texte können andere zitieren, nachahmen, parodieren oder karikieren. Diese und ähnliche Beziehungen von Texten zueinander, sogenannte intertextuelle Referenzen, fasst man unter dem Begriff Intertextualität zusammen. Sie verspricht u. a. Aufmerksamkeit, z. B. wenn eine Werbeanzeige als Lexikoneintrag gestaltet ist, oder eine Headline in der Zeitung Bezug nimmt auf eine Redewendung, ein geflügeltes Wort oder eine Liedzeile (z. B. „Verflixt und zugeparkt“). Der Bezug eines Textes auf einen anderen kann das Verständnis eines Sachverhalts stützen, allerdings nur dann, wenn die Referenzobjekte zielgruppenaffin sind und der Referenzrahmen sich als adäquat im kontextuellen und emotionalen Sinn erweist. Nicht jeder intertextuellen Referenz in der Werbung wie auch im Journalismus gelingt dies. Mehr noch: Unangemessenes Framing durch Intertextualität kann auch Akzeptanzprobleme schaffen. Der Beitrag versteht sich als Orientierungshilfe für die Gestaltung dieser spielerischen Textvariante in der Wirtschaftskommunikation.
Susanne Femers-Koch
Chapter 11. Rhetorik in der Unternehmenskommunikation – Vom strategischen Gebrauch der Sprache
Zusammenfassung
Rhetorischer Sprachgebrauch ist wirkungsorientiert – und in diesem Sinne ist Kommunikation immer rhetorisch, weil sie beim Zuhörer oder Leser stets eine Wirkung erzielen will. Bezogen auf die Unternehmenskommunikation geht es darum, einen Konsumenten zum Kauf anzuregen, das Vertrauen eines Investors zu gewinnen oder das eigene Unternehmen gegenüber einem Journalisten im besten Licht darzustellen. Unternehmenskommunikation ist somit persuasive Kommunikation. Die Mittel, die dazu eingesetzt werden, haben sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausdifferenziert, was auch mit einer veränderten Anspruchshaltung der verschiedenen Zielgruppen zu tun hat. So reicht es nicht mehr, den Konsumenten in der Werbung aufzufordern: Kauf, vielmehr gilt es, ihn von der Nachhaltigkeit der Unternehmensaktivitäten ebenso zu überzeugen wie vom Image des Produkts. Und auch der Investor schaut nicht mehr nur auf die altbekannten Kennzahlen, sondern will wissen, wie langfristig sich das dem Unternehmen anvertraute Kapitel verzinst und ob das Management verantwortungsvoll damit umgeht. Mehr denn je besteht somit für Unternehmen ein Bedarf, konsistent und überzeugend zu kommunizieren. An Beispielen aus der Finanzbranche demonstriert der Beitrag, welche rhetorischen Strategien Unternehmen heutzutage anwenden, um ihre Zielgruppen zu überzeugen.
Susanne Femers-Koch, Stefanie Molthagen-Schnöring

Endspiel

Frontmatter
Chapter 12. Online und Print
„Bei einer jüngeren Zielgruppe wirken ‚authentische‘ Texte besser.“
Zusammenfassung
Frederik Fischer studierte Fernsehjournalismus, Medienwissenschaft und Volkswirtschaft an den Universitäten Aarhus und Amsterdam sowie der City University London und der Hochschule Hannover. Vor der Gründung des Twitter-Aggregators Tame arbeitete Frederik Fischer als freier (Netz)Kultur- und Technologie-Journalist für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie für diverse Zeitschriften und Online-Medien. Frederik Fischer leitete den Bereich „Audience Engagement“ bei Krautreporter und ist Mitherausgeber von Vocer. Seit November 2015 verantwortet er als Chefredakteur den Webauftritt der Empfehlungs-Plattform piqd.
Stefanie Molthagen-Schnöring
Chapter 13. Corporate Publishing
„Wir alle können von Dramaturgen, Drehbuchautoren, Regisseuren viel lernen“
Zusammenfassung
Klaus Madzia ist Content Stratege bei C3. Zuvor war er Chefredakteur in der Verlagsgruppe Handelsblatt, Gründungsmitglied von Econy (Brand Eins Vorgänger), Redakteur beim SPIEGEL und Redaktionsleiter SPIEGEL ONLINE. Seine Ausbildung absolvierte er an der Henri-Nannen-Schule, der UC Berkeley sowie der LMU München. Madzia lebt in Berlin.
Ralf Birkelbach, Klaus Madzia
Chapter 14. Scrollytelling
„Eine Spielart oder Weiterentwicklung traditioneller Storytellingformate“
Zusammenfassung
Prof. Dr. Florian Stadel leitet den Studiengang Journalistik am Stuttgarter Campus der Macromedia University of Applied Sciences. Online- und Printjournalismus sowie Innovationen im Medienbereich sind Schwerpunkte seiner Arbeit. Vor seiner Hochschultätigkeit war der promovierte Historiker bei der Nachrichtenagentur „Reuters“, dem Nachrichtenmagazin „Focus“ und der „Neuen Zürcher Zeitung“ beschäftigt. Florian Stadel berät darüber hinaus deutsche und schweizer Medienhäuser in Fragen medialer Konvergenz und Storytelling.
Christina Vaih-Baur
Backmatter
Metadata
Title
Textspiele in der Wirtschaftskommunikation
Authors
Susanne Femers-Koch
Stefanie Molthagen-Schnöring
Copyright Year
2018
Electronic ISBN
978-3-658-18899-3
Print ISBN
978-3-658-18898-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-18899-3