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18-01-2019 | Transformation | Schwerpunkt | Article

Vom digitalen Clickworker zum High Potential?

Author: Annette Speck

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Laut HR-Report 2019 erwartet die Mehrheit der Führungskräfte von der Digitalisierung eher positive Beschäftigungseffekte. Damit diese tatsächlich eintreten, sind noch einige Hausaufgaben zu erledigen.

Auch 2019 bleiben die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt ein heiß diskutiertes Thema. Wie Führungskräfte die Chancen und Schwierigkeiten hierbei aktuell einschätzen, beleuchtet der "HR-Report 2019: Schwerpunkt Beschäftigungseffekte der Digitalisierung" von Hays und dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE). Dafür wurden 868 Führungskräfte im DACH-Raum aus Dienstleistungs- und Industriebetrieben sowie dem öffentlichem Sektor unter anderem zu den quantitativen und qualitativen Beschäftigungseffekten befragt. Das Ergebnis: Insgesamt ist die Mehrheit der Befragten positiv gestimmt. In fast allen abgefragten Unternehmensbereichen erwarten sie einen Stellenzuwachs.

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Nicht jede Arbeit durch Technik ersetzbar

Wenngleich die Digitalisierung zweifellos viele Jobs – insbesondere im mittleren Qualifikationsbereich – kosten wird, sind sich die Experten einig, dass sich eine Reihe von Arbeiten nur schwer durch Technik ersetzen lassen. Hierzu gehören unter anderem Nicht-Routinetätigkeiten, Aufgaben im Umgang mit Menschen oder auch Jobs, die Kreativität und neue Ideen erfordern sowie individuelle Lösungen hervorbringen.

Dies sind die zentralen Erkenntnisse des HR-Report 2019:  

Quantitative Beschäftigungseffekte

Unternehmen rechnen insgesamt eher mit mehr Beschäftigten dank neuer Berufsbilder (besonders in F&E, IT, Marketing) und Personalzuwachs in bestehenden Berufen (Vertrieb, Kundenservice, F&E, Produktion).

Qualitative Beschäftigungseffekte

Neue Kompetenzen werden erforderlich, um mit den Entwicklungen in der digitalen Arbeitswelt Schritt zu halten. Dies wird sich insbesondere in IT, Vertrieb und Personalwesen auswirken.

Beschäftigungsfähigkeit

Die Beschäftigungsfähigkeit muss gefördert werden, insbesondere durch lebenslange Fort- und Weiterbildung aber auch durch Work-Life-Balance. Wechselspiel zwischen Eigen- und Unternehmensverantwortung.

Erforderliche Skills

Führungskräfte sind unentschieden, ob Hard- oder Soft Skills bei Fachkräfteauswahl für den digitalen Wandel wichtiger sind. Generalisten mit themen-/branchenübergreifenden Erfahrungen, erfahrene Experten und kreative Köpfe werden tendenziell bevorzugt. Bei den begehrtesten Hard Skills liegen Fachkenntnisse vor IT-Grundkompetenz und Medienkompetenz. Wichtigste Soft Skills sind Lernbereitschaft sowie Lernfähigkeit und Teamfähigkeit.

Rekrutierung

Wichtigste Instrumente sind Jobportale (59 Prozent) und eigene Websites (48 Prozent), Social Media nutzen nur ein Drittel der Befragten. EU-weite Mitarbeitersuche nimmt zu.

Mitarbeiterbindung

Entscheidend hierfür sind ein gutes Betriebsklima, marktgerechte Entlohnung und flexible Arbeitszeiten.

Weniger Führung, mehr Eigenverantwortung

Darüber hinaus betrachtet der Report vor dem Hintergrund der Digitalisierung und der Beschäftigungseffekte auch diverse Aspekte rund um die Führungskräfterolle. Etwa die Anforderungen an sie, den Weg zur Führungskarriere sowie Stolpersteine. So belegt die Befragung, dass die Rolle von Führung seit einigen Jahren deutlich abnimmt. Gefragt sind hingegen mehr Eigenverantwortung und Selbstorganisation sowie agilere Strukturen.

Der Untersuchung zufolge haben Unternehmen die Kluft zwischen der Bedeutung und der Umsetzung von HR-Digitalisierungsthemen gegenüber den Vorjahren in vielen Bereichen geschlossen. Dennoch sehen die Studienautoren weiterhin einigen Handlungsbedarf, um bei den rasanten Veränderungen in globalisierten Märkten mithalten zu können:

  • Wertschätzung und Vertrauen verbessern, um Mitarbeiterbindung zu stärken
  • Offener Umgang mit kritischen Themen, insbesondere durch das Topmanagement
  • Individuelle Lösungen für Arbeitsformen und Karrierewege, statt standardisierter Regelungen
  • Abschied von altbekannten Lernmustern, dafür lebenslanges Lernen in den Arbeitsalltag integrieren
  • Mehr Pluralität in Teams
  • Konzertiertes Handeln von Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Staat, um Menschen für die digitale Arbeitswelt fit zu machen und zu halten

Soziale Transformation nicht vergessen

Die Befunde des Reports decken sich in vieler Hinsicht mit denen von Jutta Rump et al. in ihrem Fachbeitrag zur "Arbeitszeitpolitik im Kontext der Digitalisierung". Jedoch warnen die Springer-Autoren davor, die Fehler der vorangegangenen industriellen Revolutionen (Dampfmaschine, Arbeitsteilung, Computer) zu wiederholen. Stattdessen "sollten wir die Lehre aus der Geschichte ziehen und von Beginn an einen proaktiven Ansatz umsetzen, in der die soziale Transformation eine ebenso wichtige Rolle spielt wie die digitale Transformation in Bezug auf Geschäftsmodelle, Prozesse und Strukturen", heißt es auf Seite 6. So stehen Arbeitgeber, Sozialpartner und Politik nicht nur in der Verantwortung, die Menschen über die Konsequenzen der Digitalisierung zu informieren. Vielmehr müssten auch die rechtlichen Strukturen und Regelungen an die veränderten Arbeitsformen und Beschäftigungsverhältnisse angepasst werden. Dies betrifft beispielsweise auch die Gestaltung der Sozialpartnerschaft, Tarifverträge oder Mitbestimmungsgremien.

Peter Jaeger rät in dem Buchkapitel "Der Change-Prozess in der Arbeitswelt und auf den Arbeitsmärkten" etwa, frühzeitig in die Diskussion mit den Gewerkschaften einzusteigen. Doch gerade für den Inbegriff der modernen Digitalarbeiter, die Clickworker, die weltweit ihre Aufträge über Onlineplattformen generieren, fehlt es bislang weitgehend an einer Interessenvertretung. So belegt die gemeinschaftliche Studie "The Risks and Rewards of Online Gig Work At the Global Margins" der Universitäten Oxford und Pretoria die häufig ausbeuterischen Arbeitsbedingungen des neuen Online-Arbeitsmarkts. Und in den Genuss von Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmenskultur oder der Mitarbeiterbindung kommen wohl die wenigsten Clickworker. 

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2019 | OriginalPaper | Chapter

Quo vadis Digitale Revolution?

Eine gesamtwirtschaftliche Analyse von Auswirkungen der Digitalisierung
Source:
Arbeitswelten der Zukunft

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