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18-09-2018 | Transformation | Schwerpunkt | Article

Unternehmen verschlafen den KI-Trend

Author: Anne Steinbach

3:30 min reading time

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​​​​​​​Roboter, Big Data und autonom fahrende Fahrzeuge – Künstliche Intelligenz (KI) dringt langsam in den Alltag vor. Doch gestandene deutsche Unternehmen schrecken vor dem KI-Einsatz noch zurück.


Digitalisierungsstrategien beherrschen die großen Konferenzen und die Denker in Deutschland. Wie können wir schneller, effektiver und vor allem multimedialer arbeiten, um nicht nur mehr Menschen, sondern auch Kunden richtig zu erreichen? Es wird sich vernetzt, es wird digitalisiert und vieles einfach nur noch online bearbeitet. Was dabei jedoch gerade in Deutschland bis heute auf der Strecke bleibt, ist eine Anwendung, die bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt wird: Künstliche Intelligenz.

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Innovationsmanagement und Digitalisierung – bleibt alles anders?

Entscheidend für eine erfolgreiche Innovationstätigkeit ist neben der Gestaltung von Innovationsprozessen insbesondere die adäquate Berücksichtigung von Rahmenbedingungen für Innovation. Zwar können diese zum Teil von Unternehmen mitgestaltet werden, sind aber weitgehend durch exogene Einflussfaktoren vorgegeben.


Künstliche Intelligenz in den Unternehmen von heute

"Erste theoretische Grundlagen der KI wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts gelegt, insbesondere in den Werken des britischen Mathematikers Alan Turing (1950)", erklärt Springer-Autor Patrick Glauner im Buchkapitel "Künstliche Intelligenz – die nächste Revolution (The Artificial Intelligence Revolution)" des Buchs "Innovationsumgebungen gestalten"(Seite 68). 

Laut einer Studie der Quadrida Hochschule Berlin und der Unternehmensberatung TMG, in der 300 Digital-Chefs von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden, spielt die Künstliche Intelligenz trotz der großen öffentlichen Aufmerksamkeit in den Digitalstrategien der Unternehmen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Insgesamt gaben fast alle Unternehmen an, eine Digitalstrategie zu haben. Einen ausgewiesenen Chief Digital Officer (CDO) hatte allerdings nur ein Viertel der Unternehmen. 

Was versteht man unter Künstliche Intelligenz?

Im Buchkapitel "Künstliche Intelligenz und datenbasierte Geschäftsmodellinnovationen – Warum Unternehmen jetzt handeln sollten" aus dem Buch "Service Business Development" definiert Springer-Autor Johannes Winter Künstliche Intelligenz wie folgt:

"Grundsätzlich wird das KI-getriebene Zusammenwirken von Mensch und Maschine im Rahmen unterschiedlicher Abstufungen beschrieben. Hierbei wird zwischen ferngesteuerten Systemen, Assistenzsystemen, automatisierten Systemen, die Teilaufgaben selbstständig erledigen können, sowie autonomen Systemen unterschieden." (Seite 63)

Bis heute scheinen sich diese vermeintlich intelligenten Systeme jedoch nicht durchzusetzen. Lediglich 24 Prozent der Befragten bestätigten in der Studie, dass Künstliche Intelligenz bei Projekten im Rahmen ihrer Digitalstrategie zum Einsatz kommt. Die mit Abstand größte Bedeutung hat für die Unternehmen dagegen die Digitalisierung der firmeneigenen Prozesse, die von 73 Prozent als Ziel genannt wurde. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass die Unternehmen in der Praxis mit der KI-Technologie noch nicht viel anfangen können.

Kritik an Künstlicher Intelligenz

Aufgaben an Roboter weiterzugeben oder sich plötzlich auf Maschinen und übergeordnete Systeme zu verlassen, ist gewöhnungsbedürftig und sicher nicht in jedem Unternehmen ein Prozess, der innerhalb von ein paar Tagen umgesetzt und akzeptiert wird.

Trotz konstanter Weiterentwicklung von KI-Prozessen bleibt die scharfe Kritik bestehen. "Was für den einen humanen moralischen Akteur als moralisch gilt und daher das künstliche Gegenüber als moralisches Subjekt erscheinen lässt, wird einer anderen moralischen Akteurin als unangemessen oder unausgewogen erscheinen", bestätigt Springer-Autor Matthias Rath im Buchkapitel "Zur Verantwortungsfähigkeit künstlicher 'moralischer Akteure'" im Buch "Problemanzeige oder Ablenkungsmanöver?" (Seite 229).

Weiterhin fasst er im Buchkapitel "Mein Haus, mein Auto, mein Roboter?" zusammen, dass laut einer Studie der British Science Association der Großteil der Befragten glaubt, durch Künstliche Intelligenz den eigenen Job zu verlieren. "36 Prozent glauben demnach, dass die Entwicklung von intelligenten Programmen eine Bedrohung für das langfristige Überleben der Menschheit darstellt", so Rath (Seite 58).

Digitalisierung als Deckmantel der Modernisierung

Auffällig ist auch, dass nur wenige Unternehmen die Digitalstrategie als Möglichkeit sehen, in neue Geschäftsfelder vorzudringen. Während Ziele wie Kostensenkung und ein besseres Kundenerlebnis eine große Rolle spielen, wird der "Eintritt in neue Märkte" nur von einer Minderheit angestrebt. "Das Thema Digitalisierung wird in vielen Unternehmen als Deckmantel für eine Modernisierung genutzt, die in den vergangenen zehn Jahren hätte stattfinden müssen", erklärte Wojciech Bolesta von TMG, einer der Autoren der Studie, gegenüber dem Wirtschaftsmagazin 'Capital'. Neue Geschäftsmodelle hätten daher für die meisten keine Priorität.

Fazit: Wie und wann Künstliche Intelligenz wirklich in deutsche Unternehmen gelangt, bleibt nur eine Frage der Zeit. "Entscheidend für die breite gesellschaftliche Akzeptanz wird sein, ob sich lernende, adaptive Systeme als nützliche, sichere und verlässliche Dienstleister für unsere Gesellschaft bewähren. Gleichzeitig hängt die Akzeptanz von KI auch von der Transparenz und der Nachvollziehbarkeit ihres Agierens ab", so Springer-Auto Johannes Winter in "Künstliche Intelligenz und datenbasierte Geschäftsmodellinnovationen – Warum Unternehmen jetzt handeln sollten" (Seite 67).

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