Fast alle kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland arbeiten heute mit Software. Jedoch wünschen sich 56 Prozent der Mitarbeiter, dass ihre Firma Software und Technologien besser nutzt. Ein sinnvoller Appell.
Die effiziente Zusammenführungen und Analyse relevanter Informationen durch die Digitalisierung wird für den Erfolg von Finanzabteilungen immer wichtiger.
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Software erleichtert die tägliche Arbeit. Das bestätigen 96 Prozent der Mitarbeiter von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die der Software-Anbieter Capterra im Rahmen einer Umfrage zu den Digitalisierungstrends in deutschen KMU 2018 online befragt hat. Allerdings sagen 35 Prozent der 401 befragten Mitarbeiter aus KMU auch, dass sie ihre Firma nicht wirklich als digitalisiert bezeichnen würden.
Die Bereiche, für die KMU am häufigsten Software im Einsatz haben, sind Datenspeicherung und -übertragung, Kunden-, Projekt- und Personalmanagement sowie Kommunikation. Fast zwei Drittel der Befragten geben an, mit vorinstallierter Software (33,9 Prozent) oder einer Kombination aus vorinstallierter und cloudbasierter Software (29,7 Prozent) zu arbeiten. 14 Prozent nutzen allein unternehmensinterne Programme. Lediglich fünf Prozent setzen allein auf Cloud Software; den Capterra-Experten zufolge wegen Sicherheitsbedenken.
In anderen europäischen Ländern würden KMU mehr in Cloud-Technologien investieren. Beispielsweise weil sie leistungsstarke IT-Kapazitäten zu geringeren Kosten pro Nutzer böten und für Digitalisierungstrends wie künstliche Intelligenz eine Voraussetzung seien. Ein großer Vorteil von Cloud Software ist zudem das ortsunabhängige Arbeiten, auch mit eigenen Geräten. Dies wird im Zuge von New Work und einer globalisierten Welt, in der sich Unternehmen mit ihren Kunden, Businesspartnern und anderen Stakeholdern vernetzen müssen, immer wichtiger.
Nur jeder Zweite erhält Software-Schulung
Doch welche Programme werden in kleinen und mittleren Unternehmen nun am häufigsten verwendet? Klarer Spitzenreiter ist das Office-Paket mit seinem Tabellentool Excel. Deutlich dahinter folgen SAP, Adobe, Skype und Datev. Für die verwendete Software erhielt indessen ein Viertel der Befragten gar keine Schulung und ein weiteres Viertel empfand das erhaltene Training als nicht ausreichend.
Auch die berufliche Verwendung von Smartphone-Apps wurde erfragt. 63 Prozent verneinen eine Nutzung, gut ein Drittel hat hingegen ein bis fünf Apps auf dem Smartphone, die für den Job genutzt werden. Dabei liegt WhatsApp mit einigem Abstand vor Outlook und Office.
Geringere Budgets aber große Aufgaben
Die Umfrageergebnisse belegen, dass sich KMU bei der Digitalisierung überwiegend auf langjährig bewährte Tools verlassen. Denn sie müssen den digitalen Wandel mit ganz anderen Voraussetzungen stemmen als Großunternehmen, wie Dominic Lindner und Christian Leyh in ihrer in der Fachzeitschrift HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik veröffentlichten Analyse "Digitalisierung von KMU – Fragestellungen, Handlungsempfehlungen sowie Implikationen für IT-Organisation und IT-Servicemanagement" betonen. So sind in kleinen und mittleren Firmen Entscheidungswege zwar meist kürzer, aber die Budgets geringer und die Prozess- und IT-Landschaft weniger komplex als in großen Firmen. Zentrale, weniger moderne IT-Ausstattungen seien nicht für die Anwendung von Big Data, Industrie 4.0-Szenarien oder die global verteilte Arbeit ausgerichtet. "Somit ist für die Digitalisierung oft eine Reorganisation der internen IT-Ausstattung und -Ausgestaltung im Kontext kleiner Budgets der KMU notwendig", schreiben die Springer-Autoren auf Seite 415.
Doch umfassende Veränderungen der Hard- und Software bergen neben den avisierten Chancen auch Risiken. Beispielsweise reagieren Mitarbeiter verunsichert auf neue IT-Tools, wodurch die Effizienz sinken kann. Zudem fürchten Unternehmen Fehlinvestitionen, Kostenrisiken, Datensicherheitsprobleme, aber auch fehlendes Know-how und zu wenige personelle Ressourcen sowie Überforderung durch die neuen Möglichkeiten.
Den Wandel pragmatisch angehen
Lindner und Leyh haben in ihrer Analyse Themencluster zur Digitalisierung in KMU gebildet und für jedes Cluster Handlungsempfehlungen erstellt (Seite 408 ff.):
Digitalisierung von KMU | |
Themencluster | Handlungsempfehlungen |
Industrie 4.0 und Automatisierung |
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Big Data |
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Arbeit, Führung, Agilität |
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Geschäftsmodelle und Innovation |
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Globalisierung |
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Cloud Computing |
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Um pragmatische Lösungsansätze für den digitalen Wandel zu entwickeln, die zu ihrer Ressourcenausstattung und zu ihrer Firmenkultur passen, empfiehlt Uwe Fischer kleinen und mittelständischen Firmen das Vier-Phasen-Modell Enterprise Transformation Cycle (ETC). Dabei würden alle strategischen und operativen Aspekte von Unternehmen berücksichtigt, die Auswirkungen auf eine nachhaltig erfolgreiche Transformation haben. In dem Beitrag "Die digitale Transformation in kleinen und mittelständischen Unternehmen mithilfe des Enterprise Transformation Cycle meistern" erläutert er die einzelnen Phasen von Envision (Ziel) über Engage (Rollen und Verantwortlichkeiten) und Transform (Umsetzung) bis zu Optimize (Controlling).